Jetzt ist es – quasi – amtlich: der Sommerkinotraum in Wr. Neustadt ist ausgeträumt. Zumindest für dieses Jahr. Was nächstes Jahr sein würde, wisse er noch nicht, da könne alles möglich sein oder auch nicht, so Helmut A. Puritscher uns gegenüber. Er bildet zusammen mit Bernd Breitfellner das Veranstalter-Team, welches heuer nun nicht veranstaltet.
Was Sache ist, kann auf der Homepage des Kinosommertraums nachgelesen werden:
Foto: Franz Baldauf. Wir vom Kulturverein BOLLWERK bedauern diese Entscheidung sehr, weil der Sommerkinotraum auch für regionale Filmemacher und für nicht kommerzielle Filme eine Plattform geboten hatte. Vorbereitete Arbeiten feiern nun keine Premiere in Wr. Neustadt.
Auch um die Kurzfilmreihe BANALE steht es in diesem Jahr schlecht. Wie der Sommerkinotraum kann die 6. Banale in erster Linie aus wirtschaftlichen Gründen nicht veranstaltet werden. Auch wenn hier weitaus geringere Beträge eine Rolle spielen. Denn es handelt sich bei der BANALE um eine ehrenamtlich durchgeführte No-Budget-Veranstaltung, die immerhin Bestandteil eines Kulturpreises der Stadt gewesen war. Ärgerlich war nebenbei auch der Umstand, dass ein Ansuchen um Mietminderung für einen Abend im Stadttheater von der Stadt erst gar nicht beantwortet worden ist. Außerdem wurde von irgendeinem Schwachkopf die BANALE-Website gehackt, so dass diese vom Netz genommen werden musste.
So soll es sein, haben wir uns gedacht und uns an die Arbeit gemacht, außerhalb von Stadt und Bezirk Wr. Neustadt den Raum zu suchen, der für uns notwendig ist. Die Gespräche und Kooperationsvorhaben mit anderen Veranstaltern sind in Gange.
Die recht kurze Ära Michael Spindelegger in seiner Rolle als Finanzminister von Österreich liegt noch gar nicht lange zurück. Noch immer erinnern wir uns gerne an seine geballte und außerordentlich gut dotierte Kompetenz.
Sein Nachfolger Hans Jörg Schelling hat nun das Kunststück fertiggebracht, der Erinnerungskultur an Spindelegger einen neuen Schub zu geben und ihn gleichzeitig vergessen zu lassen.
Der neue Finanzminister Schelling als Bestandteil der sog. „Eurogruppe“ war zusammen mit den EU-Finanzministern und Vertretern der IWF usw. an den harten Verhandlungen mit der ebenfalls noch recht neuen Regierung Griechenlands beteiligt gewesen. Die EU-Gläubiger hatten für die Verlängerung eines angeblichen Hilfsprogramms – nichts weiter als die Verfügungstellung neuer Kredite – weitere harte als „Reformen“ verharmloste Einschneidungen/Einsparungen/Privatisierungen/Sozialzerstörungen etc. sowie die Rückzahlung einer 1,6 Milliarden Euro betragenden Rate an das IWF gefordert. Diese Rate kann lustigerweise nur durch den neuen Kredit beglichen werden.
Der griechische Premier Tsipras und sein Finanzminister Varoufakis haben nun, am vorgestrigen Samstag (27. Juni 2015) die Verhandlungen platzen lassen. Sie hatten die an sie gestellten neuen Forderungen empört als demütigend zurückgewiesen und außerdem ein eiliges Referendum für die griechische Bevölkerung angesetzt, um deren Standpunkte und im Zuge dessen deren Entscheidung in Erfahrung zu bringen.
Was meinte Hans Jörg Schelling, der österreichische Finanzminister, im KURIER dazu?
„Wir sind vorbereitet, die Eurozone wird dadurch keinen Schaden erleiden. Es werden alle Instrumente eingesetzt, um den Euro stabil und erfolgreich zu halten.“
Der andere Schelling, der kurioserweise den ersten Schelling bis aufs Haar gleicht, meinte in der PRESSE, dass im Falle einer Nichtrückzahlung der IWF-Rate und einer Staatspleite ein Plan B gar nicht diskutiert worden sei. „Der Fehler von Griechenland war, dass man gepokert hat. Beim Pokern kann man auch verlieren. Griechenland hat unterschätzt, dass die Eurogruppe sich nicht erpressen lässt.“
Natürlich sind die Griechen schuld. Und das nach all den Jahren in guter Zusammenarbeit mit den vorherigen korrupten und häufig in den USA ausgebildeten Regierungen, nach Jahren der ausländischen Troika im Land und dem Verlust der Souveränität. Weil sie „gepokert“ haben. Das machen die heutigen Griechen einfach, das sind Spieler, die „pokern“. Aber Schelling und seine über ihn stehenden Kumpane sind die Guten, die „verhandeln“ natürlich nur, nichts anderes. Sie lassen sich auch nicht „erpressen“ von den bösen Griechen. Weil diese Erpresser nicht einverstanden waren, noch weiter um ein neues entwürdigendes und zerstörerisches Diktat zu „pokern“, welches den Totalbankrott ohnehin nicht abwenden würde.
Schelling ist noch nicht lange dabei, hat aber die Einstellung und die Rhetorik der EU-Finanzoligarchie bereits verinnerlicht. Die Abhaltung eines Referendums, und sei es auch aus taktischen Gründen hinausgezögert, das geht gar nicht. Die echte Demokratie, das ist zum Fürchten, weil es für die EU-Bande nun unklar ist, was dabei herauskommen könnte. Die Ablehnung des Diktates von EU, IWF, EZB und der Finanzkonzerne steht im Raum. Den Griechen könnte aber die Lust auf eine Diktatur vergangen sein, wer weiß.
Schelling ist sich aber sicher, dass es zu keinem „Grexit“ kommen wird, auch wenn er es nicht weiß. Er weiß gar nichts, weiß dann etwas und dann doch wieder nicht, was auch immer. Dafür fabouliert aber von möglichen, versteckten Geldmitteln, von Hoffnungen, von Phantasie, um dann zu behaupten, dass sich niemand über den Euro sorgen machen müsse. Die Griechen hatte er dabei wahrscheinlich nicht im Sinn gehabt. Ansonsten soll die EZB derzeit fleißig nachdrucken. Über die Konsequenzen einer Staatspleite hat Schelling nichts zu sagen. Er tut wie seine Kumpane so, als wäre Griechenland gar nicht pleite.
Griechenland war schon bereits vor 5 Jahren bankrott. Alles, was danach kam, war eine kriminelle Form der Konkursverschleppung, die nur dazu gedient hatte, Finanzmittel durch Griechenland zu spülen, alles herauszupressen, was nur geht, deren Volkswirtschaft zu ruinieren, öffentliches Eigentum in die Hände internationaler Konzernen zu spielen und Griechenlands Schulden maximal zu erhöhen. Mit anderen Worten: ein einziger Betrug, den vor allem die untere 50% der Griechen auszubaden haben.
Scheklling scheint in seiner Rolle als Finanzminister demnach in Angelegenheiten der Grundrechnung ähnlich begabt wie sein Vorgänger. Anderer Name, anderes Gesicht, andere Stimme und dennoch merkwürdig gleich und austauschbar.
Wie bei Nachrichtenagenturen üblich, werden bei bestimmten Ereignissen eine Reihe von Features nachgeschoben, um die Medienbetriebe zu füttern. Das funktioniert nicht anders wie innerhalb einer Werbeagentur, soll eine Werbekampagne auch wirklich zum Ziel führen. Woher diese Informations-Features stammen, steht dabei auf einem anderen Blatt.
Bezüglich der Kampagne um die „IS“ boten die Massenmedien ab September 2014 ihre eigenen oder zugekaufte Redakteure auf, die wahlweise als „Journalisten“ oder inflationär als „Experten“ bezeichnet werden. Die sich meist auf andere, häufig anonyme „Experten“ beriefen. Im Gegensatz zu der deutschen Jounalistin Karin Leukefeld sind diese „Experten“ nicht vor Ort. Dennoch standen (und stehen) sie in den Medien im Vordergrund, um mit ihren Artikeln bestimmte Hintergründe angeblich zu beleuchten.
Der Redakteur Martin Gehlen beispielsweise fand in seinem Artikel in der PRESSE, dass der IS und dessen abartigen Verbrechen soetwas wie „die größte Legitimationskrise“ des Islam ausgelöst hätte. Davon abgesehen, dass unter diesem Blickwinkel das „Christentum“ bereits deligitimiert wäre, geht es bei der mörderischen Expansion der genannten Terrororganisation gar nicht um den Islam.
Plötzlich waren sie in Syrien. Sie waren da, medial aber irgendwie nicht. Alles war gut.
Gehlen meinte auch, dass den arabischen Potentaten die „Kraft“ fehlen würde, um mit dem IS “ fertig zu werden.“ Das ist natürlich absoluter Unsinn und stellt die Tatsache auf den Kopf, dass einerseits der politische Wille dieser arabischen Potentaten nicht vorhanden ist, andererseits die anderen „Potentaten“ an diesem Krieg als Aggressor beteiligt sind. Nur der Staat Syrien, auf dessen Boden sich dieses Drama (neben dem Irak) abspielt, hat alleine und nicht diese „Kraft“, aber den Willen. Denn sie sind die Verteidiger in ihrem bereits halb zerstörten Land.
Gehlen gab sich demnach Mühe, alle tatsächlichen Umstände zu verschleiern. Er stellte auch die Organisation „IS“ als etwas hin, das einem Geschwür gleich irgendwo aus dem Land gewachsen wäre. Von ganz alleine. Und der arabische Raum wurde von ihm pauschal „gescheitert“ oder „hyperautoritär“ bezeichnet. Aber warum ist dem so? Gehlen gab darauf keine Antwort. Er weiß nur, dass dort keine „funktionierende Demokratie“ vorhanden ist. Weiß Gehlen, wie jene Demokratie funktioniert, in dessen Land er lebt? Und auf welcher Stufe des Korruptionsindexes sich dieses Land befindet? Gehlen gibt überhaupt keine Antworten, nicht einmal auf seine eigene Überschrift. Hätte er es versucht, hätte er weit in die Vergangenheit der Kolonialmächte zurückgehen müssen.
Presse, 22.9.2014:
Warum sich die IS-Extremisten in Nahost breitmachen können. Von Martin Gehlen.
In der österreichischen PRESSE werden auch gerne die Artikel des „Korrespondenten“ oder „Mitarbeiters“ Alfred Hackensberger untergebracht. Die selben Artikel werden auch woanders publiziert, u. a. in der WELT, der ZEIT, vor Jahren auch im nach wie vor sehr brauchbaren Nachrichtenportal „Telepolis“.
„Laut Einschätzung des renommierten US-Instituts Terrorism Research and Analysis Consortium ist der IS zu einer regelrechten Regierungsmacht in den eroberten Gebieten geworden, und zwar – obwohl das Territorium als geeintes Kalifat angesehen wird – mit teils separaten Strukturen im Irak und in Syrien.“
Bahnbrechend ist diese Erkenntnis freilich nicht. Wer die Waffen hat, der regiert. Hackensberger gibt im Grunde nur das wider, was dieses ominöse und relativ neu „renomierte“ US-Institut an „Informationen“ herausgibt bzw. verkauft. Vom wem dieses Institut finanziert wird, haben wir auf die Schnelle nicht eruieren können, man mag diese unsere Ungeduld entschuldigen. Das Logo mit dem NATO-Stern könnte aber darauf hindeuten, dass Hackensberger keine wirklich seriöse Quelle genutzt hatte.
Deren Angaben beinhalten die offiziellen Regierungsangaben, die sich zum Beispiel auf staatlichen Seiten wie die „Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg“ widerfinden.
Die dortigen Verweise zu „Wikipedia“ sind ähnlich seriös. Es lohnt sich demnach nicht, an dieser Stelle weiteren Inhalten nachzugehen, denn Hackensberger wird dadurch als ein Widerkäuer offizieller Regierungsverlautbarungen entblößt, aber sicher nicht als investigativer Journalist entdeckt.
Presse, 23.9.2014:
Analyse: Wie der Islammische Staat (IS) funktioniert. Von Alfred Hackensberger. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/3874383/Analyse_Wie-der-Islamische-Staat-IS-funktioniert
Aber dann waren sie nicht mehr so gut.
Gudrun Harrer wiederum versuchte sich in einem im STANDARD publizierten Artikel um die Erklärung von Leitbildern verschiedener radikalislamischer Strömungen, um so etwas wie ein religiöses Motiv für den „IS“ zu konstruieren. Damit kann man sich beschäftigen, man muss es aber nicht, weil Harrers Ausführungen nicht das berühren, um was es geht: um simple Machtpolitik, um Herrschaft und Kontrolle. Das religiöse Gedöns ist nichts weiter als eine Fassade, was natürlich nicht ausschließt, dass zahlreiche dumme Killerpsychopathen an das glauben mögen, was ihnen dort eingetrichtert wird.
Eintrichtern möchte uns Gudrun Harrer auch etwas, wie sie mit allen ihren Artikeln belegt. Zum Beispiel, dass westliche Interessen, Beihilfe, Initiativen oder gar Urheberschaften dort angeblich keine Rolle spielen. Gleiches gilt auch für die Golf-Diktaturen. Stattdessen ist der „IS“ auch nach Harrer soetwas wie ein sich selbst speisendes Ungeheuer, entstanden aus einer irakischen Al-Kaida-Zelle im zuvor Al-Kaida-freien Irak während der US-Besatzung.
Standard, 27.9.2014:
Islammischer Staat: Geschichte einer Verwüstung. Von Gudrun Harrer.
http://derstandard.at/2000005925040/Islamischer-Staat-Geschichte-einer-Verwuestung
Interessant Harrers Versuch, in ihrem Artikel die islamofaschistische Diktatur Saudi-Arabien, dem Terrorsponsor Nr. 1, aus der Schusslinie zu bringen. Ein wenig Gerede über den perversen Wahhabismus, um diesen dann auf einige Versatzstücke zu reduzieren, welche dann der „IS“ umgehängt werden. Die Botschaft lautet: die sind viel schlimmer, was im Umkehrschluß bedeuten soll: die saudischen Wahhabiten sind es nicht so sehr.
„Tatsächlich betrachtet Saudi-Arabien die IS als bitteren Feind – und umgekehrt“, behauptete Harrer in ihrem Artikel. Wir wissen nicht, ob ihr das der freundliche Diktator-Monarch persönlich ins Ohr geraunt hatte. Sollten Personen an ihrem Handeln gemessen werden, bliebe diese Behauptung freilich als Hohlkörper im luftleeren Raum zurück.
Die Unguten sind immer noch da, es läuft demnach ganz gut.
Harrer weiter:
„Saudi-Arabien führt heute eine durchaus glaubwürdige Kampagne gegen den Extremismus und hat auch – wie US-Experten attestieren – ernsthaft damit begonnen, die Kanäle, auf denen Geld zur IS und anderen radikalen Gruppen kommt, trockenzulegen.“
Was schreibt diese Frau da? Heute wird eine Kampagne geführt. Weil gestern noch alles anders gewesen war? Glaubwürdig soll es sein, meint Harrer, ohne zu verraten, warum dem so sein soll, warum sie glaubt, statt Belege zu nennen. Saudi-Arabien gegen Extremismus hat Possenstellenwert, Extremismus gegen Extremismus. Und trotzdem sind sie lustigerweise gleich und synchron. Und dann das kleine Eingeständnis, dass Saudi-Arabien bislang (!) IS und andere radikalen Gruppen, also Al Kaida, finanziell unterstützt habe.
Das sollte zu denken geben, zumal Saudi-Arabien „unser“ Verbündeter ist und soetwas wie ein „Stabilitätsfaktor“ in der Region (Bundeskanzlerin Merkel). Gestern noch Terroristen finanziert, aber heute soll alles anders sein, ordentlicher quasi, behauptet die Märchentante Harrer. Weil das wiederum irgendwelche anonyme „US-Experten“ behaupten, die in regierungsabhängigen Instituten in Pentagon-Nähe „Informationen“ produzieren. Und weil die Saudis bereits vor einiger Zeit, das Label „ISIS“/“IS“ auf die Terrorliste gesetzt haben sollen.
