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Paris, Januar 2015. Teil 25.

 

Erstürmung des Supermarktes „Hyper Cacher“. 

 

Im Gegensatz zu dem nicht überprüfbaren Ende der Brüder Kouachi in Dammartin-en-Goele wurde das Finale des Supermarkt-Täters in Paris medienwirksam aufgezeichnet. Es ist nichts darüber bekannt, was diesem Ereignis vorausgegangen war. Da dieser Teil der Geschichte vollkommen fehlt, hat diese Erstürmung durch die Polizei auch in Anbetracht der bisherigen Feststellungen etwas schales an sich. Hinzu kommt noch, dass auch dieser Täter bei der Polizeiaktion starb und somit selbst keine Auskunft mehr geben konnte.

Französische Nachrichtensender hatten am 9. Januar genügend Zeit bekommen, ihre Kamerateams in der Nähe des „Hyper Cacher“ in Position zu bringen. Dank ihrer TV-Übertragung wurden nicht nur französische Zuschauer Zeuge eines Polizeiunternehmens, dessen brachiale Vorgangsweise irritieren musste.

 

Polizeihaufen vor Hyper Cacher

 

Da schob sich vor dem Haupteingang zum Supermarkt ein schwer bewaffneter Polizeihaufen heran, bei dem zwei Drittel dieser Spezialeinheit überflüssig war. Für das Fernsehen muss es dagegen mächtig Eindruck gemacht haben.

In Anbetracht des Umstandes, dass sich im Supermarkt eine ganze Anzahl von Geiseln befanden, deren Sicherheit oberste Priorität haben musste, mutet ein Vorgehen mit der Brechstange befremdlich an. Sollte Gefahr in Verzug gewesen sein? Davon wurde nichts berichtet, wie überhaupt von dem Vorgeschehen nichts berichtet wurde. Somit stellt sich die Frage der Notwendigkeit dieses Polizeiunternehmens und dem damit verbundenen Risiko für die Geiseln.

Es gibt keinen Hinweis auf Einsatz von Betäubungs- oder Tränengas. Auf der Hinterseite des Supermarktes wurde durch die Spezialeinheit RIAD ein Ablenkungsmanöver durchgeführt: ein Sprengsatz wurde an der dortigen Tür zur Explosion gebracht.

 

Explosion am Hinterausgang

 

Ein Eindringen in das Gebäude durch die Beamten erfolgte nicht. Diese kamen nur zeitverzögert heran, während drei weitere Knallgeräusche zu hören waren. Diese stammen von Explosionen, die auf der Vorderseite stattfanden.

Noch am Ende der Aufnahme, als alles vorbei war, standen die Beamten vor dem Eingang, welcher anscheinend durch eine weitere Tür, die wie eine Stahltür aussieht, verschlossen war.

https://www.youtube.com/watch?v=uDMPv_AwYyo
Porte de Vincennes: les images de l’assaut du RAID à l’arrière du supermarché cachère.

 

Die erwähnten drei Knallgeräusche kamen von der Vorderseite des Supermarktes. Offenbar hatte hier die Polizei versucht, wenig erfolgreich die Fassade und den Eingangsbereich des Supermarktes aufzubrechen, ohne dass deutlich wird, was es dort aufzubrechen gab.  Kurioserweise landete ein Sprengsatz in einem geparkten Fahrzeug, weswegen hier eher an Beschuss mit Granaten zu denken wäre.

Zu sehen im folgenden Video, die ersten 20 Sekunden:

 

Angeblich wäre der genaue Aufenthaltsort der Geiseln bekannt gewesen. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten wäre dies auch machbar. In Medien wurden dazu die Überwachungskameras erwähnt, von denen eine ganze Reihe im Supermarkt installiert waren.

