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„Vom Leben im ganz Falschen“ – Zum 50. Todestag von Theodor W. Adorno. Teil 2

 

Von „Archimbaldo“. 

 

Die ärgsten Feinde der Freiheit sind die glücklichen Sklaven“

Marie von Ebner Eschenbach

 

Es ist bitter zusehen zu müssen, wie der einstige Sieg über die Unterdrückung durch Humanismus, Aufklärung und Französische Revolution heute wieder über den Umweg der Konsumverblödung im Kapitalismus ausgehebelt wird und diese so neu entsteht. Die ehemals Befreiten fallen heute ihren einstigen Befreiern durch Dummheit und Arroganz ungeniert in den Rücken, in einer Art einfältigem Versuch, dadurch ein richtiges Leben im Falschen zu vollbringen.

Diese neuen (Konsum)-sklaven vergreifen sich jedoch drastisch, verschulden sich zudem an ihren Mitmenschen, am allermeisten dadurch, dass sie ihre Konsumsucht tatsächlich mit persönlicher Freiheit verwechseln und damit gleichzeitig für solidarischen Widerstand ausfallen, sich durch ihre Angepasstheit und ihr erzwungenes Schweigen zu Misständen andere Menschen in ihrem verzweifelten Kampf um eine gerechtere und bessere Welt sabotieren.

Bei allem Verständnis über die komplex inszenierten Zusammenhänge kann man sich immer noch nicht eines gewissen Staunens erwehren, wie dummdreist sich die dieser Art Zugerichteten in ihrer verordneten Freiheit suhlen, und mit welcher Leichtfertigkeit sie unter massenpsychologischer Manipulation den Eindruck gewinnen, sie wären sogar irgendwie privilegiert, am allgemein erzwungenen Rattenrennen teilnehmen zu dürfen. Es ist in der Tat tragisch-komisch, ihnen zusehen zu müssen, mit welcher Begeisterung sie in ihr Verderben rennen, ähnlich wie schon mehrfach am Beginn und Mitte des 20. Jahrhunderts. Ähnlich wie bei Drogensüchtigen erkennen sie dies erst, wenn eine Neuorientierung zu aufwendig und zu schmerzhaft erscheint, wenn es zu spät ist und die Resignation obsiegt. Aus Gewohnheit wird Schicksal.

Wenn es dem System manchmal nicht gelingt, den Blick auf die Metaebenen, auf das „Gesamtbild“, entsprechend zu verschleiern, ist das erklärte Ziel dieses Systems, einen möglicherweise aufkeimenden Widerstand, gleich im Keim zu ersticken.

Dies wird durch drastische Bestrafung und Drohungen aller Art erreicht, die von der Kriminalisierung von Bagatellen bis hin zum sozialen Ausschluss reicht. Unser oft sauer verdiente Geld soll uns weitgehend für den Betrieb eines minimal geregelten Alltags aus der Tasche gezogen werden, damit wir kein Kapital, kein Vermögen anhäufen können, womit wir es eventuell unseren neoliberalen Peinigern gleichtun könnten. Hätte eigenes Kapital das Vermögen, uns unter entsprechendem Einsatz aus der Abhängigkeit und den daraus resultierenden Drangsalierungen befreien zu können. Unter diesem Eindruck entbehrt es nicht einer gewissen Nonchalance, wenn Sebastian Kurz einmal sagte: Die beste Absicherung gegen Altersarmut ist das Anschaffen von Vermögen(!).

Durch ständig mehr Verbote und Verordnungen, wie etwa durch die schrittweise Bewirtschaftung der letzten Freiräume und eine angestrebte flächendeckende Überwachung, die selbst banale Verfehlungen derart drastischen Geldstrafen unterwirft, in einer Höhe, die im Einzelfall oft sogar zu existentieller Bedrohung wird und jeden Raum für die Realisierung von Widerstand nimmt. Wir erinnern uns noch an den Tierschützerskandal am Landgericht von Wiener Neustadt!

Spätestens seit den Wahlergebnissen der letzten Jahre wird nun auch deutlich, dass sich diese „Auslagerung“ der Mechanismen, die so elegant vom Wesentlichen ablenken, auch politisch voll ausgezahlt hat, verwechseln doch die dermaßen Dressierten zunehmend Ursache und Wirkung, verwechseln in ihrer verordneten Orientierungslosigkeit ständig Freund und Feind, verwechseln die Scheinwelt der Reklameindustrie mit der Realität und lassen sich beliebig in Sündenbockszenarien hetzen. Die meisten dieser sich so im Normalen Wähnenden scheinen nicht im Geringsten zu erkennen, dass sie all die Drangsalierungen und Entrechtungen durch ihre gedankenlose Anpassung an die Ersatzkultur mitverursachen, mitfinanzieren und politisch durch ihr Wahlverhalten erst möglich gemacht haben.

Es gibt aber eben doch kein „richtiges“ Leben im Falschen!

 

 

 

Montag
16
Dezember 2019
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