Verbote sind nämlich eine spannende Angelegenheit. Vor allem, wenn es das eigene Label betrifft. Das steigert den Verkaufswert.
Während die französischen Sicherheitsbehörden und die Medien über die tatsächliche Aufklärung der Verbrechen vom 7. bis zum 9. Jänner 2015, über die Täter während der jeweiligen Taten und über die Zeit danach faktisch äußerst wenig zu berichten hatten, wurde im Gegensatz dazu die Vorgeschichte der Brüder Kouachi und Amedy Coulibaly recht ausführlich dargelegt.
Dieser Artikel zeigt auf, dass die Nachrichtenagenturen und Medien bereits am Tag nach dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“ von den französischen Sicherheitsbehörden mit dem entsprechenden Material gespeist worden waren. Auch wenn wir uns hier wiederholen: als Grundlage konnte zu diesem Zeitpunkt einzig und allein der angebliche Sensationsfund „Ausweis im Fluchtwagen“ dienen, welcher am Abend des 7. Januars bekannt gegeben worden war. Ein Ausweis und gleich zwei, zuerst gar noch drei Tatverdächtige für die mediale Vorverurteilung, die wie vorbereitet schien.
In dem SPIEGEL-Online-Artikel von Raniah Salloum wurden die Brüder Kouachi als „kleine Gauner“ dargestellt, ohne dass der Grund dafür ersichtlich wurde. Offenbar sollten es sich die Leser selbst zusammenreimen, die Gefallen am Denuziantentum haben. Irgendwelche Auffälligkeiten mit kleinkriminellen Hintergrund wurden aber nirgendwo erwähnt.
Der Konflikt mit der französischen Justiz hatte sich demnach erst 2005 für Chérif Kouachi ergeben, als dieser für das Vorhaben, in den Irak zu reisen und sich der Widerstandsbewegung gegen die US-Beatzung anzuschließen, zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Ein fundamentalistisches Motiv hatte auch der Anwalt von Chérif Kouachi nicht feststellen können.
In den westlichen Medien wurden fundamentalistische Züge als Grundlage für ein Widerstandsgedanken gelegt, die real gar nicht existieren müssen. Vielleicht hatte Chérif Kouachi einfach nicht mehr tatlos zusehen wollen, wie eine US-Militärmaschinerie ungestraft Länder überfallen und – allein im Irak – hunderttausende Menschen ermorden konnte. Ähnlich soll er sich auch in einem Verhör geäußert haben.
Cherif Kouachi, 32 Jahre, und sein Bruder Said Kouachi, 34 Jahre.
Chérif Kouachi scheint seinen Willen ernst genommen zu haben, sonst wäre er nicht von der französischen Justiz zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden, wenn auch die Hälfte davon auf Bewährung.
Dies wird auch durch den Umstand deutlich, dass heute, im Jahr 2015, nach wie vor Söldner, Terroristen und „Dschihadisten“ aus ganz Europa vor allem nach Syrien reisen können, um das dortige Land zu zerstören, die loyale Bevölkerung zu ermorden und einen Regierungssturz zu provozieren. Niemand hält sie auf. Dieses reale Tun wird nicht unterbunden, weil es nicht unterbunden werden soll. Die Verurteilung von Chérif Couachi noch vor der Ausführung seines Vorhabens zeigt somit auf, dass es bei ihm (zu diesem Zeitpunkt) keine schützende Hand durch staatliche Strukturen gegeben hatte. Und das erscheint auch logisch, war sein Ziel doch dem Widerstand gegen die weltweit größte Terrororganisation gerichtet, der US-Oligarchie mit ihren militärischen und geheimdienstlichen Mitteln, zu dessen Vasallen und Handlanger auch der Staat Frankreich gehört.
Weitere Artikel von SPIEGEL-Online:
10.1.2015 Pariser Terror-Komplizin Hayat Boumeddiene: Religiös, folgsam, waffenaffin
Diese Geschichten und Schilderungen über die Brüder Kouachi sowie Coulibaly sollen hier nicht großartig kommentiert werden, zumal sie für uns ohnehin nicht nachprüfbar sind. Die Zeichnung von naiven und wenig gebildeten jungen Männern erscheint durchaus glaubwürdig.
Grob lässt sich aber – soweit dies möglich ist – einiges feststellen. Alle drei Männer waren in ihrer Vergangenheit zwar Moslems gewesen, aber nicht fundamentalistisch. Dies war sogar in der österreichischen PRESSE bereits am 9. Januar 2015 zu lesen gewesen. Die Brüder Kouachi hatten ihr Leben durchaus gerne gelebt, mit allem, was dazu gehört. Der Konflikt mit der französischen Justiz entstand erst mit der kolportierten Dschihad- und Al-Kaida-Geschichte.
Die Information einer Reise von Said Kouachi in den Oman und angeblich weiter in den Jemen stammt aus US-Geheimdienstquellen. Dies ist freilich wenig verwunderlich, weil diese Dienste nicht nur global, sondern zusammen mit den Saudis in dieser Gegend besonders engagiert sind.
Amedy Coulibaly, mehrfach vorbestraft wegen Raubüberfälle und Banküberfall, bewegte sich in kriminellen Kreisen. Irgendeine Spur von Fundamentalismus war bei ihm nicht auszumachen. Diese „Eingebung“ wurde nur über seine Freundin/Frau Hayat Boumeddiene transportiert, die während der Anschläge nicht in Frankreich gewesen, sondern sich angeblich nach Syrien abgesetzt haben soll. Mit anderen Worten: diese Frau war aus dem Spiel. Von ihr blieb nur noch ein Flughafenfoto, auf welchem sie, ohnehin nicht zu identifizieren, nur Kopftuch und keine Burka trug.
Vielleicht war aber die ganze Geschichte ab einem bestimmten Zeitpunkt eine andere, eine weniger offensichtliche gewesen. Die Einflussnahme des im Artikel genannten Farid Benyettou auf Chérif Kouachi erinnert sehr an den deutschen Fall um die sog. „Sauerlandgruppe“, bei welcher dem radikalen Iman Yehia Yousif in Neu-Ulm als Einflüsterer, Anstifter und Organisator eine tragende Rolle zugekommen war. Yousif hatte allerdings für den deutschen Inlandsgeheimdienst gearbeitet, dem „Verfassungsschutz“. Konsequenterweise stand dieser Mann nie als Beschuldigter vor Gericht.
Die ganze Al-Kaida-Geschichte ist ohnehin mit Vorsicht zu genießen, weil diese Organisation nicht das ist, wie uns täglich gebetsmühlenartig gepredigt wird. Davon abgesehen, wurde diese Verbindung zu den Kouachis vor allem kolportiert, aber nicht nachgewiesen.
Natürlich ist nicht auszuschließen, dass bei ungebildeten jungen Leuten durch Medien und Politik die Meinung haften geblieben sein könnte, dass die Organisation „Al Kaida“ gegen die USA etc kämpfen würde. Und es ihren ausgewaschenen Hirnen immer noch nicht aufgefallen sein könnte, dass dies nie der Fall war. Sollte sich Said Kouachi tatsächlich im Jemen aufgehalten haben oder gar bei Extremisten, die sich auf „Al Kaida“ berufen, dann wird er sich unter der Obhut des saudischen Geheimdienstes und der CIA befunden haben. Das heißt nicht, dass dies im Bewusstsein von Said Kouachi verankert gewesen sein muss.
Wie auch immer, das alles lässt viel Raum für Spekulationen. Vor allem Raum auch für die Möglichkeit, dass die Brüder Kouachi sowie Coulibaly zuvor von den französischen Sicherheitsbehörden als V-Leute angeworben worden sein könnten. Irreleitung plus Erpressbarkeit bieten hervorragendes Potential für die Behörden. Coulibaly wurde frühzeitig aus seinem erneuten Gefängnisaufenthalt entlassen, was in Anbetracht seines Vorstrafenregisters wenig plausibel scheint.
Und genau dann, nach der ganzen nun berichteten Vorgeschichte, soll die vorherige Dauerüberwachung plötzlich eingestellt worden sein. Das behaupten achselzuckend die französischen Sicherheitsbehörden. Vertreter der allumfassenden US-Überwachungsbehörden sagen dazu nichts. Die verbündeten Briten auch nicht, obwohl auch deren Dienste zumindest im Bilde waren.
Eine synchrone Totalabschaltung? Glaubhaft ist dies nicht im geringsten. Vielleicht aber wurde nur die „Überwachung“ abgeschaltet – und nicht die Führung. Groteskerweise zitierte am Morgen des 9. Januar 2015 der französische Journalist Henry Samuel über Twitter eine Quelle, nach welcher der algerische Geheimdienst die französischen Sicherheitsbehörden am 6. Januar vor einen großen Anschlag gewarnt haben soll.
Aber lassen wir das, das sind alles Dinge, die müssen wir gar nicht wissen…
„Transzendenz und Fleisch“ von Florian Jakowitsch, der in seiner vermutlich letzten Ausstellung in Wr. Neustadt eine Art Querschnitt über sein Schaffen präsentiert.
Bei der Eröffnung hatten wir leider nicht anwesend sein können, doch konnte zumindest die Besichtigung nachgeholt werden. Dies ist bis zum 12. Juli auch für alle anderen möglich. Danach wird es zu spät sein.
Und für alle, die ebenfalls verhindert waren, hier noch zwei Links:
Als Ergänzung zum vorherigen Teil 28 soll hier auf eine Meldung eingegangen werden, um die durch die frz. Behörden kolportierten „Informationen“ ein wenig zu beleuchten. Stellvertretend für andere Medien sei hier aus einem Artikel des „Handelsblatt“ vom 21. Januar 2015 zitiert.
Laut dem Pariser Staatsanwalt Molins sollen nach den Anschlägen zwölf Personen festgenommen worden sein, von denen allerdings acht wieder entlassen wurden. Gegen vier Männer, die allesamt aus dem Umkreis von Coulibaly stammen sollen, wären Haftbefehle erlassen und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.
„Willy P., Christophe R. und Tonino G. hätten Ende 2014 in Waffengeschäften im Großraum Paris für Coulibaly unter anderem Messer, Tränengasgranaten und eine Elektroschockpistole gekauft, sagte Molins. Sie seien auch beim Kauf eines Autos der Marke Renault zugegen gewesen, das nach Coulibalys Angriff auf einen jüdischen Supermarkt im Osten von Paris nahe des Tatorts gefunden wurde. Coulibaly hatte die Autoschlüssel bei sich.“
Staatsanwalt F. Molins.
Als ein Fahndungserfolg ist dies nicht zu erkennen, weil der Zusammenhang zu den Coulibaly zur Last gelegten Taten fehlt. Der Kauf von allerlei Zeug in offiziellen Waffengeschäften spricht zudem gegen ein konspiratives Verhalten. Eine Sinnhaftigkeit ist nicht sichtbar, wenn drei vorbestrafte Männer aus einem gewissen Milieu bestimmte Sachen für einen vorbestraften Coulibaly legal zu erwerbende Utensilien einkaufen gehen. Für uns entsteht eher der Eindruck, dass hier das kriminelle und polizeibekannte Umfeld von Coulibaly verhaftet wurde – seine Kumpels. Diese Personen werden auch nicht als „Fundamentalisten“ oder „Islamisten“ bezeichnet, eine Bezeichnung, die sicherlich verwendet worden wäre, wenn dem so wäre. Demnach sind es keine, was nebenbei auch in anderen Quellen genau so erwähnt wird. Auch stellt sich die Frage, warum der genannte Renault nur „nahe des Tatortes“ gestanden sein soll und nicht etwa direkt vor dem Supermarkt. Soll Coulibaly seine ganze Ausrüstung und die Waffen vorher noch zu Fuß durch die Gegend geschleppt haben? Und das am besten irgendwie unsichtbar? Das ist unsinnig. Bei einer Fluchtoption würde das Fahrzeug nur direkt am „Hyper Cacher“ einen Sinn machen. Und sollte Coulibaly sein Ende im Supermarkt einkalkuliert haben, hätte er ebenso gleich vor die Tür fahren können.
Somit deutet diese Angabe über den Renault darauf hin, dass eine andere Person das Fahrzeug „in der Nähe“ abgestellt hatte. Da die Polizei wiederum die Autoschlüssel bei Coulibaly gefunden haben will, kann das nur heißen: dieser hatte den Zweitschlüssel oder die Polizei selbst hatte ihm diesen untergeschoben. Eindeutig ist aber der Umstand, dass es weitere Beteiligte gegeben haben muss. Irgendjemand muss Coulibaly vor dem „Hyper Cacher“ abgesetzt haben. Diese Frage wurde sogar bei SPIEGEL-Online gestellt. Das war am 16. Januar gewesen.
Laut diesem Artikel war allerdings von dem Verbleib eines Fahrzeuges, welches Coulibaly verwendet haben sollte, noch nichts bekannt. Dies macht somit diese Geschichte mit dem Renault unglaubwürdig, sollte die Polizei den Schlüssel zum Fahrzeug am 9. Jänner gefunden haben. Somit scheint es nicht „nah“ gewesen zu sein. Genauso gut könnte der Renault erst später von einer unbekannten Person abgestellt worden sein, die aus jenen Kreisen stammt, welche auch den Autoschlüssel erst nach dem 16. Januar in die Geschichte eingebracht und vielleicht auch faktisch deponiert hatten. Für dieses Tun kämen freilich nur Polizei und Geheimdienst in Frage.
Weiter im Artikel: „DNA-Spuren des vierten mutmaßlichen Helfers, Michaël A., seien auf Waffen nachgewiesen worden, die in einer von Coulibaly genutzten Wohnung im Pariser Vorort Gentilly gefunden wurden. Coulibaly und Michaël A. hätten vor den Anschlägen häufig miteinander telefoniert, sagte Molins.“
Auch hier nichs, was der Aufklärung dienlich sein könnte. Ausgerechnet DNA-Spuren und das gleich an mehreren Waffen zeigen keinen Plan an, sondern Interesse an diesen Dingern. Vielleicht hatte der Mann, Michael A., alle Läufe in den Mund gesteckt oder vor Abneigung angespuckt. Und die Telefonate? Natürlich konnten sie nur vor den Anschlägen telefoniert haben und nicht hinterher, weil Coulibaly dann tot gewesen war. Informationsgehalt: null. Keine genauen Angaben zum Zeitpunkt dieser Telefonate und erst recht nichts über irgendeinen Inhalt zeigen auch in diesem Fall nur eine bedenkliche Leere auf.
„Staatsanwalt Molins räumte am Mittwoch ein, dass die Ermittlungen zwar bei der Suche nach mutmaßlichen Helfern von Coulibaly vorangekommen seien, aber weniger bei der Suche nach Unterstützern der Brüder Kouachi.“
Alles Quatsch, vorangekommen war hier genau so wenig wie zuvor irgendetwas von der Polizei real ermittelt worden wäre. Die Verhaftung von irgendwelchen vorbestraften Kumpels von Coulibaly war zu diesem Zeitpunkt ohne jegliche Bedeutung. Erstaunlich dagegen, dass laut Pariser Staatsanwaltschaft keine „Kumpels“ aus dem Umfeld der Brüder Kouachi aufzutreiben gewesen sein sollen. Waren diese vollkommen isoliert gewesen? Und wenn: warum? Über den Fortgang dieser „Ermittlungen“ ist übrigens bis zum heutigen Tag auch nichts bekannt.
Bezüglich Amedy Coulibaly erschien am 11. Januar 2015 im deutschen STERN ein Artikel, welcher sich mit dem Geschehen im Supermarkt „Hyper Cacher“ befasste. Hier gab es ebenfalls die Geschichte um den Telefonhörer, den Coulibaly angeblich „nicht richtig aufgelegt“ haben soll und weswegen die Polizei habe „mithören“ können. Davon abgesehen, dass dies auf einen Festnetzanschluss deutet, hatten wir bereits festgestellt haben, dass die Polizei dort nicht angerufen, ja, nirgendwo angerufen hatte, um mit dem Geiselnehmer Coulibaly zu sprechen. Stattdessen soll sie „mitgehört“ haben. Vorahnung?
