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Paris, Januar 2015. Teil 24.

 

Identitäten V. 

 

Wir wissen also nicht, wer der Mörder von Montrouge tatsächlich gewesen war. Die Geschichte um die Sturmhaube, die nur im Zusammenhang mit einer Maskierung einen Sinn ergibt, würde auch bei einer dämlichen Platzierung nahe dem Tatort über keine echte Beweiskraft verfügen. Der französischen Polizei wiederum war es wichtig gewesen, Amedy Coulibaly als Täter zu präsentieren.

Auch auf den Wikipedia-Seiten ist der ganze unreflektierte Mist als behauptete Tatsache nachzulesen. Als Quellen dienten auch hier nur Medienberichte, welche wiederum natürlich auf Polizeiangaben beruhen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Amedy_Coulibaly

 

Coulibaly wurde nach seinem filmreifen Tod am 9. Januar 2015 laut einer APA-Meldung vom 10./11. Januar auch noch für eine weitere Tat „in Verbindung“ gebracht. Am Abend des 7. Januars war in Fontenay-aux-Roses ein Jogger niedergeschossen worden, der diesen feigen Mordanschlag nur knapp und lebensgefährlich verletzt überlebt hatte. Worin die von der französischen Staatsanwaltschaft vorgebrachte Verbindung zwischen dieser Tat und Coulibaly bestanden haben soll, wurde allerdings nicht gesagt.

Die einzige Verbindung, die medial angedeutet wurde, bestand nur in der Wohngegend. Das ist aber ein Umstand, der eher gegen die Täterschaft von Coulibaly sprechen würden. Es gibt auch kein Motiv, jedenfalls nicht für Coulibaly. Selbst bei den veröffentlichen Materialien (Video/Audio), deren Wert zweifelhaft ist, gibt es keinen einzigen Hinweis. Und eine Identifizierung gab es ohnehin nicht.

 

Fontenay-aux-Roses, Wohnsitz von Coulibaly, der zu faul gewesen sein soll, um einen sinnlosen Mordversuch in einem anderen Viertel zu unternehmen.

 

Der Zusammenhang wurde erst in den nachfolgenden Tagen hergestellt, als es von der Staatsanwaltschaft hieß, dass die am Tatort des niedergeschossenen Joggers aufgefundenen Patronenhülsen zu einer Pistole der Marke Tokarev passen würden, welche Coulibaly im Supermarkt bei sich gehabt hätte. Die Formulierung „passen“ ist natürlich ein Witz, ein vollkommen inhaltsleerer Witz.

La vie du joggueur blessé à Fontenay-aux-Roses n’est plus en danger. lemonde.fr, 14. Januar 2015, abgerufen am 15. Januar 2015 (französisch).

 

Mit anderen Worten: die Staatsanwaltschaft behauptete, dass es sich bei Coulibaly um einen grandios einfältigen Menschen gehandelt haben soll, der sinnlos zu morden schien, aber immer eindeutige „Beweise“ am Tatort zurückließ. Da von einem auffallend niedrigen IQ des Coulibaly nirgends berichtet wird, könnte die Behauptung der Staatsanwaltschaft auch in die gegensätzliche Richtung interpretiert werden. Ganz ohne Coulibaly.

Die Geschichte mit den Patronenhülsen wurde erst Tage später an die Medien ausgeschenkt, eine Verbindung zwischen dem niedergeschossenen Jogger und Coulibaly allerdings bereits 24 Stunden nach dem theoretischen Auffinden der Pistole im Supermarkt über die Nachrichtenagenturen deponiert. Und damit zu schnell für die Untersuchung von Hülsen, Munition und Waffe, zu schnell für Beschusstests und einem ballistischen Gutachten. Dieser „Beweis“ kann es also nicht gewesen sein.

Peinlich auch, dass mit der Marke Tokarev nicht nur ein russisches Pistolenfabrikat – ja, die bitterbösen Russen – genannt wird, allerdings in einer anderen Quelle das Kaliber der aufgefundenen Hülsen mit 9mm angegeben wird. Eine Tokarev-Pistole Kaliber 9mm gibt es aber nicht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Tokarew_TT-33

http://www.nouvellesdefontenay.fr/tag/coulee-verte/

 

Somit entdecken wir auch an dieser Stelle ein  großes Indiz, dass hier ein Zusammenhang konstruiert werden sollte, den es real nie gegeben hat.

