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Der Gesang der US-Marschflugkörper 11.

 

Gehlens Kollege Wieland Schneider hatte in der Print-Ausgabe der PRESSE vom 5. April 2017 mit einer als „Leitartikel“ deklarierten Meinung assistiert. Die Überschrift „Das international „verwaltete“ Sterben in Syrien“ log bereits eine Realität herbei, die es nicht gab. Denn in Syrien wird durch eine ganze Reihe von internationalen Akteuren aktiv Krieg geführt – und nicht verwaltet.

Auch Wieland begann seinen Artikel mit den angeblich humanitären Bemühungen Brüssels, ohne zu erwähnen, dass dieses „Brüssel“ Kriegspartei war (und ist). Es beinhaltet die Kriegsaktivitäten einzelner Mitglieder sowie den Handelskrieg der EU als Organisation mit dem erklärten Ziel, die Wirtschaft des Staates Syrien massiv zu beeinträchtigen und die Bevölkerung in Not und Elend zu stürzen. (Damit diese sich in weiterer Folge gegen ihre Regierung auflehnen würde).

Bei dieser Gelegenheit deutete Wieland wie alle anderen Redakteure in den westlichen Massenmedien den Krieg in Syrien zu einem „Bürgerkrieg“ um, als würde die eine Kriegspartei nicht ausschließlich durch ausländische Mächte unterhalten werden. Danach kontrastierte er die vermeintlich Guten, die Wieland im Westen sah, mit den schrecklichen Al-Kaida-Bildern, deren Verantwortung die vermeintlich Guten im Westen den von ihnen definierten Bösen im Osten unterstellten – und nicht etwa Al-Kaida, als würde diese über einen einwandfreien Leumund verfügen. 

http://diepresse.com/home/meinung/kommentare/leitartikel/5195755/Das-international-verwaltete-Sterben-in-Syrien

 

Zitieren wir hier Wieland Schneider, um dessen aus Lügen, Manipulationen und Unterschlagungen bestehendes Zerrbild ein wenig zu beleuchten:

„Eigentlich sollte in Syrien – ausgenommen von Operationen gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) und al-Quaida – Waffenruhe herrschen. Doch die ist mehr als brüchig. Aufständische haben versucht, erneut in der Hauptstadt Damaskus vorzurücken.“

Schneider erkannte richtig, dass die besagte Waffenruhe nicht für „IS“ und „Al-Kaida“ galt, stand aber vor dem Problem, „Al-Kaida“ zu definieren und deren einzelnen Gruppierungen sowie deren Operationsräume zu benennen. Da aber nun alle wesentlichen bewaffneten Kräfte nicht zuletzt auch durch ihre eigenen Deklarationen, Bündnisse, Handlungen und Hintermänner als „Al-Kaida“ zu definieren waren und sind (so „Ahrar al-Sham“ und „Islam-Armee“), versuchte Schneider die Legitimität des Abwehrkampfes des syrischen Staates (und seiner Verbündeten) mit seinen Definitionen (bzw. den Definitionen seiner Arbeitgeber) zumindest in Frage zu stellen.

Dazu gehörte der Begriff „Aufständische“, welcher suggerieren sollte, dass es sich um Personen bzw. syrische Staatsbürger handelte, die sich gegen die staatliche Obrigkeit erhoben hatte. Die von Schneider (und seinen Komplizen) gewählte Begrifflichkeit ist allerdings eine Irreführung, da es sich bei der östlich von Damaskus befindlichen „Jaish al-Islam“ um eine multinationale und salafistische Söldnertruppe handelt, welche durch ausländische Mächte – hier insbesondere durch Saudi-Arabien, Jordanien und auch durch die USA – ausgehalten wird.

 

 

 

Die Kriegshandlungen und der von ihnen ausgeübte Terror unterschieden und unterscheiden sich keinen Deut von jenen Gruppierungen, die wie „Jabhat al-Nusra“ als „Al-Kaida“ definiert werden. Ihre Ziele, ihre Ideologie und ihre ausländischen Hintermänner sind auch die selben.

