Blog

Die, die sich „Identitäre“ nennen – eine weitere Unkultur?

 

Derzeit wird in Wr. Neustadt etwas Wind um eine Gruppierung gemacht, die sich wenig originell politisch am äußeren rechten Rand positioniert hat und von dort Stimmung gegen Flüchtlinge/Asylanten/Migranten macht.

Die Gruppe nennt sich die „Identitären“, was bei einer oberflächlichen Betrachtung etwas kurios anmutet, scheinen deren Mitglieder äußerlich einer gewissen US-Affinität nachzuhängen. Der Zusammenhang zwischen den kulturlosen Vorbildern und einer vorgeblichen österreichischen Heimat wirkt befremdlich.

Ein Blick auf die österreichische Homepage dieser „Identitären“ zeigt auf, dass sich diese in erster Linie an junge und jüngere Menschen wendet, also an jene Bevölkerungsgruppe, die noch formbar ist. Der Inhalt der Seite besitzt einen ideologischen Überbau „völkischer“ Art und damit eine Nähe zur Nazi-Ideologie. Womit die Betreiber dieser Seite, die aus dieser Ecke kommen, allerdings nichts zu tun haben wollen.

Eine Fremdenfeindlichkeit wird bestritten, obwohl sich die Rhetorik in erster Linie gegen diese richtet. Es wird von „Ethnopluralismus“ geredet, ein Begriff, mit dem schon zu Zeiten Nazideutschlands deren Reichs-Redakteure gerne hantiert hatten. Ethno nach der „Säuberung von Schädlingen“, Pluralismus nur unter Kontrolle des NS-Regimes und seiner Rasse-Konstruktionen.

Konsequenterweise wird zwischen Flüchtlingen/Asylanten/Einwanderer nicht differenziert. Mitmenschliche Aspekte gegenüber diesen Menschen sucht man vergeblich. Zwar wird die Flüchtlingspolitik in Österreich und in der EU – zu recht – kritisiert, aber es wird nicht einmal hinterfragt, warum dem so ist. So bleibt die Kritik an der EU auch nur verschwommen und alles andere als konkret.

Hintergründe über die Flüchtlingsbewegung gibt es nicht; nichts über die Kriegsursachen, nichts über die wirtschaftliche Lage in den jeweiligen Ländern, nichts über Interessen, Zusammenhänge und Verantwortlichkeiten. Somit wird auch die Rolle der USA komplett ausgeblendet. Es ist geradezu verräterisch, diesen wichtigsten Aspekt außen vor zu lassen, denn die Masse der Flüchtlinge kommen aus jenen Ländern, in denen die USA Krieg führten oder noch führen.

Die Beleuchtung dieser Hintergründe würde den „Identitären“, die vorgeben, sich Sorgen um ihre Identität zu machen, den Boden entziehen. Der Gegner, der Verursacher der menschlichen Tragödie, der Verursacher der Massenflucht, würde auf genau der anderen Seite der Agitation vorzufinden sein. Genau das ist offensichtlich nicht gewünscht.

So bleibt der Eindruck übrig, dass es sich bei den „Identitären“ nicht nur um eine „Bewegung“ der Bauernfängerei handelt, welche zumeist jüngere Leute aufklaubt, die sich „irgendwie verarscht fühlen“, ohne aufgrund niedrigen Bildungsgrades zu einer genaueren Definition fähig zu sein und sich in eine Richtung motivieren lassen, die sie bei eigener Unkenntnis weiterhin und noch besser verarschen lässt. Sondern auch um eine Organisation, deren rechtsgerichtete Initiatoren bestimmte Interessengruppen bedienen. Nazi-Gruppen dienten schon immer als Fußvolk für faschistisch orientiere Eliten. Und es sind die USA, welche sich hierin in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart dieser Mittel weltweit mit einer unglaublichen Penetranz bedient haben.

Da diese USA wiederum auf ihre Verbündeten/Vasallen/Marionetten in der NATO/EU usw. zurückgreifen können und die Betrachtungen der letzten 30 Jahre an geheimdienstlicher Tätigkeit allein in Deutschland einen gewissen Rückschluss erlauben, wäre es sehr verwunderlich, wenn den „Identitären“ keine geheimdientliche Struktur zugrunde liegen würde – wie bei allen anderen.

Der österreichische Verfassungsschutz hat derzeit jedenfalls nichts dagegen. Möglicherweise wissen sie und ihre Masterminds über die Identitäten der „Identitären“ besser Bescheid als wir.

 

 

 

Textbeispiele von der österreichischen Homepage der „Identitären“:

 

„In den letzten Jahrzehnten wurde von Konzernen, Politikern und linken Medien eine Entwicklung in Gang gesetzt, die heute ihren schrecklichen Höhepunkt erreicht. Es findet ein „großer Austausch“ statt…“

Von welchen Medien ist hier die Rede? Wo sind in Österreich „linke“ Medien zu finden? Dazu ausgerechnet „Konzerne“ in einem Satz mit dem Begriff „links“ zu verbinden (Unterstellung einer gleichen Interessenslage) weist auf den verlogenen Hintergrund der „Identitären“.

