Bedürftig. Wirklich bedürftig.

Bedürftig – 5. Kandidat: Peter W.

In einem einschlägigen burgenländischen Tanzlokal traf Bernd Bieglmaier den wärmebedürftigen Exilwiener Peter W. Dieser zeigte sich sichtlich gezeichnet von der kalten und für ihn schlimmsten Jahreszeit.

Mit Zornesfalten, von den ständig in sich selbst hineingebrüllten Durchhalteparolen bereits so tief wie Gletscherspalten, und mit Pupillen, gerade mal so groß wie zwei Stiche einer Stecknadel, berichtete er von seinen Qualen und Zwängen der letzten Monate.

„Der Winter mants net guat mit mir. Seit November bin i oabeitslos und meine AMS-Berater hom mi scho drei moi an ihre kollegen weidagebn. Ständig vagiss i wos, wia die Suppn aufn Herd oder des Bagett im Rohr. I ko überhaupt nimma relaxen weu ma dauernd koid is. I fü mi ständig vakrompft und hob scho überhaupt ka Lust zum ausse gehen. Am liabstn tat i mei Bett glei in mein Schwedenofen einestölln.“

Peter W. klagte weiters über ständige Migräne, hervorgerufen durch die eisigen Westwinde sowie die zunehmende soziale Isolation durch Wärmeisolierung.

Wo immer er einen Holzofen entdecken würde, verriet Peter W., möchte er gleich ein Holzstück nachlegen. Innere Stimmen würden es ihm befehlen. Seine Freunde hätten sich von ihm wegen seines exzessiven Holzverbrauches bereits abgewendet, auch wenn sie ihn wegen seinem Organisationstalent früher gerühmt hatten.

Auch schäme er sich wegen seines mittlererweile üblen Körpergeruches, da er alles, was er besitzen würde, der Wärme wegen längst am Körper trage und somit gar nichts weiter zum Wechseln hätte. Bernd Bielmaier brauchte in der Tat die Angaben über die zweite Haut nicht zu überprüfen, hatte doch seine große Nase deren Richtigkeit bestätigen können.

Aber hier in der kleinen burgenländischen Kulturgemeinde zähle das alles nicht, meinte Peter W., hier wärme er sich gerne auf und könne dem Winter so richtig den Stinkefinger zeigen. Hier gäbe es zahlreich brennende Öfen und neben heißen Beats auch noch heiße Pommes und hie und da ein paar heiße Bräute.

Bernd Bieglmaier wurde warm ums Herz. Denn es ist so schön, derartig bedürftigen Menschen zu begegnen, die dennoch nicht den Mut verlieren.

Halte durch, Peter!

Mittwoch
14
März 2012
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