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Brüssel, März 2016 – Ein Kommentar. Teil 8.

 

Die österreichische PRESSE – und nicht nur diese – hatte bereits einen Tag nach den Attentaten in Brüssel, am 23. März 2016, eine Übersicht über mutmaßliche Täter gebracht, zu denen auch ein Bezug zu den Attentaten von Paris im November 2015 hergestellt worden war. Unter diesen Personen befand sich auch ein junger Mann mit dem Namen Najim Laachraoui.

Von diesem Mann wurde berichtet, dass er am 9. September 2015 mit den beiden mutmaßlichen Terroristen Salah Abdeslam und Mohamed Belkaid unterwegs gewesen sein soll. Sie wären an der österreichisch-ungarischen Grenze kontrolliert worden. Laachraoui habe – von der Polizei unbemerkt – einen falschen Paß vorgezeigt, der auf den Namen Soufiane Kayal gelautet habe.

Laachraoui wurde mit den Anschlägen von Paris im November 2015 in Verbindung gebracht. Angeblich habe er unter den Namen Soufiane Kayal ein Haus im südbelgischen Auvelais angemietet, wo der Terror in Paris geplant worden sein soll.

 

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Bei dieser Person soll es sich um Najim Laachraoui handeln. 

 

Die Polizei habe seine Fingerabdrücke auch in einer Wohnung in Brüssel-Scharbeek gefunden, „die von einer Terrorzelle“ genutzt wurde, war weiter zu lesen.

Am Abend der Pariser Anschläge soll der angebliche Drahtzieher Abdelhamid Abaaoud eine Telefonnummer angerufen haben, die „wohl“ Laachraoui gehört habe. Vor allem sollen auf Resten von Sprengstoffwesten DNA-Spuren von Laachraoui gefunden worden sein, die in Paris zum Einsatz gekommen wären.

http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/4951786/Von-Paris-nach-Brussel_Das-frankobelgische-TerrorNetzwerk?gal=4951786&index=6&direct=4952000&_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/4952000/index.do&popup=

 

Dieser „Steckbrief“ über Laachraoui in der PRESSE war natürlich äußerst lückenhaft und dementsprechend wenig informativ. Beim genaueren Hinsehen fielen allerdings noch weitere Lücken auf, die von niemanden hinterfragt wurden. Erst recht nicht von Blättern wie der PRESSE und ihren inhaltsgleichen Mitbewerbern.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/bruessel-anschlag-fluechtiger-terrorist-offenbar-festgenommen-a-1083777.html

 

Noch am 23. März wurde Laachraoui, das vermeintliche „Bombenhirn“ als identifiziert und tot gemeldet, weil es sich beim ihm angeblich um den zweiten Selbstmordattentäter am Flughafen gehandelt haben soll.

 

Identifizierung Laachraoui

Najim Laachraoui

 

Von den Printmedien wurde diese Meldung am 24. März verbreitet, von den Online-Medien wie gewohnt einen Tag zuvor. Die deutschsprachigen Medien hatten sich auf belgische Medienberichte bezogen, diese wiederum auf Behördenquellen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/bruessel-selbstmordattentaeter-waren-offenbar-brueder-a-1083736.html

 

Die belgische Staatsanwaltschaft sollte dies später bestätigen.

Die angebliche Identifizierung soll demnach nach der Pressekonferenz des Bundesstaatsanwaltes geschehen sein, der zuvor den zweiten mutmaßlichen Selbstmordattentäter als noch nicht identifiziert vermeldet hatte. Stunden später hatte die Onlinedienste diese angebliche Identifizierung auf dem Schirm gehabt.

 

TOPSHOT - A picture released on March 22, 2016 by the belgian federal police on demand of the Federal prosecutor shows a screengrab of the airport CCTV camera showing suspects of this morning's attacks at Brussels Airport, in Zaventem.  Two explosions in the departure hall of Brussels Airport this morning took the lives of 14 people, 81 got injured. Government sources speak of a terrorist attack. The terrorist threat level has been heightened to four across the country. / AFP PHOTO / BELGIAN FEDERAL POLICE / - / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / BELGIAN FEDERAL POLICE" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS

Bei der Person links soll es sich um Najim Laachraoui handeln. 

 

Zweifellos haben wir es auch in diesem Fall mit einer äußerst schnellen Identifizierung zu tun. Wie diese Identifizierung, also eine gesicherte und beweisbare Feststellung, erfolgt sein soll, wurde nicht genannt.

Insofern ist es rein spekulativ, an einen positiven Abgleich von Fingerabdrücken zu denken. Der zweite angebliche Selbstmordattentäter soll ja ebenfalls praktischerweise seine linke Hand in einen schwarzen Handschuh gesteckt haben. Über die Zustände dieser und aller vorhandenen Hände gibt es keine Informationen.

Inwieweit Fingerabdrücke bei einer Person wie Najim Laachraoui abgeglichen werden konnten, steht auf einem anderen Blatt. Dieser Mann war als gewöhnlicher Krimineller nie aufgefallen und nie verhaftet worden. In der polizeilichen Datenbank dürften seine Fingerabdrücke demnach nie gespeichert worden sein.

Mit der Einführung der E-Pässe wurden und werden allerdings die Fingerabdrücke eines jeden Bürgers gespeichert. Von der Möglichkeit eines Missbrauchs abgesehen, der technisch möglich ist, stellt sich die Frage, inwieweit ein Abgleich mit einer riesigen Datenbank bereits nach so kurzer Zeit zu einem positiven Ergebnis führen konnte.

Auf die oben vermeldete angebliche Identifizierung aufgrund einer DNA kommen wir an anderer Stelle zu sprechen.

 

Aber warum Laachraoui? Eine Person dieses Namens hatte eine Woche vor den Anschlägen in Brüssel keine Rolle gespielt. Doch sofort nach den Anschlägen und noch vor der angeblichen Identifizierung war dieser Name medial richtig präsent gewesen. Sogar mit Fotos und einigen – wenn auch sparsamen – Hintergrundinformationen.

Diese an die Massenmedien weitergereichten Infos eines bis dato mutmaßlich Verdächtigen konnten natürlich nur von der Polizei/Justiz stammen. Werfen wir einen Blick auf diese Person und auf das, was an Informationen zugänglich war.

 

 

Sonntag
22
Mai 2016
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