Bedürftig. Wirklich bedürftig.

Bedürftig – 8. Kandidat: Arthur Z.

 

Kandidat Arthur Z.

 

Bernd Bieglmaier kannte Herrn Arthur Z. nicht, als er ihm bei einem Spaziergang mit seinem Hund im Park begegnete. Er hätte ihn wohl auch nicht beachtet, hätte nicht sein Hund, diese treue wie gutmütige Seele, wie wild bei Herrn Z. angeschlagen. Bernd Bieglmaier wurde mißtrauisch und beschloß, der Reaktion seines Hundes auf den Grund zu gehen. Er stellte Fragen.

Herr Z. erklärte umgehend, dass er bedürftig wäre, wirklich bedürftig. Bernd Bieglmaier blieb mißtrauisch und sein Hund ebenfalls, nur etwas weniger subtil. Zwar war eine gewisse Ängstlichkeit bei dem Mann auf der Parkbank zu erkennen, doch ansonsten vermochte Bernd Bieglmaier keine echten Anzeichen der Bedürftigkeit bei Herrn Z. zu entdecken. Er fragte, ob es sich bei diesem Mann um einen Simulanten handeln könnte, er fragte andersherum, ob eben diese fehlenden Anzeichen einer Bedürftigkeit nicht doch verdächtig sein würden, er fragte…

Nichts mehr, als Herr Arthur Z. unter dem Druck der vielen Fragen zusammenbrach und zugab, dass man ihm seine Seele geraubt habe. Ein Paparazzi habe ihn „erwischt“, als er aus seinem Haus gekommen war. Das grelle Blitzlicht habe ihn geblendet und abgelenkt, so dass er zuerst gar nicht bemerkt hätte, wie das Gerät ihm seine Seele genommen habe. Nun sei sie fort und auch nicht mehr zurückgekommen, berichtete Herr Z. mit Tränen in den Augen.

 

Der Hund beruhigte sich, als sich sein Herrchen, Bernd Bieglmaier, zu Herrn Z. auf die Parkbank setzte und diesen in seine Arme nahm. Als wenn er gewusst hätte, wie grauenhaft sich das anfühlen würde, so ganz ohne Seele, in seinem Fall ohne Hundeseele. Bernd Bieglmaier erzählte später in der Redaktion, dass auch er es nicht wisse und er in seiner Vorstellung an automatisierte, nach Schmierstoffe stinkende menschliche Hüllen denken würde. Er sah hier den Fall eines besonders perfiden Raubes, da nicht greifbar und kaum sichtbar und daher extrem tragisch für die Opfer.

Auch die gesamte Redaktion kam zu keinem anderen Schluß, als den Herrn Z. zum neuen Bedürftigen der Woche zu erklären, da ihm seine Seele unverschuldet geraubt worden ist. Ganz im Gegensatz zu jenen Personen, die ihre Seele freiwillig verkauft haben und tagtäglich schamlos ihre entmenschlichten Charaktere in den Massenmedien zur Schau stellen, um menschlichen Menschen nach deren Seelen und deren Leben zu trachten.


 

 

 

Donnerstag
16
August 2012
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