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Paris, Januar 2015. Teil 22.

 

Identitäten III. 

 

Bei den beiden Männern, welche am folgenden Tag (8. Januar 2015) diesen selten dämlichen Tankstellenüberfall (Tankstelle Relais du Moulin) bei Villers-Cotterêts nordöstlich von Paris begingen, dürfte es sich tatsächlich um die beiden Kouachi-Brüder gehandelt haben. Nur: wo befand sich der Sinn in dieser Aktion?

 

 

Noch einmal: maskierte Attentäter verschwanden in Paris, Verbleib unbekannt. Unmaskierte Tankstellenräuber tauchten am folgenden Tag bei Villers-Cotterêts auf, deren vorheriger Verbleib ebenfalls unbekannt ist. Der Zusammenhang wurde mit Hilfe der aufgefundenen Indizien von der Polizei hergestellt.

Ein Killerduo hätte Interesse haben sollen, irgendwo unerkannt unterzutauchen. Die Brüder Kouachi dagegen, ohnehin polizeibekannt, begingen – mit welchem Fahrzeug überhaupt ? – einen vollkommen sinnlosen Tankstellenüberfall in Gegenwart von Zeugen und unter den Augen von Überwachungskameras wegen Nichtigkeiten. Das war im Grunde nichts anderes, als eine bewusste Erregung öffentlichen Ärgernisses mit Selbst-Deklaration. Hallo, hier sind wir!

 

Die Kouachi-Brüder verschwanden wieder, weder sie noch ihr Fahrzeug konnten abermals durch die Polizei (angeblich) ausfindig gemacht werden. Sie tauchten erst am nächsten Tag wieder auf, am 9. Januar, wo sie bei Nanteuil-le-Haudouin eine Lehrerin gezwungen haben sollen, ihnen ihren Peugeot auszuhändigen.

http://www.leparisien.fr/oise-60/les-freres-kouachi-m-ont-dit-descendez-on-va-prendre-votre-voiture-13-01-2015-4442375.php#xtref=http%3A%2F%2Fr.search.yahoo.com%2F_ylt%3DA0LEVjlKEsBUBvAACIdjmolQ%3B_ylu%3DX3oDMTE0bnNkZDJ1BHNlYwNzcgRwb3MDMTQEY29sbwNiZjEEdnRpZANZSFMwMDJfMQ–%2FRV%3D2%2FRE%3D1421902539%2FRO%3D10%2FRU%3Dhttp%253a%252f%252fwww.leparisien.fr%252foise-60%252fles-freres-kouachi-m-ont-dit-descendez-on-va-prendre-votre-voiture-13-01-2015-4442375.php%2FRK%3D0%2FRS%3DT9salRfDRH7wehUDJDMDQY9E0VY-

 

Die Brüder Kouachi hatten sich demnach in der vorherigen Zeit mit ihrem vollgetankten Fahrzeug kaum bewegt und dennoch ein weiteres Fahrzeug ganz öffentlich gekapert. Auch bei dieser Aktion ist der Sinn nicht auszumachen, es sei denn, hier ging es ebenfalls um eine Botschaft: hallo, hier sind wir!

 

 

Sondereinsatzkommandos der Polizei konnten nun endlich die Kouachi-Brüder ausfindig machen. Es soll zu einer Schießerei gekommen sein, bei welcher einer der Kouachi-Brüder am Gesäß verletzt wurde. Die beiden Kouachis verschanzten sich daraufhin in einer Druckerei in Dammartin-en-Goele. Der Geschäftsführer der Druckerei, Michel Catalano, wurde weder umgebracht noch als Geisel genommen, er durfte noch am Vormittag gehen. Da die Kouachi-Brüder von einem Grafiker im Gebäude, der sich versteckt hielt, keine Kenntnis hatten, verfügten sie über kein erpresserisches Mittel für Verhandlungen mit der Polizei.

 

 

Der Grund für die Freilassung des Geschäftsführers ist unklar. Entweder wussten die Kouachi-Brüder mit ihm nichts anzufangen und hatten kein Interesse an einem Faustpfand oder es war zu einem Deal mit der Polizei gekommen, von dem sie allerdings persönlich nicht profitieren konnten.

Am 10. Januar 2015 war in mehreren Zeitungen, auch im KURIER, berichtet worden, dass die Polizei „gegen Mittag“ erstmals telefonischen Kontakt mit den Brüdern Kouachi gehabt hätte. Kontakt bedeutet natürlich Kommunikation und in diesem Fall auch eine Verhandlung. Ein Deal mit der Polizei für die Freilassung des Geschäftsführer liegt somit im Bereich des Möglichen. Erstaunlicherweise gab es hierzu von der Polizei keine Informationen, also auch dort, wo es wichtig gewesen wäre.

In der französischen Zeitung Libéation wurde dagegen kolportiert, dass die Spezialeinheit GIGN angeblich versucht habe, die Kouachi-Brüder über ihre Mobiltelefone zu erreichen, aber vergeblich.

