Bedürftig. Wirklich bedürftig.

Bedürftig – 23. Kandidat: Christian W.

Es war purer Zufall. Unser Bedürftigen-Reporter Bernd Bieglmaier hatte nach seinen anstrengenden Weihnachtstagen und dem exessiven Silvesterumtrunk nur mal eben einen ganzen Berg von überflüssigen Verpackungen zu dem Mülleimern bringen wollen, als er genau dort ihn gefunden hatte. Ihn, ausgerechnet ihn.

 

Christian W. hieß er, ein vom himmlischen Vater bestellter Weihnachtsmann, verantwortlich für die Kleinstadt Baden südlich von Wien. Aber da war nichts von einem großen Schlitten zu sehen, von einem großen Jutesack, von edlen Rentieren oder einer kitschigen Schnee- und Sterneaura. Christian W., der örtliche Weihnachtsmann, lag im Müll.

 

Bernd Bieglmaier war froh, dass er nicht – wie sonst – seine Kinder dazu verdonnert hatte, den Müll nach draußen zu bringen. Sie hätten ein für allemal ihre kindlichen Illusionen über den einzig wahren Weihnachtsmann, den gütigen Opa mit Rauschebart, verloren.

 

Auch Christian W., der örtliche Weihnachtsmann, war nicht glücklich über das Erlebte. Ausgeplündert von der Gier, ausgesogen von Konsumzombies, verhauen von den Entäuschten, als sein Sack leer gewesen war, entsorgt von dem aufgeputschten Verbraucher-Mob.

 

Bernd Bieglmaier war sofort deutlich, dass er mit Christian W. einen Bedürftigen vor sich hatte. Christian W. stand stellvertretend für alle anderen gebeutelten Weihnachtsmänner, welche jedes Jahr am 24. Dezember ihre zugeteilten Bezirke bearbeiteten und beschenkten und, wo immer sie waren, die gleichen Erfahrungen machten. Christian W. hatte es satt, er hatte es sogar richtig satt und fragte, ob er sich das nächstes Jahr nochmal geben solle.

 

Es lag nun an Bernd Biegmaier als Bedürftigen-Reporter, dem ausgemusterten Weihnachtsmann eine Bescherung zu unterbreiten und ihm die Wahl zum Bedürftigen der Woche in Aussicht zu stellen. Allerdings bat er ihn auch, doch bitte die Müllkippe zu verlassen, bevor er von seinen Kindern gesehen werden könnte.

 

Wir in der Bedürftigen-Redaktion sahen ebenfalls keinen Grund, Herrn Christian W., den örtlichen Weihnachtsmann, das von Herrn Biegelmaier formulierte Angebot zu verwehren. Denn auch der Weihnachtsmann ist nur ein Mensch. Wir haben es im TV gesehen, den Weihnachtsmann als Polizisten (unvergessen: Gene Hackmann in der Polizistenrolle als „Popey“ Doyle in „French Connection“), oder als Einbrecher (im Weihnachtskostüm) in einem französischen Krimi. Und nicht zu vergessen das billige wie nicht jugendfreie Filmchen „Der fickenden Weihnachtsmann“, zu haben für nur 4,75 Euro als Download.

Ja, auch Weihnachtsmänner haben Gefühle. Dem wollen, dem können wir uns nicht verschließen.

Lieber Herr Christian W., lieber Weihnachtsmann, Sie sind dabei!

 

 

Dienstag
13
Januar 2015
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