Bei dieser Gelegenheit wurden über den STERN und anderen Medien angebliche Zitate aus den „Mitgehörten“ verbreitet. „“Sie haben Menschen gefoltert. Sie müssen aufhören, den Islamischen Staat anzugreifen, unsere Frauen zu enthüllen, unsere Brüder grundlos in Gefängnisse zu stecken“, hielt Coulibaly den Geiseln vor.“
Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Coulibaly soll just nach seinem Telefonat mit dem frz. Sender BFM-TV zum Mithören seinen Geiseln seine Motivlage erklärt haben. Man mag fragen: wen sonst, denn die Polizei hatte mit ihm ja nicht sprechen wollen. Allerdings hatte Coulibaly bereits vorher zwei Stunden Zeit für Erklärungen gegenüber den Geiseln gehabt. Was soll das gewesen sein? Ein plötzlicher Ausbruch an Mitteilungsbedürftigkeit? Das kolportierte plakative Zitat ist somit eine wunderbare Botschaft, von der wir sonst nichts erfahren hätten. Einen Hinweis mag vielleicht der Umstand bieten, dass sich der STERN auf den Sender RTL bezieht, der es wiederum auch nur „zitiert“ hatte. Wer das Audioband gehört haben will, ist somit verschleiert. Nur die Quelle ist eindeutig: BFM-TV und Polizei.
Ansonsten gibt es nichts mehr. Was konkret in dem Supermarkt alles vorgefallen war: unklar. Wie sich Coulibaly präsentiert, was er von sich gegeben hatte: unklar. Interviews mit entscheidenden Inhalten von Geiseln: nicht auffindbar. Der STERN selbst wechselte in seinem Artikel thematisch zu Coulibalys Lebensgefährtin, nach der die Polizei mit dem unterstellten Hinweis „bewaffnet und gefährlich“ angeblich „mit Hochdruck“ fahnden würde.
Die deutsche ZEIT brachte am 17. Februar 2015 noch ein wenig Erinnerungskultur mit der sensationserheischenden Überschrift „Attentäter standen vor Anschlägen in Kontakt“. In diesem Artikel berief sich die ZEIT nur auf anonyme „Ermittlerkreise“, welche wiederum ein Treffen zwischen Coulibaly mit einem der Brüder Kouachi in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar 2015 als eine großartige Erkenntnis verkauften. Dass sich Coulibaly und die Kouachis gekannt hatten, war schon während der Attentate von der Polizei verbreitet worden. Da kommt es manchmal vor, dass man sich trifft, weil man sich kennt. Konspirativ kann diese Zusammenkunft auch nicht gewesen sein, denn die Frau von Chérif Kouachi soll davon gewusst haben.
Dieses verkündete Treffen ist vom Nachrichtenwert genauso inhaltsleer und bedeutungslos wie eine SMS, welche „von einem Handy nahe Chérifs Wohnung“ – nicht etwa von Chérif Kouachi – auf ein Mobiltelefon von Coulibaly gesendet worden sei. Irgendwelche Inhalte wurde erst gar nicht genannt, offenbar gab es keine. Mit diesen lächerlichen Geschichten werden Nachrichten gebaut, die höchstens Eindrücke fabrizieren, die aber rein gar nichts besagen. Ein logischer Umkehrschluss mit der Frage, warum frz. Sicherheitsbehörden keine Beweise und konkrete Ereignisse und Zusammenhänge präsentieren können, erscheint dagegen vielversprechender. Über einen Monat später mit diesen telekommunikativen Nichtigkeiten herauszurücken mutet ohnehin grotesk an, schließlich besitzen die frz. Behörden weitreichende Überwachungsbefugnisse wie Vorratsdatenspeicherung etc.
Die Informationslage hinsichtlich der Brüder Kouachi war nach deren Tod sogar noch erbärmlicher, was das Attentat betraf. Die Ehefrau von Chérif Kouachi soll nichts gewusst haben. Aha. Das war alles. Auch hier kein Befund der Datenerfassungen, keine Berichte über Funde in Wohnungen, in ihrer Kleidung, in Fahrzeugen, keine Informationen von V-Männern aus der Szene – einfach nichts. Die Kouchi-Brüder gestalten sich somit derartig leer und aufgeräumt, wie wir es in unserer Umgebung nie vorfinden würden, und doch ein einziges Mal – angeblich – derartig schlampig, dass sie einen eigenen Ausweis im Fluchtfahrzeug „verloren“ haben sollen.
Womit wir wieder zu den Täterprofilen kommen. Diese Art von Ermittlungsergebnissen deuten auf unglaublich raffinierte Täter hin, die sich andererseits dann wieder unglaublich dumm hingestellt hatten. Zumindest, wenn die Kouachis und Coulibaly mit den Attentätern von „Charlie Hebdo“ bzw. Montrouge ident sind. Oder es deutet darauf hin, dass die Sicherheitsbehörden von Frankreich besonders unfähig sind, nichts ermitteln können und nur zu Ergebnissen kommen, wenn ein Geständnis ungefragt abgeliefert wird. Glaubhaft ist dies nicht. Zumindest wurden Fahndungen verkündet, von möglichen Hintermännern geredet, tatsächlich einige Personen festgenommen, einige wieder freigelassen. Konkret war da nichts. Auch hier keine „Spurenbefunde“, nichts über deren Untersuchung der Telekommunikation, erst recht keine Anklageerhebung gegenüber vermeintlichen Helfern oder Helfershelfer.
Erst am 9. März 2015 gab es eine weitere Meldung, nach welcher die französische Polizei vier neue Personen festgenommen hätten, die zum „Umfeld“ von Coulibaly gehört haben sollen. Konkret war auch an dieser Meldung nichts, denn ein „Umfeld“ wird allein für eine Anklage nicht ausreichen. Dies wird auch durch die verhaftete Polizistin nicht aufgewogen. Diese soll ihren Lebensgefährten unterstützt haben. Da muss nicht erst gefragt werden: wobei eigentlich?
„Wie ein französischer Fernsehsender berichtet, ist unter den Verhafteten auch eine Polizistin und ihr Lebensgefährte. Die Frau sei zum Islam konvertiert und im Februar von ihrem Job suspendiert worden. Sie werde verdächtigt, ihren Lebensgefährten unterstützt zu haben, der Coulibaly nahestand.“
Über Amedy Coulibaly wurde nach dessen Tod ein wenig mehr berichtet, aber waren diese Informationen wirklich ergiebig? In der österreichischen Presselandschaft kam nicht mehr viel, weswegen hier auch auf einige deutsche Medien zurückgegriffen werden soll. Die Informationen entstanden weniger durch eigene Recherchen, als durch in Anspruchnahme der Quellen von französischen Medien und natürlich den französischen Sicherheitsbehörden. In einer Meldung wurde wenig konkret über einen Waffenfund in der Wohnung von Coulibaly berichtet. Diese Information ist allerdings geradezu banal und dazu bedeutungslos, weil in jedem dritten Haushalt eine Waffe zu finden wäre. Die vom SPIEGEL etwas reißerisch aufbereitete Meldung, dass Coulibaly eine Schutzweste aus deutscher Produktion getragen habe, ist ebenso bedeutungslos. Er hätte auch eine Weste aus US-Produktion tragen können, welche ebenfalls jeder gebraucht erwerben könnte. Wäre dies auch interessant gewesen?
Coulibaly mit besagter deutscher Schutzweste, die in Montrouge schwarz gewesen sein soll.
Interessanter ist hier, was nicht berichtet wurde. Irgendetwas über Funde in seiner Wohnung oder sonstwo, die ganz konkret mit den Fällen zu tun haben könnten und somit eine Bedeutung hätten? Fehlanzeige. Das führt uns zu der Frage, was die Polizei eigentlich zur Fahndung des von ihnen selbst medial positionierten Coulibaly unternommen hatte. Wir erinnern uns: Coulibaly war spätestens 11 Uhr am 9. Jänner 2015 als „Terrorist“ bzw. Attentäter veröffentlicht worden, noch vor dem Hyper-Cacher-Drama. Das bedeutet, dass – theoretisch wie vermeintlich – die Fahndung nach diesem Mann bereits voll in Gange gewesen sein sollte. Neben sämtlichen Überwachungsmöglichkeiten und Spitzelorganen wäre sicherlich als erstes ein Besuch in seiner Wohnung in Frage gekommen. Und zwar noch vor dem Hyper-Cacher-Drama.
Aber auch hier: keine Informationen über Tätigkeiten, keine „Funde“, einfach nichts. Wieder existiert an einer Stelle ein Informationsloch, wo es besonders wichtig gewesen wäre. Vor allem in Anbetracht der nachfolgenden Ereignisse. Dass es sich hierbei ebenfalls um keinen „Zufall“ handeln dürfte, belegen die Behörden selbst mit der ansonsten schnellstmöglichsten Herausgabe von „Funden“, „Infos“ oder ganzen „Dossiers“. Das sind dann jene, die zur offiziellen Geschichte „passen“ oder „stimmig“ scheinen – um Stimmung zu machen. Die noch vor den Ereignissen im „Hyper Cacher“ öffentliche Zurschaustellung Coulibalys als angeblichen Täter von Montrouge hätte somit die Wirkung eines Querschlägers für die französischen Behörden.
Die Meldung, dass Coulibaly am 8. Jänner einen Anschlag auf die jüdische Schule „Yaguel Yacoov“ in Montrouge geplant haben könnte, ist ohne irgendeinen Beweis nichts weiter als Geschwätz. (Von der Fragwürdigkeit des Geschehens in Montrouge abgesehen). Könnte, hätte, vielleicht.
Die Aufnahme eines Kredites über 6.000,- Euro im Dezember 2014 durch Coulibaly besitzt ebenso wenig einen Informationswert wie ein Aufenthalt desselben Mannes in Madrid zu Silvester. Geradezu dümmlich die „Sensationsmeldung“, Coulibaly habe Kontakte nach Holland gehabt. Das soll ein US-Ermittler gesagt haben, der was genau mit dieser Geschichte zu tun hatte? Zahllose Kiffer haben Kontakte nach Holland, aber was besagt dies? Wir haben Kontakte unter anderem nach Deutschland. Für uns ist dies normal.
Die einzige medial verbreitete „Information“ mit einem gewissen inhaltlichen Wert war jene vom 15. Januar 2015, dass Coulibaly zusammen mit seiner Freundin Hayat Boumeddiene irgendwann vorher in Brüssel gewesen sein soll, um eine Waffe zu kaufen. Es hieß, dass die Frau ein Auto verkaufen wollte oder musste, während Coulibaly sich wiederum eine „Wumme“ leisten konnte. Oder so ähnlich. Es wurden Versionen verbreitet, die einerseits von einem Tausch sprachen, andererseits von separaten Geschäften.
Wie es wirklich gewesen sein könnte, spielt ohnehin keine Rolle. Einen Waffenankauf mit einem Autoverkauf zu verbinden, zeugt weder von Anonymität noch von einem Erreichen der geistigen Grundschulreife. Ein Waffenkauf im Ausland, um diese womöglich per Bahn über die Grenze zu bringen, muss einer äußerst risikofreudigen Idee entsprungen zu sein. Und das auch noch ausgerechnet in Brüssel, dem Hauptquartier von NATO, EU und zahlloser Geheimdienste.
Diese Geschichte ist derartig dummdreist, dass die uns erzählte Erkenntnisgewinnung dem in nichts nachsteht. Nicht die Polizei oder sonstwer habe diese angebliche Aktivität von Coulibaly/Boumeddiene erforscht, nein, der Waffenverkäufer selbst habe gestanden und sich selbst angezeigt. Wie nett von ihm. Dank ihm konnte auch das Fabrikat in Erfahrung gebracht und benannt werden, jedenfalls für uns, die Zuschauer das draußen: eine Tokarev soll es gewesen sein. Eine Überraschung ist das lange nicht mehr.
Die österreichische Gazette PRESSE dazu über die eifrigen „Ermittler“ der Polizei:
„Die französischen und belgischen Ermittler untersuchten daraufhin, ob auch andere Waffen der Pariser Anschläge aus Belgien stammen.“
Woher diese oder jene Waffen stammen, ist allerdings zweitrangig. Wer verkauft hat ist die entscheidene Frage. Eine, die übrigens auch nicht beantwortet wurde.
Es lohnt sich nicht mehr, in die Köpfe der copy&paste-Schreiberlinge der Massenmedien hineinzuschauen, die jeden ihnen vorgelegten Stoff ohne der Spur einer eigenen Idee verbreiten. Legale Waffe? Illegale und nicht registrierte Waffe? Und wo sollte sich die Motivation eines Geständnisses für den einen erwähnten Waffenverkäufer befunden haben, da er sich selbst einer Strafverfolgung aussetzen würde. Wo befindet sich der Sinn in einer Geschichte, die für Behörden ohnehin unglaublich leicht zu erfassen wären?
Kalaschnikov, Deko.
Die von den französischen Sicherheitsbehörden kolportierte Meldung, dass es sich bei den Kalaschnikovs der Täter um ehemalige Dekorationswaffen, echt aber entschärft, handeln würde, hat auch etwas für sich. Inwieweit sich ein Rückbau bewerkstelligen ließe, ohne dass die Waffe in der weiteren Funktion doch etwas eingeschränkt oder labil zu werden droht, sei hier dahingestellt. Warum und von wem diese Deko-Waffen unter der ungenauen Angabe „vor Jahren“ und wiederum ausgerechnet in Brüssel eingekauft worden sein sollen, bleibt ein Geheimnis der Polizei. Vielleicht passte der Kaufbeleg nicht mit dem Knastaufenthalt mit der vermeintlichen Käufer zusammen? Wer weiß das schon.
Es ist sehr lobenswert von Herrn Vranitzky, wegen den Flüchtlingsdramen mehr Hilfsbereitschaft und Solidarität einzumahnen. Und richtig, derzeit fliehen viele Menschen aufgrund der in ihrer Heimat begangenen Greueltaten. Zumal ohnehin nur ein geringer Teil von ihnen an den EU-Außengrenzen strandet.
Herr Vranitzky hält den EU-Plan, keine Flüchtlinge mehr aufnehmen zu wollen, für unverständlich. Dieser Plan ist aber nicht unverständlich, er ist sogar konsequent in Anbetracht der EU-Politik.
Für unverständlich hält Herr Vranitzky auch den EU-Plan, die Probleme stattdessen vor Ort (in den Heimatländern, Anmerkung) lösen zu wollen. Diese Idee ist neben der Aufnahme von Flüchtlingen überhaupt die Idee schlechthin. Ja, wenn sie nicht geheuchelt wäre.
Denn die EU als Organisation und eine Reihe von EU-Ländern außerhalb dieser sind für die Probleme in den Herkunftsländern der Flüchtlinge mitverantwortlich. Mitverantwortlich für Vernichtung von Leben, Wirtschaft und Kultur.
Offenbar hat dies Herr Vranitzky noch nicht bemerkt, weil sich sein Fokus alleine auf die Flüchtlinge richtet, aber nicht auf die Ursachen der Massenflucht, nicht auf die Verursacher.
Was sagt Herr Vranitzky dazu?
„Man kann in solchen Ländern keine Demokratie über Nacht einführen.“
Nach Herrn Vranitzky ist das Problem demnach die fehlende „Demokratie“ in den Herkunftsländern. Die Schaffung einer „Demokratie“ ist dummerweise einer der Behauptungen seiner „demokratischen Freunde“, unter deren Deckmantel ihre Bomben fallen und Todesschwadronen in Bewegung gesetzt werden. Da bleibt für die Bevölkerung nur noch die Flucht, unter anderem nach Europa.
Was wurde medial nach den Attentaten und dem Ende der Brüder Kouachi sowie Amedy Coulibaly berichtet?
Auf diese lächerlichen Al-Kaida-Bekenntnisse wurde bereits genügend eingegangen und sollen hier nicht weiter interessieren. Wir wollen uns stattdessen kurz auf die als Freundin von Coulibaly bezeichnete Hayat Boumeddiene konzentrieren.
Über diese Frau ist kaum etwas bekannt. Das hatte allerdings weder die französischen Sicherheitsbehörden noch die Medien davon abgehalten, sie ebenfalls vorzuverurteilen. Ein Foto von ihr und ihr vollständiger Name wurde in jeder Gazette, in jedem Magazin abgedruckt. Auch ohne irgendwelche weiteren Informationen geschweige denn Beweise wurden die Beschuldigungen tagelang in bester Western-Lynch-Manier hinausposaunt.
