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Kleine Propagandaübersicht – 20/2/2016. Teil 2.

 

Ratte 0

 

 

„Russland wird nicht weichen.“ STANDARD, 20. Februar 2016.

In der Rubrik „Kommentar der anderen“ bekam Gerhard Mangott von der Uni Innsbruck etwas Raum zur Verfügung gestellt, um seine Einschätzungen als Experte für russische Politik über die Russen und deren Handlungen kund zu tun.

Mangott vertritt überwiegend eine recht ausgewogene Sicht, doch um sich für ein Blatt wie den STANDARD zu qualifizieren, mussten offenbar einige Voraussetzungen erfüllt sein.

Dazu gehörte die Sprache: „Assad-Regime“ auf der einen, „bewaffnete Opposition“ oder „sunnitische Verbände“ auf der anderen Seite. Vom Ausland unterhaltene salafistische Söldner oder Terroristen wie jene von Al-Kaida kamen dagegen nicht vor, obwohl von genau diesen die Rede gewesen war.

Dazu gehörte die einseitige Darstellung einer angeblichen Situation: die angebliche Bombardierung eines angeblichen Krankenhauses durch einen syrischen Jet auf der einen Seite, das Verschweigen der Kampfhandlungen und des Terrors der Islamisten auf der anderen Seite.

Um den 20. Februar 2016 herum wurden zwei als Krankenhäuser bezeichnete Objekte zerstört. Eines in Maarat al Numan in der Provinz Idlib und eines in Aziz, nahe der syrisch-türkischen Grenze, wo auch türkische Streitkräfte bombten.

Mangott behauptete, dass es an der Bombardierung durch „syrische Truppen kaum Zweifel“ geben würde. Er wusste es allerdings gar nicht, sondern gab hier nur Meinungen und Meldungen anderer wieder. Die Urheberschaft der Gewalt konnte nämlich gar nicht ermittelt werden.

Mangott speiste seine Behauptung ausschließlich aus dubiosen und parteiischen Quellen. Eine davon war übrigens „Jabhat al-Nusra“, welche die syrische Provinz Idlib besetzt hält. Im Gegensatz zu Mangott möchten wir die Seriosität einer Terrororganisation wie Al-Kaida in Zweifel ziehen.

 

Im Bild der Schauplatz Maarat al Numan: Unter dem Logo der Jabhat al-Nusra unter anderem diverse, teilweise bewaffnete Militante sowie die so genannten „Weißhelme“, einer Aufräum- und Propaganda-Organisation von Al-Kaida mit nebenberuflichen „Helfern“. 

 

Die Existenz eines Krankenhauses in Maarat al Numan konnte übrigens ebenfalls nicht belegt werden. Nicht ausgeschlossen werden kann allerdings eine nicht gemeldete Versorgungseinrichtung oder ein provisorisches Feldlazarett von Al-Kaida.

Dies sollte in der Regel reichen, um Mangott bereits an dieser Stelle zu disqualifizieren und als Propagandisten zu outen.

Dieser nahm sich anschließend die Zeit, um über die Interessen Russlands zu schreiben.

„In Syrien will Russland eine sunnitisch dominierte Regierung verhindern, vor allem eine, an der radikale sunnitische Kräfte beteiligt sind“, schrieb Mangold.

Das war richtig und falsch zugleich. Richtig war, dass Russland bestrebt war, den Staat Syrien und dessen legitime Regierung zu erhalten. Der russische Standpunkt war der, dass die syrische Bevölkerung ihre Regierung selbst bestimmen sollte. Diese beinhaltete bereits Sunniten, die syrische Armee bestand zudem mehrheitlich aus Sunniten. Die Mehrheit der syrischen Bevölkerung stand und steht hinter ihrer Regierung. Die unter Kriegsbedingungen abgehaltene Wahl 2014 hatte Assad in seinem Amt bestätigt. Die konfessionelle Spaltung wurde ausschließlich von außen nach Syrien getragen. Es war im Grunde nichts zu verhindern, wenn eine Regierungsbildung regulär verlaufen würde. Und das ist auch der Grund, warum in Syrien Krieg geführt wurde. Mangott ließ unzulässigerweise die Information beiseite, dass eine „sunnitisch dominierte Regierung“ mit Radikalen nur eine sein konnte, welche ausländische Mächte nur mit Krieg an die Macht gebracht haben würde. Abgesehen davon, dass ausländische sunnitische Söldner keine Wahlberechtigung haben.

