Das mörderische Attentat in Paris auf die Redakteure des Satire-Magazins „Charlie Hebdo“ am 7. Januar 2015, einem Mittwoch, hatte dort 12 Todesopfer gefordert.
Neben der Empörung und der Trauer wurde medial verbreitet, dass die französische Regierung bereits „seit Wochen“ mit „terroristischen Aktionen gerechnet“ habe. Schließlich befände sich Frankreich in Afrika und im Nahen Osten „an vorderster Front im Kampf gegen den islamistischen Terror“.
Das behauptete zumindest Robert Balmer in der PRESSE am 8. Januar 2015.
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/4633124/Je-suis-Charlie_Frankreich-unter-Schock
Wer wo mit was gerechnet haben soll, entzieht sich unserer Kenntnis. Dass es sich bei Frankreich um einen Staat handelt, der „an vorderster Front“ den realen oder vermeintlichen „islamistischen“ Terror bekämpft, ist aber definitiv falsch. Frankreich unterstützt im Verein mit seinen Verbündeten beispielsweise den Terror gegen Syrien ebenso wie zuvor gegen den nunmehr zerschlagenen Staat Libyen. Frankreich ist auch sehr bemüht, nicht die Kontrolle über ehemalige afrikanische Kolonien und die Ausbeutung derer Bodenschätze zu verlieren, wozu Umstürze und Gewalt bislang immer als probates Mittel galten. Und nicht zu vergessen soll auch die Rolle Frankreichs als NATO-Mitglied und als Koalitionspartner für irgendwelche andere Kriege sein. Ein bisschen vor allem mediales Mitmachen gegen eine große mysteriöse Bande, die sich selbst als „Islamischer Staat“ bezeichnen soll, reicht hier nicht wirklich, um als Akteur gegen den Terror dargestellt zu werden.
Mit dieser natürlich politisch wie medial vollkommen ignorierten oder gleich falsch gezeichneten Ausgangslage verändert sich normalerweise auch der Blick auf die Dinge, die sich nicht nur auf Frankreich beschränken.
Terrorismus ist ein Verbrechen, dem laufend jene Staaten nachgehen, die ihrer Bevölkerung die Bekämpfung desselben vorgeben. Geradezu exzessiv wird dies von den USA betrieben, und zwar weltweit. Und von zahlreichen Ländern, die mit den USA verbündet sind, ob nun innerhalb oder außerhalb der NATO-Kampfgemeinschaft. Terroristen oder terroristische Söldnerverbände werden ausgebildet, ausgerüstet und für den Einsatz in jenen Ländern bezahlt, deren Regierung und/oder Bevölkerung sich nicht für eine Kooperation der Ausbeutung und Knechtschaft willig genug zeigt. Dann wird dies aber nicht als Terror bezeichnet, sondern als „Freiheitskampf“. Terroristen firmieren unter den Begriffen „Freiheitskämpfer“, „Regimekritiker“, „Separatisten“, „Rebellen“. Sollte einmal das Pendel der Gewalt zurückkommen, wird aus diesem Söldnerhaufen das „eigene Volk“, welches von einem zum brutalen Diktator mutierten Gewaltherrscher bombardiert wird. In der Ukraine wiederum wurden nach dem vom „Westen“ protegierten Faschistenputsch in Kiew die nicht kooperative Bevölkerung der Ostukraine flugs gesamtheitlich zu Terroristen erklärt, um Artilleriefeuer und Bombenangriffe auf Städte rechtfertigen zu können.
Attentate bei uns in Europa/EU, in den USA, in den NATO-Ländern werden dagegen als terroristische Akte bezeichnet und die Attentäter als Terroristen. Terror wird nur von anderen ausgeübt, aber nie von „uns“. Terror bei den anderen ist vollkommen in Ordnung, er wird nur unbenannt und kaschiert, er wird tagtäglich in einer unvorstellbaren Größenordnung umgesetzt, die kaum jemanden bewusst ist – zu uns zurückkehren darf er natürlich nicht.
Mit „unseren“ offiziellen Auslandsattentätern verhält es sich noch ein wenig anders. Sie können aus ihren Einsatzorten wieder zurückkehren. Weil das Vertrauen in diese nicht allzuhoch erscheint, werden diese – wie in Österreich – „beobachtet“. Neuerdings sollen gar „Ermittlungen“ in Gange sein. Es wird keine Überraschung sein, sollten sie ins Nichts führen.
Das kommt auch bei dem Leitartikler und Schreibtischtäter Christian Ultsch natürlich nicht vor. Wie immer versucht er seine Leserschaft auf eine falsche Fährte zu führen, quatscht von Pressefreiheit, um die es nicht geht, und bemüht auch den ehemaligen französischen Präsidenten und Kriegsverbrecher Sarkozy als einen „verantwortungsbewussten Politiker“ zur Stützung der eigenen Phrasendrescherei.
Diese Doppelbödigkeit und Scheinheiligkeit ist zum Kotzen.