Stimmung gegen diese Frau wurde mit einigen weiteren Bildern gemacht, zu welchen behauptet wurde, dass es sich bei der vollkommen unkenntlichen Frau in einer Burka um Boumeddiene handeln würde.
Irgendwelche strafrechtliche Folgen zog dieses Gebaren nicht nach, weil Hayat Boumeddiene gar nicht auffindbar war und auch keine Stimme hatte.
Die Aussagekraft ist freilich gleich null. Es sagt nichts über sie als Person und die Umstände, die zu Fotos führten, und erst recht nichts über die Verbrechen aus. Stattdessen fällt auf, dass der angeblich zum fundamentalistischen IS-Anhänger mutierte Coulibaly äußerlich nicht diesem Klischee entsprach. Sollte es sich um Coulibaly gehandelt haben, so starb dieser im „Hyper Cacher“ sogar in „blue Jeans“.
Die einzige Meldung der Polizei, in welcher Hayat Boumeddiene konkret erscheint, ist jene über das Fahrzeug, mit welchem Coulibaly zum „Hyper Cacher gefahren sein soll. Dieses wäre auf Boumeddiene zugelassen gewesen. Das bedeutet natürlich auch nichts, denn die Frau war nicht im Lande gewesen. Mit einem „eigenen“ Fahrzeug zu einem Tatort zu fahren ließe sich wiederum in verschiedene Richtungen interpretieren.
Dann wurde gemeldet, dass diese als Hayat Boumeddiene bezeichnete Frau bereits um den 2. Januar 2015 Frankreich verlassen hätte und über die Türkei nach Syrien gereist sein soll – in das eroberte Territorium der IS natürlich, wohin auch sonst. Zumindest erzählen die französischen Sicherheitsbehörden davon, weil sie die einzigen sind, die dies den Medien unterbreiten können.
Der SPIEGEL und diverse frz. Medien berichtete unter Berufung auf türkische Behörden über einen Flug der Hayat Boumeddiene von Barcelona nach Istanbul am 2. Januar. Es wurde sogar mit dem 8. Jänner ein konkreten Tag für die angebliche Einreise nach Syrien genannt.
So kann dann auch ein Alfred Hackensberger diese Geschichte in der PRESSE spinnen, als entspräche dies unumstößlich den Tatsachen. Konkretes Wissen benötigt er dafür nicht. Hat er auch nicht, wie er in seinem Artikel belegt. Er phantasiert irgendwelche Geheimpfade im Grenzland zwischen der Türkei und Syrien, über welche man angeblich zur IS gelangen würde. Hackensberger ist offenbar vollkommen entgangen, dass die Türkei Kriegspartei gegen Syrien ist und IS, Nusra-Front, Islamische Front und alle anderen Terroristen unterstützt. Das wurde und wird auch kaum kaschiert, weder von den Terroristen noch von der türkischen Regierung.
Die stumme Komparsen-Rolle der Hayat Boumeddiene endete hiermit medial. Es ist eine Geschichte ohne einen Nachrichtenwert. Und es wäre eine tote Geschichte, wenn nicht die Sicherheitsbehörden selbst dem eine entscheidende Information indirekt beigefügt hätten.
Denn diese schweigsame wie verschwundene Frau, diese Hayat Boumeddiene, hochstilisiert zur „meistgesuchtesten Frau Frankreichs“ war laut Behörden und ihren angeschlossenen Massenmedien bereits am 2. Januar 2015 mit einem Flugzeug von Barcelona nach Istanbul geflogen.
Da wir alle darum wissen, mit welchen massiven Sicherheitsvorkehrungen jeder Flug zu einer devoten Aktion wird, bedeutet dies, dass den Sicherheitsbehörden seit jenem 2. Januar dieser Flug bekannt ist. Ergo war der ganze hysterische Lärm um und die Fahndung nach dieser Frau in Frankreich nichts weiter als ein Schauspiel.
Bei dieser Frau soll es sich um Hayat B. nach der Ankunft in Istanbul handeln. Und der Begleiter?
Wir wussten nicht, was sich Bernd Bieglmaier, unser Bedürftigenreporter, dabei gedacht hatte, als er diesen Typen zu uns in die Redaktion mitbrachte. Wir fragten ihn aber auch nicht, weil Herr Bieglmaier uns mit einem Schwall von Worten darum bat, diesen Mann unbedingt anzuhören. Seine Geschichte sei der „Hammer“.
Dieser Mann stellte sich uns als Herr Franz A. vor. Er sah ganz normal aus, aber das hatte natürlich noch nie etwas bedeutet. Zumeist war das Gegenteil der Fall gewesen. So auch bei dem Herrn Franz A..
Franz A. in einem unserer Redaktionsräume.
Unser Bedürftigen-Reporter war schon ungeduldig, er brannte förmlich darauf, die Ursache des Erscheinens mitzuteilen. Es drehte sich um eine Stuhltransplantation. Es drehte sich um – was? Wir taten nicht begriffstutzig, wir waren es. Wir alle in der Redaktion. Es war auf einmal so still im Büro, dass das einzige Geräusch von einem Putzlappen stammte, welches unserer Reinigungsfachkraft aus der Hand gefallen war.
Nun wollten wir es natürlich genauer wissen. Wir baten den Herrn Franz A., uns selbst über diese Angelegenheit zu berichten.
Und dann bekamen wir eine rührselige Geschichte zu hören, die uns tief, aber nicht zu tief bewegte. Die Geschichte eines Mannes, der es nie gelernt hatte, etwas mit sich selbst anzufangen. Der sich in seiner Existenz sinnlos gefühlt hatte, überflüssig, nichtsnutzig. Wir hörten uns diese Geschichte an und widersprachen nicht.
Er habe sich dann derartig leer gefühlt, dass ihm sein freundlicher Arzt hatte mit Antidepressiva über seine leeren Runden helfen müssen, so Herr Franz A.. Aber irgendwann habe auch dies nicht mehr gewirkt. Er habe nichts mehr essen können, nicht einmal diese Pillen.
Erst ein anderer Arzt habe den Herrn Franz A . helfen können und ihm eine Stuhltransplantation empfohlen. Die wäre zwar etwas kostspielig gewesen, allerdings höchst erfolgreich. Es wäre dann alles sehr schnell gegangen. Da ‚raus, dort ‚rein.
Franz A. glaubt, dass es ihm nun wieder besser geht.
Heute würde er sich gefüllt wieder viel besser fühlen, behauptete er. Herr Franz A. quatschte uns die Ohren voll, wie dankbar er dem Chirurgen wäre und auch wie dankbar seinem Spender, dem Herrn Josef A., einem Obstipations-Patienten des Doktors. Josef A., übersättigt von der Konsumwirtschaft in seiner eingeschränkten Umgebung, habe sich angeblich gerne zur Verfügung gestellt. Er habe sich für 24 Stunden auch besser gefühlt.
Foto: Familienalbum von Josef A. (Spender)
Das glaubten wir gerne. Warum sich Menschen jede Scheiße aufschwatzen lassen, blieb uns allerdings schleierhaft. Dafür war die Abstimmung in der Redaktion eindeutig. Herr Franz A. wurde aufgrund seiner seelischen Armut zum Bedürftigen des Monats gekürt.
Unser Bedürftigen-Reporter hatte anschließend über sein ganzes Gesicht gestrahlt. Ja, er hatte wiederr einmal richtig gelegen, keine Frage. Unser Mann hat Gespür. Und unsere Reinigungsfachkraft möglicherweise den richtigen Lösungsansatz: der Dreck muss weg.
Im Gegensatz zu dem nicht überprüfbaren Ende der Brüder Kouachi in Dammartin-en-Goele wurde das Finale des Supermarkt-Täters in Paris medienwirksam aufgezeichnet. Es ist nichts darüber bekannt, was diesem Ereignis vorausgegangen war. Da dieser Teil der Geschichte vollkommen fehlt, hat diese Erstürmung durch die Polizei auch in Anbetracht der bisherigen Feststellungen etwas schales an sich. Hinzu kommt noch, dass auch dieser Täter bei der Polizeiaktion starb und somit selbst keine Auskunft mehr geben konnte.
Französische Nachrichtensender hatten am 9. Januar genügend Zeit bekommen, ihre Kamerateams in der Nähe des „Hyper Cacher“ in Position zu bringen. Dank ihrer TV-Übertragung wurden nicht nur französische Zuschauer Zeuge eines Polizeiunternehmens, dessen brachiale Vorgangsweise irritieren musste.
Da schob sich vor dem Haupteingang zum Supermarkt ein schwer bewaffneter Polizeihaufen heran, bei dem zwei Drittel dieser Spezialeinheit überflüssig war. Für das Fernsehen muss es dagegen mächtig Eindruck gemacht haben.
In Anbetracht des Umstandes, dass sich im Supermarkt eine ganze Anzahl von Geiseln befanden, deren Sicherheit oberste Priorität haben musste, mutet ein Vorgehen mit der Brechstange befremdlich an. Sollte Gefahr in Verzug gewesen sein? Davon wurde nichts berichtet, wie überhaupt von dem Vorgeschehen nichts berichtet wurde. Somit stellt sich die Frage der Notwendigkeit dieses Polizeiunternehmens und dem damit verbundenen Risiko für die Geiseln.
Es gibt keinen Hinweis auf Einsatz von Betäubungs- oder Tränengas. Auf der Hinterseite des Supermarktes wurde durch die Spezialeinheit RIAD ein Ablenkungsmanöver durchgeführt: ein Sprengsatz wurde an der dortigen Tür zur Explosion gebracht.
Ein Eindringen in das Gebäude durch die Beamten erfolgte nicht. Diese kamen nur zeitverzögert heran, während drei weitere Knallgeräusche zu hören waren. Diese stammen von Explosionen, die auf der Vorderseite stattfanden.
Noch am Ende der Aufnahme, als alles vorbei war, standen die Beamten vor dem Eingang, welcher anscheinend durch eine weitere Tür, die wie eine Stahltür aussieht, verschlossen war.
Die erwähnten drei Knallgeräusche kamen von der Vorderseite des Supermarktes. Offenbar hatte hier die Polizei versucht, wenig erfolgreich die Fassade und den Eingangsbereich des Supermarktes aufzubrechen, ohne dass deutlich wird, was es dort aufzubrechen gab. Kurioserweise landete ein Sprengsatz in einem geparkten Fahrzeug, weswegen hier eher an Beschuss mit Granaten zu denken wäre.
Zu sehen im folgenden Video, die ersten 20 Sekunden:
Angeblich wäre der genaue Aufenthaltsort der Geiseln bekannt gewesen. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten wäre dies auch machbar. In Medien wurden dazu die Überwachungskameras erwähnt, von denen eine ganze Reihe im Supermarkt installiert waren.
„Doch nicht nur per Ton, auch per Bild waren die Einsatzkräfte mit dem Supermarkt verbunden. Denn sie hatten Zugriff auf die Überwachungskameras des Gebäudes, wie n-tv Reporter Ulrich Klose in Erfahrung gebracht hat. So konnten sie sehen, wo sich Geiselnehmer und die Menschen in seiner Gewalt gerade aufhielten.“
Es spricht nicht für die Intelligenz des Täters, diese nicht zerstört oder verklebt zu haben. Was hat allerdings dann das folgende Gesicht direkt vor der Kamera zu suchen?
Und was fummelt diese Frau an der Decke herum?
Da es sich nicht um die Demontage der Deckenbeleuchtung gehandelt haben kann, wie im Video über die Erstürmung ersichtlich ist, scheint es mit der Behauptung über das weiterhin funktionierende Überwachungssystem auch nicht weit her zu sein.
Erwähnenswert scheint auch der Umstand, dass der Supermarkt großzügig mit Überwachungskameras ausgestattet gewesen war. Sie hätten sicherlich über das Auskunft geben können, was zuvor geschehen war. Das wurde aber nicht veröffentlicht.
Die Polizei verschaffte sich den Zugang in den Supermarkt durch den Haupteingang. Die Glasschiebetür wurde geöffnet, die Metalljalousie hochgelassen, wobei dahinter im Kassenbereich ein lebloser Körper sichtbar wurde. Der erste Polizist drang mit einem Schutzschild in das Geschäft ein und orientierte sich, während vielleicht drei, vier Schüsse zu hören waren, sofort zur rechten Seite, bis er nicht mehr zu sehen war. Erstaunlicherweise folgte ihm kein einziger Kollege in das Geschäft. Stattdessen schossen die beim Eingang befindlichen Polizisten mit ihren Pistolen und einer auch mit einem Sturmgewehr in Richtung des hinteren Raumes.
Die Polizei schoss in den hinteren Bereich des Laden hinein, als wäre ihnen tatsächlich klar gewesen, dass sich dort die Geiseln nicht befunden hatten, sondern nur der Täter. Aus welchem Grund auch immer. Die Masse der abgegebenen Schüsse mag nur dazu gedient haben, den Täter niederzuhalten.
Es wird dadurch aber unklar, ob dieser ebenfalls geschossen hatte. Zwar werden nach dem Eindringen des ersten Polizisten Beschussschäden an der gläsernen Schiebetür sichtbar, genauso gut könnten allerdings auch die erregten Polizisten hinein geschossen haben. Dass es vor allem die Polizisten waren, welche durch das Glas schossen, kann auf dem Video nachvollzogen werden. Vor allem in dem Augenblick, als der Mann im Laden nach vorne stürmte.
Foto: citizenside.com
Es ist unmöglich zu beurteilen, wer hier welches Einschussloch verursacht hat. Die Tür war teilweise zusammengeschoben gewesen, weswegen die Anzahl der Schüsse ins Glas viel weniger gewesen waren als auf dem Foto wahrgenommen. Allerdings fällt auf, dass sich die kleinen Löcher im rechten, dem äußeren Glas befinden. Die größeren sind links zu finden, welche sich zusammengeschoben innen befindet. Daraus lässt sich ableiten, dass zumindest die meisten Einschüsse von außen eingeschlagen sind, also von der Polizei verursacht wurden.
Es bleibt somit weiterhin unklar, inwieweit der Täter im Supermarkt auf die Polizisten geschossen hat. Verletzungen bei den vor dem Glas stehenden Polizisten sind nicht bekannt, wie auch keine Beschädigungen oder Markierungen der Spurensicherung bei dem geparkten Fahrzeug vor dem Eingang sichtbar sind.
Foto: Citizenside.com
Foto: Citizenside.com
Die Polizisten jedenfalls agierten in sich selbst gefährdender Art und Weise. (Drängelnd und sich selbst behindernd, Feuerstöße aus der zweiten Reihe mit automatischen Waffen, abfeuernde Pistolen nahe den Köpfen der Kollegen und zuletzt sich gegenüberstehend). Und der Täter begann Augenblicke darauf quasi Selbstmord. Bereits vor der Explosion einer Blendgranate war er auf dem Weg dorthin gewesen, zu seinem Selbstmord durch andere, mitten hinein in den massiven Kugelhagel der Polizei und sich kurz bei der Tür drehend, als habe er mit dem Rücken voran durch nicht vorhandenes Glas springen wollen.
Diese Szene ist entsetzlich und es gab grobe Kritik gegenüber der Polizei in der Meinung, sie hätten den Täter hingerichtet. Dieser Eindruck entsteht zweifellos, allerdings war es der Täter gewesen, der sich auf die Polizisten zubewegt hatte. Und diese hatten unter enormer Anspannung gestanden. Adrenalinausstoß, vielleicht auch Panik könnten zu einer derartigen Reaktion geführt haben, auch noch auf einen leblosen Körper zu schießen.
Interessanter ist hier die Frage nach der Motivation des Täters, ohne weiteren Widerstand den Tod zu suchen. Das war nicht das, was – nachträglich – angekündigt worden war.
Für Diskussionsstoff sorgte im „Internet“ ohnehin eine ganz andere Szene, die auch in Slow-Motion auf mehreren extra herausgestellten Videos im Netz hochgeladen wurden. Es wurde darin der Verdacht geäußert, dass der Täter – oder Coulibaly – womöglich gefesselt gewesen und der Selbstmord somit gar nicht so freiwillig erfolgt sein könnte. Tatsächlich erweckt diese Szene auch eben diesen Eindruck.