„Die Konsequenzen einer extremistischen sunnitischen Regierung in Damaskus – unter dem Einfluss Saudi-Arabiens – für die islamistische Szene im russischen Nordkaukasus stehen dabei im Zentrum der Sorgen Russlands.“

Diese „extremistische sunnitische Regierung“ wäre natürlich nicht gewählt. Es wäre eine Diktatur und eine Marionette zugleich, um deren Bildung und Zusammensetzung die Aggressoren aus dem Westen und den Golfstaaten sich streiten würden. Die Sorge Russlands bezüglich des Schauplatzes Nordkaukasus war mehr als berechtigt. Einerseits hatte Saudi-Arabien zuvor jahrelang im Interesse der USA mit islamistischen Söldnern einen Kleinkrieg führen lassen, andererseits waren zahlreiche dieser Söldner als Proxy-Truppe der Saudis in Syrien zu finden.

„Dabei sieht Russland oppositionelle Gruppen als extremistisch an, die vom Westen und regionalen Akteuren wie der Türkei und Saudi-Arabien als legitime Verhandlungspartner angesehen werden – allen voran Ahrar al-Sham und Jaish al-Islam.“

Für eine Person mit Lehrauftrag war diese Darstellung bemerkenswert fehlerhaft. Die Verallgemeinerung „oppositionelle Gruppen“ in dem genannten Kontext war schlichtweg falsch. Natürlich gab und gibt es diese, diese werden aber auch von Russland nicht pauschal als extremistisch angesehen, weil sie es zumeist nicht sind. Es ging auch Russland allein um die bewaffneten extremistischen Gruppierungen, um Söldner und Terroristen, die nicht als verharmlosende „Opposition“ bezeichnet werden können. Bei den von Mangoltt genannten Gruppierungen „Ahrar al-Sham“ und „Jaish al-Islam“ handelte es sich um vor allem um durch die Türkei, Saudi-Arabien und den USA gestützte Söldner- und Terroristen-Verbände. Dass diese von den erwähnten beiden ersteren  Staaten wie auch von den übrigen Aggressoren als „legitime Verhandlungspartner angesehen werden“, ist einer logischen Konsequenz geschuldet. Mangott hatte somit eine Sichtweise gegenüber gestellt, ohne diese genauer zu definieren, und die Realität verzerrt.

„In der Region will Russland mit seinem militärischen Engagement den Einfluss der Türkei und Saudi-Arabiens zurückdrängen und beschneiden.“

Dieser Satz fand sich ein Stück weiter in einem anderen Absatz. Mangott arbeitete auch hier mit einem doppelten Boden. Während „Russland“ mit einem „militärischen Engagement“ verknüpft wurde, deutete er bezüglich Türkei und Saudi-Arabien deren Angriffskrieg gegen Syrien mit Hilfe von Proxy-Truppen zu einem „Einfluss“ um, den Russland „zurückdrängen und beschneiden“ wolle. Das Verb „Beschneiden“ implizierte hier allerdings irgendwelche Ansprüche der Türkei und Saudi-Arabiens, welchen Russland demnach wegzunehmen („beschneiden“) gedachten. Diesen Anspruch gab und gibt es freilich nicht.

Es war nun die Frage, ob Mangott hier subtile Propaganda betrieb oder schlichtweg zu dumm war, die Bedeutung der von ihm gewählten Worte richtig einzuordnen. Das Publizieren in einem transatlantischen Propagandablatt wie den STANDARD lässt natürlich erstere Möglichkeit vermuten.

Gegen Ende seines Kommentars deutete Mangott allerdings an, dass der „Westen“ eine höchst aktive Rolle in den Kriegen inne hatte.

„Zum anderen dient das russische militärische Engagement in Syrien auch dazu, die westliche Neigung, Regime zu stürzen, zurückzudrängen.“

Angriffskriege und gewaltsame, von Massakern begleitete Regierungsumstürze als „Neigung“ zu bezeichnen, war eine interessante Umschreibung. Leider baute Mangott mit dem Begriff „Regime“ eine pauschale Verunglimpfung und eine propagandistische Bezeichnung ein. Dazu schien er vergessen zu haben, dass die westliche „Neigung“ auch vor demokratisch gewählten Regierungen nie Halt gemacht hatte.

http://derstandard.at/2000031453038/Russland-wird-nicht-weichen

 

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12
Dezember 2016
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