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Brüssel, März 2016 – Ein Kommentar. Teil 26.

 

Nach diesen vorherigen unerfreulichen Beobachtungen: Was ließ sich, gestützt auf die offiziellen Meldungen, über Mohamed Abrini zusammenfassen?

Dieser Mann wurde anhand seines Äußeren nicht als der „Mann mit Hut“ identifiziert, denn selbst der unbekannte Taxifahrer soll eine andere Person „erkannt“ haben. Spuren am Tatort Zaventem, so deutet alles darauf hin, wurden ebenfalls nicht gesichert. Einzig die erst nachträglich und sehr spät gemeldeten (angeblichen) Fingerabdrücke in der Wohnung in Schaerbeek hätten zumindest ein Indiz vermitteln können, allerdings wäre Abrini bei einer realen Sicherstellung bereits sofort in Verdacht geraten – was die Polizei nie geäußert hatte, denn die hatte noch lange ihr Suchspielchen gespielt. Somit blieb nur das Geständnis von Abrini, und das war nicht viel wert, da es jederzeit widerrufen werden kann und die Beweisbarkeit des Gegenteils ganz offensichtlich eine grobe Schwierigkeit darstellt.

 

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Wer ist Mohamed Abrini?

 

Der Öffentlichkeit wurde dies nicht vermittelt. Dieser wurde vorgegaukelt, dass der Fall um den Terroranschlag „irgendwie“ seinen Fortgang nahm. Hier und da ein wenig Abrini, dort und woanders einige Verhaftungen von Leuten, die angeblich mehr oder minder beteiligt gewesen sein sollen. Und dazwischen die Figur eines Salah Abdeslam, der nach seinem großartigen Geständnis im März vor allem mit Schweigen beschäftigt war.

Profunde Ermittlungsergebnisse gab es dagegen nirgends. Bis heute, September 2016, war noch nicht einmal Anklage erhoben und der Termin eines Prozesses in Aussicht gestellt worden. Der Fall geriet wieder in den Hintergrund, weil andere schreckliche Ereignisse die Aufmerksamkeit die Bevölkerung abgelenkt und teilweise auch ermüdet hatten.

 

Wer sich an den Anschlag in Brüssel zurückerinnern wollte, konnte sich das öffentliche Bildmaterial von damals anschauen. Das haben tatsächlich einige aufmerksame Mitmenschen gemacht und uns dankenswerterweise den Hinweis gegeben, dass eine Reihe von Fotos vom Flughafen Zaventem von einer bestimmten Person aufgenommen wurde. Die Frau heißt Ketavan Kardava oder firmiert zumindest unter diesen Namen. Sie stammt aus Georgien und ist als Reporterin und Fotografin spezialisiert auf Ereignisse wie den Anschlag in Brüssel. Zum Breivik-Fall hatte sie damals aus Norwegen berichtet, nach den Attentaten von Paris im November 2015 aus der französischen Hauptstadt. Auch am Terrorschauplatz Maidan in Kiew war sie zugegen gewesen, um für den Faschisten-Putsch zu werben. In Brüssel hatte sie endlich richtig live bei einem Terroranschlag dabei sein dürfen. Was für ein Glück! Ihr verdankten wir das Bildmaterial vom Schauplatz Zaventem, welches uns allen aus den Medien bekannt gemacht worden war.

http://www.dailymail.co.uk/news/article-3506021/Photographer-caught-blast-came-took-looked-make-sure-legs-took-iconic-picture-dazed-survivors.html

http://www.usatoday.com/story/news/2016/03/22/story-behind-brussels-photo-you-saw-everywhere-not-able-help-them/82134802/

http://www.frontnews.ge/en/news/27663-Ketevan-Kardava-%E2%80%9CUkraine-deserves-to-win%E2%80%9D

 

 

 

Belgien und Frankreich hatten um Abrini als Terrorverdächtigen gerangelt. Als belgischer Staatsbürger und angeblich an dem Terroranschlag in Brüssel beteiligt, hatte er nach den Wünschen von Paris nach Frankreich ausgeliefert werden sollen, wo ihm eine Beteiligung an den November-Anschlägen. vorgeworfen wurde. Und plötzlich hatten sich britische Sicherheitsbehörden eingemischt, die ebenfalls ein Interesse an Abrini und Ansprüche auf Befragungen gezeigt hatten.

