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Propaganda um Madaya, Teil 5.

 

Während der KURIER und der STANDARD am 9. Januar 2016 keinen Artikel zu „Madaya“ gebracht hatten, widmete sich die PRESSE in ihrer Printausgabe dem Thema zwar nicht genauer, aber mit weiteren Details. „Stadt am Rande des Kannibalismus“ lautete der reißerische Aufmacher. Im Text war dann in billiger BILD-Zeitungsmanier noch von einem Gerücht die Rede, dass „Kannibalismus“ drohen könnte, um dann Möglichkeiten zu spekulieren.

http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/4900714/Syrien_Eine-Stadt-am-Rande-des-Kannibalismus

 

Sämtliche Medien hatten bislang davon berichtet, dass die letzte Hilfslieferung Madaya bereits seit Oktober 2015 zurückliegen würde. Auch dies war eine Falschinformation, die offensichtlich dazu diente, um die syrische Regierung besser als „Barbaren“ hinzustellen. Die UN selbst informierte etwas anderes: nach deren Angaben erreichte der letzte Hilfstransport Madaya am 28. Dezember 2015, also erst 9 Tage vor dem Beginn der Madaya-Hunger-Kampagne. Bei dieser Gelegenheit wurden zudem einige kranke und verletzte Menschen evakuiert. 

http://www.un.org/apps/newsFr/storyF.asp?NewsID=36342#.Vt1ilvnhCM-

 

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Neben dieser medial unterschlagenen Information stellt sich die Frage, wo die Güter dieser Lieferung abgeblieben waren.

Die PRESSE hatte offenbar davon Wind bekommen, dass einige ihrer Leser auch davon gehört haben könnten. „Hilfsorganisationen konnten angeblich zuletzt im Oktober Nahrung nach Madaya bringen“, hieß es dort. Das war aber nichts anderes als die weitere Unterstützung dieser Lüge mit dem gleichzeitigen Versuch, die eigene Verantwortung für Desinformation mit dem „Angeblich“ von sich zu weisen.

Von dieser Niedertracht einmal abgesehen, hatten die Lohnschreiber der PRESSE eine neue Bevölkerungsgruppe in Madaya verortet: den „Aktivisten der Rebellen“, der vorzugsweise in den Medien seiner Geldgeber (Saudi-Arabien, Katar) zu Wort kommen darf. Hatten die Westmedien ihre „Aktivisten“ als besorgte und politisch interessierte Bürger Syriens darzustellen versucht, so musste ein „Aktivist“ der ausländischen „Rebellen“ offenbar ohne Nationalität auskommen. „Aktivisten“ der „Ahrar a-Sham“ oder „Al-Kaida“ können demzufolge nur was sein?

 

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Typische Aktivisten der Nusra-„Rebellen“, hier in Aleppo. (Screenshot YouTube). 

 

Die PRESSE hat ein Problem damit, Terroristen auch beim Namen zu nennen, weil es ihnen ihre Geschäftsgrundlage der Propaganda entziehen würde. Also wurden und werden Terroristen und Terrorismus geleugnet, wie es eben nur möglich ist. So wurden auch die Belagerer der beiden noch in Regierungshand befindlichen Orte Fua und Kefraya großzügig als „Rebellen“ tituliert, obwohl diese sich selbst als Verbände der Nusra-Front zu erkennen geben. Die Redaktion der PRESSE findet Al-Kaida offensichtlich gut, und das bekannterweise nicht erst seit heute.

 

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Die Erwähnung der durch „Jabhat al-Nusra“ belagerten und beschossenen Orte erfolgte hier in der PRESSE zum ersten Male. Es wurde sehr knapp berichtet, dass es im Dezember 2015 zu Vereinbarungen zwischen der syrischen Regierung und den Söldnern und Halsabschneidern gekommen war: die Versorgung von Madaya gekoppelt mit Hilfslieferungen auch nach Fua und Kefraya. Das hatte im Dezember sogar funktioniert, weil die Terroristen-Fähnleins ohnehin einem übergeordneten Kommando unterstehen.

Informieren kann man sich dazu weiter auf der Homepage der UN. Dazu gab es auch einen Artikel im unabhängigen Nachrichtenmagazin „Hintergrund“:

http://www.hintergrund.de/201601103812/politik/welt/hunger-in-madaya-und-was-ist-mit-kafraya.html

Hier ein Artikel der UN über die Vereinbarung:

http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=52384#.Vt1jevnhCM9

 

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Evakuierung von etwa 100 Söldnern aus Zabadani, 29. Dezember 2015. (Screenshot YouTube/BBC). 

 

Die im Artikel der PRESSE hinterlegte Erinnerung an die Belagerung von Leningrad durch die deutsche Wehrmacht ist nicht vergleichbar mit der Situation in Syrien. Hitler und der Wehrmachtführungsstab hatten die Blockade mit dem bewussten Ziel eingerichtet, die Bevölkerung samt den russischen Militärs auszuhungern. Dies hatte insofern einen verbrecherisch-rationalen Hintergrund gehabt, weil das Nazi-Regime sich bei einem eventuellen Fall Leningrads außerstande gesehen hatte, die Bevölkerung zu ernähren. Andererseits waren die dort befindlichen Großverbände der deutschen Heeresgruppe NORD für einen Frontalangriff zu schwach gewesen.

In Syrien dagegen werden die von den Terroristen umzingelten Orte von der Regierung und Milizen verteidigt. Wo die Armee wiederum Orte eingeschlossen hat, befinden sich inmitten der Bevölkerung die Terroristen. Deren Anwesenheit inmitten von Zivilisten ist der Grund für Einschließungen statt Angriffen durch Verbände der syrischen Armee.

 

 

Donnerstag
10
März 2016
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