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Schöne Neue Welt ? Teil 2.

 

Gedanken zu den Ereignissen im Zuge der Corona-Pandemie

von René Triebl

 

HUXLEY-Brave-new-world-Buch

 

Wie jede massive Krise birgt jedoch auch diese Pandemie eine große Chance zur Neugestaltung der Welt, zu einer Neuordnung von Wertestrukturen und Prioritäten.

Wie bereits nach dem 2. WK, nach dem Zusammenbruch des Ostblocks oder etwa nach der Bankenkrise von 2008, gäbe es nun wieder die Chance zu erkennen, wie sehr die heutige Welt und ihr globales Wirtschaftssystem bereits ausgereizt, wie sehr sie in gegenseitigen Abhängigkeiten steht, um daraus die Notwendigkeit zu größerer internationaler Zusammenarbeit ernst zu nehmen.

Diese Pandemie ist ja im Grunde ein Destillat aus all den bereits eskalierten Fehlentwicklungen dieser völlig zügellosen und überhitzen Globalisierung, mit all ihren bisherigen Erscheinungen wir Flüchtlingskrise, Terroranschlägen und Klimakatastrophen.

Jetzt zeigt sich erneut, dass wir natürlich schon immer in einer „Weltgefahrengesellschaft“ leben, die politische Regulierungen braucht. Viel zu lange haben sich alle Länder im Geist der neoliberalen Revolution darauf verlassen, der bloße Markt werde wie von alleine eine gerechte Weltordnung entstehen lassen.

Wäre es nicht endlich an der Zeit anzudenken, die ungeheuerlich aufwändigen nationalen Egomanien endlich mal zu Gunsten der gesamten Menschheit hinten anzustellen?

Es wird ständig in unfassbar obszöner und wahnsinniger Art und Weise fast der gesamte Output von Volkswirtschaften verschleudert, vor allem auf Kosten der dritten Welt, auf Kosten ganzer Völker, die in bitterer Armut dahinsiechen, auf Kosten der Lebenserwartung, der kulturellen Vielfalt der Welt und letztlich auf Kosten von uns allen. Wie viel Unglück und Irrsinn muss die Welt eigentlich noch ertragen, bis sich eine internationale Staatengemeinschaft eines Besseren besinnt?

Wie schön wäre es, in einer gerechteren Welt zu leben, vielleicht mit weniger Produktvielfalt, weniger „Hypes“ und „Lifestylegirlanden“ aller Art, dafür aber mit mehr Substanz an tatsächlicher Lebensqualität und ohne den Wahnsinn einer totalen Wettbewerbs- und Neidgesellschaft, der es ohnehin nicht wirklich erlaubt diesen Konsum mit wirklicher Freude, mit gutem Gewissen und in völliger Offenheit zu genießen.

 

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Unter diesem unaufhörlich angefachten Wettbewerbsdruck ist unsere Gesellschaft inzwischen so misstrauisch geworden, auch sich selbst gegenüber, dass sie eine Art Scheinheiligkeit erzwingt, die sie dazu förmlich auffordert sich gegeneinander auszuspielen, ständig auf der Suche nach Verfehlungen im Umgang miteinander. Sie ist darin so eifernd und derart erfindungsreich, dass gerade in einem Milieu, in dem das freie Denken und das freie Wort die Bedingungen der Existenz darstellen, eben das bei Höchststrafe unterbunden wird.

Anstatt unser „Menschsein“, also die Wonnen von Freundschaft, Solidarität und Kreativität, ausreichend erleben zu können, sind wir hineingezwungen in eine Hochleistungsgesellschaft, dem Angst-Milieu einer vorgeblich „politischen Korrektheit“. Zudem werden alle unsere Freiräume beschnitten und dem ständigen Zwang zum Denken in Renditen unterworfen, um wenigstens irgendwie über die Runden zu kommen.

Es wurde gerade in den letzten Jahren nur allzu deutlich, dass dieses System wesentlich mehr Verlierer als Gewinner produzierte und die meisten trotz Wohlverhalten und Anpassung zunehmend auf der Strecke blieben. Wie zum Hohn wurden diese Zumutungen dann auch noch durch frotzelnde und arrogante Lotto-Werbung mit lauten Getöse begleitet, die in ihrer zynischen Menschenverachtung kaum noch zu überbieten war!

 

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Dieses System maßloser Ausbeutung ist jedoch, wie wir alle wissen, kein „Schicksal“! Es basiert im Wesentlichen nur auf unserer Duldung, der Duldung eines Zustandes, dass diejenigen Wenigen, die den meisten Profit daraus ziehen, partout nicht mit denen, die ihren Reichtum tatsächlich erarbeiten, teilen wollen.

Diese Krise wäre nun wieder eine echte Chance auf Neubesinnung, und wir alle sind aufgerufen sie jetzt auch massiv von unseren politischen Vertretern einzufordern!

Wir alle zahlen ja derzeit schon wieder den Preis für die ungleich verteilten Reichtumsgewinne der letzten Jahre!

Wiederum zeigen sich zudem bereits jetzt Anzeichen, dass trotz scheinheiliger Beteuerungen und Ansätzen von internationaler Solidarität, besonders Italien gegenüber, alle Anstrengungen im Grunde nur darauf zielen, den „Status quo“ irgendwie doch zu halten.

Den USA ist es erneut das erklärte Ziel, das völlig überhitze, turbo-kapitalistische Getriebe aufrecht zu erhalten, weil eben einige wenige daraus gigantische Profite lukrieren, und sie dies nur können, solange der globalisierte Rummel eben in dieser Art weitergeht. Trump ( „Amerika first“) wollte unlängst ein Corona-Forschungslabor in Deutschland kurzerhand für sich aufkaufen! ( Meldung aus: „DIE ZEIT“ Nr.14, 2020 ).

Sollten wir daher diese Chance wieder versäumen, wird alles wieder weitergehen wie zuvor.

Die Weltwirtschaft wird neu anspringen, sich weiter explosionsartig ausbreiten und die Börsenkurse wieder raketenhaft steigen. Die Politiker werden sich selber hochfeiern wie nie zuvor und wir werden wiederum in dieses System aus Ausbeutung und Konsumdominanz hineingezwungen, welches alles wiederum auf seinen bloßen Geldwert reduziert. Die Opfer aber werden in Vergessenheit geraten, all die ruinierten Existenzen, die Armut und das Unglück von Millionen.

 

 

Donnerstag
09
April 2020
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