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Die Schwedenbombe.

 

Auf einer Expedition im Waldviertel gab es in diversen Gasthäusern neben Mohntorte auch „Mohr im Hemd“, wie diverse Speisekarten informierten. Die von der Partei „Die Grünen“ verordnete vermeintliche politische Korrektheit schien in dieser Gegend keinen Fuß gefasst zu haben.

Wozu auch, möchte man meinen, wirkte diese Korrektheit doch ein wenig aufgesetzt, da die selbe Partei – wie ihre Schwesterpartei in Deutschland – sich außenpolitisch alles andere als korrekt platzierte. Auch in Ländern, wo die „Mohren“ leben.

Die Mohren in Hemden führten uns zu den Schwedenbomben. Die selbe Süßigkeit wurde in Deutschland lange Zeit als „Negerküsse“ bezeichnet, das war jedem Kind bekannt. Zumindest so lange, bis die vermeintliche politische Korrektheit dem einen Riegel vorgeschoben hatte, weil die Begrifflichkeit „Neger“ negativ kanonisiert und als abwertend bezeichnet wurde. Aus „Negerküsse“ wurden „Schokoküsse“.

 

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Der Ursprung des Begriffes „Neger“ erscheint allerdings harmlos, denn er stammt aus dem Lateinischen: „niger“, was nichts anderes bedeutet als „schwarz“. Ein „Neger“ ist folglich ein „Schwarzer“, wenn auch als eine unzulässige Pauschalisierung.

„Neger“ ist dagegen aufgrund früherem Sprachgebrauch mit dem Kolonialzeitalter verbunden, und mit ihm der „Weiße“, der als Rassist oder einfach nur als Ausbeuter seinen miesen Geschäften nachgegangen war. Verschwindet der vorzugsweise in Ketten arbeitende „Neger“, verschwindet auch sein weißer und politisch äußerst inkorrekter Besitzer. 

Konsequenterweise wurden die ersten „Schokoküsse“ im Kolonial-Staat Frankreich mit dem Namen „tete de négre“ hergestellt. In Deutschland wurde später das selbe Produkt unter den Namen „Mohrenkuss“ oder „Negerkuss“ produziert. Nun, auch Deutschland hatte in Afrika Kolonien und Bevölkerung besessen. 

In Österreich hatte sich für die hier besprochene Süßigkeit der Namen „Schwedenbombe“ durchgesetzt. Diese Bezeichnung wurde bislang nicht beanstandet, doch war diese politisch korrekt? Immerhin schien der Name eine Diskriminierung der Schweden nahe zu legen.

Und warum „Schweden“? Warum nicht Finnen, Norweger oder Dänen, um in Skandinavien zu verbleiben. Eine Dänenbombe hätte auch nicht viel schlechter geklungen.

Die Erklärung ist ganz einfach: die Dänen waren nie im Waldviertel, die „Schweden“ dagegen schon. Schweden hatte während des 30-jährigen Krieges der protestantischen Union angehört und war im Zuge dessen mit einer Armee unter dem Kommando des schwedischen Marschalls Lennart Torstenson im Jahre 1645 in das nördliche Niederösterreich eingefallen. Historisch betrachtet mussten im Habsburgerreich die Schweden in diesem Fall als negativ betrachtet werden.

Eine Süßigkeit mit dem Namen „Schwedenbombe“ mochte demnach auf einen Hintergrund deuten, welcher bei der Namensgebung durchaus eine Rolle gespielt haben könnte. Zumal der schwedische Marschall Torstenson ein ausgesprochener Artillerie-Experte gewesen war.

Wir besitzen ein Fundstück aus dieser Zeit, welches vor wenigen Jahren von einem Anwohner an der Stadtmauer von Eggenburg entdeckt worden war. Es handelt sich dabei um ein Geschoß aus einer schwedischen Kanone.

 

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Die Ähnlichkeit mit einer „Schwedenbombe“ kann nun nicht mehr überraschen.

 

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Es scheint, dass eine nahe liegende Namenskonstruktion wie „Schwedenkuss“ nicht in Erwägung gezogen worden war, obwohl der Krieg lange vorbei ist. War es eine Ironie der Namensgeber, eine zum Verzehr geeignete „Schwedenbombe“ zu produzieren?

Die Bombe ist übrigens weiblich. Doch führte die Diskussion, welche schließlich auf einem Balkon in Hamburg gipfelte, mit „SchwedenInnenbombenInnen“ definitiv zu weit. In einem gewöhnlichen Klatschbrötchen sind sie ohnehin alle gleich. Klatsch-Matsch.

 

 

Dienstag
19
September 2017
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