Blog

Die Karmeliter-Kirche in Wr. Neustadt. Teil 7: Der Bürgermeister

 

Die Mietpartei Rohde hatte am 10. Juni auch eine Mail an das Büro der Landeshauptfrau Mikl-Leitner geschickt, handelt es sich doch bei dieser Dame um die aktuelle Vorgesetzte gewisser hier bereits erwähnten Individuen. Dort hielt man allerdings nicht einmal eine Empfangsbestätigung für nötig. Also wie gehabt. Und notiert.

Nach dem Verlust von Raum, Produktionsmöglichkeiten, Zeit und Geld konnte die Mietpartei Rohde langsam mit dem Abtransport – natürlich nur während des Baustellenbetriebes und zu Zeiten, an welchen auch die meisten anderen Menschen zu arbeiten haben – der Requisite beginnen. Es hätte auch das Fotolabor sein können, denn die Wasserzufuhr war bereits abgedreht worden.

Etwas überraschend langte am 16. Juni 2017 eine Mail von dem Bürgermeister der Stadt Wr. Neustadt, Klaus S., ein:

 

Sehr geehrter Herr Rohde!

Bezugnehmend auf Ihren Mail-Verkehr mit verschiedenen Verantwortlichen der Stadt Wiener Neustadt und der Fachhochschule Wiener Neustadt darf ich festhalten, dass es aufgrund des Projekts „Fachhochschul-Citycampus“ notwendig ist, die Karmeliterkirche mietfrei zu stellen. Mir ist bewusst, dass diese Umstände für Sie nicht angenehm sind, allerdings führt an der Räumung der von Ihnen gemieteten Räumlichkeiten kein Weg vorbei.

Mit freundlichen Grüßen

Mag. Klaus Schneeberger

Bürgermeister

 

Irgendetwas schien an Information nicht angekommen zu sein. Denn die Mietpartei beabsichtigte nicht, sich in der besagten Räumlichkeit festzukrallen. Es waren andere Umstände, nicht aber der genannte.

Das musste richtig gestellt werden und soll hier widergegeben werden, um keinen Zweifel an dem Informationsgehalt aufkommen zu lassen. Die Mietpartei Rohde erwiderte nach der Rückkehr aus dem Marchfeld am 18. Juni 2017 dem Bürgermeister:

Sehr geehrter Herr S.!

Auch mir ist es bewusst, dass aufgrund des FH-Projekts die Karmeliter-Kirche mietfrei gestellt werden muss. Das habe ich übrigens nie in Frage gestellt und war jeder Mietpartei zumindest mittelfristig bekannt gewesen.  D a s  ist also gar nicht der Punkt. 

Die Umstände allerdings lassen zu wünschen übrig: keinerlei Informationen, meine Mieterschaft einmal „vergessen“, als Bedienstete 2015 die Tür zum Mietgegenstand aufgebrochen hatten, dann erneut 2017 „vergessen“; jegliche Kommunikation mit Stadt/Land wurde ignoriert/verweigert; die damalige Zusage seitens der Stadt nach Ersatzräumlichkeit sollte nicht mehr für mich gelten; das Türschloss wurde am 19. Mai ausgetauscht, ohne mich zu informieren, und mir der freie Zugang seit diesem Zeitpunkt verweigert, was wiederum der Gebäudeverwaltung NÖ nicht interessiert.

Neben dem Ärger und dem Verlust von kostbarer Zeit hat der für mich gesperrte Zugang zudem meine kurz vor dem Abschluss befindliche Publikation verzögert (Adelssitze/Bezirk Wr. Neustadt), welche zur Hälfte Fotografien beinhaltet. In der gemieteten Räumlichkeit befindet sich das Fotolabor und ein Teil der Fototechnik. Wenn ich nun Pech habe, wird der Verlag die Veröffentlichung dieses Jahr nicht mehr vornehmen, was natürlich für mich weitere Konsequenzen zur Folge haben wird. Unter anderem muss ich auch meine beiden Mitarbeiter ausbezahlen, ohne allerdings dieses Jahr Einkünfte zu erhalten.