Auch wir haben uns diese Szene unzählige Male angeschaut und im Schnittprogramm Frame für Frame zerlegt. Wir mussten feststellen, dass sich ganz zum Schluss, als der Körper gegen den Türrahmen pralle, etwas wegbewegte, der als der linke Arm gedeutet werden konnte. Das Problem war, dass sich auch in diesen Frames der linke Unterarm noch vor dem Körper verhielt, wenn auch visuell ausgedünnt. Es besteht somit die Möglichkeit, dass die Bildfolge nicht schnell genug war, diese Bewegung abschließend zu erfassen.
Während von uns diese Sequenz nicht zweifelsfrei beurteilt werden kann, bleibt die Haltung der Arme des Täters dennoch ungewöhnlich. Es entsteht der Eindruck, als wenn der Täter vom ersten sichtbaren Frame an eher versucht hatte, sein Gesicht mit den Händen zu schützen. Oder um sein Ende nicht sehen zu wollen.
Die an seiner rechten Schulter umgehängte Maschinenpistole, die der Täter zumindest in dieser Sequenz nicht verwendet hatte, mag zur letzteren Überlegung passen. Das erscheint zwar auf dem ersten Blick nicht ganz logisch, aber wir wissen nicht, was in diesem Mann in den 30 Sekunden zuvor vorgegangen war.
In einer späteren Szene erkennt man gerade so eben noch, wie der Körper des Täters von einem Polizisten zur Seite gezogen wird. Hierbei wird ein Arm sichtbar, der nicht gefesselt ist. Zu bedeuten hat dies aber auch nichts, weil zuvor ein Schnitt im Filmmaterial erfolgte.
Letztlich ist es an der Geschichte nicht wichtig, wie der Täter im Supermarkt ums Leben gekommen ist. Es stellt sich die Frage, ob dies notwendig gewesen war.
Nach dem Tod des Täters gab einer der Polizisten am Eingang ein Handzeichen. Er und seine Kollegen, die in den Supermarkt gingen, machten allerdings nicht den Eindruck, als wenn alle Gefahr vorüber war. Das mag zu einer Routine gehören, aber es sind insgesamt noch drei Schüsse zu hören, die nun erst recht nicht zugeordnet werden können.
Daher sind hier noch andere und weniger geschnittene Aufnahmen interessant. Hier wird auch deutlicher, wie die Polizisten mit Sturmgewehren im Rücken ihrer Kollegen in den Supermarkt hinein geschossen hatten. Besonders zum Schluss hatte der Schütze auf der Straße fast das halbe Magazin auf den Täter geleert.
Der Situation ist vorbei, der Täter tot. Die Polizisten stehen noch am Eingang, einer gibt ein Handzeichen. Kurz darauf fällt der erste dieser nachfolgenden Schüsse. Dass es sich um keinen Knallkörper gehandelt hat, ist bei Sekunde 50 ersichtlich: einer der Polizisten in Bildmitte fällt um.
Kurz darauf fällt ein weiterer Schuss (Sek. 54), doch lässt sich wegen dem Gedränge an der Tür nichts ausmachen.
In der zweiten Aufnahme aus einer anderen Richtung wurde genau diese Szene geschnitten. Ebenso in der dritten aus einer weiteren Richtung.
Deswegen ein anderes Band, in welchem unterschiedliche Kameraperspektiven montiert worden sind.
Ab Min. 2.48 kleiner Blitz, dann der umgefallene Polizist. (Knallgeräusch schwer wahrnehmbar wegen dem „Gequatsche“). Bei Min. 2.52 größerer Lichtblitz mit Knall, ein zweiter Polizist mit Schild liegt auf dem Rücken. Und bei 3.10 der dritte Lichtblitz mit Knall.
Im folgenden Amateur-Video wird sichtbar, dass der zweite Schuss oder Knall (Feuerblitz, Min. 0.48) sowie der dritte (deutlicher Feuerblitz, Min. 1.05) mit ihrem Lichtreflex jeweils deutlich sichtbar ist. Es handelte sich demnach um kein Geschehen innerhalb des Supermarktes. Da auch eine Rauchentwicklung auszumachen ist, könnte es sich vielleicht um kleine explodierende Sprengsätze gehandelt haben. Dann bleibt es allerdings immer noch unklar, warum diese außerhalb des Supermarktes detonierten. Prise d’otages à la porte de Vincennes: nouvelle vidéo de l’assaut.
Was dort vorgefallen ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir wissen nur, dass es etwas ist, was nicht erzählt wird. Zwei Polizisten scheinen noch verletzt worden zu sein, draußen auf der Straße, ein Umstand, für den der von Geschossen durchsiebte Täter nicht verantwortlich gemacht werden kann. Die Medien berichteten von drei verletzten Polizisten, was indirekt Coulibaly zugeschoben wurde. Beurteilen können wir es von hier aus aber nicht.
Die Polizisten vor dem Supermarkt schienen sich der Sache Minuten später auch nicht ganz sicher zu sein. War es nun vorbei?
Wir wissen also nicht, wer der Mörder von Montrouge tatsächlich gewesen war. Die Geschichte um die Sturmhaube, die nur im Zusammenhang mit einer Maskierung einen Sinn ergibt, würde auch bei einer dämlichen Platzierung nahe dem Tatort über keine echte Beweiskraft verfügen. Der französischen Polizei wiederum war es wichtig gewesen, Amedy Coulibaly als Täter zu präsentieren.
Auch auf den Wikipedia-Seiten ist der ganze unreflektierte Mist als behauptete Tatsache nachzulesen. Als Quellen dienten auch hier nur Medienberichte, welche wiederum natürlich auf Polizeiangaben beruhen.
Coulibaly wurde nach seinem filmreifen Tod am 9. Januar 2015 laut einer APA-Meldung vom 10./11. Januar auch noch für eine weitere Tat „in Verbindung“ gebracht. Am Abend des 7. Januars war in Fontenay-aux-Roses ein Jogger niedergeschossen worden, der diesen feigen Mordanschlag nur knapp und lebensgefährlich verletzt überlebt hatte. Worin die von der französischen Staatsanwaltschaft vorgebrachte Verbindung zwischen dieser Tat und Coulibaly bestanden haben soll, wurde allerdings nicht gesagt.
Die einzige Verbindung, die medial angedeutet wurde, bestand nur in der Wohngegend. Das ist aber ein Umstand, der eher gegen die Täterschaft von Coulibaly sprechen würden. Es gibt auch kein Motiv, jedenfalls nicht für Coulibaly. Selbst bei den veröffentlichen Materialien (Video/Audio), deren Wert zweifelhaft ist, gibt es keinen einzigen Hinweis. Und eine Identifizierung gab es ohnehin nicht.
Fontenay-aux-Roses, Wohnsitz von Coulibaly, der zu faul gewesen sein soll, um einen sinnlosen Mordversuch in einem anderen Viertel zu unternehmen.
Der Zusammenhang wurde erst in den nachfolgenden Tagen hergestellt, als es von der Staatsanwaltschaft hieß, dass die am Tatort des niedergeschossenen Joggers aufgefundenen Patronenhülsen zu einer Pistole der Marke Tokarev passen würden, welche Coulibaly im Supermarkt bei sich gehabt hätte. Die Formulierung „passen“ ist natürlich ein Witz, ein vollkommen inhaltsleerer Witz.
Mit anderen Worten: die Staatsanwaltschaft behauptete, dass es sich bei Coulibaly um einen grandios einfältigen Menschen gehandelt haben soll, der sinnlos zu morden schien, aber immer eindeutige „Beweise“ am Tatort zurückließ. Da von einem auffallend niedrigen IQ des Coulibaly nirgends berichtet wird, könnte die Behauptung der Staatsanwaltschaft auch in die gegensätzliche Richtung interpretiert werden. Ganz ohne Coulibaly.
Die Geschichte mit den Patronenhülsen wurde erst Tage später an die Medien ausgeschenkt, eine Verbindung zwischen dem niedergeschossenen Jogger und Coulibaly allerdings bereits 24 Stunden nach dem theoretischen Auffinden der Pistole im Supermarkt über die Nachrichtenagenturen deponiert. Und damit zu schnell für die Untersuchung von Hülsen, Munition und Waffe, zu schnell für Beschusstests und einem ballistischen Gutachten. Dieser „Beweis“ kann es also nicht gewesen sein.
Peinlich auch, dass mit der Marke Tokarev nicht nur ein russisches Pistolenfabrikat – ja, die bitterbösen Russen – genannt wird, allerdings in einer anderen Quelle das Kaliber der aufgefundenen Hülsen mit 9mm angegeben wird. Eine Tokarev-Pistole Kaliber 9mm gibt es aber nicht.
Somit entdecken wir auch an dieser Stelle ein großes Indiz, dass hier ein Zusammenhang konstruiert werden sollte, den es real nie gegeben hat.
(Leider ist dies alles andere als abwegig. Die Platzierung von Tatwaffen aus zurückliegenden Fällen bei unter mysteriös ums Leben gekommenen Personen zeigt besonders deutlich das riesige Lügengebäude um die angebliche „NSU“ in Deutschland. Beim Mordfall Ulrich Schmückers in Berlin, der 1974 erschossen wurde, war die Tatwaffe 15 Jahre später im Tresor des Verfassungsschutzes gefunden worden).
Wir wissen nicht, welche Rolle Amedy Coulibaly tatsächlich gespielt hatte. Sollte dieser Mann mit dem Täter im Supermarkt „Hyper Cacher“ identisch sein, fehlt bislang ein echter Beweis für seine Anwesenheit an den Tatorten Montrouge und Fontenay-aux-Roses. Stattdessen kann nicht ausgeschlossen werden, dass Coulibaly sich am 9. Januar als angeblicher Täter im Fernsehen gesehen hatte, ohne mit den genannten Vorfällen zu tun zu haben. Und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Coulibaly erst als Reaktion darauf den Supermarkt überfallen hatte, womöglich in dem Wissen, dass er hereingelegt worden war.
Letztlich wissen wir, das Publikum, nicht einmal, was genau in dem Supermarkt vorgefallen war (4 Tote, von denen laut einer Meldung 2 zuvor versucht haben sollen, den Täter zu entwaffnen) und ob es sich bei dem afrikanisch stämmigen Mann tatsächlich um Coulibaly gehandelt hatte. Irgendwelche Bilder darüber gibt es öffentlich nicht. Jene Aufnahmen der Überwachungskameras aus dem Supermarkt, welche jemand über YouTube ins Netz gestellt hatte, geben absolut nichts her. (Video mit wenigen Standbildern!!!). Weder kann der Täter als Coulibaly identifiziert noch das Geschehen nachvollzogen werden.
Die veröffentlichten Screenshots aus dem Supermarkt bilden somit ein lächerliches Nichts gegenüber dem vorhandenen Material. Da diese Screenshots selektiert sind und nichts von Bedeutung zeigen, stellt sich die Frage nach der Intention der Veröffentlichung. Und dem Nicht-Zeigen der wesentlichen Bilder, die eine Identifizierung ermöglichen. Eines ist klar: da die Bänder sich in den Händen der Polizei befinden müssen, wird diese die Sequenzen auch hochgeladen haben.
Ganz eindeutig! Das ist er? Wer?
(Das erinnert ein wenig an den Kampusch-Fall, als die Polizei im Einvernehmen mit der Staatsanwaltschaft ein Video der Spurensicherung aus dem Hause Priklopil bei YouTube hochgeladen hatte. Die Ermittlungsarbeit der Tatortgruppe war aber noch lange nicht fertiggestellt gewesen, hatte sogar erst begonnen; ein Befund hatte zu diesem Zeitpunkt längst nicht existiert, eine Schuld von Priklopil war nicht bewiesen. Dieses unsägliche, unprofessionelle und auch entgegen der Unschuldsvermutung agierende Gebaren war ein Bestandteil einer Vorverurteilung gewesen, die Priklopil als Haupttäter und vor allem als Einzeltäter ausweisen sollte.
Vom Beweisgehalt erreichen die wenigen Screenshots aus dem Supermarkt nicht einmal das unglaublich alberne Video eines alten Mannes von schräg hinten, der von gewissen Leuten als „Bin Laden“ behauptet wurde).
Somit bleibt noch das Telefonat übrig, welches Coulibaly aus dem Supermarkt mit dem Sender BFM-TV geführt haben soll. Dieses angebliche Telefonat ist ebenso grotesk wie jenes der Brüder Kouachi. Sie sollen untereinander am 9. Januar zwar keinen Kontakt gehabt haben, wollen aber in der vollgestopften Medienlandschaft mit ein und dem selben Sender gesprochen haben. Ja, Coulibaly soll gegen 15 Uhr sogar selbst BFM-TV angerufen haben, obwohl er von der anderen Geschichte gar nichts wissen konnte. Also zwei Stunden nach dem Überfall auf den Supermarkt, der sich gegen 13 Uhr ereignet haben soll.
Der publizierte Wortlaut dieses angeblichen Telefonats, welches sich bereits am folgenden Tag, am 10. Januar, in den Druckmedien befunden hatte, hier:
Wie in dem zusammengestoppelten Video deklariert sich Coulibaly (oder wer auch immer) als Anhänger der IS, was um so erstaunlicher ist, weil sich diese Organisation Mitte April 2014 in offiziellen Meldungen und Erklärungen von „Al-Qaida“ losgesagt hatte und es in der Folgezeit tatsächlich in Syrien zu rivalisierenden Kämpfen gekommen war. Die angebliche Zusammenarbeit passt somit in der offiziellen Darstellung nicht gut ins Bild.
Auf das Unvermögen, „Aktionen“ mit den Brüdern Kouachi „abgestimmt“ zu haben, wurde bereits mehrmals eingegangen. Die Behauptung, dass er gegen die Polizei habe vorgehen wollen, ist im Ergebnis geradezu jämmerlich. Vor allem nach der Betrachtung der TV-Bilder von der Erstürmung des Supermarktes, als sich der als Coulibaly bezeichnete Täter ohne weitere Gegenwehr quasi seinen Selbstmord in dem Geschosshagel der Polizei gesucht hatte. War Coulibaly nicht nur schrecklich dumm, sondern auch ein Großmaul gewesen?
Richtig grotesk wird es aber erst mit folgendem Coulibaly zugesprochenen Zitat:
„Ich will, dass sich die Armee aus dem Islamischen Staat zurückzieht, aus allen Gebieten, wo sie den Islam bekämpft. Ich bin bereit zu verhandeln. Sagen Sie ihnen, dass sie mich anrufen.“
Die „Armee“ befand sich zwar nicht im „Islamischen Staat“, und der „Islam“ wird nicht als solcher bekämpft, aber egal. Zum vorherigen Zitat gehört noch der folgende:
„Auf diese Frage werde ich nicht antworten. Es reicht mit den Fragen. Reichen Sie meine Nummer an die Polizei weiter.“
Das soll der Mann im Supermarkt jemanden im Sender BFM-TV gesagt haben. Das steht da so. Aber was bedeutet dies?
Es bedeutet, dass die Polizei auch zwei Stunden nach dem Überfall offensichtlich kein Interesse gezeigt hatte, mit dem Täter im Supermarkt in Kontakt zu treten. Erstaunlich, nicht wahr? Der angebliche Coulibaly will verhandeln, ruft aber nicht die Polizei, sondern einen Nachrichtensender an. Und die Polizei wiederum steht vor dem Laden, weiß nicht, was sie machen soll, und schmollt dazu schweigend. Hatte gerade das Handbuch für Taktiken und Vorgehensmustern bei Geiselnahmen verlegt.
Das alles ist natürlich derart grotesk und unglaubwürdig, dass es folgerichtig auch keine einzige Information über eine Kommunikation geschweige denn „Verhandlungen“ zwischen Polizei und Täter gab. Gar nichts. Dafür aber die frühzeitig kolportierte Geschichte von dem nicht richtig aufgelegten Telefon (wahlweise Anruf bei einem „Freund“ oder „versuchter“ Anruf von „RTL“), dem Belauschen durch die in der Leitung sitzende schweigende Polizei und dem „günstigen“ Augenblick für den Sturm, als man habe den Täter im Supermarkt „beten“ hören. Ganze zwei Stunden später, gegen 17.00 Uhr.
