Die Rolle Saudi-Arabiens als Verbündeter der USA und als Rekrutierer, Ausrüster, Finanzier, Ausbilder von Terrorverbänden wie Al Kaida und IS hatte mittlerweile zwar einen gewissen Eingang in den Massenmedien gefunden, aber auch nur, um es abzuschwächen, in Frage zu stellen und niemals einen Kontext zu dem realen Geschehen und den dahinter stehenden Interessen herzustellen.
Neben den Saudis hatte sich in den vergangenen Jahren das Emirat Katar hervorgetan, einer weiteren mit dem Westen verbandelten Diktatur am Golf. Dessen aktueller Despot, Emir Tamim bin Hamad al-Thani, war im September 2014 zu Besuch in Berlin gewesen. Da war es um geschäftliche Beziehungen gegangen, zumal der Ruf Katars in der Vergangenheit sehr gelitten hatte. Terror-Sponsering, Sklavenhaltung auf den Großbaustellen und eine mit hohen Bestechungsgeldern gekaufte WM hatten am feudalen Lack gekratzt.
Sevim Dagdelen, Bundestagsabgeordnete der deutschen Linken, fand es „unerträglich, dass Berlin dem blutigen Diktator den roten Teppich ausrollt.“ Aber sogar aus den Reihen der Regierungskoaltion gab es Stimmen des Mißfallens, was der am 17. September 2014 erschienene Artikel der PRESSE unterschlug.
Presse, 17.9.2014:
Katars Emir bestreitet Hilfe für Extremisten.
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/3871892/Katars-Emir-bestreitet-Hilfe-fur-Extremisten
Die deutsche Bundeskanzlerin und der Emir von Katar beim Staatsbesuch in Berlin, Sept. 2014.
Es ist allerdings kein Geheimnis, dass es sich bei der äußerst reichen Golf-Despotie Katar um einen weiteren Kriegstreiber und Terrororganisator handelt, der den eigenen und den Interessen der USA und ihrer Klientel zuarbeitet. Eifrig hervorgetan hatte sich Katar bei dem Überfall auf Libyen mit terroristischen Söldnerhaufen, Jagdbombern und jede Menge Schmiergeld. Die Unterstützung von Al Kaida hatte in den West-Medien wenig Anklang gefunden, weil alle mit der NATO in einem mörderischen Aggressionsboot gesessen waren. Die westliche Zusammenarbeit mit Al Kaida, die angeblich bekämpft wird, hätte einen unlösbaren Widerspruch ausgelöst.
Die Unterstützung und Finanzierung der Muslimbruderschaft in Tunesien, Ägypten und sonstwo, die Zunahme des eingekauften Einflusses, hatte schließlich den Zorn und den Konflikt mit den Saudis nach sich gezogen.
Screenshot YouTube/Phoenix
In Syrien hatte Katar von Anfang an mit Unterstützung aus Washington auf einen „Regime-Wechsel“ hingearbeitet und Gruppierungen ausgebildet, aufgerüstet und finanziert, d. h. Krieg geführt und diesen medial durch den hauseigenen Sender Al-Dschasira unterstützt. Natürlich geht es um Machtinteressen und Einflußnahmen (u.a. über die Verbreitung der Muslimbrüderschaft), aber nicht um die im Westen gerne vorgeschobenen Begriffe „Freiheit, Demokratie und Menschenrechte“, was sich schwerlich mit durch Diktataturen aufgestellten fundamentalistischen Söldnerhaufen verkaufen lässt. 2013 hatte die britische „Financial Times“ herausgefunden, dass Katar zum Zeitpunkt der Untersuchung bereits bis zu 3 Milliarden Dollar in „Aufständische“ investiert habe. Regionale Beobachter hätten sich vor Spott ergossen, dass sich der Emir eine „Revolution“ gekauft habe.
