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Vom Äußersten

 

Gedanken zur Ausstellung „SIC“ mit Werken von Friedrich Bastl in der Stadtgalerie Wiener Neustadt.

Von René Triebl. 

 

Prof. Gotthard Fellerer ist ja bereits seit geraumer Zeit als unermüdlicher Mahner gegen die Drohungen von Unformität und Deformierungen eines meist kommerziell dominierten Mainstreams sowie als Kämpfer für die Erweiterung von künstlerischen Horizonten bekannt.

Dieser Tradition würdig folgend tritt er nun wieder als Kurator einer Ausstellung in der Stadtgalerie Wiener Neustadt in Erscheinung. Er bringt uns den etwas in Vergessenheit geratenen Wiener Neustädter Künstler Friedrich Bastl, Jahrgang 1944, mit einer sorgfältig kuratierten kleinen Werkschau wieder ins Bewusstsein, welche auch von einem von ihm verfassten Katalog begleitet wird.

 

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Bastl, bereits seit Mitte der 70er Jahre auch schon mit Gotthard Fellerer befreundet und zusammen mit Kurt Ingerl bereits damals in der Künstlergruppe FBI ( Fellerer- Bastl- Ingerl ) tätig, ist Vertreter einer Künstlergeneration die auch besonders mit ihrem experimentellen, offenen Zugang und ihren Aktionen einen wesentlichen Beitrag leistete, Kunst im öffentlichen Bewusstsein zu etablieren und die bleiernen Jahre der Nachkriegszeit aufzulockern. Sein Werk aus Zeichen und Symbolen fesselt sowohl durch seine asketische Strenge wie auch in seiner emotionalen Hingabe und weist ihn als einen der wichtigsten Vertreter des Neo-Expressionismus oder abstrakten Expressionismus in Österreich aus.

Sie leistete einen entscheidenden Beitrag, die Grenzen nationaler Kunst zu erweitern und Anschluss an die sich international immer weiter differenzierenden Kunstszene der Moderne zu finden.

 

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Ohne Rücksicht auf den immer mehr in Richtung Dekorations-Kitsch ausfransenden Massengeschmack, werden hier Werke mit großer Sensibilität und höchstem Anspruch gezeigt, zeitlos in ihrem Ausdruck, der auch im internationalen Vergleich besteht.

 

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Spannend und aufregend der Gegensatz von wunderbar leichten, dynamischen und nervösen Zeichnungen, Montagen und Graphiken, verspielten Masken mit besonders ansprechender Haptik und magischen und fast ikonographisch anmutenden Lehmbildern und Steinskulpturen, die in ihrer asketischen Strenge an archaische Urformen wie etwa an die Moai Stauten auf der Osterinsel oder die Funde aus der antiken Cucuteni-Tripolje-Kultur im Südosten Europas ( 5000 – 2750 v. Chr. ) erinnern. Bastl setzt radikale Zeichen und greift tief in unser Unbewusstes. Seine Werke wirken spontan und aus innerer Eingebung kommend, erinnern in ihrer Maltechnik und Formensprache etwa an den berühmten New Yorker Graffitikünstler Jean Michel Basquiat (1960- 1988 ) oder einer der Ikonen des Informell, Cy Twombly (1928- 2011). Kunst als die eigentliche Darstellung von ExistenzStatische Anmut im steten Wechsel mit rauschhafter Extase, die in ihrer Konsequenz begeistert.

 

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Eine Ausstellung von internationalem Format, wie es in Wiener Neustadt leider viel zu selten zu sehen ist. Mit einer Kunst, die uns neue Horizonte eröffnet, die uns auffordert, sich einzulassen, die uns einlädt, auch in uns neue innere Freiräume zu entdecken. Kunst im besten, im eigentlichen Sinn, in der Lage, die Grenzen unseres Geschmacks zu fordern und unser Bild der Welt zu erweitern.

 

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Nach bereits einigen Ausstellungen in dieser neuen Galerie ist diese nun wohl ein wirklicher Höhepunkt im kulturellen Leben der Stadt. Es ist sehr zu hoffen, dass sich diese Galerie letztlich nicht nur als eine flüchtige Fassade im Dienste von Parteienwerbung und Imageaufbau zur Wiederwahl entpuppt, sondern uns auch noch nach der Gemeinderatswahl im Jänner 2020 erhalten bleibt.

 

Stadtgalerie Wiener Neustadt, Herzog Leopold-Straße 21.

Noch bis 18. Oktober, geöffnet täglich außer Montag 16 – 18 Uhr, Sa, So und Feiertag 10 – 18Uhr

 

 

Samstag
28
September 2019
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