Während aller Aufmerksamkeit auf den sog. Corona-Virus bzw. den offiziellen Verlautbarungen etc. gerichtet ist, können wir hier einen Blick auf ein anderes „Sujet“ werfen, welches der Wahrnehmung wieder entronnen ist.
Die Organisation „Nachbar in Not“ ruft derzeit zu einer Spendenaktion auf, welche auch politisch durch die österreichische Regierung gestützt wird, auch finanziell unterstützt werden soll. Unlängst war einer Ausgabe der Tageszeitung KURIER der Spendenaufruf samt einem Erlagschein von „Nachbar in Not“ beigefügt. Neben dem Logo vom KURIER war auch eines vom ORF zu finden, die offensichtlich als Kooperationspartner fungieren.
Der Zeitpunkt für diese Kampagne ist derzeit zweifellos ungelegen. Die Menschen hier haben derzeit andere Sorgen. Bei vielen von ihnen wird es sich bald um Nachbarn in Not handeln, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht.
Die Spendenaktion von „Nachbar in Not“ bezieht sich allerdings auf „Nachbarn“, die sich recht weit entfernt befinden: in Syrien. Genauer gesagt: in der nordwestlichen Provinz Idlib. „Katastrophe in Idlib“ titelt das Spendenblatt. Das Foto von einem Kind mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck und nassen Haaren soll hier versuchen, den geneigten Spender über die emotionale Ebene zu erreichen. Es soll Hilfsbereitschaft generieren.
„Nachbar in Not“ sind eine Reihe von etablierten Hilfsorganisationen angeschlossen, von der CARITAS bis zur VOLKSHILFE.
https://nachbarinnot.orf.at/?story=230
https://nachbarinnot.orf.at/?story=91
Die Spendenkampagne online:
https://nachbarinnot.orf.at/?story=281
Das Versprechen der österreichischen Regierung, die eingezahlten Spenden aus staatlichen Mitteln zu verdoppeln:
https://nachbarinnot.orf.at/?story=284
https://kurier.at/politik/inland/nachbar-in-not-wer-bis-ostern-spendet-gibt-doppelt/400776212
Und doch hat diese Spendenkampagne einen gewaltigen Haken. Den ausgegebenen Informationen nach soll den Flüchtlingen innerhalb der syrischen Provinz Idlib geholfen werden. In dieser Provinz existieren allerdings keine staatlichen Strukturen, sie wird von Al-Kaida beherrscht, wobei es gleichgültig ist, unter welchem Label deren Verbände (Hai‘ at Tahrir asch-Scham/Nusra-Front/Ahrar al-Sham etc.) auftreten. Und es spielt auch keine Rolle, dass dort türkische Kriegstechnik hineingestopft wurde, von westlichen geheimdienstlichen Strukturen ganz zu schweigen.
Da aufgrund dieser Umstände erhebliche Zweifel an einer Durchführung des von „Nachbar in Not“ geplanten Unternehmens bestehen, wahrscheinlich aber dennoch einige Spendengelder von uninformierten und naiven Menschen eingesammelt werden, fragten wir per Mail einfach mal nach:
Hier die Mail vom 18. März 2020, 11.13 Uhr an: nachbarinnot@roteskreuz.at
Sehr geehrte Damen und Herren!
Einer Ausgabe der Tageszeitung KURIER war unlängst eine Spendenaufruf-Aktion von „Nachbar in Not“ beigelgt. Der fehlerhafte Begleittext zum Thema „Katastrophe in Idlib“ hatte mich dazu veranlasst, einen Blick auf die Homepage von „Nachbar in Not/ORF“ zu werfen.
Nach Durchsicht derselben wird deutlich, dass mit den eingesammelten Spenden den Flüchtlingen und Hilfsbedürftigen innerhalb der syrischen Provinz Idlib geholfen werden soll.
Hierin sehe ich eine gewisse Problematik, weil die Provinz Idlib über keinerlei staatliche Strukturen verfügt und es mir schleierhaft ist, wie dort Hilfsgelder und Hilfsgüter seine Bestimmung finden könnten.
Ich würde mich freuen, wenn Sie mich darüber aufklären könnten.
Mit besten Grüßen,
Anmerkung zu der obigen Feststellung eines fehlerhaften Begleittextes:
a) Die Dauer des Krieges in Syrien wird mit 10 statt richtigen 9 Jahren angegeben. (Auf der Homepage richtig: 9 Jahre).
b) Ob der Krieg „unfassbar“ ist oder nicht, bleibt sicherlich dem Autor und dessen Wahrnehmung überlassen, allerdings vermittelt „unfassbar“ ein unglaubliches Ereignis wie etwa ein Naturphänomen und ignoriert den Umstand, dass dieser Krieg ein von den Kriegstreibern bewusst herbeigeführtes Ereignis ist, dessen Beendigung nicht in ihrem Interesse erscheint.
c) Die Angabe, dass sich angeblich „hunderttausend Menschen“ aufgrund der Bombenangriffe auf der Flucht befinden würden, impliziert die Behauptung, dass diese nicht wegen dem Krieg allgemein, vernichteten Existenzgrundlagen, Hunger, Islamisten-Terror, sondern angeblich vor Verbänden der syrischen Armee und deren Unterstützern in Form von russischen Luftstreitkräften fliehen würden. Tatsache ist, dass es sich bei der Syrischen Armee auf dem syrischen Staatsgebiet nicht um den Aggressor handelt, sondern diese bei den durch das Ausland gestützten Invasoren in der Provinz Idlib zu finden sind.
d) Die auf der Website getätigte Behauptung, dass es sich bei dem Krieg in Syrien um einen „Bürgerkrieg“ handeln würde, ist falsch.
e) Die auf der Website getätigte Behauptung, dass in der Provinz Idlib hunderttausende Menschen vom Krieg bedroht wären, ist in sofern unvollständig, weil die Tatsache unterschlagen wird, dass diese Provinz 2015 von Kampfverbänden aus vor allem ausländischen Söldnern und Terroristen eingenommen worden war, welche übrigens von der Türkei aus dort eingedrungen waren.
f) Auf der Website geht an keiner Stelle hervor, dass die Provinz Idlib von Al-Kaida und den hinter ihnen stehenden Strukturen besetzt worden ist, die kein Interesse am Ende der Gewalt haben.
Fortsetzung folgt.