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Welt in Bewegung…….aber wohin? Teil 2.

 

Gedanken anläßlich der offiziellen Eröffnungsfeier zur Landesausstellung 2019 „Welt in Bewegung“ in Wiener Neustadt am 29. März 2019.

Text und Fotos: „Arcimbaldo“

 

Diese also nun türkisblaue „Gala“ wurde dann auch dementsprechend perfekt und mit großem technischen Aufwand über die Bühne gebracht. Viel Blasmusik, viel Effekte und Glanz, der üblicherweise als „Austronaut“ diesmal jedoch von Moderatorin Barbara Stöckl fälschlicherweise als „Unser Mann am Mond“ bezeichnete Franz Viehböck, bunte Bilder einer perfekten Welt in intakter Natur, fröhlich lächelnde Kinder auf der Bühne, die durch ihr Herumgehopse eine Lebendigkeit suggerieren sollten, die es so im Alltag dieser Stadt längst nicht mehr gibt, und eine positive Zukunft heraufbeschwören, von der alle der im Saal Anwesenden nur allzu gut wussten, dass sie so niemals je eintreten wird.

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Die Lebenswelt der vielleicht nicht so Hochbegabten, der weniger Ausgefuchsten, der Unglücklichen und ins Abseits Gedrängten, also doch eines Großteils unserer Mitmenschen, war allen Rednern und Protagonisten keine einzige Silbe wert. Gezeigt und ausschließlich angesprochen: ein weich gespültes Bild einer Welt ohne Ecken und Kanten, ohne Widersprüche und Probleme. Eine intakte Szenerie, bevölkert nur von Siegern und denjenigen, die es sich haben richten können. Auch die dort anwesenden Sieger, welche wussten, dass sie im neoliberalen Wettbewerb nur Sieger auf Kosten von Verlieren sind, lächelten unbeteiligt, stellten sich brav ins himmelblaue Gruppenbild.

All das erinnerte fatal an ein System der 30er Jahr, an ein System, das mit Mitteln der Massenpsychologie die Leute auch zum Glauben an eine Scheinwelt verführte, sie mit Zeichen und Symbolen in ein „Mindset“ zu manipulieren vermochte, so dass sie sich freiwillig unterwarfen, sie in den Glauben kamen, diese Art von Herrschaft wäre normal oder gottgegeben, und dass es ohne diese gar nicht mehr ginge. Wir alle wissen, wie das ausging, ein Zivilisationszusammenbruch war die Folge, das böse Erwachen kam zu spät.

Nun saßen in diesem Zelt erneut Vertreter einer Partei, die sich „freiheitlich“ nennt, im Kern jedoch völlig totalitär an diese „Zeit“ anschließen möchte, die fast jede Woche mit NS-ähnlicher Diktion am rechten Rand zündelt, wieder in der Absicht, uns an eine Diktion dieser Art zu gewöhnen, uns in ein „Mindset“ zu bringen, dass wir irgendwann rassistische Hetze für normal und die Ausgrenzung und brutale Verfolgung von Minderheiten und Mitbürgern aus beliebigen Gründen für in Ordnung, ja für statthaft erachten. Es soll uns dahin bringen, dass wir uns an meist unbeteiligten Sündenböcken abreagieren, für all die Lügen und falschen Versprechungen, die sich dann im Alltag zeigen, dort wo der Weichspüler von Inszenierungen nicht mehr ganz so reibungslos funktioniert. Sie präsentieren sich ungeniert als die Beschützer der Tüchtigen und Fleißigen, liefern aber gerade diese der Verschränkung von Kapital, Monopol und Macht beständig ans Messer, indem sie Gesetze verabschiedet, die Arbeit immer wertloser macht, Arbeitszeiten erhöht, Kapital vor angemessener Besteuerung schützt und alle Arbeitnehmer beständig in einen aussichtslosen Hochleistungswettberwerb hetzt, bei dem immer weniger Schritt halten können und von dessen Ergebnis immer Weniger profitieren, die noch dazu immer weniger bereit sind diese mit abderen zu teilen. Der Großteil dieser Hochleister bleibt trotz Wohlverhalten in zunehmenden Maß von den meist durch dreiste Steuervermeidung auch immer größer werdenden Profiten ausgeschlossen.

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Die Schwarz/Blaue Koalition unterstützt nun ebenso ungeniert den weltweiten, rücksichtslosen Kampf der Reichen gegen die Armen und Schwächeren in unserer Gesellschaft, einen Kampf, der ihnen von der Industrie und dem international vernetzten Kapital vorgegeben wird, und es entbehrt nicht einer gewissen Nonchalance, dass es ihnen dennoch gelingt, sich als Fürsprecher, ja als Retter der Unterdrückten zu verkaufen, den Entrechten und Besitzlosen irgendwie einzureden, es wäre ihr „Schicksal“. Anstatt ihre Funktion als Politiker entsprechend wahrzunehmen und sie vor der Übermacht der Stärkeren in Schutz zu nehmen und die Verhältnisse im Sinne der Schwächeren auszugleichen, wischen sie diesen bloß mit billigen Tricks die Augen aus, reden ihnen ein, sie müssten dem gehorchen, weil es angeblich ja gar nicht anders ginge, und präsentieren ihnen in ekelhafter Manier Sündenböcke oder angeblich Schuldige, an denen sie dann ihre berechtigte Wut abreagieren sollen. Und dies, während wir alle wissen, dass die Reichen in unfassbarem Ausmaß ständig auf Kosten der Armen noch reicher werden und durch ihr Vermögen auch wieder die Politik in ihrem Sinne beeinflussen, auf Grund ihrer maßlosen Gier dann auch gleich noch die Ressourcen und Ökosysteme des Planeten weiterhin zerstören.

Es war daher nicht wirklich eine Feier, zu dreist und vordergründig schimmerte die politische Absicht dann doch am Ende durch, was vielleicht, ja hoffentlich ein Grund für die doch gedämpfte Stimmung war.Trotz dieser so angestrengt zur Schau gestellten Harmonie waren die Widersprüche und Spannungen in diesem Theater dann doch präsent und nicht völlig wegzuräumen. Es war insgesamt alles zu sehr aufgesetzt und fast steril. Es fehlte diese Herzlichkeit und Echtheit, die sich aber nur dann einstellt, wenn die Sache wirklich stimmig ist, wenn man sich bei allen Absichten auch um etwas Wahrhaftigkeit bemüht und mitunter versucht, alle Menschen miteinzubeziehen.

Blau ist eben doch eine ziemlich kalte Farbe, und die Veranstaltung blieb am Ende doch nur das als was sie ja im Grunde ohnehin geplant war: eine perfekt choreographierte Wahlkampf-Show.

 

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Mittwoch
08
Mai 2019
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