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Hochhäuser in der Altstadt von Wiener Neustadt

 

Reaktionäre Politiker in Wiener Neustadt sind ganz angetan von der Idee, innerhalb der Altstadt auf dem ehemaligen LEINER-Areal ein gigantisches Wohnprojekt errichtet zu sehen, wie es durch den aktuellen Besitzer, die Hallmann-Holding, geplant wird. Ärztezentrum, Shopping-Center, 600 Wohnungen und zwei Wohntürme mit einer Höhe von über 60 Metern etc. Die Ambitionen des Investors sind nachvollziehbar, gleichgültig, wie blumig etwas verkauft wird. In erster Linie soll hier „Kohle“ gemacht werden, das ist der Sinn von „Investitionen“.

Der Inhaber der Holding, Klemens Hallmann, ist bereits Milliardär. Trotz einer breiten Palette von Engagements, welche auch den Kulturbereich berühren, scheint es ihn nicht zu stören, ein riesiges Massenquartier in eine Altstadt pflanzen zu wollen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Klemens_Hallmann

Ende November 2019 hatte die ÖVP-FPÖ-Stadtregierung verlauten lassen, dass sie sich gegen dieses Projekt stellen würde. Der neue Eigentümer des Areals hatte damals von Gerüchten geredet, während der ÖVP-Baustadtrat Franz Dinhobl sagte, dass das Konzept eines hohen Turmes nicht in das Stadtbild passen würde.

https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/leiner-areal-wiener-neustadt-wird-60-meter-hohen-turm-verhindern/400689203

Auch die SPÖ hatte, damals noch unter dem Vorsitz von Margarethe Sitz, die kolportierten Baupläne ganz entschieden abgelehnt.

https://www.wn24.at/politik/spoe-monster-leuchtturmprojekt-26960.html

Im Frühherbst dieses Jahres hatte sich der Wind bereits gedreht. Die Stadtregierung veröffentlichte die Präsentation der Bebauungspläne, welche den Gerüchten des Vorjahres recht nahe kamen. Plötzlich war alles ganz toll. Die ÖVP hatte im Januar 2020 die Wahlen in der Stadt gewonnen, ohne fortschrittlich sein zu müssen, und konnte agieren. Die SPÖ als neu eingestiegener Juniorpartner zeigte erneut, dass mit dieser Partei nicht zu rechnen ist – sie hält die Klappe.

https://www.wiener-neustadt.at/de/stadt/aktuelles-detail/plaene-fuer-ehemaliges-leiner-areal-praesentiert

 

Hochhäuser in WN 1

Screenshot „Wiener Neustädter Nachrichten“.

 

Einzig die GRÜNEN, die sich nicht mehr in der Stadtregierung befinden, leisteten Widerspruch.

https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/wr-neustadt-immo-milliardaer-hallmann-baut-neues-stadtquartier/401046526

Das Projekt wurde nun positiv und mediengerecht dargestellt. Auf einmal handelte es sich um ein „Prestige-Projekt“, denn darum geht es den eitlen Regierungsvertretern. Prestige – und nichts dahinter. Angeblich sei alles „durchdacht“, sogar „innovativ“, das Projekt von einer richtigen Qualität, wobei natürlich auch „Nachhaltigkeit“ nicht fehlen durfte. Nachhaltig dürfte in diesem Fall allerdings nur die weitere Zerstörung einer Altstadt sein, definitiv eine der Kernkompetenzen vieler Stadtregierungen.

Von einer „ursprünglichen und sozialen Bedeutung“ wurde geschrieben, was interessant klang, da bislang weder die ÖVP noch Privatinvestoren sich in diesem Sujet haben profilieren können.

Es ist noch gar nicht lange her, da hatte die Stadtregierung nach einer Welle der städtischen Verdichtung öffentlich bekannt gegeben, nun nicht mehr verdichten zu wollen. Es wurde immer hässlicher in der Stadt, auch die Profite stagnierten bei dem Leerstand und bei gleichzeitiger Minderung des bürgerlichen Einkommens. Doch nun soll wieder verdichtet werden – in die Höhe.

ÖVP-Bürgermeister Schneeberger ist entzückt und gleichzeitig spendabel genug, um die Bürger an dem Projekt zu beteiligen. Zum Beispiel bei der Namensfindung, was vorzugsweise ahnungslosen Kindern zugebilligt werden soll. Das war’s aber auch schon. Anliegen und Bedürfnisse der Bewohner würden sich angeblich an oberster Stelle befinden, nur mitreden sollen sie üblicherweise nicht.

https://www.wn24.at/chronik/wiener-neustadt-das-wird-das-neue-leiner-areal-31597.html

Wir nahmen die Möglichkeit in Anspruch, in einer Räumlichkeit eines der ehemaligen LEINER-Gebäude die Präsentations-Schau zu begutachten. Bereits am Eingang wurden wir mit einem maskierten und dunkel gekleideten Türsteher konfrontiert, kurze Haare, Solarium-Haut, unsympathisch. Dieser blaffte „Fotografierverbot“.

Dies hatte seinen Grund. Das Modell der Stadt, welches sich auf einem großen Tisch befand, und in welchem das Bauvorhaben integriert worden war, ließ dem geschulten Auge sofort die Manipulationsabsicht erkennen. Die Proportionen waren nicht korrekt wiedergegeben, auch die beiden Kirchtürme waren kleiner, niedriger dargestellt, um die beiden geplanten Wohntürme fast niedlich aussehen zu lassen.

Hübsche Bilder und Entwürfe waren zu sehen, auch ein eher lächerliches „Verkehrskonzept“, nichts neues. Interessantes war dagegen von einer angestellten Dame zu erfahren, die uns erzählte, dass der Bauträger die Wohntürme nur bis zu einer Höhe von rund 40 Metern geplant haben soll. Es sei die Stadt (Stadtregierung) gewesen, welche auf eine monumentale Höhe von über 60 Metern fixiert wäre. Für den Bauträger würde sich diese Idee nicht rentieren, weil aufgrund der Auflagen zusätzliche Fahrstühle eingebaut werden müssten, welche wiederum den verkäuflichen Wohnraum stark beschneiden würden.

Überteuerte Wohlfühlräume in 35qm-Schachteln braucht allerdings kein Mensch, auch keine Wohnungs-Spekulanten. Eine weitere Zerstörung des Stadtbildes für die Geldscheffelei der ÖVP-Klientel lehnen wir entschieden ab.

 

 

Mittwoch
28
Oktober 2020
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