Von Arcimbaldo
Manchem Leser mag derartige Betrachtung vielleicht überzogen und konstruiert vorkommen. Vergessen wir indes nicht, dass gerade Massenpsychologie, das Spiel mit Metaebenen, das bei weitem erfolgreichste Herrschaftsinstrument ist, was ja auch die neuesten Wahlergebnisse in unserem Land wieder eindrucksvoll bestätigen. Gewonnen hat erneut derjenige, der die Leute weniger mit Inhalten „belästigte“, sondern der ihnen die Teilnahme an etwas Größerem versprach, ohne auf Details allzu sehr einzugehen.
Der überwiegenden Teil der Bevölkerung sehnt sich nach wie vor nach einer Führerfigur, die ihnen die Arbeit einer eigenen Stellungnahme zur Welt abnimmt, sehnen sich nach Unterwerfung unter eine Struktur, die ihnen verspricht, ihre eigenen Defizite und ihre innere Leere aufzufüllen, sehnen sich nach einem Anrecht auf Schicksal.
Seit langem können wir beobachten dass stets immer derjenige/diejenige gewinnt, der/die auf diese traurigen Defizite eingeht (anstatt sie zu Recht zu kritisieren und zu versuchen, diese durch vermehrte Bildung zu eliminieren), und gleichzeitig verspricht, sie in all ihrer Unmündigkeit und Bequemlichkeit dennoch ernst zu nehmen, ihnen einen Lebensweg vorzeichnet, dem sie dann brav folgen können, auch wenn es sie ihre Freiheit und Selbstbestimmtheit, und wie im Fall der 30er Jahre, sogar ihr Leben kostet.
Das Schattenkabinett von Platon ist dabei die historische Matrix und bereits ja seit der Antike bekannt.
Nach wie vor neigen die Menschen im Verharren einer Scheinwelt, solange sie unterhalten und irgendwie bedient und bauchgepinselt werden ( panem et circenses !). Noch heute können wir mit Unglauben beobachten, wie sich ganze Bevölkerungsteile der Wahrheit verschließen und lieber im Rausch der Konsum- oder anderer Scheinwelten verharren, sich dem Gang zum Licht verweigern, weil dieser zumindest ein Minimum an Eigeninitiative von ihnen fordern würde.
Unterschätzen wir daher dieses Instrument der Massenpsychologie nicht in ihrer durchschlagenden Wirkung, auch wenn die Zusammenhänge nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen. Die Selbstverständlichkeit solcher Ereignisse und die meist völlig willfährige Annahme und Rezension derartiger Ereignisse sollte uns jedoch wirklich alarmieren!
Wir stehen alle offenbar in einem Krieg reich gegen arm, der mit subtilen Waffen und großem Aufwand ausgetragen wird, und den die meisten zudem als gar nicht einmal als wirklichen Krieg erkennen. Vergessen wir dabei erneut nicht, dass letztlich alle Kriege aus ökonomischen Gründen geführt wurden und werden. So gesehen ist wirklich der „Krieg der Vater aller Dinge“ und somit auch der Entwicklung von Herrschaftswissen, Unterdrückung und Sklaverei in allen ihren Formen.
Die LA 2019 steht daher als vornehmlich politische Propagandaschau ebenso in dieser großer historischen Tradition. Sie ist zudem eine Veranstaltung, die, um von ihren eigentlichen Absichten abzulenken, von uns nicht nur bezahlten Eintritt fordert, sondern überhaupt für deren Gesamtkosten wir letztlich genötigt sein werden durch die sich ständig steigenden Steuererhöhungen, Abgaben und aggressive Bewirtschaftung der letzten Freiräume. Wir bezahlen letztlich alles selbst, ohne diese Tatsache wirklich wahrzunehmen, im schönen Schein eines „Fortschritts“, der uns immer weiter von uns selbst entfremdet und uns letztlich zu ferngesteuerten Marionetten im Dienste anderer macht.
