Offenbar setzen bestimmte Menschen auf eine gewisse Nachhaltigkeit. Die neuen Terroranschläge in Brüssel am vergangenen Dienstag (22. März 2016) deuten zumindest in diese Richtung. Nachhaltigkeit im Sinne von Wiederholung. Der Schauplatz war mit dem belgischen Brüssel ein anderer, aber genau so gut überwacht wie beispielsweise London oder Paris und mit ebenbürtigen wirtschaftlichen, militärischen und geheimdienstlichen Strukturen versehen.
Allerdings hatten die Medienkonsumenten in den letzten Monaten erfahren, dass dort mit Molenbeek ein besonders schlimmes Viertel in der Stadt existiert, vollgestopft mit muslimischen Migranten. Von den Medien wurde Molenbeek gar zur „Islamisten-Hochburg“ hochstilisiert, und das in greifbarer Nähe zu jenen Organisationen, die eine Unmenge von Augen auf dieses Milieu gerichtet haben.
Die erste Zeitung, die wir am folgenden Tag in die Finger bekommen hatten, war der KURIER gewesen, der sich absurderweiser als ein Qualitätsmedium bezeichnet. „Mitten ins Herz der EU“ war die Überschrift in der Printausgabe gewesen, darunter dann „Terror in Brüssel.“
Etwas anderslautend die Online-Version:
Laut belgischer Polizei soll es sich bei den gezeigten Männern um drei Attentäter handeln. Von denen zwei ihre linke Hand unauffällig mit jeweils einem schwarzen Handschuh bekleidet haben.
In Brüssel befindet sich bekanntermaßen die Zentrale der EU, aber wer sagt, dass die Terroranschläge der EU gegolten haben, wie suggeriert wurde? In Brüssel befindet sich auch das NATO-Hauptquartier und somit die Chefetage jenes westlichen Militärbündnisses, die so gerne mit Gewalt in andere Länder intervenieren. Daher wäre die Vermutung „Mitten ins Herz der NATO“ schlüssiger, weil Attentäter aus durch Kriege verwüstete muslimische Ländern eher ein entsprechendes Motiv zu unterstellen wäre.
Interessanterweise kam in allen 10 Artikeln des KURIER das Militärbündnis NATO kein einziges Mal vor. Auch wenn zahlreiche EU-Staaten in dem Militärbündnis unter US-Hoheit organisiert sind, so ist es doch die NATO, die mit ihren Streitkräften in anderen Ländern bombt. Aber selbst der Zusammenhang einzelner Staaten als Teil der EU und der NATO wurde kein einziges Mal erwähnt. Wir sehen in dieser konsequenten Ignoranz bereits eine Manipulation gegenüber den Medienkonsumenten. Die „EU“ als Ziel der Anschläge ist eine Erfindung, weil durch nichts belegt.
Der Leitartikel von Margaretha Kopeinig zeigte bereits, in welche Richtung die Meinung abseits jeglicher Fakten zu gehen hatte. Neben der Beschränkung auf die EU, dem Ausrufen einer Kriegserklärung und dem Appell, endlich „zu reagieren“, wurde eine weitere Verzahnung von Militär, Polizei und Geheimdienste gefordert. Ganz so, als wären die Terroranschläge für Kopeinig und ihren Aufraggebern nicht ganz ungelegen gekommen. Ein vorläufiges Ermittlungsergebnis hatte es zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben.
Das mediale Geschrei fusste – wieder einmal – auf zwei ungesicherte Angaben, die bestenfalls als dubios zu bezeichnen sind.
Die erste Angabe stammte von der belgischen Polizei, die am Tag der beiden Anschläge im Brüsseler Stadtteil Schaerbeek eine „Razzia“ durchgeführt haben will. Dort will sie in einer Wohnung, dessen Mieter nicht genannt wurde, einen offenbar überflüssigen Sprengstoffgürtel, irgendwelche nicht weiter definierte Chemiekalien und eine „IS“-Fahne gefunden haben.