http://www.thetimes.co.uk/article/first-isis-supergrass-helps-uk-terror-police-pcqrtmbz8

http://www.dailystar.co.uk/news/latest-news/525602/Brussels-Paris-attacks-Molenbeek-man-hat-Mohamed-Abrini-supergrass-UK-terror

http://www.sudinfo.be/1609228/article/2016-06-27/mohamed-abrini-informateur-des-britanniques

http://www.europe1.fr/international/attentats-mohamed-abrini-collaborerait-avec-la-police-britannique-2783863

 

Britische, französische und belgische Zeitungen waren sich offensichtlich nicht ganz schlüssig gewesen, wie sie diese Information einzuordnen hatten. Daher wurden in mehreren Artikel die Ansicht eingespeist, dass Abrini nach seiner Verhaftung, also im Gefängnis, zu einem Informaten der Polizei geworden wäre und möglicherweise einen Deal mit der Polizei vereinbart haben könnte.

Dafür gibt es allerdings weder einen Beleg noch eine Schlüssigkeit. Einen im Gefängnis sitzenden Abrini als neuen Polizei-Spitzel öffentlich bloß zu stellen, sollte seine Effektivität und auch Lebenserwartung rapide verschmälern. Noch dazu wurde Abrini als „ISIS-Supergrass“ hervorgehoben, also als einen besonders ergiebigen V-Mann in der IS-Szene. Zwischen dieser und Abrini war allerdings keine einzige Verbindung bekannt. Und die Zeit, um zu einem Super-Spitzel zu werden, dürfte er im Knast auch nicht gehabt haben. Ganz abgesehen von dem Umstand, dass er zur Klärung seines eigenen Falles nur sein Geständnis beigetragen hatte und sonst nichts.

Das ist also alles Unsinn. Abrini wurde ausdrücklich als Mitarbeiter der britischen Sicherheitsbehörden deklariert, die ihn kaum erst im belgischen Gefängnis angeworben haben dürften. Abrini war v o r h e r ihr für sie aktiver Mann gewesen.

Aber was hatten die Briten mit dem Belgier Mohamed Abrini zu tun? Im April 2016 wurden in London verschiedene Personen der Terrorfinanzierung angeklagt. Zwei Männer sollen in diesem Zusammenhang Abrini mit 3.000 englischen Pfund gesponsert haben, der (erst) zu dieser Zeit als Terrorverdächtiger geführt worden war. Die Meldung erschien aber erst weit nach der Verhaftung von Abrini, am 29. April 2016.

http://www.lepoint.fr/europe/attentats-de-paris-et-de-bruxelles-deux-hommes-inculpes-pour-avoir-aide-abrini-29-04-2016-2035835_2626.php

 

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Kann er sein-kann er nicht sein-kann er sein-muss nicht sein – kann egal sein. 

 

Da Abrini zu dieser Zeit allerdings für und nicht gegen die britischen Sicherheitsbehörden gearbeitet hatte, ist der logische Rückschluss jener, dass er dort zumindest ein „Netzwerk“ infiltriert und als Provokateur irgendwelche Personen zu Straftaten angestiftet haben könnte, um sie anschließend auffliegen zu lassen. Derartige Muster sind bekannt und bei Polizeibehörden durchaus üblich.

Der weiter gehende Rückschluss konnte somit nur ein verheerender sein. Wenn Abrini angeblich für die britischen Behörden ein Spitzen-Infiltrator dargestellt hatte, warum sollte es bei den Terroranschlägen in Paris und Brüssel anders gewesen sein? In England der falsche Terrorist, in Belgien der echte?

