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Terroristen-Spektakel, Teil 7.

 

Wie bei Nachrichtenagenturen üblich, werden bei bestimmten Ereignissen eine Reihe von Features nachgeschoben, um die Medienbetriebe zu füttern. Das funktioniert nicht anders wie innerhalb einer Werbeagentur, soll eine Werbekampagne auch wirklich zum Ziel führen. Woher diese Informations-Features stammen, steht dabei auf einem anderen Blatt.

Bezüglich der Kampagne um die „IS“ boten die Massenmedien ab September 2014 ihre eigenen oder zugekaufte Redakteure auf, die wahlweise als „Journalisten“ oder inflationär als „Experten“ bezeichnet werden. Die sich meist auf andere, häufig anonyme „Experten“ beriefen. Im Gegensatz zu der deutschen Jounalistin Karin Leukefeld sind diese „Experten“ nicht vor Ort. Dennoch standen (und stehen) sie in den Medien im Vordergrund, um mit ihren Artikeln bestimmte Hintergründe angeblich zu beleuchten.
Der Redakteur Martin Gehlen beispielsweise fand in seinem Artikel in der PRESSE, dass der IS und dessen abartigen Verbrechen soetwas wie „die größte Legitimationskrise“ des Islam ausgelöst hätte. Davon abgesehen, dass unter diesem Blickwinkel das „Christentum“ bereits deligitimiert wäre, geht es bei der mörderischen Expansion der genannten Terrororganisation gar nicht um den Islam.

 

IS-Terroristen 1Plötzlich waren sie in Syrien. Sie waren da, medial aber irgendwie nicht. Alles war gut.

 

Gehlen meinte auch, dass den arabischen Potentaten die „Kraft“ fehlen würde, um mit dem IS “ fertig zu werden.“ Das ist natürlich absoluter Unsinn und stellt die Tatsache auf den Kopf, dass einerseits der politische Wille dieser arabischen Potentaten nicht vorhanden ist, andererseits die anderen „Potentaten“ an diesem Krieg als Aggressor beteiligt sind. Nur der Staat Syrien, auf dessen Boden sich dieses Drama (neben dem Irak) abspielt, hat alleine und nicht diese „Kraft“, aber den Willen. Denn sie sind die Verteidiger in ihrem bereits halb zerstörten Land.

Gehlen gab sich demnach Mühe, alle tatsächlichen Umstände zu verschleiern. Er stellte auch die Organisation „IS“ als etwas hin, das einem Geschwür gleich irgendwo aus dem Land gewachsen wäre. Von ganz alleine. Und der arabische Raum wurde von ihm pauschal „gescheitert“ oder „hyperautoritär“ bezeichnet. Aber warum ist dem so? Gehlen gab darauf keine Antwort. Er weiß nur, dass dort keine „funktionierende Demokratie“ vorhanden ist. Weiß Gehlen, wie jene Demokratie funktioniert, in dessen Land er lebt? Und auf welcher Stufe des Korruptionsindexes sich dieses Land befindet? Gehlen gibt überhaupt keine Antworten, nicht einmal auf seine eigene Überschrift. Hätte er es versucht, hätte er weit in die Vergangenheit der Kolonialmächte zurückgehen müssen.
Presse, 22.9.2014:
Warum sich die IS-Extremisten in Nahost breitmachen können. Von Martin Gehlen.

http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/3873845/Warum-sich-die-ISExtremisten-in-Nahost-breitmachen-konnen

 

FILE - This undated file image posted on a militant website on Tuesday, Jan. 14, 2014, which has been verified and is consistent with other AP reporting, shows fighters from the al-Qaida linked Islamic State of Iraq and the Levant (ISIL) marching in Raqqa, Syria. Across the broad swath of territory it controls from northern Syria through northern and western Iraq, the extremist group known as the Islamic State has proven to be highly organized governors. (AP Photo/Militant Website, File)

Dann waren sie da, und das war auch noch gut.

 

In der österreichischen PRESSE werden auch gerne die Artikel des „Korrespondenten“ oder „Mitarbeiters“ Alfred Hackensberger untergebracht. Die selben Artikel werden auch woanders publiziert, u. a. in der WELT, der ZEIT, vor Jahren auch im nach wie vor sehr brauchbaren Nachrichtenportal „Telepolis“.

„Laut Einschätzung des renommierten US-Instituts Terrorism Research and Analysis Consortium ist der IS zu einer regelrechten Regierungsmacht in den eroberten Gebieten geworden, und zwar – obwohl das Territorium als geeintes Kalifat angesehen wird – mit teils separaten Strukturen im Irak und in Syrien.“

Bahnbrechend ist diese Erkenntnis freilich nicht. Wer die Waffen hat, der regiert. Hackensberger gibt im Grunde nur das wider, was dieses ominöse und relativ neu „renomierte“ US-Institut an „Informationen“ herausgibt bzw. verkauft. Vom wem dieses Institut finanziert wird, haben wir auf die Schnelle nicht eruieren können, man mag diese unsere Ungeduld entschuldigen. Das Logo mit dem NATO-Stern könnte aber darauf hindeuten, dass Hackensberger keine wirklich seriöse Quelle genutzt hatte.

