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Paris, Januar 2015. Teil 8.

Die Präsentation der Täter I.

 

Manchmal kann es richtig schnell gehen.

Der Pulverdampf vom Vortag hatte sich gerade erst verzogen, als am Samstag, dem 10. Januar, die deutschsprachigen Medien bereits Hintergrundinformationen über die vermeintlichen Täter präsentieren konnten. Das heißt, dass in Paris das Innenministerium, die Polizei und die Geheimdienste nicht viel Zeit verloren hatten, um mit ihren „Erkenntnissen“ auch ohne die lästige Justiz die Medien zu füttern. Die toten Vorverurteilten waren die Täter, basta, da musste offenbar nicht lange gefragt und aufgeklärt werden.

Deswegen wurden offensichtlich schleunigst die „Lebensläufe“ der erschossenen vermeintlichen Attentäter veröffentlicht. Damit der Durchschnittsbürger verstehen würde, dass es natürlich diese beschuldigten und bereits verurteilten Männer gewesen sein müssen, es nicht anders gewesen sein kann. Als verängstigter Mitmensch war es eine wahre Freude, es mit einer derart schnellen und auskunftfreudigen Polizei zu tun zu haben, schließlich erlebt man dies selten genug.

 

Die Öffentlichkeit wurde nun darüber informiert, dass sich der 34jährige Said Kouachi im Jahre 2011 für einige Monate in einem „Terrorlager“ der „EL Kaida“ im Jemen gewesen wäre. Der 32jährige Cherif wiederum soll 2005 versucht haben, als „Dschihadist“ im Irak gegen die US-Besatzer zu kämpfen, wurde aber dummerweise verhaftet. Über die syrische Grenze habe er dort einreisen wollen, so wurde behauptet. Verhaftet wurde er aber in Frankreich, doch scheint man in den gesteuerten Massenmedien keine weitere Gelegenheit auslassen zu wollen, um Syrien in ein schlechtes Licht zu stellen. Cherif wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, saß aber nur die halbe Zeit ab, so wurde berichtet. Die Medien wussten auch zu erzählen, dass sich die Brüder Kouachi mit anderen, unter ihnen Coulibaly, in einer Gruppe organisiert hatten, die sich nach dem Park „Buttes Charmont“ nannte.

 

Die Brüder Kouachi.

 

Das soll dann so etwas wie ein islamistischer Untergrund gewesen sein. Aber einer, der von der frz. Polizei und den Geheimdiensten überwacht wurde. Von denen stammen ja auch die Informationen. Das wirft natürlich die Frage auf, warum dann ein derartiges Attentat von diesem „Untergrund“ unbemerkt geplant, vorbereitet und durchgeführt werden konnte.

 

Der KURIER hatte darauf eine Antwort, auch wenn es nicht die eigene war:

„Nach Saids Heimkehr nach Frankreich verhielten sich die Brüder und Coulibaly unauffällig. Allmählich rutschten sie auf den Terrorlisten des frz. Geheimdienstes nach unten. Auch für die Amerikaner, die über die Brüder insgeheim ein Einreiseverbot verhängt hatten, schienen die beiden nicht mehr wichtig zu sein.“

http://m.kurier.at/politik/ausland/al-kaida-ableger-droht-mit-weiteren-anschlaegen-in-frankreich/107.189.000

 

(Anmerkung: mit kleinen Abweichungen zur gedruckten Ausgabe).

 

Der frz. Premierminister, Valls, sprach von „Sicherheitslücken“. So einfach kann es sein. Jedenfalls möchten er und die Medien dies uns so verkaufen. Zuerst wurde durch die Überwachungsbehörden alles festgestellt, was für den islamistischen Untergrund nötig zu sein scheint: schwere Kindheit, kriminelle Vergangenheit, Knast, Netzwerk, versuchter „Dschihad“ gegen US-Besatzer und natürlich „Al Kaida“. Obwohl dies, wie in jedem anderen Land, eine Dauerüberwachung nach sich ziehen würde, sollte dem tatsächlich so sein, sollen die Tatverdächtigen auf der „Terrorliste“ nach „unten“ gerutscht sein. Weil sie sich ruhig verhalten haben sollen, also quasi wie schlafend, demnach zu „Schläfern“ geworden sein sollen, vor denen die NATO-Staaten ihre Bevölkerung seit 2001 hysterisch warnen. In diesem Fall hätte es sich aber um festgestellte und lokalisierte (vermeintliche) „Schläfer“ gehandelt, die in Frankreich offenbar auch gut schlafen können.

 

Glaubwürdig ist dies nicht. Selbst in Österreich, einem kleinen Staat, dessen Regierungen sich im internationalen Beziehungsgeflecht eher durchzumanövrieren versuchen, ohne größeren Schaden anzurichten, wurde sofort ein unbescholtener 14jähriger Junge als „Terrorist“ aufgespürt und verhaftet, weil er im Internet nach Bombenbauplänen gegoogelt hatte.

Die KURIER-Meldung widerlegt sich in gewisser Weise sogar selbst, indem sie anführt, dass die Brüder Kouachi den US-Geheimdiensten bekannt gewesen sein sollen. Also jenen Diensten, dessen Regierung sich als Anführer der NATO etc. leidenschaftlich im angeblichen „Kampf gegen den Terror“ befindet und der die weltweite Totalüberwachung durchführt – auch in Frankreich, seinem Bündnispartner und Kampfgenossen.

Die Darstellung, dass die USA über den Brüdern Kouachi „insgeheim“ ein Einreiseverbot verhängt habe, ist ohnehin barer Unsinn. Denn entweder stehen sie auf einer Verbotsliste oder sie stehen auf einer inoffiziellen Liste, nach welcher sie sehr wohl in die USA einreisen dürfen. Für irgendeine Aktion oder auch nur zu Schulungszwecken in Fort Bragg. Das ist alles nicht neu, nur im KURIER werden wir davon nie zu lesen bekommen.

 

 

Freitag
06
Februar 2015
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