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Des Kaisers neue Kleider II. Teil 2.

 

Text und Fotos: „Arcimbaldo“

 

Im schnellen Fortgehen, auch um einer Augenneurose zu entgehen, dann ein, selbst für solcher Art „Kunstausstellung“, einsamer Höhepunkt in Form einer Art „Holzplastik“, worin, schon von weitem sichtbar, im oberen Teil der eingearbeitete Schriftzug „KUNST“ die Selbsteinschätzung des stolzen Herstellers unmissverständlich offen gelegt worden war. Ihr Anblick machte mich ebenso ratlos und ich dachte zunächst an einen Irrtum, so als wäre sie beim letzten „Schniederhahn“ einfach übrig geblieben.

 

Tagwerker-1r

 

Doch dann die Überraschung: Die daneben stehende, in ihrer naiven Einfalt einmalige Selbstbeschreibung erweichte sofort mein bereits erkaltetes Herz. Diese war derart rührend, dass ich Herrn Dieter Tagwerker, den Erbauer, der sich natürlich ebenso als Künstler bezeichnete, dennoch zu meinem Helden ernannte. Als wohl einziger schrieb er einfach auf, wie es ihm eingefallen sein mag, ohne die geringste Absicht, sich in ein ihm nicht gebührendes Licht zu stellen. Stolz, jedoch völlig ohne Eitelkeit! Ein solches Maß an schlichter Redlichkeit und Unbedarftheit verdient nicht mit Hohn bedacht zu werden, und so nehme ich von einem Kommentar zu seinem Werk Abstand. Eine unerwartete menschliche Perle in diesem zumeist völlig entgleisten Jahrmarkt der Eitelkeiten, der Anmaßung und des totalen Kommerzes.

 

Tagwerker-5r

 

Tagwerker-Selbstbeschreibun

 

In dieser „Ausstellung“ zeigt sich nicht nur eine lieblose und dilettantische Kuratierung, sondern auch die Absicht der neuen Rechten, den Kunstbegriff nach ihrem Wunsch einzuebnen. Statt mit Ausgrenzung wird hier durch Umarmung ( „Stadt und Land –Mitanand“) und kommerzielle Vereinnahmung Kunst in ihrem eigentlichen Charakter entstellt, ihre Kriterien verwischt und als beliebig diskreditiert. Kunst als harmloses „Hobby“, Kunst als brave Teilzeitbeschäftigung unausgefüllter Hausfrauen, gelangweilter Anwaltsgattinnen und handwerkender Pensionisten: Kunst als bloße Dekoration, auf bunte Effekte reduziert, viel Glitzer und Gold gemischt mit Esoterik und grellem Kitsch, hässlich, schlecht, leer trotz plumper Überladenheit. „Kunst“ ohne Aussage und Anspruch, Kunst als „sinnvolles Freizeitvergnügen“ und Therapie für diejenigen, die ihre innere Leere nicht länger nur durch das übliche Konsumangebot ausfüllen und befriedigen können.

Eine irrwitzige Veralberung von Kunst, die ihrer eigentlichen Magie und existenziellen Dimension Hohn spricht und eine Beleidigung jedes wahrhaftigen Kunstschaffenden!

Vulgarity consists as much in disrespecting what deserves respect as in respecting what does not deserve it.“


Nicolás Gómez Dávila ( 1913 -1994)

Kunsthandwerksbasar“ wäre noch eine noble Bezeichnung für diese Darbietung, die in gleicher Art wie die Schwarz/Blaue Politik insgesamt versucht, mit billigen Mitteln Öffentlichkeit zu schaffen, die uns vom Wesentlichen ablenken, mit Glitzer und vordergründigen Effekten über fehlende Substanz hinwegtäuschen soll.

Es ist dies natürlich nur eine weiterer Inszenierung als Baustein zur Errichtung eines Potjemkinschen Dorfes, dass die Schwarz/Blaue-Stadtregierung uns nun rechtzeitig vor der Wahl in der Innenstadt errichtet, um uns ihr Bemühen für eine lebendige Innenstadt als ihr ehrliches Anliegen zu verkaufen, und das, kaum wird die Wahl vorbei sein, dann auch sofort wieder verschwinden wird.

Kunst in Knechtschaft und Krempel im Dienste einer billigen Wahlfassade.

Wie schon Karl Marx sehr treffend formulierte: „Der Kapitalismus zwingt selbst das sich Widerstebende zum Kuss.“

Kein Aufwand und keine noch so bizarre Verrenkung scheint nun auf einmal der Stadtregierung zu groß, um die bereits klinisch tote Innenstadt mit irgendwelchem buntem Klimbim bis zur Wahl aufzufüllen.

Ein weiterer dreister Versuch der Augenauswischerei auf Kosten der Kunst und im Dienste des Machterhalts:

Es ist an der Zeit die Kultur in Verruf zu bringen,

damit es sich nicht mehr lohnt,

sie im Dienste der Politik oder der Industrie zu erniedrigen.“

Vulgäre Zerstreuung und vulgäre Beschäftigung

sind die einzigen, für die man sich heutzutage nicht zu entschuldigen braucht.“

Nicolás Gómez Dávila (1913-1994)

Aber lassen wir uns nicht täuschen, liebe Leute, und schauen wir einfach nur genau hin: Der Kaiser, er ist immer noch nackt!

 

Sonntag
19
Mai 2019
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