Demnach hatte niemand mit dem Täter sprechen wollen, weder über das Festnetz noch über die angeblich zahlreichen Mobiltelefone oder wie früher per Megaphon. Anscheinend war nur noch das Gebet für den Täter übrig geblieben. Eines, welches natürlich jederzeit unterbrochen werden konnte. Aber das Beten passt einfach gut zum Islam.
Das alles möchte uns die französische Staatsanwaltschaft und die Polizei erzählen. Und wir, das Publikum, dürfen uns aussuchen, was falsch ist: der Superparkt-Überfall, die Polizei oder das Telefonat mit BFM-TV.
In der Folge „Paris, Januar 2015, Teil 6″, hatten wir uns bereits über den vollkommen unmotiviert wirkenden und sinnlosen Polizisten-Mord in Montrouge geäußert, für welchen von der Polizei zügig Amedy Coulibaly verantwortlich gemacht worden war. Die Polizistin Clarissa Jean-Philipp war am Morgen des 8. Januar 2015 während der Aufnahme eines Verkehrsunfalls erschossen worden. Täter unbekannt.
Allerdings wurde dann äußerst schnell Amedy Coulibaly von der Polizei für diesen Mord verantwortlich gemacht. Der Überfall auf den Supermarkt „Hyper Cacher“ am 9. Januar hatte noch gar nicht stattgefunden, da war Coulibaly als mutmaßlicher Täter von Montrouge bereits in den Medien dargestellt worden. Nein, nicht bei den Ermittlungsbehörden, sondern in den Medien. Am Vormittag.
In Montrouge am 8. Januar 2015.
Davon abgesehen, dass die durch die Behörden initiierte Präsentation und gleichzeitige wie voreilige mediale Hinrichtung eines Tatverdächtigen etwas befremdlich wirkte, hatte die Polizei eine wunderbare wie rasante Ermittlungsarbeit geleistet. In nur 24 Stunden, einschließlich Pressearbeit. Perfekt, zumal sich der Tatverdächtige sogar tatsächlich als der Täter herausgestellt hatte. Und das ganz ohne Vorwissen, wir wollen ja nichts unterstellen.
Wie diese Identifizierung zustande gekommen sein soll, war allerdings vollkommen unklar gewesen. Zuerst wurde medial verbreitet, dass dieser Mörder mit einer Kalaschnikov bewaffnet gewesen sein soll, dann kam noch eine Pistole hinzu, deren Zweck unklar war. Eine schusssichere Weste soll der Täter getragen haben, die auch nicht nötig erscheint, schließlich handelte es sich um einen feigen Überraschungsüberfall. Unklar blieb auch, wie dieser Mann plötzlich aufgetaucht war. Er muss ja aufgefallen sein. Später war von einem Fluchtwagen die Rede, welcher von der Polizei „in der Nähe des RER-Bahnhofs von Arcueil“ gefunden worden sei, wie es in den Medien hieß.
War der Täter zuvor einfach nur aus seinem Fahrzeug ausgestiegen und hatte wahllos geschossen? Die Sinnhaftigkeit ist auch hier nicht zu erkennen, das eigene Risiko für den Mörder erscheint mittelfristig hoch. Aber erstaunlicherweise wurde auch in diesem Fall nichts über das Fluchtfahrzeug bekannt, wie überhaupt wesentliche Vorgänge nicht genannt wurden.
Amedy Coulibaly mit einem Balken vor den Augen, aber ohne Maskierung.
Nachdem der als Amedy Coulibaly bezeichnete Täter aus dem Supermarkt gegen 17.00 Uhr von Polizeikugeln durchlöchert zu Boden gefallen war, brachten die französischen Medien bereits am folgenden Tag, dem 10. Januar, richtig gute Nachrichten über die Polizeiarbeit.
Zeugen sollen den Täter von Montrouge gesehen haben. Mit Hilfe dieser (ungenannten) womöglich weißhäutigen Zeugen wäre danach ein Phantombild eines Schwarzafrikaners angefertig worden. Und – Bingo! – schon sei Coulibaly ganz flott identifiziert worden. In einer Straftäterkartei, in welcher zehntausende Gesichter schwarz sind. Eindeutig identifiziert.
Coulibaly muss demnach ein außergewöhnlich dummer Mensch gewesen sein. Ein sinnloser Mord auf offener Straße durch einen wie ihn, vorbestraft und erst vor einem halben Jahr aus dem Gefängnis entlassen, bekannt bei Polizei und Geheimdienst.
Bald darauf wird über die Medien (Behörden/Coulibaly-Video/Audio-Band) gesagt werden, dass der angeblich zum Islamisten mutierte Coulibaly die Brüder Kouachi bei ihrer mörderischen Aktion habe unterstützen wollen. Wie wir heute wissen: in Form einer sofort identifizierbaren mordsmäßigen Selbst-Deklaration, wo doch die schlauen Kouachis extra maskiert angereist waren. Und der oberschlaue Cherif Kouachi hatte in dem ihm zugeschriebenen Audioband einiges ausgeplaudert, was irgendwann einmal gewesen sein soll, aber den alten Kumpel Coulibaly nicht erwähnt, der doch jetzt ein Teil dieses großartigen Planes gewesen wäre.
Manchmal währen Wunder allerdings nicht lange.
Am oder „nahe“ dem Tatort von Montrouge, wo immer das genau gewesen sein soll, soll die Polizei eine schwarze Sturmhaube gefunden haben, welche Coulibaly zugeordnet wurde. Nur: welcher Täter nimmt zu seinem Tatort eine Maskierung mit, um sie einerseits nicht zu benutzen und andererseits genau dort zu „verlieren“?
Niemand.
Somit ergibt sich daraus ein Problem. War der Täter maskiert, wird damit vollkommen klar, dass die Identifizierung über „Zeugen“ und einem „Phantombild“ gelogen war.
War der Täter nicht maskiert, so hätte dieser nur seine Maskierung mitgenommen, aber nicht verwendet, dafür aber gnädigerweise als (späteres) Beweis am Tatort „verloren“ oder sonstwie zurückgelassen.
Amedy Coulibaly schaut wie Coulibaly aus – und wie 10.000 andere auch.
Das glaubt kein Mensch, sofern überhaupt gelesen und begriffen worden ist, was die Behörden an die Medien weitergereicht haben. Dass diese jeden Schwachsinn eins zu eins weiter kolportieren, lässt sich in der massenmedialen Landschaft tagtäglich nachweisen.
Coulibaly, wie er beispielsweise in einer schrägen weißen Maskierung aussehen würde. Wir würden gerne das Phantombild gezeigt bekommen.
Die Polizei wiederum schien sich auf ihre vollkommen unglaubwürdige „Identifizierung“ durch Zeugen (Schwarzafrikaner beim Schießen bzw. maskierter Schwarzafrikaner) nicht hatte verlassen wollen und hatte an die Medien die „Information“ bekannt gegeben, dass die Spurensicherung in/an der Sturmhaube, wahlweise benutzt und unbenutzt, DNA-Spuren von – Bingo! – Amedy Coulibaly „gefunden“ hätte.
Eine DNA-Analyse ist allerdings ein sehr komplexer Vorgang. Unter 48 Stunden ist eine Auswertung auch unter allerbesten Umständen gar nicht möglich. Im Normalfall dauert die Isolierung und anschließende Züchtung der DNA viel länger, abseits von Verunreinigungen und Mischspuren. Und sie nützt auch nur etwas, wenn die DNA-Spur abgeglichen werden kann. Die Sturmhaube will die Polizei am 8. Januar „gefunden“ haben, am 10. Januar stand bereits der „Befund“ in der Zeitung!
Der Abgleich von frischer Spucke und Nasenrotz in der Sturmhaube mit direkten Abstrichen jener Leiche vom Supermarkt lässt sich ebenfalls nicht in diesem Tempo bewerkstelligen. Ganz davon abgesehen, dass eine „Identifizierung“ erst mit dem Tod des Täters erfolgt wäre, diese aber zuvor bekannt gegeben wurde. Dummerweise soll der Täter von Montrouge seine Sturmhaube gar nicht getragen haben, sondern wohl nur in der Hand gehalten haben. Das muss dann eine richtig vollgerotzte Hand gewesen sein.
Es wird somit deutlich, dass diese Geschichte vom Mord in Montrouge und der Behauptung, dass es sich bei dem Täter um Coulibaly handeln würde, erlogen ist. Es wird deutlich, dass es die französischen Behörden sind, die hier Zusammenhänge konstruieren und platzieren. Es wird deutlich, dass es die Polizei ist, die zumindest den wirklichen Täter deckt – wenn nicht mehr, was nahe liegend wäre.
Es wird deutlich, dass der Tat in Montrouge ein ähnliches Muster zugrunde liegt wie bei den Morden bei „Charlie Hebdo“. Die Täter konnten nicht identifiziert werden, verschwanden erst einmal „spurlos“, um dann primitiv hinterlegte Spuren zurückzulassen, welche blitzschnell zu ebenso blitzschnell medial präsentierten „Identitäten“ führten.
Aber sicherlich nicht zu jenen der tatsächlichen Täter.
Amedy Coulibaly kann keine Auskunft mehr geben. Was von ihm blieb ist ein dubioses Gerede in einem zusammengestoppelten Video, welches als eine Form von „Geständnis“ gewertet wurde. Von dem Polizistenmord hatte er zum Zeitpunkt der Aufnahmen auch noch nichts gewusst, eine „Stellungnahme“ dazu war nachträglich als Satzleiste eingefügt worden.
Es heißt, dass die französische Polizei noch ermittelt, wer dieses Video im Internet nach dem Tod Coulibalys hochgeladen haben könnte.
Bei den beiden Männern, welche am folgenden Tag (8. Januar 2015) diesen selten dämlichen Tankstellenüberfall (Tankstelle Relais du Moulin) bei Villers-Cotterêts nordöstlich von Paris begingen, dürfte es sich tatsächlich um die beiden Kouachi-Brüder gehandelt haben. Nur: wo befand sich der Sinn in dieser Aktion?
Noch einmal: maskierte Attentäter verschwanden in Paris, Verbleib unbekannt. Unmaskierte Tankstellenräuber tauchten am folgenden Tag bei Villers-Cotterêts auf, deren vorheriger Verbleib ebenfalls unbekannt ist. Der Zusammenhang wurde mit Hilfe der aufgefundenen Indizien von der Polizei hergestellt.
Ein Killerduo hätte Interesse haben sollen, irgendwo unerkannt unterzutauchen. Die Brüder Kouachi dagegen, ohnehin polizeibekannt, begingen – mit welchem Fahrzeug überhaupt ? – einen vollkommen sinnlosen Tankstellenüberfall in Gegenwart von Zeugen und unter den Augen von Überwachungskameras wegen Nichtigkeiten. Das war im Grunde nichts anderes, als eine bewusste Erregung öffentlichen Ärgernisses mit Selbst-Deklaration. Hallo, hier sind wir!
Die Kouachi-Brüder verschwanden wieder, weder sie noch ihr Fahrzeug konnten abermals durch die Polizei (angeblich) ausfindig gemacht werden. Sie tauchten erst am nächsten Tag wieder auf, am 9. Januar, wo sie bei Nanteuil-le-Haudouin eine Lehrerin gezwungen haben sollen, ihnen ihren Peugeot auszuhändigen.
Die Brüder Kouachi hatten sich demnach in der vorherigen Zeit mit ihrem vollgetankten Fahrzeug kaum bewegt und dennoch ein weiteres Fahrzeug ganz öffentlich gekapert. Auch bei dieser Aktion ist der Sinn nicht auszumachen, es sei denn, hier ging es ebenfalls um eine Botschaft: hallo, hier sind wir!
Sondereinsatzkommandos der Polizei konnten nun endlich die Kouachi-Brüder ausfindig machen. Es soll zu einer Schießerei gekommen sein, bei welcher einer der Kouachi-Brüder am Gesäß verletzt wurde. Die beiden Kouachis verschanzten sich daraufhin in einer Druckerei in Dammartin-en-Goele. Der Geschäftsführer der Druckerei, Michel Catalano, wurde weder umgebracht noch als Geisel genommen, er durfte noch am Vormittag gehen. Da die Kouachi-Brüder von einem Grafiker im Gebäude, der sich versteckt hielt, keine Kenntnis hatten, verfügten sie über kein erpresserisches Mittel für Verhandlungen mit der Polizei.
Der Grund für die Freilassung des Geschäftsführers ist unklar. Entweder wussten die Kouachi-Brüder mit ihm nichts anzufangen und hatten kein Interesse an einem Faustpfand oder es war zu einem Deal mit der Polizei gekommen, von dem sie allerdings persönlich nicht profitieren konnten.
Am 10. Januar 2015 war in mehreren Zeitungen, auch im KURIER, berichtet worden, dass die Polizei „gegen Mittag“ erstmals telefonischen Kontakt mit den Brüdern Kouachi gehabt hätte. Kontakt bedeutet natürlich Kommunikation und in diesem Fall auch eine Verhandlung. Ein Deal mit der Polizei für die Freilassung des Geschäftsführer liegt somit im Bereich des Möglichen. Erstaunlicherweise gab es hierzu von der Polizei keine Informationen, also auch dort, wo es wichtig gewesen wäre.
In der französischen Zeitung Libéation wurde dagegen kolportiert, dass die Spezialeinheit GIGN angeblich versucht habe, die Kouachi-Brüder über ihre Mobiltelefone zu erreichen, aber vergeblich.
Diese Meldung ist äußerst kurios. Hier wurden Mobiltelefone genannt, welche die Täter besessen haben sollen. Aber: warum erst jetzt anrufen? Warum wurden sie nicht bereits zuvor angepeilt?
Die Meldung ergibt keinen Sinn, es sei denn, es sollte suggeriert werden, dass es unmöglich gewesen sein soll, sich mit den Tätern in Verbindung zu setzen. Allerdings gab es auch eine Festnetznummer in der Druckerei, die sollen andere auch gewählt haben.
Eine weitere Meldung, die von der APA kam, deutet dagegen auf eine dritte Version hin.
Das Unterbrechen des Mobilnetzes ergibt ebenfalls keinen Sinn – es sei denn, dass die Polizei versucht hatte, die Kommunikation der Kouachi-Brüder zu unterbinden. Sollten sie daran gehindert werden, ihre Mobil-Telefone zu benutzen, würde sich ein ganz anderes Bild ergeben.
Womit wieder nur das Festnetz übrig bleibt. Dieses muss funktionstüchtig gewesen sein, dennoch hüllt sich dazu die Polizei in Schweigen.
Stattdessen soll der französische Sender BFM-TV über das Festnetz in der Druckerei angerufen haben, um mit den Brüdern zu telefonieren. Daraufhin wäre über das natürlich kontrollierte Netz ein Gespräch mit Cherif Kouachi zustande gekommen sein.
Dieser habe seinen Namen genannt, weswegen er nach von Westphalen als „identifiziert“ gelten würde. Die Anwesenheit der Kouachis an diesem Ort wird aber nicht in Frage gestellt, auch von uns nicht.
Cherif Kouachi habe sich mitteilungsbedürftig gezeigt und davon geredet, er sei von Al-Kaida im Jemen geschickt worden. Also von jener saudischen Terrormilizen-Vereinigung, die derzeit partnerschaftlich im Jemen am Boden gegen die schiitischen Huthis von Ansahrullah vorgeht, während diese von Saudi-Arabien, dem Verbündeten der USA, aus der Luft angegriffen werden.
Während des relativ kurzen mitgeschnittenen Telefonats habe Cherif auch noch geplaudert, dass seine damalige Reise in den Jemen von Anwar al-Awlaki finanziert worden wäre. Das ist eine Information, die nicht nur lächerlich, sondern auch überflüssig ist. Allerdings war genau diese „Information“ bereits einen Tag vorher von den französischen Sicherheitsbehörden an die Medien lanciert worden.
Was übrig bleibt ist eine Art Geständnis gegenüber einem Sender in Form einer Audioaufnahme mit einem Inhalt, welcher nur das widergab, was die Polizei bereits vorher herausposaunt hatte. Das ist witzig. Audiobänder sind allerdings alles andere als fälschungssicher, ja, vielleicht mag es sich um ein originales Band handeln, doch waren die Teilnehmer „original“?