Davon einmal abgesehen: die Umstände, die Probleme und den Ärger habe ich nicht nachvollziehen können. Der Männergesangsverein hat wie alle anderen ehemaligen Mietparteien einen Ersatz erhalten. Hätte ich ebenfalls einen erhalten, wäre es zu einem vollkommen geräuschlosen Umzug gekommen – und jeder hätte in Ruhe weiterarbeiten können. Leider hatte sich bislang niemand dafür interessiert, diese Ersatzräumlichkeit oder Alternative auch nur zu definieren, um mit mir gemeinsam so etwas wie eine Schnittmenge zu eruieren.

Mir persönlich wäre ein größeres Atelier sogar angenehmer, sogar Zusammenlegungen mit anderen Personen wären möglich wie auch eine höhere Miete etc. Ich denke, dass innerhalb eines „normalen“ Umgangs über alles gesprochen werden kann. Wie dem Herrn E. gegenüber erwähnt, existiert zum Beispiel in der Kollonitschgasse Leerstand, auch wenn dieser weitgehend devastiert worden ist. Aber auch derartige Räumlichkeiten könnten für mich von Interesse sein in Form von niedriger Miete gegen Sanierung aus eigenen Mitteln, um ein weiteres Beispiel zu nennen. Dann hätten ggf. beide Seiten etwas davon.

Dabei mag es keine Rolle spielen und für die Stadt nicht von Interesse sein, dass ich in der Vergangenheit in dieser Stadt in kultureller Hinsicht einiges auf die Beine gestellt hatte und dafür auch ausgezeichnet wurde (Foto & Video, Medien-Installationen, Kurzfilmreihe BANALE im Stadttheater). Dazu das Publizieren sowie die Mittelalter-Forschung, wobei mir nicht bekannt ist, dass in Wr. Neustadt ein zweiter Spezialist für das 15. Jahrhundert gegenwärtig ist.

Wie auch immer – nach dem bisherigen unsäglichen Verlauf der Dinge – siehe oben in aller kürze – muss auch ich meine (Rück-)Schlüsse ziehen.

Mit freundlichen Grüßen,

Rüdiger Rohde

Obmann

 

Daraufhin der Bürgermeister Klaus S. am 19. Juni 2017 :

Sehr geehrter Herr Rohde!

Lassen Sie mich festhalten, dass Sie mich in dieser Angelegenheit zuvor noch nie kontaktiert haben und meines Wissens nach das Mietobjekt nicht mietvertragskonform verwendet wird. Wenn es uns möglich ist, werden wir Sie aber selbstverständlich bei der Suche nach einem neuen Quartier unterstützen.

Beste Grüße

Mag. Klaus Schneeberger

Bürgermeister

 

Man sucht vergebens nach den entscheidenden Punkten, nach etwas Konkretem statt etwas Möglichem, was wir hier festhalten wollen. Es entstand der Eindruck, dass auch der direkte Dialog mit dem Bürgermeister ins Nichts führen würde, zumal er den Erhalt der ersten Mail im Mai schlichtweg abgestritten hatte.

Auch das musste am selbigen Tag noch richtig gestellt werden:

 

Sehr geehrter Herr Schneeberger!

Ich hatte in dieser Angelegenheit eine an Sie gerichtete Mail bzw. Information samt Anfrage über das Bürgermeisterbüro bereits am 22. Mai abgeschickt, nachdem ich vor der verschlossenen Tür der Karmeliterkirche gestanden war. 

Die Verwendung der Räumlichkeit auch als Fotolabor war der damaligen Stadtregierung – und darüber hinaus – bekannt. 

Die bisherige Kommunikation in dieser Causa verlief einzig und allein über Herrn Erlacher von der FHI, weil ansonsten niemand reagiert/geantwortet hatte. Über ihn kam zuletzt auch die Meldung, dass die Stadt – ganz pauschal – über keine (freien) Flächen verfügen würde. Möglicherweise stammte diese Meldung von DI Korzil, aber für mich ist es nicht ersichtlich, wer mit wem gesprochen haben könnte oder tatsächlich hat – und wer nicht. 

Mit freundlichen Grüßen,

Rüdiger Rohde

 

Sollte nach den dünnen Worten des Bürgermeisters der Stadt Wr. Neustadt dicke Taten folgen? Oder sollte die bisherige Außendarstellung der Verwantwortlich genau so mies bleiben wie zuvor?

Die Wetten werden noch angenommen.

 

 

 

Sonntag
25
Juni 2017
This entry was posted in Blog, Neuigkeiten. Bookmark the permalink.

Comments are closed.