Kriege haben ihre Ursachen in wirtschaftlichen und machtpolitischen Ambitionen. Das ist auch in Syrien nicht anders. Katar hatte geplant, einen Teil seiner riesigen Gasvorkommen über eine Pipeline durch Saudi-Arabien, Jordanien und Syrien in die Türkei zu transportieren, um dieses in die Nabucco-Pipeline in Richtung Europa einzuspeisen. Das war auch ganz im Interesse von Brüssel und Ankara gewesen, hätte es doch eine Reduzierung der Abhängigkeit von Russland bedeutet. Allerdings hatte Syrien nicht mitgespielt, nachdem der Iran ein besseres Angebot als Katar unterbreitet hatte (Vertrag 2011) und außerdem vor der Küste Erdgasvorkommen entdeckt worden waren. Das Vorhaben Syriens, iranisches sowie eigenes Gas in Richtung Europa zu transferieren, war für eine Reihe von Mächten der Anlass gewesen, einen verdeckten Krieg gegen dieses Land zu entfesseln.
Doch zurück zu dem erbärmlichen PRESSE-Artikel und der Reduzierung des Terrors auf den IS, als würde es keine weiteren Gruppierungen geben. Wenn der Emir von Katar deren Unterstützung bestreitet, so mag dies gar nicht falsch sein. Denn Katar als Förderer der Muslimbrüderschaft, einem Konkurrenten zu den saudischen Kreationen, rekrutiert und finanziert die Terror-Söldner der Nusra-Front, dem anderen Al-Kaida-Ableger, und weiteren Terrorverbänden wie den Farouk-Brigaden.
Allerdings suggeriert der Artikel nur den Zusammenhang zwischen Katar und „IS“, denn am Ende soll der Terroristen-Warlord behauptet haben, dass es keinerlei Unterstützung Katars „für terroristische Bewegungen“ geben würde. Das ist natürlich gelogen – und jeder weiß es.
Screenshot YouTube/Phoenix.
Das zitierte Statement einer Bundeskanzlerin Merkel, die hier irgendeine Spur von Erkenntnissen durch einen Glauben ersetzt, ist demgegenüber an grandios falscher Dummdreistigkeit nicht mehr zu unterbieten. Zuvor erst von einer (geheuchelten) Anti-IS-Konferenz aus Paris zurückgekehrt, sah die deutsche Bundeskanzlerin Katar gar als Verbündeten in dem Kampf gegen den „IS“.
Verbündet sind sie, allerdings nicht gegen den Terror. Neben gemeinsamen Verbrechen und politischen Sichtweisen schweißen geschäftliche Interessen zusammen. Katars Emir, größter Einzelaktionär der Deutschen Bank, kündigte Investitionen in Milliardenhöhe in Deutschland an und hält unter anderem bereits 17% der Aktien an „VW“, 10% an „Porsche“ und 9% an dem Bauunternehmen „Hochtief“.
Was sagt uns das? Böcke werden zu Gärtnern gemacht, eine offensichtliche Schizophrenie der öffentlichen Verlautbarungen als das Gegenteil dargestellt und der großspurig angekündigte Kampf gegen den IS von Anfang an konterkariert.
Die PRESSE wiederum druckte den ihr reduziert vorlegten Müll einfach nur ab. Da ist dann davon die Rede, dass Katar, wo der Staat mit nichts auch nur irgendetwas zu tun habe, „energischer“ gegen „reiche Bürger“ und „religiöse Stiftungen“ vorgehen würde, welche den „IS“ unterstützen. Und nur die natürlich. Und es sind „Erkenntnisse“ der Kriegstreiber wie „Washington“ und „Brüssel“, dass es sich bei den „Hauptfinanziers“ um „Mittelsmänner“ in Kuwait handeln würde. Mittelsmänner! Strohmänner als „Hauptfinanziers“! Dieser Artikel ist einer der unzähligen Beispiele für einen den Verstand beleidigenden „Qualitätsartikel“ in der hiesigen „Qualitätspresse“.