Wir konnten in diesem Fall eine erstaunliche Öffentlichkeitsarbeit beobachten, bei welcher sich die Polizei im Hintergrund gehalten hatte. De facto waren es ausschließlich die Täter (welche auch immer), die alles zur „Aufklärung“ beigetragen hatten. Medial war gerne von einer Hatz auf die Täter die Rede gewesen, aber entsprach dies der Realität? Unter dem Begriff „Flucht“ hatten wir bislang eine andere Vorstellung gehabt.
Eine Spezialeinheit der Polizei war es aber, welche die Brüder Kouachi nach ihrem medialen Geständnis in Audioformat elimierte. Seit ihrem Auftreten beim dem öffentlichen wie sinnlosen Tankstellenüberfall hatten diese keinem Menschen einen Schaden an Leib und Leben zugefügt. Das ist ein starker Kontrast zu den Ereignissen am 7. Januar 2015. Cherif und Said Kouachi dagegen starben im Kugelhagel der Polizei, als wenn es keine andere Möglichkeit gegeben hätte. Aber es hieß, dass die beiden das schwer bewaffnete Polizeiaufgebot angegriffen hätten. Wahrscheinlich frontal. Überprüfen lässt sich dies freilich nicht.
Das einzige Bildmaterial der Brüder Kouachi, welches von der französischen Polizei, dem Geheimdienst, den Medien und Al Kaida verwendet wurde.
Die Geschichte um die beiden Brüder Kouachi ist also mehr als dubios. Wie es der „Zufall“ so will, verhält es sich bei dem dritten im Bunde, Amedy Coulibaly, nicht anders.
Die Täter hatten sich aber sehr schlampig gezeigt. Wie der Staatsanwalt Molins berichtete, hätte die Polizei im abgestellten Fluchtfahrzeug der Marke Citroën neben dem Glücksfund von Ausweis eine Islamistenfahne, zwei Walkie-Talkies, mehrere Molotow-Cocktails, eine Kamera Go Pro, eine Sonnenblende der Polizei und ein Blaulicht gefunden.
Also alles Sachen, die für das Attentat nicht notwendig und bei einem ohnehin fälligen Fahrzeugwechsel hinderlich gewesen wären. Das Motiv für diese Gegenstände fehlt, sie scheinen für die Täter genau so sinnlos, wie das Wechseln von einem bekannten Fluchtfahrzeug in ein öffentlich gestohlenes Fahrzeug, welches ebenso so schnell auf alle Fahndungslisten hätte landen müssen.
Das war konzentrierte Sinnlosigkeit, aber Atmosphäre. Dazu gehörte offenbar auch der freundliche Hinweis der Täter an den Renault-Fahrer, dass sie (angeblich) zu Al-Kaida im Jemen gehören würden.
Die Flucht der Attentäter gelang – trotz widrigster Umstände – dennoch. Wie immer das möglich gewesen sein kann. Zuletzt will man die Täter an der Porte de Pantin gesichtet haben. Von wem ist ebenfalls unklar, denn wer achtet auf einen unauffälligen Renault, wenn er von nichts Kenntnis hat. Verkehrs- und Überwachungskameras? Davon gibt es jede Menge, allerdings bleibt es dann schleierhaft, warum die Fluchtfahrt über die Porte de Pantin hinaus verborgen geblieben sein soll. Dem obigen Artikel nach scheint anschließend die Kioskkette abgerissen zu sein.
Porte de Pantin (rechts oben).
Von der französischen Polizei, also der Ermittlungsbehörde, ist (bislang) keine Mitteilung bekannt, die über den weiteren Weg der Täter Auskunft geben könnte. Nichts, trotz aller Überwachungsmöglichkeiten. Rekonstruktion: null. Dabei wäre die Antwort auf diese Frage besonders interessant gewesen.
Die Identifizierung der Täter stützt sich somit zum einen auf den „gefundenen“ Ausweis, zum anderen auf die Meldung der Polizei, die auf einem Molotow-Cocktail im Fluchtfahrzeug den Fingerabdruck von Cherif Kouachi gefunden haben will. Das sind alles transportable Gegenstände, während interessanterweise von Spuren (Fingerabdrücke, DNA, Haare usw.) im bzw. am Fahrzeug nichts berichtet wurde.
Von einer auf „soliden Füßen“ stehenden Identifizierung, wie von Westphalen meint, kann also keine Rede sein. Das Platzierung von „Beweisen“ oder „Indizien“ ist eine leichte Übung. Aber sie ist nicht immer intelligent platziert oder fehlen dort, wo sie zu finden sein müssten.
(Aktuelles Beispiel aus Deutschland: die ohne Rußpartikel platzierten „Beweise“ im angebrannten Wohnmobil mit den erschossenen Uwe Böhnhart und Uwe Mundlos, den angeblichen NSU-Mitgliedern, die mit Sicherheit Teil einer kriminellen Struktur des Verfassungsschutzes gewesen waren, Platzierung der Pistole einer ermordeten Polizisten in der Wohnung von Beate Z., welche mit dieser Tat nichts zu tun hatten usw.).
Schlussendlich bleibt nur die Identifizierung durch Zeugen oder Überwachungskameras übrig. Le Point berichtete von zwei Zeugen, welche die beiden Täter unmaskiert bei der Kaperung des Renaults gesehen haben sollen.
Allerdings soll der eine Augenzeuge die Täter als „groß und schwarz“ beschrieben haben. Das trifft auf die Brüder Kouachi nicht zu. Unmaskiert wären die Täter zumindest in Dunkelhäutige oder Hellhäutige unterscheidbar gewesen. Ein Erkennen ist also nicht zu verorten. Von der Farbe her waren die Täter tatsächlich schwarz gewesen: schwarz gekleidet und schwarz vermummt.
Die im Artikel erwähnte Überwachungskamera und „ein Foto“ auf ein Fahrzeug ist ebenfalls eine Null-Information, weil nicht berichtet wird, wo diese was genau gefilmt haben soll. Gezeigt wurde es ohnehin nicht, weswegen auch diese Info für eine Identifizierung nicht in Betracht kommt.
Von Westphalen nennt auch einen Augenzeugen aufgrund einer Quelle von RTL-Frankreich.
„…Als die beiden Brüder den Eigentümer des Renault im 19. Arrondissement zwingen, ihnen sein Auto zu geben, tragen sie keine Maske. Sie geben ihm den Hinweis, falls ein Journalist ihn frage, solle er ihm einfach sagen, dass es Al Qaida Jemen sei.“
Somit existiert angeblich ein Zeuge. Medial gesehen handelt es sich dabei um den einzigen Zeugen und gleichzeitig um jene Person, mit dessen Fahrzeug die erfolgreiche Flucht der Täter möglich gewesen war.
Die Meldung selbst, alles andere als konkret, war bislang nicht zu verifizieren und muss unter Umständen nachgereicht werden. Aber sollte dieser Zeuge tatsächlich existieren, so muss leider festgestellt werden, dass dies auch nichts bedeutet, sollten an dem Anschlag staatliche Strukturen mitgewirkt haben.
(In einem folgenden Kapitel zu Coulibaly kann aufgezeigt werden, wie es sich mit dem dortigen „Zeugen“ verhält).
Dass die Polizei nach ihrem angeblichen Glücksfund nur aufgrund von Indizien ihre interne Fahndung noch am Tage des Attentats (7. Januar 2015) an die Medien zur Veröffentlichung weiterreichte, wurde bereits festgestellt. Offenbar war die schnelle Präsentation wichtiger gewesen, als Beweise und eine erfolgreiche Fahndung. Warum bei dieser Präsentation auch Hamyd Mourad, der Bruder von der Frau Cherifs, fälschlich der Meute dargeboten wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Die später von der Polizei nachgereichte Meldung, dass der 18-jährige irgendwann irgendwo etwas von „Dschihad“ gemurmelt haben soll, ist zu lächerlich und unglaubwürdig nach der polizeilich provozierten medialen Vorverurteilung. Da muss es einen anderen Hintergrund gegeben haben.
In seinem Artikel „Der Anschlag auf Charlie Hebdo – Versuch einer Rekonstruktion“ sieht Andreas von Westphalen die Identifizierung der Täter „auf soliden Füßen“.
Attentäter, die maskiert und somit unerkannt bleiben wollten, hinterließen, „vergaßen“, „verloren“ ausgerechnet in ihrem Fluchtfahrzeug einen ihrer Ausweise, wo dieser von der Polizei „gefunden“ wurde. Das klingt derartig dämlich, dass die Frage nach der Glaubwürdigkeit dieser Polizeiangabe im Raum stehen musste.
In der Presselandschaft wurde dies nicht in Frage gestellt, sondern als eine Art von Missgeschick akzeptiert. Selbst in unserer Umgebung haben wir keinen Menschen ausfindig machen können, der jemals seinen Ausweis auch an ganz gewöhnlichen Tagen, an denen es keine Rolle gespielt hätte, im Fahrzeug „verloren“ hatte.
Hätten die Killer für ihr Attentat ein Motorrad benutzt, was in der Pariser Innenstadt zielführender gewesen wäre, hätte freilich auch kein Ausweis oder irgendetwas anderes „gefunden“ werden können.
Es ergibt auch keinen Sinn, Identifikationen zu einem Tatort mitzunehmen, wo ein Massaker an Wehrlosen veranstaltet werden sollte – anonym und einschließlich einer erfolgreichen Flucht. Einen Ausweis zur Hand, sollten die Täter später zufällig von einer Verkehrskontrolle angehalten werden?
In einem gestohlenen Fahrzeug? Oder sollten die Attentäter mit ihrem eigenen Fahrzeug den Anschlag verübt haben? Erstaunlicherweise, und vielleicht auch bezeichnenderweise, gab es in den vielen Wochen nach dem Attentat keine einzige Information über das Fluchtfahrzeug. Bis heute nicht.
Die Mitnahme eines Ausweises macht also keinen Sinn. Jedenfalls nicht für die Täter. Die Mitnahme eines Ausweises und ein angebliches „Verlieren“ im Fluchtfahrzeug könnte somit einem doppelten Unglück gleichgesetzt werden, dessen Wahrscheinlichkeit… wie hoch ist?
Die von Andreas von Westphalen angeführte Information (Quelle: die französiche Tageszeitung „Le Monde“), dass sich der Ausweis von Saïd Kouachi in einer kleinen blauen Lacoste-Tasche (Fundort: Fußbereich des Beifahrers) befunden haben soll, stammt natürlich von der Polizei.
Glaubwürdiger wird dieser polizeiliche Sensationsfund dadurch nicht, das Gegenteil ist der Fall. Ja, es gibt Frauen, die ihre Papiere, Geldbörse und allerhand anderes Zeug in Taschen oder kleinen Täschchen mit sich herumtragen. Aber Männer? Islamisten? Vermummte Attentäter?
Das Auffinden dieses Ausweises von Saïd Kouachi im Fluchtfahrzeug der anonymen Attentäter lässt somit die Wahrscheinlichkeit, dass alle anderen Franzosen als Killer in Betracht kommen könnten, aber nicht Saïd Kouachi, in eine ungeahnte Höhe schnellen.
In diesem Zusammenhang sei daher der Fundort erwähnt. Nachdem die Attentäter mit ihrem Fluchtfahrzeug, welches auffälligerweise von Anfang an eine zerstörte Heckscheibe besessen hatte (die Ursache ist nach wie vor unbekannt), wurde dieses später nordöstlich des Place Colonel Fabien im 19. Arrondissment gefunden, und zwar in der Rue de Meaux.
Die Attentäter sollen während ihrer zuvor eher lässig gestalteten Flucht den Boulevard Richard Lenoir verlassen und den Place de Colonel Fabien angesteuert haben, wo sie ein anderes Fahrzeug, Marke VW, gerammt haben sollen.
Der Schaden kann nur minimal gewesen sein, denn die Täter bogen mit ihrem Fahrzeug.in die besagte Rue de Meaux ein.
Dann wird es wieder unklar.
Die Attentäter fuhren die Rue de Meaux rund 300 Meter hinauf und verließen dort aus uns unbekannten Gründen ihr Fluchtfahrzeug. In den Rekonstruktionsversuchen zum Beispiel in der ZEIT oder auch bei von Westphalen – wie in allen andere Medien – wird das Verlassen des Wagens als eine Notwendigkeit dargestellt bzw. diese Sichtweise als das Resultat des leichten Unfalls zuvor übernommen.
Für diese Annahme, denn mehr ist es nicht, gibt es keinen Beweis. Das Fluchtfahrzeug wies, abgesehen von der von Anfang an zerstörten Heckscheibe weder Beschussspuren (durch die Polizei) noch andere Beschädigungen auf. Auf dem existierenden Bildmaterial ist nichts dergleichen zu erkennen, nicht einmal irgendeine auslaufende Flüssigkeit.
Eine plötzlich auftretende Fahruntüchtigkeit des Fluchtfahrzeuges wäre wohl zu viel des Zufalls. Vielleicht gibt es hier einen Zusammenhang mit der Meldung aus französischen Medien, dass die Täter bei ihrer Flucht und offenbar in diesem Raum auch noch einen Fußgänger angefahren haben sollen.
„An der Place du Colonel Fabien fuhren die Attentäter einen Wagen an und verletzten einen Fußgänger…“
(Quelle: Andreas von Westphalen, Hintergrund sowie Süddeutsche Zeitung vom 10. Januar 2015).
Wie auch immer, denn auch dies erklärt nicht das Abstellen des Fluchtfahrzeuges – ihres fahrtüchtigen Fluchtfahrzeuges. Aber nicht nur das. Interessant ist, wie das Fahrzeug auf der Kreuzung Rue de Meaux / Rue Sadi Lecointe vor dem Bistro Patistory abgestellt wurde.
Das war extrem auffällig. Und wir erinnern uns, dass wir es mit einem Killerduo zu tun haben, denen daran gelegen sein musste, nicht nur zu flüchten, sondern unauffällig zu flüchten. Stattdessen erkennen wir erneut Täter, die kaum eine Gelegenheit für das Gegenteil ausließen.
Bei der Betrachtung der Straßenkarte und dem Satellitenfoto fiel uns auf, dass sich von der Rue de Meaux nur ein paar Ecken weiter der Park Buttes Chaumont befindet. Dabei handelt es sich um jenen Park, wo sich nach Polizeiangaben die Islamisten-Szene mit den Kouachi-Brüdern, Coulibaly und anderen herumgetrieben haben soll. Eine Information, die bereits am folgenden Tag (!) von der Polizei an die Medien gestreut worden war. Und die hatten es vom Geheimdienst, welche diese Islamistenszene schon längst unterwandert hatte.
Konstruktionen für Zusammenhänge?
Doch weiter mit den Attentätern. Diese sollen anschließend in dieser Rue de Meaux einem Mann dessen Fahrzeug, einen grauen Renault, weggenommen haben. Eine Reihe von Medien berichteten, dass dies an der Porte de Pantin geschehen sei. Dies ist aber unsinnig, weil viel zu weit entfernt, um sich zu Fuß auf den Weg dorthin zu begeben. Die Täter dürften daher den Renault unmittelbar bei ihrem abgestellten Fluchtfahrzeug gekapert haben. Die Medien berichteten, dass die beiden Täter sich die Zeit genommen hätten, eine Panzerbüchse, Molotow-Cocktails, zwei automatische Pistolen, zwei Kalaschnikows und eine Granate vom Citroën in den Renault umzuladen. Wer da so genau hingeschaut haben will, wurde nicht genannt.
Porte de Pantin kann unmöglich der Ort sein, an welchem die Attentäter in den Renault umgestiegen waren.
So wurde dann auch richtig Stimmung gemacht, um wieder einmal einen „gerechten“ Krieg der „guten“ Militärmächte gegen böse Terroristen zu verkaufen, die in diesem Fall allerdings ausnahmsweise real waren und noch sind. Terroristen, von denen behauptet wurde, mit ihnen nichts, aber auch gar nichts zu tun zu haben. Terroristen, die irgendwie plötzlich da waren, Terroristen, die unter einer eigenen, einer schwarze Fahne zufällig im Kern ähnliche Ziele verfolgt wie jene, die sich entsetzt zeigten und plötzlich Kriegsgeschrei erhoben. Zuvor aus irgendeinem Grund nicht. Und jetzt immer noch nicht gegenüber anderen Banden und Todesschwadronen, die ebenfalls eine schwarze Flagge tragen, nur unter einem anderen Label firmieren. Offensichtlich wird bei den westlichen Regierungen unter den Al-Kaida-Gruppen unterschieden, obwohl diese, ob Nusra-Front oder Islaimische Front und wie immmer sie sich nennen, sich in nichts von den IS-Terroristen in ihrem Tun unterscheiden.
