Blog

Paris, Januar 2015. Teil 29.

 

Nach den Attentaten IV.

 

Als Ergänzung zum vorherigen Teil 28 soll hier auf eine Meldung eingegangen werden, um die durch die frz. Behörden kolportierten „Informationen“ ein wenig zu beleuchten. Stellvertretend für andere Medien sei hier aus einem Artikel des „Handelsblatt“ vom 21. Januar 2015 zitiert.

http://www.handelsblatt.com/politik/international/supermarkt-attentat-in-paris-ermittlungsverfahren-gegen-mutmassliche-helfer/11259848.html

 

Laut dem Pariser Staatsanwalt Molins sollen nach den Anschlägen zwölf Personen festgenommen worden sein, von denen allerdings acht wieder entlassen wurden. Gegen vier Männer, die allesamt aus dem Umkreis von Coulibaly stammen sollen, wären Haftbefehle erlassen und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

„Willy P., Christophe R. und Tonino G. hätten Ende 2014 in Waffengeschäften im Großraum Paris für Coulibaly unter anderem Messer, Tränengasgranaten und eine Elektroschockpistole gekauft, sagte Molins. Sie seien auch beim Kauf eines Autos der Marke Renault zugegen gewesen, das nach Coulibalys Angriff auf einen jüdischen Supermarkt im Osten von Paris nahe des Tatorts gefunden wurde. Coulibaly hatte die Autoschlüssel bei sich.“

 

F. MolinsStaatsanwalt F. Molins.

 

Als ein Fahndungserfolg ist dies nicht zu erkennen, weil der Zusammenhang zu den Coulibaly zur Last gelegten Taten fehlt. Der Kauf von allerlei Zeug in offiziellen Waffengeschäften spricht zudem gegen ein konspiratives Verhalten. Eine Sinnhaftigkeit ist nicht sichtbar, wenn drei vorbestrafte Männer aus einem gewissen Milieu bestimmte Sachen für einen vorbestraften Coulibaly legal zu erwerbende Utensilien einkaufen gehen.
Für uns entsteht eher der Eindruck, dass hier das kriminelle und polizeibekannte Umfeld von Coulibaly verhaftet wurde – seine Kumpels. Diese Personen werden auch nicht als „Fundamentalisten“ oder „Islamisten“ bezeichnet, eine Bezeichnung, die sicherlich verwendet worden wäre, wenn dem so wäre. Demnach sind es keine, was nebenbei auch in anderen Quellen genau so erwähnt wird.
Auch stellt sich die Frage, warum der genannte Renault nur „nahe des Tatortes“ gestanden sein soll und nicht etwa direkt vor dem Supermarkt. Soll Coulibaly seine ganze Ausrüstung und die Waffen vorher noch zu Fuß durch die Gegend geschleppt haben? Und das am besten irgendwie unsichtbar?
Das ist unsinnig. Bei einer Fluchtoption würde das Fahrzeug nur direkt am „Hyper Cacher“ einen Sinn machen. Und sollte Coulibaly sein Ende im Supermarkt einkalkuliert haben, hätte er ebenso gleich vor die Tür fahren können.

 

1697401-les-forces-de-police-s-appretent-a-950x0-2

 

Somit deutet diese Angabe über den Renault darauf hin, dass eine andere Person das Fahrzeug „in der Nähe“ abgestellt hatte. Da die Polizei wiederum die Autoschlüssel bei Coulibaly gefunden haben will, kann das nur heißen: dieser hatte den Zweitschlüssel oder die Polizei selbst hatte ihm diesen untergeschoben. Eindeutig ist aber der Umstand, dass es weitere Beteiligte gegeben haben muss. Irgendjemand muss Coulibaly vor dem „Hyper Cacher“ abgesetzt haben.
Diese Frage wurde sogar bei SPIEGEL-Online gestellt. Das war am 16. Januar gewesen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/charlie-hebdo-attentat-von-paris-vier-offene-fragen-a-1013159.html

 

Laut diesem Artikel war allerdings von dem Verbleib eines Fahrzeuges, welches Coulibaly verwendet haben sollte, noch nichts bekannt. Dies macht somit diese Geschichte mit dem Renault unglaubwürdig, sollte die Polizei den Schlüssel zum Fahrzeug am 9. Jänner gefunden haben. Somit scheint es nicht „nah“ gewesen zu sein. Genauso gut könnte der Renault erst später von einer unbekannten Person abgestellt worden sein, die aus jenen Kreisen stammt, welche auch den Autoschlüssel erst nach dem 16. Januar in die Geschichte eingebracht und vielleicht auch faktisch deponiert hatten. Für dieses Tun kämen freilich nur Polizei und Geheimdienst in Frage.

Weiter im Artikel:
„DNA-Spuren des vierten mutmaßlichen Helfers, Michaël A., seien auf Waffen nachgewiesen worden, die in einer von Coulibaly genutzten Wohnung im Pariser Vorort Gentilly gefunden wurden. Coulibaly und Michaël A. hätten vor den Anschlägen häufig miteinander telefoniert, sagte Molins.“

Auch hier nichs, was der Aufklärung dienlich sein könnte. Ausgerechnet DNA-Spuren und das gleich an mehreren Waffen zeigen keinen Plan an, sondern Interesse an diesen Dingern. Vielleicht hatte der Mann, Michael A., alle Läufe in den Mund gesteckt oder vor Abneigung angespuckt. Und die Telefonate? Natürlich konnten sie nur vor den Anschlägen telefoniert haben und nicht hinterher, weil Coulibaly dann tot gewesen war. Informationsgehalt: null. Keine genauen Angaben zum Zeitpunkt dieser Telefonate und erst recht nichts über irgendeinen Inhalt zeigen auch in diesem Fall nur eine bedenkliche Leere auf.

„Staatsanwalt Molins räumte am Mittwoch ein, dass die Ermittlungen zwar bei der Suche nach mutmaßlichen Helfern von Coulibaly vorangekommen seien, aber weniger bei der Suche nach Unterstützern der Brüder Kouachi.“

Alles Quatsch, vorangekommen war hier genau so wenig wie zuvor irgendetwas von der Polizei real ermittelt worden wäre. Die Verhaftung von irgendwelchen vorbestraften Kumpels von Coulibaly war zu diesem Zeitpunkt ohne jegliche Bedeutung. Erstaunlich dagegen, dass laut Pariser Staatsanwaltschaft keine „Kumpels“ aus dem Umfeld der Brüder Kouachi aufzutreiben gewesen sein sollen. Waren diese vollkommen isoliert gewesen? Und wenn: warum?
Über den Fortgang dieser „Ermittlungen“ ist übrigens bis zum heutigen Tag auch nichts bekannt.

 

Montag
15
Juni 2015
This entry was posted in Blog, Neuigkeiten. Bookmark the permalink.

Comments are closed.