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Kriegspropaganda in Sozialen Medien. Teil 3-4.

 

Fortsetzung zum Thema: Facebook-Seite von „Amrha und Wärme für Madaya“. Teil 4.

 

An der ganzen Geschichte, wie sie von „Wärme für Madaya“ bzw. Frau Schmid erzählt wurde, war so gut wie gar nichts belegt, und logisch war auch nichts. Logisch und nachvollziehbar war dagegen, dass nach Auflösung der staatlichen Struktur diese durch eine andere Struktur ersetzt worden war: nämlich durch jene der „Ahrar al-Sham“ (und „Nusra“), deren Bewaffnete natürlich das Gewaltmonopol besessen haben. Da deren Anzahl auf etwa 600 Mann geschätzt wurde, sollten diese sich wiederum auf örtliche Kollaborateure (ob freiwillig oder genötigt) gestützt haben, um ihre Form der Ordnung aufrecht zu erhalten.

Zwangsläufig musste – und erst recht in ihrer Situation – es im Interesse der Bewaffneten sein, die Kontrolle über diese Güter zu erlangen. Was in Anbetracht ihrer Bewaffnung kein Problem darstellen sollte. Dass es sich in ähnlichen Szenarios genau so verhält, wurde in der Vergangenheit in aufgelassenen Al-Kaida-Stützpunkten mehrfach festgestellt, zuletzt in Ost-Aleppo.

„Wärme für Madaya“ berichtete dann auch tatsächlich fleißig weiter von der Notlage und den drastischen Folgen. So über den Gesundheitszustand der „kleinen Sahaar“ am 22. Januar, über den Tod eines „Yassin Abd Ar-Rahman“ am 23. Januar als bereits „10. Todesopfer seit dem Eintreffen der Hilfslieferung“.

 

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Quelle: Facebook. 

 

Am 25. Januar nochmals zwei Tote wegen Unterernährung, weitere zwei Tote am 27. Januar, drei Tage später der nächste usw. – als hätte es nie eine Hilfslieferung gegeben.

 

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Quelle: Facebook.

 

Einen weiteren Hinweis lieferte „Wärme für Madaya“ bzw. Frau Schmid, als sie am 24. Januar 2016 im Kommentar-Bereich nach den Kosten für eine Packung Milchpulver gefragt wurde. Frau Schmid antwortete darauf:

„Es schwankt sehr sehr stark. Gestern wurde mir gesagt ca 50 Dollar pro Kilo, es waren aber auch schon fast 300.“

Unbeabsichtigt hatte Frau Schmid mitgeteilt, dass das zuvor nicht vorhandene Milchpulver nach der UN-Hilfslieferung an die Bevölkerung nun genau an diese verkauft wurde. Und man muss nicht lange rätseln, wer letztlich über diese Hilfslieferung verfügte und die einzelnen Güter verkaufte, sofern diese nicht einbehalten und eingelagert wurden.

Es konnte sich nur um die neue Ordnung handeln, die vertreten wurde durch die bewaffneten Söldner der „Ahrar al-Sham“. Und diese wiederum hatten zusammen mit ihren „Sponsoren“ und Auftraggebern aus den Golf-Diktaturen ein natürliches Interesse daran, den Hungertod in Madaya am Kochen zu halten, um die angebliche Unmenschlichkeit der syrischen Regierung demonstrieren zu können. So mussten zu deren Dämonisierung regelmäßige Hungertote – ob nun echt oder gefälscht – ganz gelegen kommen.

 

Es existieren somit eine Reihe von Hinweise darauf, dass diese Versorgungsaktionen der Organisation „Amrha“ nicht der Wahrheit entsprechen. Was aber nicht bedeutet, dass einige es versucht haben könnten oder diese sich gänzlich abzusetzen versucht hätten. Diese spielen hier aber keine Rolle. Stattdessen deutet vieles darauf hin, dass sämtliche auf dem Fotos zur Schau gestellten Güter aus von den Terroristen konfiszierten Lagern stammen bzw. aus von der UN angelieferten Lieferungen.

 

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„Aktivisten“ sollen angeblich ihr Leben riskiert haben, um mit Spendengeldern viele Schokoriegel nach Madaya zu schmuggeln.  Hochgeladen am 9. Januar 2016. Quelle: Facebook. 