http://www.trackingterrorism.org/

 

Deren Angaben beinhalten die offiziellen Regierungsangaben, die sich zum Beispiel auf staatlichen Seiten wie die „Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg“ widerfinden.

http://www.lpb-bw.de/islamischer-staat.html

 

Die dortigen Verweise zu „Wikipedia“ sind ähnlich seriös. Es lohnt sich demnach nicht, an dieser Stelle weiteren Inhalten nachzugehen, denn Hackensberger wird dadurch als ein Widerkäuer offizieller Regierungsverlautbarungen entblößt, aber sicher nicht als investigativer Journalist entdeckt.
Presse, 23.9.2014:
Analyse: Wie der Islammische Staat (IS) funktioniert. Von Alfred Hackensberger.
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/3874383/Analyse_Wie-der-Islamische-Staat-IS-funktioniert

 

IS-Terroristen 3Aber dann waren sie nicht mehr so gut.

 

Gudrun Harrer wiederum versuchte sich in einem im STANDARD publizierten Artikel um die Erklärung von Leitbildern verschiedener radikalislamischer Strömungen, um so etwas wie ein religiöses Motiv für den „IS“ zu konstruieren. Damit kann man sich beschäftigen, man muss es aber nicht, weil Harrers Ausführungen nicht das berühren, um was es geht: um simple Machtpolitik, um Herrschaft und Kontrolle. Das religiöse Gedöns ist nichts weiter als eine Fassade, was natürlich nicht ausschließt, dass zahlreiche dumme Killerpsychopathen an das glauben mögen, was ihnen dort eingetrichtert wird.

Eintrichtern möchte uns Gudrun Harrer auch etwas, wie sie mit allen ihren Artikeln belegt. Zum Beispiel, dass westliche Interessen, Beihilfe, Initiativen oder gar Urheberschaften dort angeblich keine Rolle spielen. Gleiches gilt auch für die Golf-Diktaturen. Stattdessen ist der „IS“ auch nach Harrer soetwas wie ein sich selbst speisendes Ungeheuer, entstanden aus einer irakischen Al-Kaida-Zelle im zuvor Al-Kaida-freien Irak während der US-Besatzung.
Standard, 27.9.2014:
Islammischer Staat: Geschichte einer Verwüstung. Von Gudrun Harrer.

http://derstandard.at/2000005925040/Islamischer-Staat-Geschichte-einer-Verwuestung
Interessant Harrers Versuch, in ihrem Artikel die islamofaschistische Diktatur Saudi-Arabien, dem Terrorsponsor Nr. 1, aus der Schusslinie zu bringen. Ein wenig Gerede über den perversen Wahhabismus, um diesen dann auf einige Versatzstücke zu reduzieren, welche dann der „IS“ umgehängt werden. Die Botschaft lautet: die sind viel schlimmer, was im Umkehrschluß bedeuten soll: die saudischen Wahhabiten sind es nicht so sehr.

„Tatsächlich betrachtet Saudi-Arabien die IS als bitteren Feind – und umgekehrt“, behauptete Harrer in ihrem Artikel. Wir wissen nicht, ob ihr das der freundliche Diktator-Monarch persönlich ins Ohr geraunt hatte. Sollten Personen an ihrem Handeln gemessen werden, bliebe diese Behauptung freilich als Hohlkörper im luftleeren Raum zurück.

 

IS-Terroristen 4Die Unguten sind immer noch da, es läuft demnach ganz gut.

 

Harrer weiter:

„Saudi-Arabien führt heute eine durchaus glaubwürdige Kampagne gegen den Extremismus und hat auch – wie US-Experten attestieren – ernsthaft damit begonnen, die Kanäle, auf denen Geld zur IS und anderen radikalen Gruppen kommt, trockenzulegen.“

Was schreibt diese Frau da? Heute wird eine Kampagne geführt. Weil gestern noch alles anders gewesen war? Glaubwürdig soll es sein, meint Harrer, ohne zu verraten, warum dem so sein soll, warum sie glaubt, statt Belege zu nennen. Saudi-Arabien gegen Extremismus hat Possenstellenwert, Extremismus gegen Extremismus. Und trotzdem sind sie lustigerweise gleich und synchron. Und dann das kleine Eingeständnis, dass Saudi-Arabien bislang (!) IS und andere radikalen Gruppen, also Al Kaida, finanziell unterstützt habe.

Das sollte zu denken geben, zumal Saudi-Arabien „unser“ Verbündeter ist und soetwas wie ein „Stabilitätsfaktor“ in der Region (Bundeskanzlerin Merkel). Gestern noch Terroristen finanziert, aber heute soll alles anders sein, ordentlicher quasi, behauptet die Märchentante Harrer. Weil das wiederum irgendwelche anonyme „US-Experten“ behaupten, die in regierungsabhängigen Instituten in Pentagon-Nähe „Informationen“ produzieren. Und weil die Saudis bereits vor einiger Zeit, das Label „ISIS“/“IS“ auf die Terrorliste gesetzt haben sollen.

Verbote sind nämlich eine spannende Angelegenheit. Vor allem, wenn es das eigene Label betrifft. Das steigert den Verkaufswert.

 

Freitag
26
Juni 2015
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