Das verlogene Umdeklarieren von Al-Kaida zu „Aufständischen“ begleitete Schneider mit einer aggressiven Bewegung der Genannten, welche er als ein „Vorrücken“ verharmloste. Statt „aus dem Ausland gestützte Al-Kaida-Terroristen greifen an“ wurde bei ihm ein „Aufständische rücken vor“. Auf der anderen Seite wurde die syrische Regierung mit dem Begriff „Regime“ negativ dargestellt

„Das Regime wiederum arbeitet nach dem Sieg in Aleppo weiter daran, die Rebellen weiter zurückzudrängen.“

Das ist natürlich auch deren gutes Recht, vor allem, weil sich diese Operationen gegen eine Reihe von Al-Kaida-Gruppierungen auf syrischem Staatsgebiet richteten, die ihrerseits Operationen gegen die syrische Armee und gegen syrische Bevölkerung durchführten/durchführen. Al-Kaida wurde bei Schneider auch in diesem Kontext nicht genannt. Aus den Operationen gegen Söldner und Terroristen durch die syrische Regierung und dem syrischen Militär wurde ein „Regime drängt Rebellen zurück“, um erstere Kriegspartei negativ darzustellen und letztere zu wiederholten Male zu verharmlosen.

„In der Provinz Idlib, dort, wo jetzt auch der Giftgasangeriff stattgefunden haben soll, befindet sich das letzte größere Gebiet der Aufständischen.“

Tatsächlich handelt es sich bei der Provinz Idlib um eine große Region, in welcher der syrische Staat keine Kontrolle ausübt. Es gibt allerdings eine Reihe von weiteren großen Regionen, in welchen es nicht anders aussieht.

 

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Quelle: Southfront.org

 

Wieland Schneider trägt zwar eine Brille, doch hatte er in der mit Kräften der Nusra-Front vollgestopften Provinz Idlib wiederum nur „Aufständische“ ausgemacht. Da in anderen Propagandablättern bereits seit einiger Zeit zu lesen ist, dass sich in der Provinz vor allem Al-Kaida und deren Helfer festgesetzt haben, versuchte Schneider seine Lüge mit einer noch größeren, dummdreisten zu kaschieren.

„Und hier haben die moderaten Kräfte der Opposition keinen leichten Stand. Denn Idlib ist – im Vergleich zu andere Rebellenterritorien – auch immer eine Hochburg jihadistischer Gruppen gewesen.“

Diese angeblichen „moderaten Kräfte der Opposition“ existieren allerdings nicht, sind aber Teil des westlichen Märchens, mit dem eine regierungsfeindliche Bewegung in Syrien vorgetäuscht wurde und immer noch wird. Der Propagandist Schneider phantasierte zudem eine Bedeutung und Größe herbei, als würde sie sich in einer von Al-Kaida kontrollierten Provinz gerade noch behaupten können. Also dort, wo das öffentlich Moderate von den Nicht-Moderaten gerne hingerichtet wurde. Diesen märchenhaften Dreck behauptete nicht einmal mehr das US-Kriegsministerium. Schneider erfand in Idlib auch eine „Hochburg jihadistischer Gruppen“ und log seine Leser an, dass dies schon immer so gewesen wäre.

Wer sich allerdings darum bemüht, den Verlauf der Kriegsereignisse nachzuzeichnen, wird davon nichts finden. Er wird stattdessen entdecken, dass es eine ganze Armee von Söldner und Takfiri-Terroristen gewesen war, welche aus der Türkei kommend die Provinz Idlib überfallen hatte. Die Stadt Idlib wurde schließlich im Frühjahr 2015 von „Jabhat al-Nusra“ erobert.

Für jeden Leser sichtbar, brachte es Schneider nicht über sich, Al-Kaida bei Namen zu nennen, womit auch die Definition „Terroristen“ wegfiel. Es war dem alten propagandistischen Bemühen geschuldet, die von westlichen, türkischen und am Golf ansässigen Kriegstreibern unterhaltenen Söldnerarmeen, Proxytruppen und Terroristen unsichtbar zu machen bzw. diese als innersyrische Aufstandsbewegung umzudeuten.

„Syriens Machthaber, Bashar al-Assad, scheint angesichts seiner jüngsten militärischen Erfolge nicht daran zu denken, das Präsidentenamt abzugeben. Die Opposition beharrt aber darauf, dass Assad gehen muss – und steht unter Druck erstarkter extremistischer Kräfte.“

Bei dem „Machthaber“ handelt es sich natürlich um den legitimen Präsidenten des Staates Syriens, nur entsprach dies nicht der Sprachregelung für die Propagandisten. Es blieb schleierhaft, warum Schneider sich wunderte, dass dieser Präsident sein Amt nicht zu verlassen gedachte, nur weil die „Opposition“ – im Land selbst eine nicht relevante Minderheit, welche medial nicht in Erscheinung tritt – aus ausländisch finanzierten Al-Kaida-Verbänden dies verlangen würde.