(Leider ist dies alles andere als abwegig. Die Platzierung von Tatwaffen aus zurückliegenden Fällen bei unter mysteriös ums Leben gekommenen Personen zeigt besonders deutlich das riesige Lügengebäude um die angebliche „NSU“ in Deutschland. Beim Mordfall Ulrich Schmückers in Berlin, der 1974 erschossen wurde, war die Tatwaffe 15 Jahre später im Tresor des Verfassungsschutzes gefunden worden).

 

Wir wissen nicht, welche Rolle Amedy Coulibaly tatsächlich gespielt hatte. Sollte dieser Mann mit dem Täter im Supermarkt „Hyper Cacher“ identisch sein, fehlt bislang ein echter Beweis für seine Anwesenheit an den Tatorten Montrouge und Fontenay-aux-Roses. Stattdessen kann nicht ausgeschlossen werden, dass Coulibaly sich am 9. Januar als angeblicher Täter im Fernsehen gesehen hatte, ohne mit den genannten Vorfällen zu tun zu haben. Und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Coulibaly erst als Reaktion darauf den Supermarkt überfallen hatte, womöglich in dem Wissen, dass er hereingelegt worden war.

Letztlich wissen wir, das Publikum, nicht einmal, was genau in dem Supermarkt vorgefallen war (4 Tote, von denen laut einer Meldung 2 zuvor versucht haben sollen, den Täter zu entwaffnen) und ob es sich bei dem afrikanisch stämmigen Mann tatsächlich um Coulibaly gehandelt hatte. Irgendwelche Bilder darüber gibt es öffentlich nicht. Jene Aufnahmen der Überwachungskameras aus dem Supermarkt, welche jemand über YouTube ins Netz gestellt hatte, geben absolut nichts her. (Video mit wenigen Standbildern!!!). Weder kann der Täter als Coulibaly identifiziert noch das Geschehen nachvollzogen werden.

https://www.youtube.com/watch?v=Xs7MC39-NTM

 

Die veröffentlichten Screenshots aus dem Supermarkt bilden somit ein lächerliches Nichts gegenüber dem vorhandenen Material. Da diese Screenshots selektiert sind und nichts von Bedeutung zeigen, stellt sich die Frage nach der Intention der Veröffentlichung. Und dem Nicht-Zeigen der wesentlichen Bilder, die eine Identifizierung ermöglichen. Eines ist klar: da die Bänder sich in den Händen der Polizei befinden müssen, wird diese die Sequenzen auch hochgeladen haben.

 

Ganz eindeutig! Das ist er? Wer?


(Das erinnert ein wenig an den Kampusch-Fall, als die Polizei im Einvernehmen mit der Staatsanwaltschaft ein Video der Spurensicherung aus dem Hause Priklopil bei YouTube hochgeladen hatte. Die Ermittlungsarbeit der Tatortgruppe war aber noch lange nicht fertiggestellt gewesen, hatte sogar erst begonnen; ein Befund hatte zu diesem Zeitpunkt längst nicht existiert, eine Schuld von Priklopil war nicht bewiesen. Dieses unsägliche, unprofessionelle und auch entgegen der Unschuldsvermutung agierende Gebaren war ein Bestandteil einer Vorverurteilung gewesen, die Priklopil als Haupttäter und vor allem als Einzeltäter ausweisen sollte.

Vom Beweisgehalt erreichen die wenigen Screenshots aus dem Supermarkt nicht einmal das unglaublich alberne Video eines alten Mannes von schräg hinten, der von gewissen Leuten als „Bin Laden“ behauptet wurde).

 

Somit bleibt noch das Telefonat übrig, welches Coulibaly aus dem Supermarkt mit dem Sender BFM-TV geführt haben soll. Dieses angebliche Telefonat ist ebenso grotesk wie jenes der Brüder Kouachi. Sie sollen untereinander am 9. Januar zwar keinen Kontakt gehabt haben, wollen aber in der vollgestopften Medienlandschaft mit ein und dem selben Sender gesprochen haben. Ja, Coulibaly soll gegen 15 Uhr sogar selbst BFM-TV angerufen haben, obwohl er von der anderen Geschichte gar nichts wissen konnte. Also zwei Stunden nach dem Überfall auf den Supermarkt, der sich gegen 13 Uhr ereignet haben soll.