In Deutschland und in Österreich erfuhr der Medienkonsument kein Wort über die Neuigkeit. Auch die deutschsprachige Seite von Wikipedia hatte ihre Arbeit bezeichnenderweise nach nur einem Tag  am 9. April 2016 eingestellt. Schade.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mohamed_Abrini

 

Eine einzige Meldung wurde schließlich am 5. Juli in die Medien lanciert, die nun erst recht an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten war. Mit Hilfe einer beachtlichen Ignoranz wurde folgender Müll abgesondert:

„Der mutmaßliche Terrorist Salah Abdeslam soll nach Angaben eines anderen Verdächtigen eine wichtigere Rolle bei den Pariser Attentaten vom November gespielt haben, als er selbst einräumt. Das berichtet der belgische Sender VTM Nieuws unter Berufung auf Verhörprotokolle des Terrorverdächtigen Mohamed Abrini. Der „Mann mit Hut“ gilt als einer der Hauptverdächtigen nach den Brüsseler Anschlägen vom März.

Abdeslam soll Abrini zufolge fast alle Beteiligten der Pariser Anschläge aus verschiedenen Orten in Europa geholt und zu ihren Verstecken gebracht haben. Er selbst, Abrini, habe mit ihnen in einer Wohnung übernachtet…“

Auch dieser Text für die Medienkonsumenten beinhaltete bestenfalls langweilige Unterhaltung, aber keine einzige Information. Wichtiger soll Abdeslam angeblich gewesen sein, vielleicht auch größer und bunter, möchte man ergänzen. Und dies trotz angeblicher „Verhörprotokolle“, welche natürlich immer vertraulich sind und in der Regel von der Polizei selbst „geleakt“ werden, wenn es galt, Falschinformation mit fingierten Dokumenten zu untermauern. Dass Abdeslam als Fahrer aufgetreten war, gehörte ebenfalls nicht zu den Neuigkeiten. Mit anderen Worten: da war wieder nichts. Derartige Artikel demonstrierten allerdings einmal mehr, dass die Bevölkerung für dumm verkauft wurde.

http://web.de/magazine/politik/terror/terroranschlag-paris/medienbericht-terrorverdaechtiger-abrini-verraet-details-abdeslam-31665298

https://www.greenpeace-magazin.de/tickerarchiv/medienbericht-terrorverdaechtiger-abrini-verraet-details-zu-abdeslam

 

 

Wir wissen nicht, wie es wirklich gewesen war und werden es höchstwahrscheinlich nie erfahren. Was wir hier zusammengetragen und teilweise bewertet haben, dürfte reichen, um sämtliche behördlichen und medialen Verlautbarungen in starke Zweifel zu ziehen. In der Summe der einzelnen Aspekte ist die Umschreibung „starke Zweifel“ sogar untertrieben.

Glaubwürdigkeit besitzen die Sicherheitsbehörden und ihre Sprachrohre schon lange nicht mehr, dafür sind sie bereits zu oft der Lüge und der Manipulation in ähnlichen Fällen überführt worden. Eine Figur wie Mohamed Abrini passte wie die Faust aufs Auge in den unglaubwürdigen Terrorplot. Das Agieren über drei Länder hinweg lässt auf eine übergeordnete Polizeidienststelle schließen oder auf einen Geheimdienst.

 

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Abrini & Abdeslam: Nicht nur Freunde, sondern auch Kollegen?

 

 

Wir nehmen anhand mehrerer Indizien an, dass der Fall um Salah Abdeslam ähnlich gelagert ist. Nachdem dieser offensichtlich Spuren gelegt hatte, um Verknüpfungen anzuzeigen oder gar erst herzustellen, soll er wie Abrini einen Selbstmordanschlag geplant, es sich dann aber kurzfristig anders überlegt haben. Wie Abrini in Brüssel gilt Abdeslam als angeblich einziger Überlebender aus der Attentätergruppe von Paris. Wie bei Abrini ließ sich eine direkte Tatbeteiligung (bislang) nicht nachweisen. Und letztlich fußte bei ihm wie bei Abrini alles einzig und allein auf einer (ansonsten unverständlichen) Selbstbezichtigung, die für eine Anklageerhebung ausreichend sein würde, aber bei Widerruf einen möglichen Prozess zusammenbrechen lassen würde.

Für die Medien ist dies unerheblich. Noch können sie mit diesen bereits erkalteten Fällen ihre Öffentlichkeitsarbeit verrichten, auch wenn sie über nichts zu informieren haben. Die Profiteure der Anschläge und der politischen wie medialen Terrorhysterie sitzen nicht dort, wie in dem mörderischen Lügentheater behauptet wird.

 

 

 

Sonntag
25
September 2016
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