„Doch nicht nur per Ton, auch per Bild waren die Einsatzkräfte mit dem Supermarkt verbunden. Denn sie hatten Zugriff auf die Überwachungskameras des Gebäudes, wie n-tv Reporter Ulrich Klose in Erfahrung gebracht hat. So konnten sie sehen, wo sich Geiselnehmer und die Menschen in seiner Gewalt gerade aufhielten.“

http://www.n-tv.de/politik/Coulibaly-machte-dummen-Fehler-article14293886.html

 

Es spricht nicht für die Intelligenz des Täters, diese nicht zerstört oder verklebt zu haben. Was hat allerdings dann das folgende Gesicht direkt vor der Kamera zu suchen?

 

Gesicht vor Ü-Kamera

 

Und was fummelt diese Frau an der Decke herum?

 

Demonatage unter der Decke

 

Da es sich nicht um die Demontage der Deckenbeleuchtung gehandelt haben kann, wie im Video über die Erstürmung ersichtlich ist, scheint es mit der Behauptung über das weiterhin funktionierende Überwachungssystem auch nicht weit her zu sein.

Erwähnenswert scheint auch der Umstand, dass der Supermarkt großzügig mit Überwachungskameras ausgestattet gewesen war. Sie hätten sicherlich über das Auskunft geben können, was zuvor geschehen war. Das wurde aber nicht veröffentlicht. 

 

Die Polizei verschaffte sich den Zugang in den Supermarkt durch den Haupteingang. Die Glasschiebetür wurde geöffnet, die Metalljalousie hochgelassen, wobei dahinter im Kassenbereich ein lebloser Körper sichtbar wurde. Der erste Polizist drang mit einem Schutzschild in das Geschäft ein und orientierte sich, während vielleicht drei, vier Schüsse zu hören waren, sofort zur rechten Seite, bis er nicht mehr zu sehen war. Erstaunlicherweise folgte ihm kein einziger Kollege in das Geschäft. Stattdessen schossen die beim Eingang befindlichen Polizisten mit ihren Pistolen und einer auch mit einem Sturmgewehr in Richtung des hinteren Raumes.

https://www.youtube.com/watch?v=TmNXVCiSkpI

oder auch hier

https://www.youtube.com/watch?v=U0X-a5mAe-o&index=6&list=PLR7LljPkNnIKFow3ZsmEINwmMfh7l4xcw

 

Die Polizei schoss in den hinteren Bereich des Laden hinein, als wäre ihnen tatsächlich klar gewesen, dass sich dort die Geiseln nicht befunden hatten, sondern nur der Täter. Aus welchem Grund auch immer. Die Masse der abgegebenen Schüsse mag nur dazu gedient haben, den Täter niederzuhalten.

Es wird dadurch aber unklar, ob dieser ebenfalls geschossen hatte. Zwar werden nach dem Eindringen des ersten Polizisten Beschussschäden an der gläsernen Schiebetür sichtbar, genauso gut könnten allerdings auch die erregten Polizisten hinein geschossen haben. Dass es vor allem die Polizisten waren, welche durch das Glas schossen, kann auf dem Video nachvollzogen werden. Vor allem in dem Augenblick, als der Mann im Laden nach vorne stürmte.

 

Hyper_Casher-Illustrations-ParisFoto: citizenside.com

 

Es ist unmöglich zu beurteilen, wer hier welches Einschussloch verursacht hat. Die Tür war teilweise zusammengeschoben gewesen, weswegen die Anzahl der Schüsse ins Glas viel weniger gewesen waren als auf dem Foto wahrgenommen. Allerdings fällt auf, dass sich die kleinen Löcher im rechten, dem äußeren Glas befinden. Die größeren sind links zu finden, welche sich zusammengeschoben innen befindet. Daraus lässt sich ableiten, dass zumindest die meisten Einschüsse von außen eingeschlagen sind, also von der Polizei verursacht wurden.

Es bleibt somit weiterhin unklar, inwieweit der Täter im Supermarkt auf die Polizisten geschossen hat. Verletzungen bei den vor dem Glas stehenden Polizisten sind nicht bekannt, wie auch keine Beschädigungen oder Markierungen der Spurensicherung bei dem geparkten Fahrzeug vor dem Eingang sichtbar sind.