 

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Milchpulver der Marke „NIDO“ sowie schwere Säcke mit unbekanntem Inhalt, welche angeblich von „Aktivisten“ nach Madaya geschleust worden sein sollen.  Hochgeladen am 29. Dezember 2015. Quelle: Facebook. 

 

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Weiteres Milchpulver von anderen Firmen. Quelle: Facebook.

 

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Neues Milchpulver, nur acht Tage nach der UN-Hilfslieferung. Zum Kaufen! Quelle: Facebook. 

 

Ein Foto von „Mädchen mit Milchpulver in der Hand“ war dann eines für die gutgläubigen Spender an der Medien-Front. Kinderschicksale waren und sind für emotionale Bindungen und Spendenbereitschaft besonders attraktiv.

 

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Quelle: Facebook.

 

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Gezielt fotografiert: Kind mit Milchpulver. Quelle: Facebook. 

 

Ein Friedrich Küchler war skeptisch gewesen, da er auch einen Bericht aus einer anderen Quelle gesehen hatte. Am 25. Januar hatte er gefragt:

„Ist es zutreffend, dass die Rebellen Hilfsgüter konfiszieren und für ein vielfaches verkaufen?“

Die in der Schweiz sitzende Frau Schmid war sich ganz sicher mit ihrer Erwiderung:

„Nicht in Madaya.“

Herr Küchler hatte daraufhin einen Videobeitrag platziert: „Habt ihr keinen Hunger? – Wir haben Hunger!“, welche von der Plattform „Bürgerinitiative für Frieden in Syrien“ stammte. Inhalt dieses Videos war die Darstellung, dass die „Rebellen“ keine Nahrungsmittel in das von ihnen kontrollierte Gebiet lassen und andererseits den Bewohnern verbieten würden, die Stadt zu verlassen, um sie weiterhin als Schutzschilde zu benutzen.

https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=1008288299229959&id=569327766459350&hc_location=ufi

 

habt-ihr-keinen-hunger

Quelle: Facebook. 

 

Herr Küchler fragte dazu:

„Ist dieses Video nicht aus Madaya?“

Da die gezeigten Aufnahmen tatsächlich aus Madaya stammten und dies nicht abgestritten werden konnte, versuchte Frau Schmid die Entschärfung des Themas auf eine andere Weise:

„Oh bitte nicht diese Seite. Das ist gelogen. Und lächerlich dazu. Die „Rebellen“ befinden sich nach wie vor in Zabadani, nicht in Madaya.“

Neben Unsachlichkeit („bitte nicht diese Seite“/“gelogen“/“lächerlich“) hatte Frau Schmid ihr Heil in einer Flucht nach vorne gesucht – mit einer dreisten Lüge, mit der sie sich selbst lächerlich machen musste. Sie behauptete tatsächlich, dass sich in Madaya überhaupt keine „Rebellen“ (Terroristen) aufhalten würden.

 

Am 5. Januar hatte Frau Schmid einer Interessierten es noch ein wenig anders erklärt:

„… Madaya und die Nachbarstadt Zabadani waren von Oppositionellen kontrolliert. Zabadani wurde darauf von Regime-Truppen angegriffen, viele Zivilisten flohen während der Gefechte nach Madaya. Darauf wurden beide Städte von Regime-Truppen und der vom Iran unterstützten libanesischen Hezbollah-Miliz eingezäunt und abgeriegelt…“

Madaya wurde demnach ihren eigenen Worten nach von „Oppositionellen“ kontrolliert, aber dann müssen sie… irgendwie… verschwunden sein.

Frau Schmid hatte ihre Behauptung, dass es in Madaya angeblich keine „Rebellen“ geben würde, am 14. Januar 2016 wiederholt, nachdem sie mit einer aufmerksamen Kommentatorin („Veronika Langstrumpf“) in einen für sie unangenehmen Disput geraten war.

 

 

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Quelle: Facebook.

