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Schöne neue Welt ? Teil 1

 

Gedanken zu den Ereignissen im Zuge der Corona-Pandemie

von René Triebl

 

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Die perfekte Diktatur wird den Anschein einer Demokratie machen,

einem Gefängnis ohne Mauern, in dem die Gefangenen nicht einmal davon träumen auszubrechen.

Es ist ein System der Sklaverei, bei dem die Sklaven dank Konsum und Unterhaltung ihre Liebe zur Sklaverei entwickeln.“

Aldous Huxley, 1931

 

Die politischen Ereignisse dieser Tage sind dermaßen außergewöhnlich, dass ich mir jeden Tag mehrmals die Augen reiben musste, um mich zu überzeugen dass ich nicht träume. Fast über Nacht brach eine nie dagewesene Flut aus Warnungen, Hinweisen, Verboten, Regeländerungen, ja sogar expliziten Handlungsanweisungen über uns her, dass man aus dem Staunen nicht mehr heraus kam. Auf einmal gab es das volle Programm, dazu alle Medien – wie üblich – in totalem Gleichklang, und das nur, um uns vor einem unsichtbaren Feind in Schutz zu nehmen.

 

 

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Was war geschehen?

Haben sich etwa die von uns eingesetzten Volksvertreter endlich ihrer Verantwortung besonnen und sich zur Überzeugung durchgerungen, dass unser Alltag langsam unerträglich wurde, wir alle wie Galeerensklaven in einen Dauerwettbewerb gehetzt, mit sich ständig steigender Taktzahl in einem System, was den Ausdruck „genug“ nicht mehr kannte, und wo es nur noch darum ging, sich ständig gegeneinander auszuspielen, unser soziales Leben nur noch von Misstrauen und Neid durchdrungen war.

Hatte sich endlich die Erkenntnis durchgesetzt, es wäre an der Zeit zu einer radikalen Umkehr und Einführung anderer Werte? Nicht zuletzt, um wenigsten den Klimakollaps abzuwehren?

Nein, zum großen Erstaunen war es ein obskurer Virus, der auf der Stelle all diese Veränderungen zu Wege brachte, woran zuvor bereits mehrere Generationen von sozialdemokratischen und linksstehenden Politikern weitgehend gescheitert waren.

Dieser Virus hat nun die Politiker der Welt schlagartig aufgerüttelt und gezeigt, dass die Konsequenzen im Hier und Jetzt stattfinden. Gerissen aus mehr oder weniger nationalstaatlichen Träumen wurde ihnen aufgezeigt, dass in einer hypermobilen, globalisierten und neoliberal entfesselten Wirtschaft alles mit allem zusammenhängt. Ähnlich wie schon bei einem Szenario einer atomaren Bedrohung sind heute Ereignisse weltumspannend.

Was wir dieser Tage in allen Ländern erleben, ist nicht mehr und nicht weniger als die völlig überraschende Wiederauferstehung eines starken Staates, einer Institution, deren tatsächliche Existenz wir fast schon irgendwie bezweifelten oder die meist nur noch als Fassade zur Repräsentation in Erscheinung trat.

So sehr haben wir uns inzwischen an den Gedanken gewöhnt, dass die Politiker, die diesen Staat eigentlich mit ihrem unabhängigen Engagement auskleiden sollten, ohnedies zu weitgehenden Handlangern und Dienern einer sogenannten „Wirtschaft“ geworden sind. Nur dazu da, um die Vorstellungen dieser umzusetzen: durch die Technik der Ablenkung auf Nebensächlichkeiten, durch das Aufwerfen von Scheinproblematiken, aggressiver Konsumpropaganda und Spiegelfechtereien jedweger Art.

Dieser Staat, der sich in erster Line vor allem um gerechten Ausgleich bemühen und der uns eigentlich immer vor den Phantasien der allzu Mächtigen in Schutz nehmen sollte, erschien uns zunehmend als ein Marionettentheater, welches völlig von den Wünschen der Konsumindustrie mit all ihren Konzernen, Strukturen und globalisierten Verflechtungen dominiert wird.

Kein Opfer schien zu groß um, diesem immer aggressiveren System aus Ausbeutung Gier und Wettbewerb zu dienen und es immer weiter zu steigern, koste es was es wolle.

Und nun auf einmal diese fast überbordende Fürsorge, die uns in blankes Staunen versetzt.

 

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Auch Geld ist plötzlich, quasi über Nacht, in einer ungeahnten Fülle vorhanden, um bestehende Strukturen wenigsten teilweise zu retten. Geld, welches sonst immer derart knapp gehalten wurde, dass es oft nicht mal für die Deckung essentieller Notwendigkeiten reichte, etwa in den Themenbereichen Bildung, Forschung, Gesundheitswesen, Armutsbekämpfung, Naturschutz, Entwicklungshilfe und Schutz von Minderheiten.

Ähnlich wie während der „Banken-Krise“ stehen wie aus dem Nichts zig Milliarden Euro und Dollar zur Verfügung – um das zu stützen, was als „systemrelevant“ angesehen wird. Dieses System zeigt sich dehnbar, wenn es um ihren eigenen Erhalt geht, es zeigt aber auch auf die vergangenen Lügen und Ausflüchte, die den Bürgern glauben machen sollten, es wäre nichts mehr übrig und möglich.

Und es zeigt sich, wie einfach es mittels einer äußeren Bedrohung gelingt, in kürzester Zeit Standards zu ändern, ja das gesamte „Mindset“ der Bevölkerung in eine bestimmte Richtung zu lenken.

In einem unmittelbaren Erleben dessen beschleicht einem das unheimliche Gefühl, dass es wohl in den 30er Jahren so ähnlich gewesen sein mochte. Es macht auch verständlicher, wie es damals das NS Regime schaffen konnte, in derart kurzer Zeit fast die gesamte Bevölkerung zu überrumpeln und für sich einzunehmen.

Damals ging es anfangs sehr ähnlich um die bloße Idee eines unsichtbaren, imaginierten Feindbildes, dass die Nazis anfangs in die Köpfe der Bevölkerung pflanzte, um ihre drastischen Maßnahmen zu legitimieren. Es ist frappierend, wie man es damals wie heute schafft, mit Angst – und sei es heute mit dem Argument der Sorge um die „Volksgesundheit“ – unmittelbar Gehorsam und Gleichschaltung zu erzwingen, also etwas, das sonst unter den Bedingungen bloßer Freiwilligkeit niemals zu erreichen wäre.

95% der Bevölkerung befolgen die neuen Regeln, welche aktuell auch wirklich sinnvoll erscheinen – trotz des erwähnten Beigeschmacks.

Es ist alarmierend und bedrückend zu erleben, dass Politik wohl langsam überhaupt nur noch über Feindbilder mehrheitsfähig zu führen ist, so sehr hat sich dieser Effekt bereits durchgesetzt. Ähnlich wie bei den Populisten der politischen Rechten, denen es gelingen konnte, mit dem Feinbild „Migranten“ einen derart raschen und durchschlagenden Erfolg zu erzielen.

 

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Hauptsache ein Feind wird präsentiert – und sofort sind sich alle einig. Auch heute wieder sind wir bereit, massive Einschränkungen unserer Freiheitsrechte hinzunehmen nur um diesen neuen Feind zu besiegen.

Doch was wird bleiben, wenn der Feind verschwunden ist?

 

PS:

Ich danke meinem Freund Thomas Fröch für den Hinweis auf die dazu passenden Zitate von Aldous Huxley.

 

Dienstag
07
April 2020
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