 

Hyper_Casher-Illustrations-ParisFoto: Citizenside.com

 

Hyper Cacher Fahrzeuge2Foto: Citizenside.com

 

Hyper Cacher SpSi 1

 

Die Polizisten jedenfalls agierten in sich selbst gefährdender Art und Weise. (Drängelnd und sich selbst behindernd, Feuerstöße aus der zweiten Reihe mit automatischen Waffen, abfeuernde Pistolen nahe den Köpfen der Kollegen und zuletzt sich gegenüberstehend). Und der Täter begann Augenblicke darauf quasi Selbstmord. Bereits vor der Explosion einer Blendgranate war er auf dem Weg dorthin gewesen, zu seinem Selbstmord durch andere, mitten hinein in den massiven Kugelhagel der Polizei und sich kurz bei der Tür drehend, als habe er mit dem Rücken voran durch nicht vorhandenes Glas springen wollen.

Diese Szene ist entsetzlich und es gab grobe Kritik gegenüber der Polizei in der Meinung, sie hätten den Täter hingerichtet. Dieser Eindruck entsteht zweifellos, allerdings war es der Täter gewesen, der sich auf die Polizisten zubewegt hatte. Und diese hatten unter enormer Anspannung gestanden. Adrenalinausstoß, vielleicht auch Panik könnten zu einer derartigen Reaktion geführt haben, auch noch auf einen leblosen Körper zu schießen.

Interessanter ist hier die Frage nach der Motivation des Täters, ohne weiteren Widerstand den Tod zu suchen. Das war nicht das, was – nachträglich – angekündigt worden war.

Für Diskussionsstoff sorgte im „Internet“ ohnehin eine ganz andere Szene, die auch in Slow-Motion auf mehreren extra herausgestellten Videos im Netz hochgeladen wurden. Es wurde darin der Verdacht geäußert, dass der Täter – oder Coulibaly – womöglich gefesselt gewesen und der Selbstmord somit gar nicht so freiwillig erfolgt sein könnte. Tatsächlich erweckt diese Szene auch eben diesen Eindruck.

 

Hyper Cacher - Handschellen

https://www.youtube.com/watch?v=mccemET9CP4
Charlie Hebdo Amedy Coulibaly, hands handcuffed

 

Auch wir haben uns diese Szene unzählige Male angeschaut und im Schnittprogramm Frame für Frame zerlegt. Wir mussten feststellen, dass sich ganz zum Schluss, als der Körper gegen den Türrahmen pralle, etwas wegbewegte, der als der linke Arm gedeutet werden konnte. Das Problem war, dass sich auch in diesen Frames der linke Unterarm noch vor dem Körper verhielt, wenn auch visuell ausgedünnt. Es besteht somit die Möglichkeit, dass die Bildfolge nicht schnell genug war, diese Bewegung abschließend zu erfassen.

Während von uns diese Sequenz nicht zweifelsfrei beurteilt werden kann, bleibt die Haltung der Arme des Täters dennoch ungewöhnlich. Es entsteht der Eindruck, als wenn der Täter vom ersten sichtbaren Frame an eher versucht hatte, sein Gesicht mit den Händen zu schützen. Oder um sein Ende nicht sehen zu wollen.

Die an seiner rechten Schulter umgehängte Maschinenpistole, die der Täter zumindest in dieser Sequenz nicht verwendet hatte, mag zur letzteren Überlegung passen. Das erscheint zwar auf dem ersten Blick nicht ganz logisch, aber wir wissen nicht, was in diesem Mann in den 30 Sekunden zuvor vorgegangen war.

In einer späteren Szene erkennt man gerade so eben noch, wie der Körper des Täters von einem Polizisten zur Seite gezogen wird. Hierbei wird ein Arm sichtbar, der nicht gefesselt ist. Zu bedeuten hat dies aber auch nichts, weil zuvor ein Schnitt im Filmmaterial erfolgte.