 

Wo diese abhanden gekommenen „Rebellen“ abgeblieben sein sollen, wurde nicht erwähnt. Frau Schmid selbst hatte einen Hinweis genannt, welchen sie – konträr zu ihrer Behauptung – in ihrer Sinnhaftigkeit offenbar nicht einzuordnen vermochte. In einer Erwiderung vom 11. Januar 2016 hatte sie geschrieben:

„Es wurden ja auch in 4 Städten gleichzeitig Hilfslieferungen gebracht. In Madaya und Zabadani sowie in den durch die Al-Nusra belagerten Städte Kafraya und Fouaa. Dies war ein Teil des Abkommens, da in diesen zwei Städten Anhänger des Regimes belagert werden.“

 

anhaenger-des-regimes

 

Es war damals tatsächlich zu einem Abkommen zwischen der Terrororganisation „Jabhat al-Nusra“ und der syrischen Regierung gekommen, wobei letztere Hilfslieferungen zu den von „Ahrar al-Sham“ und „Nusra“ besetzten Zabadani und Madaya mit der Versorgung der von den Terroristen belagerten Ortschaften Kafraya und Fouaa gekoppelt hatte. Die dort bedrängte Bevölkerung war freilich medial im Westen unterprivilegiert gewesen. Dieses Abkommen machte natürlich nur Sinn, wenn die Terroristen vor Kafraya/Fouaa sowie in Zabadani/Madaya den selben Organisationen angehören.

Das Intellekt der Frau Schmid schien überfordert und gleichzeitig bösartig genug, um gemäß der Al-Kaida-Propaganda aus den syrischen Bewohnern von Kafraya/Fouaa abwertend „Anhänger des Regimes“ zu bilden. Das Wohl deren Frauen und Kinder schien innerhalb dieser Doppelmoral vernachlässigbar. Frau Schmid hatte zudem vergessen zu erwähnen, dass die Bevölkerung von Kafraya/Fouaa überwiegend shiitisch geprägt ist und somit einer Glaubensrichtung anhängt, denen die Takfiri-Terroristen nach ihren eigenen Bekundungen das Licht ausblasen wollen. Deren Widerstand hatte also rein gar nichts mit einer wie immer gearteten Anhängerschaft zu tun.

 

Bei einem Dialog im Kommentarbereich hatte eine Interessierte am 16. Februar 2016 ihr Unverständnis gegenüber dem angeblichen Beschuss durch syrische Truppen geäußert, weil doch – wie von Frau Schmid behauptet – keine „Rebellen“ mehr in der Stadt wären. Natürlich war das sinnlos, aber Frau Schmid wusste auch diese Sinnlosigkeit zu erklären:

„Gott sei Dank wurde beim gestrigen Beschuss niemand verletzt. Nein, es sind keine Rebellen mehr in der Stadt, nur Zivilisten. Jedesmal wenn es den menschen in Madaya einige Tage etwas besser ging, werden sie wieder beschossen… Ja, es ist total feige und sinnlos und die Befehlshaber haben mit Sicherheit nicht mehr alle Tassen im Schrank. Auch was gestern in Nordsyrien passiert ist, Krankenhäuser und Schulen bombardiert, das ist einfach furchtbar und ein Verbrechen dazu. In Syrien tobt ein ganzer Weltkrieg, in einem einzigen Land.“

Nach Frau Schmid hatte die Sinnlosigkeit Methode, weil die Befehlshaber der SAA oder Hisbollah schlichtweg verrückt waren.

Daraufhin hatte am 19. Februar 2016 ein „RüRo“ nachgehakt (Posting vom 15. Februar).

„Woher haben Sie das: „Nein es sind keine Rebellen in der Stadt, nur Zivilisten…“ Haben sich diese „Rebellen“ in Luft aufgelöst?“

Frau Schmid beantwortete diese Frage in der erwarteten Weise:

1. Die Rebellen waren vor allem in der Nachbarstadt Zabadani. Dort wurde anfangs Sommer 2015 schwer gekämpft, viele Zivilisten von Zabadani flohen nach Madaya, kurz darauf wurde die Belagerung beider Städte begonnen. 2. Die Rebellen mussten aus beiden Städten abziehen, das war Teil der Abmachungen für den Zugang der Hilfslieferungen.“

 

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Quelle: Facebook. 

 

Auf die zu Punkt 2 von Frau Schmid platzierte Lüge erwiderte „RüRo“:

„Zu 2: Es gibt bislang keinerlei Meldungen, dass aus Madaya die „Rebellen“ abgezogen sind. Eine „Belagerung“ Unbewaffneter durch Bewaffnete ergibt auch wenig Sinn.“

Frau Schmid geriet ins Schwimmen und versuchte, mit einer weiteren, wenn auch sehr dümmlichen Erfindung (Motiv: Rache wegen flüchtenden Zivilisten) aus der Sache herauszukommen.

