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Kriegshetze, Teil 7.

 

Die ihm aufgetragenen Gedanken kreisten bei Ultsch um Aleppo, wo im Ostteil der Stadt die von ihm nicht erwähnten Terroristen eingekreist waren. Bei ihm gab es nur „Assad“ sowie russische und iranische Verbündete, die rücksichtslos agieren und – um „Geländegewinne“ ringen würde. Das war natürlich falsch, denn die syrische Regierung wollte bezüglich Aleppo nichts anderes, als ihre eigene Stadt vom Terrorismus und Krieg befreien.

„Russlands Stärke in Syrien liegt derzeit in seiner Entschlossenheit und Klarheit“, sinnierte Ultsch und vergaß in seinem Dilemma weitere Umstände wie Legalität und moralische Überlegenheit. „Putin will die russischen Interessen in Syrien wahren, indem er Assad im Sattel hält“, um gleichzeitig seine Leser die Interessen und Absichten aller weiteren Akteure zu unterschlagen.

„Dafür wagt der Kreml-Chef, wovor der Westen nach den Fiaskos im Irak, in Afghanistan und Libyen zurückschreckt: eine massive Militärintervention“, zeigte Ultsch weiter seine Sicht der Dinge auf. Die Angriffskriege der USA und einiger NATO-Staaten verharmloste er als „Fiasko„, allerdings als einen für den „Westen„, nicht etwa für die überfallenden und zerstörten Länder mit über einer Million Toten. Dafür dichtete er Russland erneut eine nicht vorhandene „Militärintervention“ in Syrien an, die gar massiv sein soll. Deren relativ geringe Anzahl vermochte er freilich nicht zu nennen.

„Die Flugverbotszone in Syrien, die Assads Gegner vergeblich gefordert hatten, hat nun de facto Russland errichtet: Russische Flugabwehrsyteme sichern Assad die Lufthoheit“, trauerte Ultsch einer nicht erfolgten Eskalationsstufe hinterher. Wie üblich wurde der syrische Staat auf „Assad“ personifiziert und reduziert. „Niemand riskiert es, die russischen Kreise zu stören. Putins Einschüchterungstaktik funktioniert“, ärgerte sich Ultsch, wobei er jegliches Hinterfragen nach Ursache und Sinnhaftigkeit vermied und gleichzeitig vergessen hatte, was er zuvor über seine Freunde gesagt hatte – „Fiaskos“ angerichtet in zahlreichen Ländern. Mit ganz viel Krieg.

„Der Westen indes hat sich in ein Dilemma manövriert. Er fordert immer noch den Rücktritt Assads, hat aber keine vernünftigen Alliierten in Syrien, die Garanten für eine bessere Zukunft nach dem Sturz des Diktators wären“, tat Ultsch dann nachdenklich, aber weiterhin verlogen bis ins Mark. Bei Assad handelt es sich nach wie vor um den legitimen Staatschef von Syrien, ob dies nun dem PRESSE-Schmierfink und seinen Auftraggebern gefiel oder nicht. Was der Westen fordert, hat keinerlei Relevanz, wie auch ein Assad keinen Regierungswechsel in den USA oder in Deutschland zu fordern hat. Das macht er auch nicht, und erst recht betreibt er keine Regierungswechsel in anderen Ländern mit Gewalt – ganz im Gegensatz zu jenen, für die Ultsch als Fürsprecher auftrat. Dem vagen Eingeständnis von ihm, dass es in Syrien für den „Westen“ keine „vernünftigen“ Alliierten in Syrien gebe, folgte nicht der logische Rückschluss, dass somit unvernünftige Alliierte unterstützt wurden und werden – Terroristen.

„Die syrische Opposition hat sich radikalisiert“, versuchte sich Ultsch aus seinem eigenen Dilemma zu retten. Die in Syrien befindliche „Opposition“ hatte allerdings keinen Krieg geführt, von einzelnen Individuen abgesehen. Ultsch versuchte einmal mehr, eine Armee von „Rebellen“ zu erfinden, um diese sich „radikalisieren“ zu lassen. Da hatte der seit 2001 bestehende Plan der US-Administration, eine Reihe von Ländern einschließlich Syrien anzugreifen ebenso wenig Platz wie die von Anfang an in Syrien befindlichen bewaffneten und von Westmedien wohlwollend begleiteten Islamisten. Ebenso wurde von Ultsch die Tatsache unterschlagen, dass sich auch im Osten von Aleppo ausschließlich und von Al-Kaida geführte Terroristen-Verbände befinden.

„Assads Narrativ, das letzte Bollwerk gegen terroristische Jihadisten zu sein, war vor fünf Jahren noch eine große Lüge“, log Ultsch, „ist aber von Monat zu Monat wahrer geworden.“ Wieder musste ein nicht existierender „Bürgerkrieg“ herhalten, der sich für Ultsch bedauerlicherweise als unübersichtlich darstellte. Und dann mahnte er Moskau vor „Gefahren“ seiner Handlungen, unter anderem wegen den angeblichen „Großmachtallüren“ eines „Putin“, wegen einem „Reich auf tönernen Füßen“, wo doch Putin ein „Nullsummenspieler“ sei, ein „geopolitischer Wiedergänger des 19. Jahrhunderts“. Auf der anderen Seite empfand Ultsch den „Westen“ als „lau“, er bettelte förmlich um ein schnelles „Rezept“ gegen Putin. Um schließlich seine bezahlte „Meinung“ mit einer widerlichen wie verlogenen Hetze abzuschließen: „Sonst nimmt er sich weiterhin, was er kriegen kann.“

Was sich der Putin derzeit „nimmt„, führte Kriegspropagandist Ultsch nicht aus. Vielleicht könnte es sich um das „Recht“ handeln, was einem Unterstützer der Rechtsbrecher kaum behagen kann.

http://diepresse.com/home/meinung/kommentare/leitartikel/5106218/Der-traumwandelnd-laue-Westen-findet-kein-Rezept-gegen-Putin

 

 

 

Montag
07
November 2016
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