 

„Überall erleben wir eine rasende Islamisierung. Dschihad-Netzwerke bilden sich in den Multikulti-Ghettos. Unser Land ist ein Pulverfass.“

Das klingt dramatisch und für schlichte Gemüter bedrohlich. „Dschihad-Netzwerke“, zu denen sich die „Identitären“ wahrscheinlich nicht zählen möchten, bilden sich nicht nur in, sondern auch außerhalb von „Multikulti-Ghettos“, so auf Facebook, in den Massenmedien, bei den Sicherheitsbehörden und in der US-Botschaft. Die Frage ist, woher der Betreiber der Seite es genau mit den Ghettos wissen will, wenn es sich nicht nur um eine bloße böswillige Unterstellung handelt. Denn im Bilde, wie es sich mit den islamistischen Söldnern verhält, ist der Autor sichtlich nicht.

 

„Dabei hilft Einwanderung eigentlich niemandem. Weder uns, noch den ärmeren Ländern, aus denen die Fremden nach Europa strömen. Dennoch erhöhen  unsere Politiker den Massenzuzug von Ausländern Jahr für Jahr. Sie „importieren“ sich so ihre Wählerstimmen. Und die internationalen Konzerne wollen billiges Arbeitsmaterial, das bei uns die Löhne drückt. Jedes Jahr steigt die Belastung

Hier wird ein wenig Verständnis geheuchelt, bei dieser Gelegenheit die Flucht, Vertreibung und Aufnahme in der Not mit „Einwanderung“ gleichgesetzt und mit der zynischen Behauptung flankiert, dass die „Fremden“ aus „ärmeren Ländern“ kommen würden. Die Tatsache, dass in zahlreichen „ärmeren“ Ländern vor der Zerstörung ein relativ hoher Lebensstandart vorhanden gewesen war, wird geflissentlich unterschlagen. Der „Import“ von Wählerstimmen ohne Wahlberechtigung ist ein misslungener Witz.

 

Neben den vielen polemischen und ermüdend dämlichen Passagen, auf die wir hier nicht eingehen wollen, noch die folgende Zitatabfolge:

„Unsere Feinde sind nur jene die unsere Identität bedrohen, keine imaginären Achsen des Bösen oder Weltverschwörungen…“

Der Begriff der „Feindschaft“ gegenüber jenen, die eine nicht offensichtliche „Identität“ im US-Look angeblich bedrohen, lässt viel Spielraum und einige Interpretationen zu. Feindschaft bedeutet nebenbei das Ende der Diskursfähigkeit, deren Anfang bislang auch nicht beobachtet werden kann. Was das mit dem in US-Jargon bezeichneten „Achsen des Bösen“ (Oh, Gott, kommen nicht von dort die Flüchtlinge???) und der Plattheit einer dumpfen „Weltverschwörung“ zu tun haben soll, bleibt offenbar der kindlichen Phantasie eines Zurückgebliebenen überlassen.


„Wir lehnen jeden Antisemitismus ab ohne in eine pathologische Überidentifikation mit Israel zu kippen…“

Der Autor hatte es offenbar für nötig gehalten, die Ablehnung von Antisemitismus in seinen Text unterzubringen, um nicht über diesen Weg als Nazi hingestellt zu werden. Hat aber nichts mit dem Thema „Flüchtlinge“ und „Islam“ zu tun. Außerdem ist der Apartheitsstaat Israel, ebenfalls ein Bestandteil des Vertreibungsszenarios in Nahost, so schön rechtsextremistisch, dass ein derartiges Statement nur allzu leicht fallen dürfte.

 

„Dass Israel und USA ein strategisches Interesse daran haben, dass in Europa kein islamisches Kalifat entsteht ist nur verständlich…“

Aha, ein schöner Nullsatz. Verständnis wofür? Dass die meisten Moslems von den USA und ihren Lakaien bereits vor der Grenze umgelegt werden? Davon abgesehen haben auch wir ein strategisches Interesse daran, dass beispielsweise aus der Rente keine Sozialhilfe wird.

 

„Wir haben ein identitäres, existenzielles Interesse daran und freuen uns über jede Unterstützung. Wir wollen nicht zu einer willenlosen Schachfigur in einer transatlantischen, westlichen Allianz werden, sondern selbstbewusst und eigenständig auftreten. Unsere Probleme mit der galoppierenden Islamisierung stehen in keinem direkten Zusammenhang zur US-Politik im Nahen Osten und beides muss getrennt betrachtet und diskutiert werden.“

Dieser Schluss ist als Karikatur grandios. Keine willenlose Schachfigur in der westlichen Allianz sein wollen und deswegen die Flüchtlinge aufs Korn nehmen. Logisch. Die Angabe, dass die „Identitären“ ihre „Probleme“ in „keinen direkten Zusammenhang zur US-Politik im Nahen Osten“ sehen, wobei Afrika vergessen wurde, entzieht ihnen gleich selbst den Boden ihrer kaum vorhandenen Argumentation. „Eigenständig“ auftreten, um eigenständig die US-Intersssen zu vertreten, ja, als wenn irgendwelche Handlanger jemals eigenständig gewesen wären. Betrachtet wird vom in der Identitätskrise befindlichen Autor gar nichts, womit sich eine Diskussion erübrigt haben dürfte. Punkt. 

 

Freitag
28
August 2015
This entry was posted in Blog, Neuigkeiten. Bookmark the permalink.

Comments are closed.