Gute oder böse Terroristen? Vielleicht könnte die Uniform Aufschluss geben…
Neben den USA, dem Staat, dessen Geschäft der Krieg ist, meldeten die ehemaligen Kolonialmächte England und Frankreich sofort ihre treue Waffenhilfe an, wie es sich für gute Vasallen gehört. Vor allem der französische Präsident Hollande brannte richtig auf Bommbenkrieg, nachdem seine Leute zuletzt bislang eher „nur“ Schwarzafrikaner abknallen konnten.
Auch die australische Regierung konnte sich für die in Aussicht gestellte „Action“ erwärmen, nachdem fristgerecht auch in ihrem fernen Kontinent plötzlich Pläne von öffentlichen Köpfungen „gefunden“ worden waren, und einige Typen dazu, die plötzlich Teilnnehmer einer IS-Show hatten sein wollen.
Australien ist natürlich weit weg, da schien für die Europäer ein angeblich verhinderter und in die gleiche Zeit fallender Anschlagsplan in Belgien offenbar zielführender.
Immer zur Stelle, wenn er gebraucht wird: der Terrorist.
Köpfungsvideos, ob nun echt oder gestellt, kamen insofern gelegen. Und um es trotzdem nicht so aussehen zu lassen, als wenn man sich in fremde Angelegenheiten einmischen oder es gar um andere und eigene Interssen gehen würde, war es ebenso gelegen, dass irgendwelche mehr oder minder anonyme Vermummte, die sich als Angehöriger der „IS“ ausgaben, Drohungen gegen den „Westen“ ausstießen. Ja, IS, immmer nur IS, nicht etwa Al-Nusra etc. Da durfte man sich fragen, von wem soetwas koordiniert wird.
IS-Terror. Islamischer Staat kündigt Anschläge in Europa und den USA an, auch Ägypten im Visier der Terroristen.
(Link nicht mehr auffindbar).
Um welche Sorte von Terroristen es sich vor allem handelte, konnte von Beginn an des Krieges in Syrien beobachtet werden – freilich nur abseits des Mainstreams. Nun musste darauf hingewiesen werden, dass es sich bei der IS um eine fanatische Verbrecherbande handelte. Auch unter dem Aspekt extremer Frauenfeindlichkeit, um womöglich auch im weiblichen Teil der Bevölkerung ein Mitgefühl zu erzeugen, welche es zuvor nicht gab. Aber alles nur IS, nicht die anderen Terroristen. IS schien das neue mediale Markenzeichen für den Terror – für den echten Terror. Jedenfalls wurde und wird es genau so verkauft.
Wo zum Krieg geblasen wurde, musste die Moral bemüht werden. Plötzlich wurde festgestellt, wie schlimm das alles wäre, es wurde an den menschlichen Anstand appelliert, um gegen den unanständigen IS ins Feld zu ziehen. Mit all den anständigen kriegstreiberischen Staaten voran.
Martin Engelbert von der PRESSE versuchte sich mit einer Analyse, mit der er teilweise soagr richtig liegen mag. Nur die übergeordnete Intention der Kriegsfreiwilligen kommt ebenso wenig vor wie ein finanzielles Motiv derselben und jenen, die Krieg und Terror finanzieren.
Diese „Jihadisten“ gehen neuerdings wohin? Genau, alle zum IS. Klingt anscheinend irgendwie gut, ist eine Marke, ist voll im Trend. Bei uns. Die PR-Machinerie arbeitet ausgezeichnet. Unsere PR-Maschinerie.
Wir halten uns weiterhin an den Artikel von Andreas von Westphalen, dem es allerdings auch nicht gelingt, den weiteren Verlauf der Ereignisse zu rekonstruieren. Was bisher halbwegs nachzuvollziehen war, verliert sich ab dem Zeitpunkt, als die Täter entgegen der Einbahn in den Boulvard Richard Lenoir eingebogen waren, in Unklarheit.
Von Westphalen beruft sich auf von ihm angegebenen französische Quellen, die den weiteren Weg der Täter in die Rue Pelée vermuten bzw. angeben lassen. (Siehe dort). Demnach wären diese vom Boulevard sofort in die besagte Rue Pelée eingebogen und diese hinab gefahren. Die Zeitungsquellen sind nicht ganz klar, in einer wird aber von einer dortigen Konfrontation zwischen Attentäter und Polizei berichtet, auch werden Zeugen angeführt.
Die Allée Verte hinauf auf den Boulevard, links am Polizeifahrzeug abbiegen und bei der nächten, der Rue Pelée, abermals links abbiegen.
Das klingt durchaus schlüssig; auch könnte es sich bei dem neuen Aufeinandertreffen mit Polizisten um die zuvor geflüchtete dreiköpfige Fahrradstreife gehandelt haben. Bildmaterial zu dieser Örtlichkeit und Spuren des Geschehens waren leider bislang nicht aufzufinden. Allerdings mündet die Rue Pelée in einer Sackgasse, die nur von Fußgängern durchschritten werden kann. Normalerweise.
Die Attentäter hätten nur noch in die Rue Nicolas Appert abbiegen können – zu Charlie Hebdo.
Die andere Möglichkeit für den Fluchtweg der Täter ist die, dass die Täter nach dem Linksabbiegen auf den Boulevard Richard Lenoir entgegen die Einbahn ihren Irrtum bemerkt und daraufhin gewendet hatten, um nunmehr in die richtige Richtung zu fahren. Nur, wie wahrscheinlich ist diese Alternative? Die Attentäter hätten das kollidierte Polizeifahrzeug und die bewaffneten Beamten erneut passieren müssen.
Diese Hypothese stützte sich zuerst auf ein Amateurvideo, welches von einer Wohnung in der Rue Gaby Sylvia aus in Richtung Boulevard aufgenommen wurde, von dem zwei Fragmente existieren. Schüsse sind auf beiden Sequenzen zu hören, aber in einer ist kurz ein schwarzes Fahrzeug zu sehen, welches als das Täterfahrzeug in Betracht kam.
Dieses Fahrzeug, durchaus dem Fluchtwagen ähnlich aussehend, ist allerdings viel zu kurz zu sehen, als dass es eindeutig identifiziert werden könnte. Der nachfolgende Motorroller mit zwei Personen scheint zudem fehl am Platz, sollten die hörbaren Schüsse von Polizisten abgegeben und dem schwarzen Wagen gegolten haben. Ganz schwach zu erkennen ein Polizist in der schmalen Parkanlage zwischen den beiden Fahrbahnen des Boulevard Richard Lenoir. Es ist aber nicht einmal ansatzweise auszumachen, wer wohin geschossen hatte genauso wenig die Fragen zu beantworten ist, was den Polizisten veranlasst haben könnte, sich in diese abgewandte Richtung zu orientieren.
Im Gegensatz zur Rue Pelée existiert vom Boulevard ein Foto, welcher einen gewissen Aufschluss gab. Ein ziviler Polizist sichert eine Stelle am Bordsteinrand, wo ein verbogenes Fahrrad der Polizei und eine daneben befindliche Hülse, beides noch nicht von der Spurensicherung markiert, zu sehen sind.
Von uns anfangs fälschlich der Rue Pelée zugeordnet, handelt es sich tatsächlich um eine Aufnahme vom Boulevard. (Danke an INP für den Hinweis). Dank Google-Street-View konnte er Ort eindeutig als Boulevard Richard Lenoir 47 identifiziert werden.
Diesem Foto müssten die Attentäter tatsächlich gewendet und risikofreudig die Polizisten ein zweites Mal passiert haben, um ein Stück weiter, nach der Querstraße Rue Gaby Sylvie einen Fahrradpolizisten anzufahren, der zumindest einen Schuss abgegeben haben dürfte.
Plan: INP
Nach dem derzeitigen Stand der Dinge lässt sich der Widerspruch leider noch nicht aufklären. (Wir werden die übersetzten Stellungnahmen der frz. Polizei abwarten müssen).
Die Attentäter verschwanden aber nicht von der Bildfläche, sondern tauchten überraschend auf der gegenüberliegenden Seite des Boulevard wieder auf, den sie über die kurze Strecke – und gegen die Einbahn – der Rue du Chemin Vert erreicht haben dürften.
Sie fuhren dort nun der Einbahnstraße gemäß in die richtige Richtung und in jene, welche sie zuvor hatten einschlagen wollen. Das heißt, die Fluchtrichtung war die gleiche, was erneut darauf hinweisen könnte, dass das vorherige Linkseinbiegen auf den Boulvard entgegen der Einbahn ein Versehen gewesen war.
Dennoch bleibt das Verhalten der Attentäter unverständlich und rätselhaft. Wir wissen nichts über deren Ziel, welches sie hatten erreichen wollen, aber es ist schleierhaft, warum ausgerechnet der Boulevard Richard Lenoir befahren werden sollte. Die Täter hätten auch andere Straßen verwenden können, um in Fluchtrichtung zu gelangen.
Genau dort kam es dann zu einem weiteren hässlichen Geschehen, welches in der Ermordung des Polizisten Ahmed Merabet mündete. Von dieser Situation existiert ein Video, welches von einem gewissen Jordi M. mehr oder weniger zufällig aus einem Haus heraus gefilmt worden war.
Dieses Video sollte in der Öffentlichkeit polarisieren und bei vielen den Beweis darstellen, dass es sich bei diesem Geschehen um eine Inszenierung handelt. Auch von Westpfahlen nimmt in seinem Artikel dazu Stellung.
Verdachtsmomente, dass es sich um eine gestellte Szene handeln könnte, gibt es eine ganze Reihe:
Der unlogische und unverständliche Fluchtweg der Attentäter, welche wie zwanghaft den Boulevard befahren wollten und sich ihrem ursprünglichen Tatort wieder annäherten.
Die Ermordung eines Polizisten als vollkommen sinnlose und unmotivierte Handlung, die dafür aber öffentlichkeitswirksam war.
Missverhältnis zwischen Winkel der Waffe, Ausstoß der Treibgase über den Polizisten hinweg und fehlende Reaktion des Opfers.
Das Killerduo, welches offenbar immer noch Zeit für Handlungen vor Ort besaß, ohne selbst von der Polizei bedroht zu werden.
Der Zufall, dass ausgerechnet dort jemand aus dem Gebäude diese Szene filmen kann, obwohl ansonsten nur spärliches Filmmaterial öffentlich ist.
Keine Reaktion (akustisch) beim Filmer, der doch gerade einen Mord filmte.
Die später gezeigten Reste einer Blutlache, welche sich weit unterhalb des Kopfes befunden hatte.
Letztlich auch die Herstellung in einen Kontext zu anderen merkwürdigen wie unglaublichen „Zufälligkeiten“ wie den „verlorenen“ Ausweis.
Wir wollen hier versuchen, uns dieser Szene anzunähern, die viele Fragen aufwirft. In einigen Punkten müssen wir Andreas von Westphalen widersprechen, auch wenn wir grundsätzlich nicht mehr wissen als er.
Wie es zu dieser Szene gekommen war, ist vollkommen unklar. Das veröffentlichte Video beginnt erst, als die Attentäter ihr Fahrzeug bereits zum Stehen gebracht und ausgestiegen waren. Mit ihren Sturmgewehren im Anschlag gingen sie aggressiv in Richtung des noch nicht sichtbaren Polizisten vor. Nach der Akustik zu urteilen gab der ganz in Schwarz gekleidete Täter drei Schüsse ab, an deren Anschluss fünf weitere Schüsse fielen, die aber heller im Klang waren. Wer diese abgegeben hat, ist unklar; entweder der zweite Täter oder eine Polizeiwaffe aus dem Hintergrund. Der auf den Polizisten abgegebene Schuss entspricht dem Klang der ersten drei Schüsse.
Entgegen der Ansicht von von Westphalen sehen wir keinerlei Anzeichen, dass es sich bei dem Polizisten Merabet um einen Fahrradpolizisten gehandelt hatte. Abgesehen von einem Fahrrad, welches woanders abgestellt worden sein könnte und beschädigt gewesen sein mochte, trug Merabet weder einen Fahrradhelm noch die Fahrradhose mit den typischen Signalstreifen, wie sie in Paris üblich sind. Aus irgendeinem Grund ist auf dem Video noch nicht einmal eine Waffe zu erkennen.
Deswegen gehen wir davon aus, dass es sich bei Merabet um einen jener Polizisten handelt, welche zuvor ganz in der Nähe, fast gegenüber, auf der anderen Seite des Boulevards mit ihrem Polizeiwagen kollidiert waren.
Eine Diskussion um den Kopfschuss sehen wir als erübrigt an, weil es diesen sichtlich nicht gab. Da zuvor mehrere Schüsse auf Merabet abgegeben worden waren, dürfte er an seinem Rumpf verletzt gewesen sein, worauf auch die später sichtbaren Blutspuren hindeuten. Die Verletzungen waren offenbar schon so schwer gewesen, dass Merabet leider verstarb.
Allen weiteren Überlegungen, welche von Westphalen aufwirft, können und müssen wir beipflichten. Dazu gehört einerseits das Verhalten der Attentäter, welche, obwohl laut Zeitschiene fast 20 Minuten nach dem ersten Auftreten der Attentäter vergangen sein dürften, nicht den Eindruck machten, als wären sie großartig im Stress. Dazu gehört allerdings nicht der Moment, wo einer der Täter den offenbar aus ihrem Fahrzeug gefallenen Turnschuh aufhebt. Beweismaterialien werden gewöhnlich nicht zurückgelassen.
Andererseits ist hier das Verhalten der Polizei zu hinterfragen. Nicht nur auf dem Boulevard Richard Lenoir, wo Merabet aus irgendeinen uns unbekannten Grund keine (sichtbare) Hilfe von seinen Kollegen erhielt, sondern grundsätzlich. Von Westphalen schildert in seinem Artikel die anfängliche Nichterreichbarkeit der polizeilichen Notrufzentrale, und es ist auch Tatsache, dass bis zum Schluss keine weitere Polizei erschien.
Da die Attentäter in der gesamten Zeit ihres mörderischen Tuns keine sonderliche Eile an den Tag legten, aber dennoch „locker“ fliehen konnten und die „übrige“ Polizei zuerst nicht erreichbar war und dann unangemessen spät – als alles vorbei war – erschien, muss hier die Überlegung, ob es einen Zusammenhang geben könnte, erlaubt sein.
Die Attentäter haben zumindest den Eindruck erweckt, dass sie um ein Zeitfenster wussten, welches ihnen zur Verfügung gestanden haben könnte. Zum Beispiel könnte es zum Zeitpunkt des Attentates zu einer vorsätzlich herbeigeführten Funkblockade bei der Polizei gekommen sein. Auffällig ebenfalls der kaum vorhandene Verkehr auf dem Boulevard, dessen Ursache erforscht werden sollte. Dies ist zwar spekulativ, die Attentäter schienen jedenfalls ganz fixiert auf eben diese Strecke gewesen.
Dass die Recherche dennoch auch in diese Richtung geführt werden sollte, beweist die Polizei selbst, weil sie bislang nicht erklären konnte, warum die anschließende Fahndung nach dem Fluchtfahrzeug trotz aller Überwachungsmittel ebenfalls floppte und es auch zu keiner nachträglichen Rekonstruktion kam. Uns ist jedenfalls keine bekannt, und nach wie vor nichts über den gemeldete Besitzer des Fluchtfahrzeuges. Die Geschichte fand erst ihre Fortsetzung mit dem Umstand, dass die Täter ihr Fluchtfahrzeug am Place Colonel Fabien im 19. Arrondissement quasi öffentlich abgestellt (medial als leichter „Unfall“ bezeichnet) hatten – mit unschlagbaren Beweismaterialien.
Abschließend zu diesem Kapitel möchten wir feststellen, dass wir die Meinung von Andreas von Westphalen, dass die Identifizierung der Täter angeblich auf „soliden Füßen“ stehen würde, nicht teilen. Dazu mehr zu einem späteren Zeitpunkt.