Der publizierte Wortlaut dieses angeblichen Telefonats, welches sich bereits am folgenden Tag, am 10. Januar, in den Druckmedien befunden hatte, hier:

http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/5969308/seine-letzten-worte-an-die-oeffentlichkeit.html

 

Wie in dem zusammengestoppelten Video deklariert sich Coulibaly (oder wer auch immer) als Anhänger der IS, was um so erstaunlicher ist, weil sich diese Organisation Mitte April 2014 in offiziellen Meldungen und Erklärungen von „Al-Qaida“ losgesagt hatte und es in der Folgezeit tatsächlich in Syrien zu rivalisierenden Kämpfen gekommen war. Die angebliche Zusammenarbeit passt somit in der offiziellen Darstellung nicht gut ins Bild.

Auf das Unvermögen, „Aktionen“ mit den Brüdern Kouachi „abgestimmt“ zu haben, wurde bereits mehrmals eingegangen. Die Behauptung, dass er gegen die Polizei habe vorgehen wollen, ist im Ergebnis geradezu jämmerlich. Vor allem nach der Betrachtung der TV-Bilder von der Erstürmung des Supermarktes, als sich der als Coulibaly bezeichnete Täter ohne weitere Gegenwehr quasi seinen Selbstmord in dem Geschosshagel der Polizei gesucht hatte. War Coulibaly nicht nur schrecklich dumm, sondern auch ein Großmaul gewesen?

Richtig grotesk wird es aber erst mit folgendem Coulibaly zugesprochenen Zitat:

„Ich will, dass sich die Armee aus dem Islamischen Staat zurückzieht, aus allen Gebieten, wo sie den Islam bekämpft. Ich bin bereit zu verhandeln. Sagen Sie ihnen, dass sie mich anrufen.“

Die „Armee“ befand sich zwar nicht im „Islamischen Staat“, und der „Islam“ wird nicht als solcher bekämpft, aber egal. Zum vorherigen Zitat gehört noch der folgende:

„Auf diese Frage werde ich nicht antworten. Es reicht mit den Fragen. Reichen Sie meine Nummer an die Polizei weiter.“

 

Das soll der Mann im Supermarkt jemanden im Sender BFM-TV gesagt haben. Das steht da so. Aber was bedeutet dies?

 

Es bedeutet, dass die Polizei auch zwei Stunden nach dem Überfall offensichtlich kein Interesse gezeigt hatte, mit dem Täter im Supermarkt in Kontakt zu treten. Erstaunlich, nicht wahr? Der angebliche Coulibaly will verhandeln, ruft aber nicht die Polizei, sondern einen Nachrichtensender an. Und die Polizei wiederum steht vor dem Laden, weiß nicht, was sie machen soll, und schmollt dazu schweigend. Hatte gerade das Handbuch für Taktiken und Vorgehensmustern bei Geiselnahmen verlegt.

 

Das alles ist natürlich derart grotesk und unglaubwürdig, dass es folgerichtig auch keine einzige Information über eine Kommunikation geschweige denn „Verhandlungen“ zwischen Polizei und Täter gab. Gar nichts. Dafür aber die frühzeitig kolportierte Geschichte von dem nicht richtig aufgelegten Telefon (wahlweise Anruf bei einem „Freund“ oder „versuchter“ Anruf von „RTL“), dem Belauschen durch die in der Leitung sitzende schweigende Polizei und dem „günstigen“ Augenblick für den Sturm, als man habe den Täter im Supermarkt „beten“ hören. Ganze zwei Stunden später, gegen 17.00 Uhr.

Demnach hatte niemand mit dem Täter sprechen wollen, weder über das Festnetz noch über die angeblich zahlreichen Mobiltelefone oder wie früher per Megaphon. Anscheinend war nur noch das Gebet für den Täter übrig geblieben. Eines, welches natürlich jederzeit unterbrochen werden konnte. Aber das Beten passt einfach gut zum Islam.

Das alles möchte uns die französische Staatsanwaltschaft und die Polizei erzählen. Und wir, das Publikum, dürfen uns aussuchen, was falsch ist: der Superparkt-Überfall, die Polizei oder das Telefonat mit BFM-TV.

 

 

Freitag
08
Mai 2015
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