Nur einen Tag, nachdem vor allem der Polizeipräsident Pürstl auf den Pressekonferenzen den Leuten etwas von beflissener Polizeiarbeit und Verwaltungshürden erzählt hatte, war dies das Gerede vom Vortag gewesen. Der Chef des Wiener Verfassungsschutzes wurde seines Amtes enthoben. Angeblich freiwillig, um einer „geordneten Untersuchung“ nicht im Wege zu stehen, wie Pürstl verlautbarte und damit dem Geschwätz von gestern Lügen strafte.
Der Umstand, dass der erschossene Mörder Kujtim F. „regelmäßig radikal salafistische Moscheen in Wien“ besucht haben soll, wurde an die große Glocke gehängt, obwohl dies sicher bekannt gewesen sein dürfte und gleichzeitig keinen Straftatbestand erfüllt.
Ungünstig wirkte sich dagegen die Meldung aus, dass der Attentäter kurz vor seiner Fahrt nach Bratislava im Juli Besuch aus Deutschland bekommen hatte. Zwei als „Gefährder“ eingestufte „Dschihadisten“, von denen der eine sogar bei Kujtim F. übernachtet habe. Der deutsche Inlandsgeheimdienst, nicht nur kompetent in Sachen Observation, habe diesen Besuch im Auge gehabt – und die österreichischen Kollegen darüber in Kenntnis gesetzt.
https://kurier.at/chronik/wien/nach-terroranschlag-werden-radikale-moscheen-geschlossen/401089305
Pürstel befand nun, dass „diese Fakten gemeinsam hätten bei der Einschätzung des Täters zu einem anderen Ergebnis führen müssen.“ Dem kann hier nicht widersprochen werden. Eine „Gefährlichkeitsprognose“ wäre auf einmal erst gar nicht erstellt worden. Angeblich.
Es war nun von „Fehlern“ die Rede, von „Ermittlungspannen“, ohne dass eine Ermittlung sichtbar gewesen wäre. Innenminister Nehammer fühlte sich übergangen und nicht informiert, was nicht unwahrscheinlich ist.
Denn es zeugt von einer gewissen Hilflosigkeit, plötzlich und sehr früh mit einer ausländischen Bundespolizei hausieren zu gehen. Offenbar hatte Nehammer noch nie davon gehört, dass die US-Bundesbehörde FBI auch dafür berüchtigt ist, in ihrer Heimat islamistische Terroraktivitäten selbst eingefädelt zu haben, um diese dann „aufzuklären“.
„Weiters erklärte Nehammer, dass unter anderem gemeinsam mit der US-Amerikanischen Polizeibehörde FBI zusammengearbeitet wurde. Von ihnen hatte man wichtige Informationen im Zusammenhang mit dem Attentäter und den festgenommenen Verdächtigen bekommen.“
Das ist wie ein ganz schlechter Scherz. Vielleicht hatte Nehammer geglaubt, damit ein gewisses Bemühen darzustellen, wobei offen bleibt, was das FBI habe dazu positiv beitragen können, wo doch die heimischen Behörden ihre „Gefährder“ ganz genau auf dem Schirm haben.
Das FBI wurde schon einmal zusammen mit dem deutschen BKA dazu benutzt, um im Kampusch-Fall den misstrauischen Teil der Bevölkerung zu beruhigen. Diese sollen den alten Fall angeblich überprüft und – wen wundert es – als anständige Ermittlungsarbeit der österreichischen Polizei klassifiziert haben. Diese Überprüfung hatte allerdings nie stattgefunden, und eine anständige, gewissenhafte Ermittlung hatte es auch nie gegeben, wie sich anhand der Akten nachvollziehen lässt.
Somit bleiben nach wie vor die Fragen offen, wer den jungen, labilen, ungebildeten und reichlich beschränkten Attentäter zu dessen Tat angeleitet und angestiftet sowie wer ihn direkt bei der Tat geholfen und zum Tatort transportiert haben könnte.
Dazu muss die Frage gestellt haben, was den LVT-Wien zu seiner Untätigkeit motiviert haben könnte. Vielleicht ein weiterer (ausländischer) „Dienst“, welcher hier in Österreich so etwas wie eine Oberhoheit besitzt? Eine Anweisung, dem weiteren Verlauf nicht im Wege zu stehen? Und wer beschaffte und bezahlte die Waffe und die dazugehörige Munition? Und was hat es mit den Überwachungskameras außerhalb der unmittelbaren Tatorte auf sich?
Der üble Beigeschmack beschränkt sich nicht nur auf den hiesigen LVT und eine angebliche „Zusammenarbeit“ mit der US-Bundespolizei FBI. Ebenfalls aus den USA stammt „SITE Intelligence Group“, welche mal wieder vor allen anderen Informationen zur Tat und zum Täter gefunden haben will. Der STANDARD brachte darüber einen eigenen Artikel, ohne freilich den wichtigen Kontext zu berühren:
In diesem Artikel wird nicht erwähnt, dass sich dieses „private“ Unternehmen einer ausgesprochenen Nähe zum Pentagon und zur CIA erfreut. SITE verdanken wir unter anderem die gefälschten Bin-Laden-Videos, und es verbreitete auch nach 2001 diverse Botschaften und Bekenntnisse von echten oder falschen Terroristen, welche sie im Internet „gefunden“ haben wollen. Man kann es auch anders formulieren: ohne SITE würde die Welt von den Botschaften der Terroristen erst gar nichts erfahren. Das schließt natürlich nicht aus, dass Attentäter auch als Trittbrettfahrer außerhalb des US-Dunstkreises ebenso verwertet werden.
„Aber auch den tatsächlichen, von der Polizei erschossenen Angreifer will Institutschefin Rita Katz schnell identifiziert haben. Ihren Angaben zufolge fand sie auf Instagram mehrere Postings. In diesen lobte ein Mann Montagvormittag den IS und machte Angaben, die im Nachhinein als Ankündigung einer Tat zu verstehen sind. Österreichs Behörden bestätigten laut einem ORF-Bericht später, dass es sich dabei wirklich um Postings des Täters handelte.“
Gut schaut das nicht aus.