De l’attaque contre «Charlie» aux assauts de vendredi, le récit du procureur de Paris, Libération vom 10. Januar 2015 (französisch).

 

Diese Meldung ist äußerst kurios. Hier wurden Mobiltelefone genannt, welche die Täter besessen haben sollen. Aber: warum erst jetzt anrufen? Warum wurden sie nicht bereits zuvor angepeilt?

Die Meldung ergibt keinen Sinn, es sei denn, es sollte suggeriert werden, dass es unmöglich gewesen sein soll, sich mit den Tätern in Verbindung zu setzen. Allerdings gab es auch eine Festnetznummer in der Druckerei, die sollen andere auch gewählt haben.

Eine weitere Meldung, die von der APA kam, deutet dagegen auf eine dritte Version hin.

http://derstandard.at/2000010195442/Mobilfunknetz-in-Dammartin-en-Goele-abgeschaltet

 

Das Unterbrechen des Mobilnetzes ergibt ebenfalls keinen Sinn – es sei denn, dass die Polizei versucht hatte, die Kommunikation der Kouachi-Brüder zu unterbinden. Sollten sie daran gehindert werden, ihre Mobil-Telefone zu benutzen, würde sich ein ganz anderes Bild ergeben.

Womit wieder nur das Festnetz übrig bleibt. Dieses muss funktionstüchtig gewesen sein, dennoch hüllt sich dazu die Polizei in Schweigen.

Stattdessen soll der französische Sender BFM-TV über das Festnetz in der Druckerei angerufen haben, um mit den Brüdern zu telefonieren. Daraufhin wäre über das natürlich kontrollierte Netz ein Gespräch mit Cherif Kouachi zustande gekommen sein.

Dieser habe seinen Namen genannt, weswegen er nach von Westphalen als „identifiziert“ gelten würde. Die Anwesenheit der Kouachis an diesem Ort wird aber nicht in Frage gestellt, auch von uns nicht.

 

 

Cherif Kouachi habe sich mitteilungsbedürftig gezeigt und davon geredet, er sei von Al-Kaida im Jemen geschickt worden. Also von jener saudischen Terrormilizen-Vereinigung, die derzeit partnerschaftlich im Jemen am Boden gegen die schiitischen Huthis von Ansahrullah vorgeht, während diese von Saudi-Arabien, dem Verbündeten der USA, aus der Luft angegriffen werden.

Während des relativ kurzen mitgeschnittenen Telefonats habe Cherif auch noch geplaudert, dass seine damalige Reise in den Jemen von Anwar al-Awlaki finanziert worden wäre. Das ist eine Information, die nicht nur lächerlich, sondern auch überflüssig ist. Allerdings war genau diese „Information“ bereits einen Tag vorher von den französischen Sicherheitsbehörden an die Medien lanciert worden.

https://www.Youtube.com/watch?v=87q7WmvpcYA&feature=Youtube_gdata_player

 

Was übrig bleibt ist eine Art Geständnis gegenüber einem Sender in Form einer Audioaufnahme mit einem Inhalt, welcher nur das widergab, was die Polizei bereits vorher herausposaunt hatte. Das ist witzig. Audiobänder sind allerdings alles andere als fälschungssicher, ja, vielleicht mag es sich um ein originales Band handeln, doch waren die Teilnehmer „original“?

 

Wir konnten in diesem Fall eine erstaunliche Öffentlichkeitsarbeit beobachten, bei welcher sich die Polizei im Hintergrund gehalten hatte. De facto waren es ausschließlich die Täter (welche auch immer), die alles zur „Aufklärung“ beigetragen hatten. Medial war gerne von einer Hatz auf die Täter die Rede gewesen, aber entsprach dies der Realität? Unter dem Begriff „Flucht“ hatten wir bislang eine andere Vorstellung gehabt.

Eine Spezialeinheit der Polizei war es aber, welche die Brüder Kouachi nach ihrem medialen Geständnis in Audioformat elimierte. Seit ihrem Auftreten beim dem öffentlichen wie sinnlosen Tankstellenüberfall hatten diese keinem Menschen einen Schaden an Leib und Leben zugefügt. Das ist ein starker Kontrast zu den Ereignissen am 7. Januar 2015. Cherif und Said Kouachi dagegen starben im Kugelhagel der Polizei, als wenn es keine andere Möglichkeit gegeben hätte. Aber es hieß, dass die beiden das schwer bewaffnete Polizeiaufgebot angegriffen hätten. Wahrscheinlich frontal. Überprüfen lässt sich dies freilich nicht.

 

Das einzige Bildmaterial der Brüder Kouachi, welches von der französischen Polizei, dem Geheimdienst, den Medien und Al Kaida verwendet wurde.

 

Die Geschichte um die beiden Brüder Kouachi ist also mehr als dubios. Wie es der „Zufall“ so will, verhält es sich bei dem dritten im Bunde, Amedy Coulibaly, nicht anders.

 

 

Dienstag
28
April 2015
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