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Landesausstellung NÖ 2019: „Welt in Bewegung.“ Teil 1.

 

„Welt in Bewegung“ ist der Titel der aktuellen niederösterreichischen Landesausstellung in Wiener Neustadt, welche noch bis zum 10. November 2019 geöffnet sein wird.

 

Niederösterreichische Landesausstellung 2019_Welt in Bewegung

 

 

Dieser Titel verspricht viel. Das ist nicht die Provinz, nicht das Land, ja nicht einmal der Planet Erde in geographischer Hinsicht. Es ist die „Welt“, das heißt die Erfassung des kompletten Lebensraumes, die allumfängliche Wahrnehmung, die noch nicht einmal auf die eigene beschränkt ist. Die „Welt“ zieht in ihrer allgemein gehaltenen Begrifflichkeit einen großen Rahmen, innerhalb dessen es zu einer Bewegung kommen würde.

Interessanterweise wurde noch auf dem Cover ein Widerspruch zum Titel postuliert. „Stadt.Geschichte.Mobilität.“ Die großspurig angekündigte „Welt“ bezog sich demnach nur auf einen winzigen Bruchteil derselben: auf die kleine Provinzstadt Wiener Neustadt und deren Umgebung im niederösterreichischen Industrieviertel. Auch der Begriff „Bewegung“ wurde stark auf nur einen einzigen Aspekt reduziert: Mobilität. So viel sei vorausgeschickt: geistige Mobilität war kein Thema.

Der Folder zur Landesausstellung ist zumindest für Kinder hübsch aufbereitet, übersichtlich und belastet nicht mit einem Zuviel an Inhalt. Das Zuwenig an Inhalten und die graphische Gestaltung auf dem Niveau von Erstklässlern soll womöglich die Verwendung des Folders auf 60 Sekunden reduzieren. Fastfood. 

Auf Seite 2 darf die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner erzählen, dass das Land Niederösterreich 25 Mio. Euro in die Landesausstellung investiert habe und dass es sich bei dieser angeblich um ein „einzigartiges kulturelles Ereignis“, einer „faszinierenden Zeitreise“ handeln würde. Sie verlieh ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Ausstellung darüber hinaus auch als „Trägerrakete“ für die regionale Weiterentwicklung dienen solle. Auch der aktuelle Bürgermeister Klaus Schneeberger hatte in der Vergangenheit das reichlich kindische „Wording“ von der „Trägerrakete“ rezitiert.

Immerhin stellt die Landeshauptfrau in ihrem kleinen Eingangstext richtig, dass sich „Welt in Bewegung“ auf die Mobilität in Wiener Neustadt sowie deren Beziehung zur „Welt“ beschränkt. Es folgen drei kleine Marketing-Textfelder, die in aller feinen Grobschlächtigkeit etwas anzupreisen versuchen, und schließlich auf Seite 5 ein weiteres, besonders lächerliches Marketing-Geschwurbel, eine Aneinanderreihung von Versatzstücken, in welchem Wiener Neustadt als „Urbanes Zentrum der Wiener Alpen“ gepriesen wird. Studenten des Studiengangs Kommunikationsdesign haben so etwas im 4. Semester drauf.

Im Zentrum unserer kleiner Stadt wollen die Hersteller ein historisch wertvolles Gebäude neben dem anderen entdeckt haben, ohne diese freilich konkret zu benennen. Die Habsburger Friedrich III. und Maximilian I., so wird behauptet, sollen hier angeblich allgegenwärtig sein, obwohl deren bauliche Lebenswelt in der Realität bereits zerstört und abgetragen wurde. Nach der leeren Phrase, dass das „urbane“ Provinzstädtchen angeblich „Geschichte atmen“ würde, wäre es auch noch „bunt und modern“, aber nicht nur einfach, sondern gar „durch und durch“.

So funktioniert Marketing: graue Ostblock-Romantik, auf welche ehemals mit dem Finger über die Grenze gezeigt wurde, wird im eigenen Laden verbal umgefärbt. Aber natürlich bezog sich der Marketing-Unsinn (auch) auf die aktuelle Stadtregierung, die zwar so gut wie nichts bei der Landesausstellung beigetragen hat, aber einfach da und angeblich gut sein soll. Ein guter Zusammenschluss von reaktionären Rechtsparteien und einzelnen Blindgängern (= „bunt“), deren Kulturverständnis kaum mehr als bäuerlichem Schabernack mit Blaskapelle beinhaltet (= „modern“). Dass die Marketing-Leute womöglich nie die Stadt besucht haben, könnte ihre falsche Behauptung belegen, dass hier angeblich „innovative Kulturinitiativen“, bestechend dazu, zu finden wären, also das, was bislang nie zugelassen oder vernichtet wurde.

Beim Marketing wird Hohles mit netten leeren Worten verkauft. Zweifellos richtet sich der einfältige Folder an jene potentielle Besucher, welche diese kleine Stadt nicht kennen. 25 Mio. Euro hat das Land investiert, das ist kein Geheimnis, weniger wird die Absicht kolportiert, diese Mittel auch wieder einzubringen. Deswegen soll es hier an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt werden.

Der Eintrittspreis für die Kasematten sowie dem Stadtmuseum plus St. Peter an der Sperr beträgt immerhin 11,- Euro pro Nase. Als behinderter Bürger ist man nicht viel besser dran: 10,- Euro. Der Besuch in der Militärakademie kostet extra: 8,- Euro. Das Neukloster übrigens auch: 8,- Euro. Das läppert sich. Eine so genannte „Führungskarte“ für 3,50 Euro je Standort (Kasematten & Museum) kann auch aufgrund kaum vorhandener Kompetenzen des angelernten Führungspersonals getrost eingespart werden. Sie lohnt sich nur, um eigene Kompetenz mit Boshaftigkeiten öffentlich zur Schau zustellen.

Trotz der Preise, der Umstände, der Missstände, der negativen Meinungen und einem lächerlichen Folder, der keinerlei Interesse zu generieren vermag, haben wir uns auf den Weg begeben und die beiden Haupt-Standorte der Landesausstellung besucht.

 

Fortsetzung folgt.

 

Sonntag
22
September 2019
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