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Paris, Januar 2015. Teil 18.

 

Betrachtungen zum Attentat 1. 

 

An dieser Stelle wird auf das Szenario eingegangen, welches sich beim Anschlag auf die Mitarbeiter von „Charlie Hebdo“ am 7. Januar 2015 zugetragen haben soll. Diese Ereignisse hatten bereits schnell für Kontroversen gesorgt, weil einerseits Vorfälle im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich wirkten oder nicht zusammenpassten, andererseits aufgrund fehlender Informationen und zu wenig Bildmaterial unverständlich und nicht nachvollziehbar waren. Bis heute übrigens. Unser Schwerpunkt liegt hier beim Geschehen auf der Straße.

 

Am 31. Januar 2015 erschien online beim unabhängigen Nachrichtenmagazin „Hintergrund“ ein Artikel von Andreas von Westphalen, welcher sich an einer so dringend nötigen Rekonstruktion versuchte. Und wir versuchen in einigen Punkten diesen Artikel zu begleiten.

http://www.hintergrund.de/201501303406/globales/terrorismus/der-anschlag-auf-charlie-hebdo-versuch-einer-rekonstruktion.html

 

Gleich die erste Aktion der Täter muss mit Erstaunen registriert werden. Von Westphalen beschreibt die Situation genau, an dem bereits in den ersten Kapiteln hier angemerkten Befund ändert sich nichts: entweder hatten wir es mit ungewöhlich dämlichen Tätern zu tun (falsche Hausnummer, nur Glück bei dem Eintritt auch bei Hausnummer Nr. 6, Aufmerksamkeit erregen wie in einem dummen Billigwestern, destruktives Verhalten in Anbetracht ihres Planes) oder aber mit einem absichtlichen Fehlverhalten, um etwas anderes vorzutäuschen. Hatte es sich tatsächlich nur um einen „Irrtum“ gehandelt?

 

Quelle: Andreas von Westphal. Vorne befindet sich die Hausnummer 6.

 

Ungeklärt ist bislang, wo die Täter zu diesem Zeitpunkt ihr Fahrzeug abgestellt hatten. Vor der Hausnummer 6? Waren sie nach ihrem „Irrtum“ anschließend ein kleines Stück vorgefahren? Aber wer macht das schon, wenn man schon auf der Straße steht?

(Leider gibt es dazu keine Information, auch kein Material von einer Überwachungskamera).

Oder hatten die Täter ihr Fahrzeug von Beginn an vor der Hausnummer 10 abgestellt, der richtigen Nummer, aber im Kreuzungsbereich, wo auch in Frankreich ein Parkverbot gilt? Sollte dem so gewesen sein, liegt es nahe, dass den Tätern klar gewesen ist, dass Hausnummer 10 ihr Ziel war und nicht Hausnummer 6, somit letztere nur angesteuert wurde, um bereits vor dem Attentat mit einem Ablenkungsmanöver eine gewisse Aufmerksamkeit zu erregen. Dass den Tätern Aufmerksamkeit wichtig war, wurde hier bereits dargelegt.

 

Quelle: Google Street View. Polizeipräsenz nur bis 2014.

 

Wie die Täter durch die Tür der Hausnummer 10 gelangten, ist nach wie vor nicht geklärt. Zufall und Glück sind nicht planbar. Die Möglichkeit, dass der Eingangsbereich justament wegen Wartungsarbeiten geöffnet war, sollte eine Ermittlung auch in Richtung der Handwerker führen lassen bzw. zur beauftragten Firma. Die Attentäter wären sonst bereits an der Tür gescheitert.

Aber sie scheiterten nicht, trotz aller offenkundigen Mängel. Auch im Gebäude können die Täter eine weitere Sicherheitstür überwinden, dort unter Nötigung der Cartoonistin Coco Ray, welche zuerst noch versucht hatte, die Täter in die falsche Etage zu führen.

Das Attentat selbst schildert von Westphalen recht genau, worauf hier nicht weiter eingegangen werden soll. Wir setzen die Beobachtung damit fort, als die beiden Killer den Tatort wieder verließen. Von Westphalen schätzt, dass ihr Attentat ab dem Auftreten bei der Hausnummer 6 etwa neun bis vierzehn Minuten gedauert haben könnte. Das ist eine recht lange Zeit.

Ihr Fluchtfahrzeug haben die Mörder unbewacht vor dem Haus der Redaktion abgestellt, an der Ecke Rue Nicolas Apert/Allée Verte. Kurz bevor sie das Gebäude verlassen, fuhren drei Fahrradpolizisten in diesem Augenblick über die Allée Verte auf die benannte Kreuzung zu. Nachdem sie die Kreuzung erreicht hatten, müssen die Attentäter auf die Straße getreten sein.

