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Die Kasematten und zur Stadtbefestigung von Wr. Neustadt

 

Das Interesse an der Veranstaltung „Die Kasematten“ etc. hatte sich erfreulicherweise mehr als rege erwiesen. Das Stadtarchiv war im Obergeschoss über den letzten Platz hinaus gefüllt gewesen.

Die Befundung der archäologischen Untersuchung der Kasematten und an den Überbleibseln der Stadtbefestigung im Raume des Jakobinerturmes wurde vom Bauhistoriker Ronald Woldron leidenschaftlich referiert. Zahlreiche neue Erkenntnisse, die sich auch auf die Arbeit seiner anwesenden Kollegen, der Archäologin Doris Schön und dem Kunsthistoriker Günther Buchinger, stützen, wurden dem Publikum dargeboten.

Da diese im Rahmen der kommenden Landesausstellung publiziert werden, soll an dieser Stelle nicht genauer darauf eingegangen werden.

 

Die-Kasematten---Vortrag

Von links nach rechts: Gerhard Geissl (Archiv-Leiter), Ronald Woldron (Bauhistoriker), Eveline Klein (Museums-Leiterin), Doris Schön (Archäologin), Günther Buchinger (Kunsthistoriker) sowie die Rückansicht von Karl Kreska (Bezirksblätter). 

 

Bezüglich der mittelalterlichen Stadtbefestigung und Stadtgeschichte war der Nachweis von Interesse, dass der Großteil des Jakobinerturmes, die diesen flankierende Stadtmauer sowie die Zwingermauer, an welcher sich an der Ecke ein polygones Türmchen befunden hatte, in den Jahren 1488/89 wieder aufgebaut worden war. Eine nur mehr schwach erkennbare Einmeißelung oben am Turm, das spätgotische Mauerwerk über jene der Spätromanik sowie der tadellos erhaltene wie unbeschädigte originale Verputz der noch erhaltenen Zwingermauer geben darüber Auskunft, dass das vorherige Gemäuer zerstört worden war.

 

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Links im Bild der mittelalterliche Jakobiner-Turm, davor das Stück der bis 1489 wiederaufgebauten Zwingermauer mit unbeschädigtem Putz. Rechts im Bild der Überrest der Renaissance-Bastei. 

 

Tatsächlich war diese Ecke der Stadtbefestigung während der Belagerung durch Truppen des ungarischen Königs Mathias Hunyadi 1486/87 massiv beschossen worden. Für die Belagerer war diese Stelle für den Einsatz von Kanonen recht günstig gewesen, weil sich in der Verlängerung der Eckachse, im Bereich des heutigen Geländes der Post, das Areal der befestigten Kirche Sankt Ulrich befunden hatte. Die Angreifer hatten somit eine Stellung besetzt, in welcher sie sich hätten zur Not verteidigen wie auch ihre Kanonen schützen können.

Der in ungarischen Diensten stehende italienische Chronist Antoni Bonfini schildert in seiner zeitgenössischen Chronik einige Details zur Belagerung und den Beschuss der Stadt. 

In diesem Zusammenhang ist ein Mauerverlauf außerhalb des nicht mehr sichtbaren mittelalterlichen Grabens interessant, welcher den Rand der ehemaligen Bastei aus der Barock-Zeit markiert. In diesem ist an einer Stelle anscheinend eine ältere Mauer integriert worden, dessen Datierung allerdings noch aussteht. Es ist möglich, dass es sich hierbei um einen der letzten Reste eines Vorwerkes handelt, welches im 15. Jahrhundert außerhalb des alten Grabens an der Ecke errichtet worden war.

 

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In der unteren Bildmitte noch gut erkennbar der im Mauerverband spitzwinkelig integrierte Teil einer älteren Mauer. 

 

Eine weitere Untersuchung wäre hier zweifellos wünschenswert, da sich an den Ecken situierte und sicherlich massiv gebaute Vorwerke der spätgotischen Stadtbefestigung bislang in schriftlichen Quellen nicht nachweisen ließen. (Von Bonfini abgesehen). 

Belegen lässt sich dagegen eine „Bastei“ vor dem westlichen Fleischhacker-Tor, die zur damaligen Zeit eine eher rundliche Form gehabt hatten. Außerdem ein „Bollwerk“ beim Neunkirchener-Tor. Bei ihnen hatte es sich um massive Erdaufschüttungen gehandelt, befestigt mit Hölzern und Steinen, die oben eine angemessene Wehrplatte besessen hatten, gleichzeitig aber durch Kanonenbeschuss kaum zu zerstören gewesen waren. Wir können davon ausgehen, dass auch diese massiven Vorwerke jeweils durch einen Graben gesichert gewesen waren.

 

Sonntag
17
Juni 2018
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