Mit anderen Worten: der Polizei soll soetwas wie eine Indizienkette in die Hände gefallen sein, nicht etwa einen Sprengstoffgürtel oder eine Fahne, sondern ein Sprengstoffgürtel und ein Logo.
Da der KURIER-Artikel etwas ungenau ist, als Ergänzung SPIEGEL-Online:
Es wird deutlich, dass der Begriff „Razzia“ nicht richtig ist, denn das Haus und die Wohnung im Stadtteil Schaerbeek wurde zielgerichtet durchsucht. Die angeblichen Attentäter hatten – wie mittlerweile gewohnt – der Polizei mächtig unter die Arme gegriffen und selbst die Spur gelegt. Sie hatten sich mit dem Taxi von dort abholen lassen. Damit die Polizei dann auch die schönen Sachen „finden“ würde, um genau das den Medien zu berichten, die es wiederum uns „berichten“.
Das erinnert an den Charlie-Hebdo-Fall, wo die beiden Kouachi-Brüder ihren Fall quasi selbst aufgeklärt hatten. Die Pariser Staatsanwaltschaft und die Polizei hatten dann nur noch zu „berichten“ gehabt.
Die andere Angabe über die angebliche Täterschaft in Brüssel wurde von der US-Nachrichtenagentur „Reuters“ an die Medien weitergereicht. Hiernach soll sich der „IS“ zu den Anschlägen in Brüssel bekannt haben, was durch den Polizeifund in Schaerbeek zumindest als stimmig dargelegt wurde. Reuters bezog sich wiederum auf eine dubiose Website mit dem Namen „Amaq Acency“, wo soetwas wie eine Nachricht platziert worden war.
Zu dieser Quelle begleitend ein Artikel vom SPIEGEL:
Die Autorenschaft des Textes ist allerdings (bislang) so unbekannt wie der Betreiber dieser Seite. Juristisch gesehen handelt es sich dabei vorerst nur um eine unbewiesene Behauptung.
Dies hinderte den KURIER (und alle anderen Medien) nicht daran, die angebliche Täterschaft/Urheberschaft eines „IS“ als eine Art Faktum zuzuschreiben.
Von dieser dubiosen „Quelle“ einmal abgesehen, treffen wir hier auch auf alte Bekannte: die US-Medienfiliale und Pentagon/CIA-Subfirma „SITE“, welche sich so gerne als „Institut“ bezeichnet.
SITE hatte mal wieder das angebliche Bekennerschreiben „gefunden“, dieses – wie zuvor alles anderen Fälschungen – als „echt“ befunden und gleich auf ihrer Seite publiziert und über TWITTER in die Welt hinausgeschickt.
https://twitter.com/siteintelgroup
https://twitter.com/siteintelgroup/status/712297158142255104
(Ohne SITE-Logo).
Wieder einmal sollen die Attentäter nicht fähig gewesen sein, ihr Bekenntnis an die richtige Adresse zu senden, wieder einmal musste es durch eine US-Firma „gefunden“ werden, um es über die ausgewählten Nachrichtenagenturen – Reuters war in der Vergangenheit für jeden Propagandadreck zu haben – in die Konsumentenmenge zu streuen.
Aber egal: die Beweisaufnahme ist abgeschlossen und der Fall gelöst!
Irgendwelche hartnäckigen Schlauberger mögen nun fragen, wer ist eigentlich der so genannte „Islamische Staat“? Und wessen Kriegspolitik betreibt er? Wer unterstützt ihn? Aus welchen Ländern operiert er? Wer unterhält diese Leute, bezahlt sie, rüstet sie aus? Wer gibt ihnen ihre Ideologie vor?
Bevor sich hier der Hund in den Schwanz beißt, machen wir jetzt etwas anderes. Irgendetwas erfreuliches.