Letztlich ist es an der Geschichte nicht wichtig, wie der Täter im Supermarkt ums Leben gekommen ist. Es stellt sich die Frage, ob dies notwendig gewesen war.

 

Hyper Cacher - Handzeichen

 

Nach dem Tod des Täters gab einer der Polizisten am Eingang ein Handzeichen. Er und seine Kollegen, die in den Supermarkt gingen, machten allerdings nicht den Eindruck, als wenn alle Gefahr vorüber war. Das mag zu einer Routine gehören, aber es sind insgesamt noch drei Schüsse zu hören, die nun erst recht nicht zugeordnet werden können.

Daher sind hier noch andere und weniger geschnittene Aufnahmen interessant. Hier wird auch deutlicher, wie die Polizisten mit Sturmgewehren im Rücken ihrer Kollegen in den Supermarkt hinein geschossen hatten. Besonders zum Schluss hatte der Schütze auf der Straße fast das halbe Magazin auf den Täter geleert.

https://www.youtube.com/watch?v=s61kV8GRR3o
Porte de Vincennes assault – no comment.

 

Der Situation ist vorbei, der Täter tot. Die Polizisten stehen noch am Eingang, einer gibt ein Handzeichen. Kurz darauf fällt der erste dieser nachfolgenden Schüsse. Dass es sich um keinen Knallkörper gehandelt hat, ist bei Sekunde 50 ersichtlich: einer der Polizisten in Bildmitte fällt um.

 

Hyper Cacher - Polizist fällt um

 

Kurz darauf fällt ein weiterer Schuss (Sek. 54), doch lässt sich wegen dem Gedränge an der Tür nichts ausmachen.

In der zweiten Aufnahme aus einer anderen Richtung wurde genau diese Szene geschnitten. Ebenso in der dritten aus einer weiteren Richtung.

Deswegen ein anderes Band, in welchem unterschiedliche Kameraperspektiven montiert worden sind.

Assault Paris Attentata 9/01/2015 – Multi-camera

https://www.youtube.com/watch?v=oKCngJCAovk

 

Ab Min. 2.48 kleiner Blitz, dann der umgefallene Polizist. (Knallgeräusch schwer wahrnehmbar wegen dem „Gequatsche“). Bei Min. 2.52 größerer Lichtblitz mit Knall, ein zweiter Polizist mit Schild liegt auf dem Rücken. Und bei 3.10 der dritte Lichtblitz mit Knall.

Im folgenden Amateur-Video wird sichtbar, dass der zweite Schuss oder Knall (Feuerblitz, Min. 0.48) sowie der dritte (deutlicher Feuerblitz, Min. 1.05) mit ihrem Lichtreflex jeweils deutlich sichtbar ist. Es handelte sich demnach um kein Geschehen innerhalb des Supermarktes. Da auch eine Rauchentwicklung auszumachen ist, könnte es sich vielleicht um kleine explodierende Sprengsätze gehandelt haben. Dann bleibt es allerdings immer noch unklar, warum diese außerhalb des Supermarktes detonierten.
Prise d’otages à la porte de Vincennes: nouvelle vidéo de l’assaut.

 

Was dort vorgefallen ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir wissen nur, dass es etwas ist, was nicht erzählt wird. Zwei Polizisten scheinen noch verletzt worden zu sein, draußen auf der Straße, ein Umstand, für den der von Geschossen durchsiebte Täter nicht verantwortlich gemacht werden kann. Die Medien berichteten von drei verletzten Polizisten, was indirekt Coulibaly zugeschoben wurde. Beurteilen können wir es von hier aus aber nicht.

 

Coulibaly Leiche 1

 

Die Polizisten vor dem Supermarkt schienen sich der Sache Minuten später auch nicht ganz sicher zu sein. War es nun vorbei?

 

Hyper Cacher - Polizei danch

 

Freitag
15
Mai 2015
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