Das ist eine Situation, die geradezu filmreif ist. Täter wie Polizisten treffen zeitgleich an einem Punkt zusammen.

 


Auf dem Video von Martin Boudot ist zu erkennen, dass zwei der Fahrradpolizisten sofort in die Verlängerung der Rue Nicolas Apert flüchten, der dritte aber noch für eine Sekunde verharrt, um es dann seinen Kollegen gleichzutun. Es fallen bereits Schüsse, derer drei zu hören sind.

https://www.youtube.com/watch?v=4IFKG9zZm-s

Leider erwähnt von Westphalen nicht den Schnitt in dem Video, welcher nach dem dritten hörbaren Schuss und vor dem Erscheinen der beiden Killer auf der Kreuzung existiert, welche dann von der Kreuzung aus Schüsse (drei oder vier) auf die flüchtenden Polizisten abgeben. Der Schnitt in dem Video ergibt keinen Sinn, denn es wird sich kaum um eine Entfernung einer Anzahl von Sekunden/Frames gehandelt haben, um eine „langweile“ Szene abzukürzen. Auch die Entfernung einer extremen Verwackelung kann nicht die Ursache gewesen sein, da diese Momente an anderer Stelle nicht weggeschnitten wurden. Der Schnitt und das Fehlen von Filmmaterial ausgerechnet in den entscheidenden Momenten deutet somit eindeutig auf eine Zensur hin.

 

Von Westphalen schildert den weiteren Verlauf unter Einbindung des zweiten Videos, welches direkt die beiden vermummten Attentäter und ihren schwarzen Citroen im Visier hat. Er stellt richtig fest, dass das Fluchtfahrzeug eine zerstörte Heckscheibe aufweist, ohne dass der Grund ersichtlich ist, sowie den bemerkenswerten Umstand, dass die Killer „relativ gelassen und wenig gehetzt“ wirken.

https://www.youtube.com/watch?v=Z5ELCf-XFDE

Genau, sie nehmen sich noch die Zeit für eine Botschaft an ihre Umgebung, für einen lässigen Magazinwechsel und irgendein Herumgetue an ihren Waffen. Es fällt außerdem auf, dass sie jener Richtung, in welcher die Fahrradpolizisten geflüchtet waren, keine Aufmerksamkeit schenken. Sie fühlen sich aus dieser Richtung nicht bedroht, wobei nicht klar ist, ob diese Polizisten vielleicht unbewaffnet gewesen sind.

 

 

Wie auch immer, die Täter haben es sichtlich nicht eilig, obwohl sich nach einer Zeit von 11-16 Minuten, wie von Westphal schätzt, ihre erfolgreiche Fluchtwahrscheinlichkeit – zumal mit einem Auto in den Straßen von Paris – deutlich reduziert haben dürfte.

Die Täter stiegen in ihr Fahrzeug und fuhren in die Einbahnstraße Allée Verte hinein, wo ihnen entgegengesetzt ein Polizeifahrzeug mit Blaulicht entgegenkam. Die Attentäter stoppten ihr Fahrzeug, und stiegen nacheinander aus, um das Polizeifahrzeug zu beschießen. Dieses setzte zurück und kollidierte schließlich mit dem Heck am Boulevard gegen ein parkendes Fahrzeug. Die Täter stiegen wieder in ihr Fahrzeug und fuhren die Straße hoch und auf das kollidierte Polizeifahrzeug zu. Leider ist aus der Entfernung nicht zu erkennen, wie sich die Polizeibeamten verhalten. Es sind drei Schüsse zu hören, wobei unklar ist, wer diese abgegeben hat.

 

 

Auffällig nach den späteren Fotos ist der Umstand, dass das Fahrzeug der Täter keinerlei Spuren von Beschuss aufwies, während in der Windschutzscheibe des Polizeifahrzeuges 15 Löcher zu zählen waren sowie ein weiterer in der Motorhaube. Das Trefferbild zeigt hier, dass die beiden Attentäter den Umgang mit ihren Waffen geübt sein mussten, die Einschüsse im Glas weisen präzise Einschussräume auf. Da die Polizeibeamten die Beschießung unversehrt überstanden hatten, dürften sie geduckt und somit blind ihren Wagen zurückgesetzt haben, bis zur Kollision mit einem geparkten Fahrzeug.

 

 

Leider endet dieses zweite Video, nachdem das Täterfahrzeug an dem Polizeiwagen nach links in den Boulevar Richard Lenoir eingebogen war. Was die Täter zum Linkabbiegen veranlasst hatte, ist unklar. Klar ist nur, dass sie entgegen der Fahrtrichtung des Boulvards und somit „falsch“ abgebogen waren.

 

 

Quelle: ZEIT

 

 

Samstag
04
April 2015
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