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Brüssel, März 2016 – Ein Kommentar. Teil 5.

 

Nur sehr wenige Medien hatten einen Zusammenhang zwischen dem Foto vom Flughafen und dem Taxifahrer hergestellt, offenbar aufgrund der Annahme, dass es so gewesen sein müsste. Wie wir oben festgestellt haben, war dafür allerdings das Zeitfenster zu klein gewesen.

Tatsächlich wurde ansonsten berichtet, dass dem Taxifahrer das merkwürdige Verhalten seiner Fahrgäste aufgefallen wäre. Diese hätten sich nämlich bei dem Tragen der Taschen nicht helfen lassen wollen.

Hier ein simples Quellenbeispiel:

http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/schlaglichter_nt/article153588270/Polizeieinsatz-in-Bruesseler-Gemeinde-Schaerbeek-dauert-an.html

 

Umfangreicher bei SPIEGEL-online, wo festgestellt wurde, dass die Ermittler „nur wenige Stunden“ nach den Anschlägen die nun bekannten Gegenstände in der durchsuchten Wohnung vorgefunden hätten.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/bruessel-taxifahrer-soll-ermittler-auf-spur-gebracht-haben-a-1083715.html

 

Diese Begründung ist allerdings derartig banal und auch nicht ungewöhnlich, als das dieses Verhalten unter „Auffälligkeit“ zu verbuchen gewesen wäre. Es hatte sich nicht um alte, gebrechliche Frauen gehandelt, sondern um drei Männer, so die Erzählung.

Ungewöhnlich war dagegen die weitere Äußerung über die Auffälligkeit, dass die drei Passagiere vier große Reisetaschen bei sich gehabt hätten. Von denen habe eine nicht mehr ins Fahrzeug gepasst, weil dieses zu klein gewesen sei. Daraufhin hätten die Fahrgäste eine Tasche zurückgelassen.

Um nicht immer auf den SPIEGEL zurückgreifen zu müssen, nehmen wir hier mal die SÜDDEUTSCHE als Quelle:

http://www.sueddeutsche.de/politik/terroranschlaege-in-bruessel-wie-ein-taxifahrer-womoeglich-noch-schlimmeres-verhinderte-1.2920835

 

Hierbei handelt es sich wiederum nicht nur um eine (angebliche) Auffälligkeit, sondern um eine unglaubwürdige Verrücktheit. Kein Mensch lässt ein Gepäckstück zurück, weil es nicht „hineinpasst“. Um was für ein Fahrzeug soll es sich bei dem Taxi gehandelt haben? Um einen verkleideten Motorroller, so dass Fahrgäste ihr Gepäck nicht einmal auf den Beinen abstellen konnten?

Die SÜDDEUTSCHE hatte in ihrem Artikel gar erzählt, dass es der Taxifahrer gewesen sei, der wegen der vierten Reisetasche „abgewunken“ hätte. Das ist derartig absurd, dass dieser Satz womöglich nur einer Ausschmückung des Redakteurs geschuldet war.

 

Auf jeden Fall hatte diese vierte Tasche die Verknüpfung mit den drei Personen und der in der Wohnung gefundenen Bombe – in eben dieser Tasche – hergestellt. Oder diese kolportierte Geschichte hatte den Zusammenhang hergestellt, denn real muss es sich nicht ereignet haben. Wir wissen es nicht. Der Informationsträger war laut Polizei jedenfalls der Taxi-Fahrer, dessen Identität übrigens unbekannt geblieben ist.

 

Wohnhaus in Schaerbeek

 

 

 

Es ist nicht klar, zu welchem exakten Zeitpunkt der Taxifahrer in das Geschehen gekommen war. Die ersten medialen Meldungen über dessen angebliche Existenz erschienen erst am späten Abend des 22. März.

Hier ein Beispiel aus der NZZ:

 

NZZ-Meldung wegen Taxifahrer

 

Es ist also gut möglich, dass polizeintern der Aspekt „Taxifahrer“ bereits vor der Veröffentlichung des Flughafenfotos mit drei Verdächtigen existiert hatte. Das bedarf noch der Klärung.

Eine Änderung hatte es gegen 18.25 Uhr gegeben, als die Polizei sich bei dem Flughafenfoto auf den hell gekleideten Mann mit Hut konzentriert hatte.

 


Mann mit Hut solo Meldung zum Hut

Der Polizeieinsatz vor dem richtigen Haus in Schaerbeek erfolgte noch bei Tageslicht.


 

Noch am späten Abend waren Polizeikräfte in der speziellen Wohnung bei der Arbeit. Von einem gegenüber befindlichen Nachbarn ist eine kleine Video-Sequenz von SPIEGEL-online veröffentlicht worden. Die Wohnung wirkte allerdings relativ leer.

http://www.spiegel.de/video/bruessel-video-zeigt-versteck-der-attentaeter-video-1660779.html

 

Somit soll noch am Anschlagtag die phantastische Dummheit der mutmaßlichen Attentäter die Polizei auf ihre Spur geführt haben. Oder anders formuliert: die mutmaßlichen Täter hatten selbst diese Spur gelegt, was an Fälle wie jenen der Kouachi-Brüder vom Attentat in Paris Januar 2015 erinnern ließ. Denn welcher Täter lässt sich zu seiner Tat vor seiner eigenen Behausung von einem Taxi abholen. Dummheit oder Absicht?

Uns fällt es schwer, diese Geschichte den Behörden abzukaufen. Genau so wenig wie jene zuvor. Der in der Wohnung getätigte plakative „Fund“ – Bombe, Chemikalien, „IS“-Flagge, in einigen Medien war auch noch von einer AK-47 die Rede – schien doch eher einem eher schlichten Script zu folgen. Vor allem die „IS“-Fahne war ein Gegenstand, der nicht ins kriminalistische Bild passte, wohl aber für das mediale Meinungsbild brauchbar gewesen sein mochte.

 

 

Montag
02
Mai 2016
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