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Brüssel, März 2016 – Ein Kommentar. Teil 2.

 

Werfen wir hier keinen Blick auf die „größte“ österreichische Tageszeitung, sondern auf jene, die sich selbst „Qualität“ und sogar „Unabhängigkeit“ bescheinigen.

In dem Artikel von Thomas Mayer „Das ist Krieg, unbeschreiblich, alles zerstört“ des STANDARD (Printausgabe, 23. März 2016) wurde die Existenz eines NATO-Hauptquartiers in Brüssel zumindest erwähnt – wenn auch nur unter dem Aspekt, dass dort die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden wären. Die Möglichkeit eines Kontextes zwischen Anschlägen in Europa und Kriegsführung im Nahen Osten wurde nicht einmal in Erwägung gezogen.

http://derstandard.at/2000033470665/Anschlaege-in-Bruessel-Das-ist-Krieg-unbeschreiblich-alles-zerstoert

 

Die unterstellte Zentrierung auf Europa bzw. die EU erfolgte vor allem durch den Kommentar von Alexandra Förderl-Schmid, in welchem die NATO keinerlei Erwähnung findet. Auf diesen sehr dümmlich gehaltenen und mit einer wahren Spekulationsarie durchzogenen Kommentar werden wir noch an anderer Stelle (Aspekt: Meinungsmache) eingehen.

http://derstandard.at/2000033427820/Mitten-ins-Herz-Europas

 

In den zahlreichen Artikeln der PRESSE-Ausgabe vom 23. März kommt die NATO kein einziges Mal vor. Stattdessen nur die Bezeichnungen „Europaviertel“, „EU-Kommission“ oder „EU-Institutionen“, deren Mitarbeiter auffgefordert worden sein sollen, zu Hause zu bleiben. Mitarbeiter der NATO schienen in Brüssel nicht zu existieren.

In der als echt verkauften IS-Bekennerbotschaft ist übrigens von einer EU gar nicht die Rede. Nicht einmal von Europa. Stattdessen hatte sich dieses Online-Schreiben auf die „Kreuzfahrer Belgiens“ bezogen. Das bedeutet, dass die mediale Fixierung auf die Organsiation „EU“ nichts weiter war als eine medial erzeugte Konstruktion. Deren Sinn dürften wir einzig und allein als Vehikel zur hysterischen Stimmungsmache wahrnehmen.

 

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Das Bekenntnis in französischer Version. (Mit leichten Abwandlungen gegenüber jener in englischer Sprache). Doch welche Bedeutung besitzt „Belgien“ als „Kreuzfahrerstaat?“

 

Die penetrante Ausklammerung des Militärbündnisses NATO und dessen Hauptquartier in Brüssel durch die Massenmedien lässt eine vorsätzliche – und übergeordnete – Order erahnen. Denn wie anders ist die konsequente Unterschlagung jener militärischen Einrichtung zu werten, die in islamischen Ländern mit Bomben und Raketen wütet, aus denen die Drahtzieher und teilweise das Personal für die Terroranschläge stammen sollen?

Mit der Unterschlagung des westlichen Militärbündnises soll offenbar dem Leser der Massenmedien ein Kontext zwischen der NATO und deren Mitgliedsstaaten, ihre Aggressionen in muslimischen Ländern und der kolportierten Herkunft des Terrors auf keinen Fall nahegelegt werden.

Tatsächlich wurde am 23. März in keinem der Themen bezogenen Artikel der drei Blätter „KURIER“, „STANDARD“ und „PRESSE“ ein Zusammenhang zwischen dem durch westliche NATO-Staaten ausgeübten Krieg und Terror auf der einen Seite, und einem im Westen ausgeübten Terror auf der anderen Seite in irgendeiner Form erörtert.

Die Motivlage stützte sich hier einzig und allein auf das angebliche Bekennerschreiben, in welcher als Motiv für die Anschläge die Vergeltung gegen die Kriegskoalition, die sich angeblich mit Luftschlägen gegen den „IS“ engagieren würde, genannt wird. NATO-Staaten waren allerdings jahrelang in Kriegen des nahöstlichen Raumes involviert, bevor dort auch nur irgendetwas Al-Kaida-ISIL-ISIS-IS-ähnliches existiert hatte. Somit würde eine Motivlage für „Vergeltung“ für viele dort lebende Menschen zumindest theoretisch vorliegen. Es ist demnach eher als sehr verwunderlich anzuerkennen, dass nach den vielen Kriegen und Millionen von Toten so überraschend wenig Terror in den „Westen“ zurückgekehrt war.

Von wem wiederum dieser in Europa ausgeübte Terror tatsächlich ausgeübt wurde und wer davon letztlich profitierte, steht auf einem anderen Blatt.

 

 

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„Selbst gemacht.“ Der Bombenanschlag mit 85 Toten auf den Hauptbahnhof von Bologna, 2. August 1980. (Screenshot YouTube, WDR). 