„Im Krieg in Syrien ergibt so einiges keinen Sinn. Die Madaya-Belagerung wurde aus Rache für das Aufnehmen der flüchtenden Zivilisten aus Zabadani begonnen. Natürlich gibt es sehr viele Angehörige von Rebellen in beiden Städten. Dies setzt die Rebellen im ganzen Land unter Druck.“

 

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Quelle: Facebook. 

 

Aber der Kommentator „RüRo“ ließ nicht locker:

„Es hat alles einen Sinn, zumindest für die jeweiligen Akteure und Verantwortlichen. Ich muss Ihnen leider widersprechen. Die Anwesenheit von bewaffneten „Rebellen“ werden von allen Quellen gemeldet. Mögliche Angehörige (unbewaffnet) sind ein anderes Thema. Offizielle Quellen gehen von rund 600 Bewaffneten aus (Stand Januar 2016).“

Und Frau Schmid daraufhin, als wäre es für sie eine Neuigkeit gewesen:

„Dann darf ich Sie sicher um eine Quellenangabe bitten…?“

„RüRo“ kam dem gerne nach und nannte einige Quellen:

„Vom 6.-bis 13. Jan. 2016 wurde massiv es in sämtlichen westlichen Massenmedien gemeldet, sicherlich auch in der NZZ: in Madaya eingeschlossenen Zivilisten und „Rebellen“. Vom 6.-8. Jan. gar mit der vollkommen übertriebenen Zahl von: 40.000 Personen, davon die Häfte Zivilisten. SOHR machte daraus 125 „Rebellen“, die Hisbollah nannte die Zahl 600. Evakuierung von „Rebellen“ aus Zabadani Ende Dezember 2015. Aus Madaya nur Evakuierung von Schwerkranken/Schwerverwundeten in geringer Anzahl laut UN (Link). Unter anderem Madaya vom 28. Dezember 2015 (Link).“

 

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Quelle: Facebook.

 

„RüRo“ war auch noch so freundlich, das Communique der Hisbollah darzubieten:

„Hier die Veröffentlichung von der Hisbollah, wenn auch nur noch auf Twitter. Wurde aber im Libanon publiziert. Link.“

Und schießlich auch noch einen Artikel eines unabhängigen Nachrichtenmagazins:

„Hilfreich sind immer die Artikel von Hintergrund, einem der besten Nachrichtenmagazine in Deutschland, weil es keinem Konzern angehört. In diesem Fall zum Thema: Link.“

 

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Quelle: Facebook. 

 

Frau Schmid war in Schwierigkeiten und sichtlich nicht in der Lage, darauf eine Antwort zu finden. Da keine Reaktion erfolgte, fragte „RüRo“ am 23. Februar noch einmal nach:

„Wie schaut es mit ihrer Quelle aus?“

Immerhin antwortete Frau Schmid noch auf diese Frage:

„Sie dürfen gerne mit Ahmad aus Madaya sprechen. Er ist die Quelle.“

 

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Quelle: Facebook. 

 

Vielleicht hätte Frau Schmid eine andere Option zur Verfügung gehabt, um ihrer Überführung als Lügnerin zu entgehen. Aber einen derartigen Propaganda-Apparat auf ihrer Seite aufzubauen und sich anschließend als vollkommen ahnungslos geben, um alles auf eine einzige Quelle – Ahmad – zu schieben, war an dreister Armseligkeit kaum zu überbieten. Er sollte demnach der „Informant“ und Lügner sein und sie, Frau Schmid, die Dumme. Wobei letztere das Spendengeld einsammelte, um es an den ersteren zu transferieren.

 

Die FB-Seite „Amrha und Wärme für Madaya“ soll 788 Abonnenten besitzen, darunter potentielle Spender. Kein einziger war in der Lage gewesen, sich an dem Diskurs zu beteiligen, kein einziger, der auf die Demütigung der Frau Schmid reagiert, kein einziger, der Fragen gestellt hatte. 788 mehr oder minder gutmütige Mitmenschen, die von Anfang an trotz aller Offensichtlichkeit nichts begriffen hatten.

 

 

Freitag
06
Januar 2017
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