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Ad Status quo:
Zum einen hat uns die neoliberale Betriebswirtschaft seit Jahrzehnten gelehrt, dem privaten Vorteil nachzujagen, um damit der Gesamtgesellschaft – auf indirektem Wege – Gutes zu tun, andererseits auch, dass wir uns von systemischen Überlegungen gar nicht bekümmern lassen dürfen, ohne das System (und seine Selbstreinigungskraft) grundlegend zu gefährden.
Übertragen auf das Politische hieße das dann etwa: „Mach dir keine Gedanken über das bestmögliche Funktionieren einer Gesellschaft, es könnte ihr bloß – und das nicht nur wirtschaftlich – schaden. Betreibe vielmehr dein persönliches Streben nach Glück, dein ganz privates „pursuit of happiness“. Dessen Durchsetzung darfst du dann von der Gemeinschaft, von den dich dabei behindernden Anderen (mit denen du ja immer im Wettbewerb stehst), politisch einfordern – oder, wenn rechtlich schon geregelt, auch einklagen …“
Hat man derart die Menschen von reflexionsfähigen Selbst- und Fremdbeobachtern (und seien diese noch so einfach!) zu bedürfnisbefriedigenden Regelbefolgern erniedrigt. Um den über die „Sachzwänge“ politisch Entmündigten (und das sind wir letztlich alle) so etwas wie eine persönliche politische Kompetenz vorzugaukeln, werden beispielsweise die Einzelnen dazu ermuntert, in ihren (möglichst freakhaften) privaten Marotten öffentlich aufzutreten, um dabei Wahlen und Rankings in Castingshows und in diversen Internetforen für sich zu entscheiden.
Damit soll offenbar den, gegenüber dem Meinungsbildungsprozess vorrangig erachteten, demokratischen Wahl- und Entscheidungsbedürfnissen Genüge getan werden: Hier werde – so meint man – Öffentlichkeit und Abstimmung, hier werde Demokratie geübt. Sie gewinnt damit einen gänzlich neuen, einen pervers- politischen Charakter: den der pseudopolitischen Idiotie.
Peter Moeschl, In : Der Standard, 12. Juni, 2013
„Unsere Gesellschaft wird von Verrückten geführt, für verrückte Ziele. Ich glaube, wir werden von Wahnsinnigen gelenkt, zu einem wahnsinnigen Ende, und ich glaube, ich werde als Wahnsinniger eingesperrt, weil ich das sage.“
John Lennon, der von Verrückten ermordet wurde …
“ The modern world will not be punished. It is the punishment.”
“ Those sins that scandalize the public
are less grave than those it tolerates.“
„Es ist an der Zeit die Kultur in Verruf zu bringen,
damit es sich nicht mehr lohnt,
sie im Dienste der Politik oder der Industrie zu erniedrigen.“
Nicolás Gómez Dávila ( 1913 – 1994 )
„Die sogenannten praktischen Menschen
sind nicht unbedingt zu erfolgreichen Aktionen fähige Menschen,
sondern zu theoretischen Überlegungen unfähige Menschen.
Was den praktischen Menschen auszeichnet,
ist in Wirklichkeit die Schwierigkeit sich auszudrücken
und die die Ungeschicklichkeit oder Unreife seiner Erklärungen.
Selbst der gesunde Menschenverstand verbirgt lediglich eine träge Vorstellungskraft,
die sich eines ärmlichen Wortschatzes bedient.
Niemand erinnert sich an die Katastrophen, die der praktische Mensch verursacht,
weil sie von keiner Theorie verteidigt werden.
Die Theorie ist in Wahrheit das Zeugnis gegen den Verdächtigen,
und weil der Mensch ohne Schuld alles Nutzbringende gutheißt,
erlangt die Theorie schließlich dank der Vorteile,
die die Technik bietet, die praktische Bedeutung, die sie mit dem bürgerlichen Argwohn versöhnt.
Idem der Techniker sie aus ihrem Ansehensverlust herausrettet, entfernt er sie aus dem Ort,
wo ständige Kontroversen an ihre ungewisse Herkunft erinnern,
und setzt sie bei Aufgaben aufs Spiel, deren Dringlichkeit sie zu einem Aberglauben versteinern lässt,
der an die Sturheit des Pöbels erinnert.“
Alle Zitate: Nicolás Gómez Dávila ( 1913 – 1994 )