„Mit jedem Tag, den der sechs Jahre währende Konflikt andauert, werden die guten Optionen für Syriens Zukunft weniger.“

Welche Optionen Schneider hier gemeint haben könnte, kann nur vermutet werden. Im Kontext zu seinem bisherigen Geschreibsel könnte eher auf eine Al-Kaida-Regierung getippt werden, natürlich unter Aufsicht seiner internationalen Förderer.

„Das Sterben, das Hungern, das Vertriebenwerden, das Leid von Millionen Menschen haben kein Ende gefunden. Internationale Verhandler und Organisationen können nur das blutige Chaos gleichsam „verwalten“. Sie können nur versuchen, den Schaden für Zivilisten zu mindern, indem sie Feuerpausen vermitteln und dort, wo es möglich ist, humanitäre Hilfe leisten. Die großen politischen Lösungen hingegen sind nicht in Sicht.“

Das war dummes Zeug. Diverse Organsisationen verwalteten nicht, sondern sie unterstützten – in mancherlei Hinsicht. „Internationale Verhandler“ waren und sind zumeist von Interessen gesteuert, auch in der UN. Die Verhandlungen der syrischen Regierungsvertreter wurden glatt unterschlagen wie gleichfalls der Umstand, dass der Staat Syrien immer noch das größte Interesse daran hatte, die Kriegshandlungen und die Zerstörungen in ihrem Land zu beenden. Deren Bemühungen fielen bei Schneider ebenso unter den Tisch wie die Unnachgiebigkeit der ausländisch gesteuerten Proxytruppen und deren Hintermänner. Keinerlei Erwähnung fand auch die Tatsache, dass die große Mehrheit der syrischen Bevölkerung von der genannten „humanitären Hilfe“ ausgeschlossen war. Sie beschränkte sich nämlich auf jene Menschen, die ins Ausland (Türkei, Libanon, Jordanien) geflüchtet oder in den von Söldnergruppen und Al-Kaida-Truppen besetzten Gebieten verblieben waren. Der Großteil der Syrer, die sich unter dem Schutz der Regierung befinden, erhalten humanitäre Hilfe aus Russland und dem Iran.

„Die Gründe dafür liegen nicht nur in Syrien selbst. Denn in dem Land verlaufen die Fronten mehrerer Stellvertreterkriege. So betreibt die türkische Regierung Machtpolitik in dem Nachbarstaat und trägt hier ihren Konflikt mit kurdischen Milizen aus. Und auch die Regionalmächte Saudiarabien und Iran führen ihren Stellvertreterkrieg in Syrien. Teheran hat maßgeblich daran mitgewirkt, dass sich der Verbündete Assad halten konnte. Saudiarabien will Assads Sturz.

Auch in diesem Absatz lügt Schneider in seiner bezahlten Rolle als Kriegspropagandist ein Zerrbild zurecht, um Ursachen und Verantwortliche zu verschleiern. Immerhin hatte er entdeckt, dass es mit der Türkei eine regionale Macht gab, die in Syrien agierte und Gewalt ausübte, verharmloste aber deren Rolle enorm. Die Türkei beging Völkerrechtsbruch, führt Kriegshandlungen gegen den syrischen Staat durch, bekämpft auf syrischem Territorium die syrischen Kurden („Konflikt“), ließ ganze Armeen von Söldnern und Terroristen nach Syrien einfallen und unterstützt nach wie vor sämtlich Al-Kaida- und IS-Truppen, soweit erreichbar, logistisch und ließ syrisches Staatseigentum und Ressourcen rauben. Für Schneider war hier der durch die Türkei ausgeübte Krieg, Terror und Massenmord allerdings nur „Machtpolitik“ und deren Führung noch immer eine „Regierung“, nicht etwa ein „Regime“. Diese Bezeichnung war augenscheinlich nur jenen Regierungen vorbehalten, die von der Landkarte getilgt werden sollten.

Desweiteren faselte Schneider von einem angeblichen Stellvertreterkrieg, den Saudiarabien und der Iran führen würden. Er unterschlug die Information, dass es sich bei den saudischen Wahhabiten um die aggressive, angreifende Mörderbande handelte, während iranische Verbände als Bündnispartner den Staat und das Land Syrien zu verteidigen halfen – und zudem erst später aufgetreten waren.

Versteckt hinter den verharmlosenden Begriffen wie „Machtpolitik“ und „Stellvertreterkrieg“ nannte Schneider – eher ungewollt – mit Saudiarabien, der Türkei und den USA immerhin drei verbrecherische Mächte, die in Syrien über Proxys Krieg führen lassen. Schneider entlarvte nicht nur sich selbst als verlogener Handlanger, sondern auch die Mär vom angeblichen „Bürgerkrieg“.

 

Donnerstag
20
Juli 2017
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