 

Die durch die jeweiligen Regierungen, Behörden und Medien verbreiteten Behauptungen stehen ohnehin auf äußerst wackeligen Füßen. Die Kampfgruppen und Terroristen, die früher als „Al-Kaida im Irak“ bezeichnet wurden, waren eine Schöpfung der US-Geheimdienste und ihrer Verbündeten als brutales Instrument der poltischen Einflußnahme im Irak. Personell und materiell enorm aufgerüstet erschienen deren Verbände als ISIL/ISIS schließlich in Syrien, nachdem es die westlich gestützten Al-Kaida-Truppen und andere Söldnerverbände nicht geschafft hatten, die syrische Regierung zu stürzen. Alle diese islamistischen Söldnertruppen unterschieden und unterscheiden sich kaum voneinander, vom Markennamen abgesehen. Auch die Zielsetzungen waren und sind ähnlich.

Die schließlich in „IS“ umbenannte Armee der Todesschwadrone hatte wie alle anderen Verbände unter dem Wohlwollen des „Westens“ und seiner Verbündeten in Syrien morden und zerstören können, bis im Spätsommer 2014 durch die USA das Label „IS“ als Terrororganisation deklariert worden war, um gleich auch zu einem Krieg gegen diese aufzurufen. Allerdings war anschließend nichts passiert, von zig Völkerrechtsbrüchen, Bombardements und noch mehr Zerstörungen in Syrien durch die USA und ihrer Verbündeten abgesehen. Während dieses vermeintlichen Krieges wurde der „IS“ innerhalb eines Jahres erstaunlicherweise größer und stärker, statt schwächer.

Das russische Engagement ab Ende September 2015 hatte für alle, die es immer noch nicht bemerkt hatten, deutlich aufgezeigt, dass die USA und ihre Verbündeten niemals den „IS“ – von einer gewissen Öffentlichkeitsarbeit abgesehen – bekämpft hatten. Die nicht-militärischen Maßnahmen wie Kappung der Finanzen, Lahmlegung der Logistik (Kämpfer, Waffen, Munition, medizinisches Gerät etc. in die eine Richtung, geraubte Rohstoffe, Antiquitäten, versklavte Menschen, Propagandafilme in die andere Richtung), der Telekommunikation etc. waren auch nicht angetastet worden.

 

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Peinlicher waren es erst die Russen, welche die riesige Logistik des so genannten „IS“ entdeckten und bekämpften. 

 

 

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Kein „Schmuggel“, sondern der Verschub des gestohlenen syrischen Öls in riesigem Ausmaß in Richtung Türkei und in die kurdischen Autonomiegebiete des Irak. 

 

Es gibt letztlich nur zwei Möglichkeiten, was die Organisation „IS“ überhaupt ist. Sie ist entweder nach wie vor ein von den USA und ihren Verbündeten unterhaltene Terrorarmee zur Durchsetzung ihrer angestrebten „Neuordnung“ im Nahen und Mittleren Osten, oder sie ist eine Organisation, welche ihren Konstrukteuren entglitten ist, aber dennoch aufgrund gemeinsamer Ziele unterstützt und gelenkt wird.

Insofern ist die Behauptung, dass der islamistische Terror durch den „IS“ als eigenständiges Wesen verkauft wird, der seine aktuellen oder früheren Masterminds bekämpft, absurd. Denn die Zusammenarbeit, zum Beispiel mit dem NATO-Staat Türkei und der saudischen Steinzeit-Diktatur, dauert immer noch an. Sollte hier etwa angenommen werden, dass sich diese Regimes gegen die US-Außenpolitik, gegen ihren Verbündeten gewendet haben?

„IS“ lässt sich durch das Label „Al Kaida“ austauschen, doch musste die letztere Marke zurücktreten, da die USA und ihre Verbündeten deren Verbände in Libyen und Syrien zu offensichtlich finanziert, ausgebildet, ausgerüstet und auch politisch gestützt hatten. Inhaltlich blieb alles gleich, was die Fixierung auf den „IS“ durch den Westen und ihre medialen Sprachrohre um so lächerlicher macht. Denn demnach würde nur ein bestimmtes Label aus ein und demselben Konzern als Terroristen auftreten, der den „Westen“ angreift. Alle anderen haben derzeit den Mund zu halten.

 

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Wahlweise „Al-Kaida“ oder „IS“: beliebig austauschbar. 

 

 

Es ist nichts weiter als Propaganda. Als „Arabischer Frühling in der EU“ wurden die Terror-Attentate in Frankreich und Brüssel folgerichtig nicht verkauft, das soll etwas in Nordafrika und im Nahen Osten gewesen sein – eine angebliche „Revolution“ mit den gleichen Mitteln und den selben Organisationen. Und natürlich mit den selben Hintermännern und Drahtziehern.

 

Samstag
09
April 2016
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