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Schöne Neue Welt , Teil 5.

 

von René Triebl

 

In diesem fünften und in den nächsten Teilen der Serie möchte ich mich mit den langfristigen Ausblicken und Perspektiven dieser Krise beschäftigen, bieten ja bekanntermaßen solche Ausnahmesituationen leider auch willkommene Gelegenheiten für manche Politiker, die Zeit zurückzudrehen und unsere Gesellschaft entsprechend ihrer autoritärer Vorstellungen herzurichten.

Die derzeit ja immer weiter ausgreifenden Beschwörungen und Beteuerungen sind dafür ein untrügliches Anzeichen. Sie sind in ihrer Übertriebenheit mit Absicht so gesetzt, dass wir uns als Individuen ernst genommen und in völliger Umsorgung wähnen sollen. 

 

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Trotz dieser scheinbaren Umschmeichelungen unseres Egos und der massiven Aufrufe zur Rücksicht und Solidarität, sollten wir jedoch nicht ganz vergessen, dass wir immer noch in einem entfesselt kapitalistisch-globalisiertem System eingebunden sind, das keine Menschenliebe, keinen Zusammenhalt und vor allem auch keinerlei Gnade kennt. Dieses System, was uns noch vor einem Monat das Letzte oft völlig unbedankt abverlangt hat, ist auch nach wie vor darauf aus, uns für ihre Zwecke der Profitsteigerung weiter zu versklaven, wo und wie es nur immer möglich ist. Wir erinnern uns an den eben noch ein paar Tage zurückliegenden neoliberalen Alltag, wo jede kleine Unaufmerksamkeit, jede Unsicherheit, Verwirrung oder Naivität sofort gegen uns verwendet und ausgenutzt wurde, um uns zu bestrafen oder einzuschränken.

Für viele von uns sicher ein inzwischen abgedroschener Allgemeinplatz, aber wir sollten uns ganz besonders in diesen Tagen wieder vor Augen halten: Für dieses System sind wir Menschen meist nur Ware und Kostenfaktor, Arbeitskraft und Konsumteilnehmer. Andere Kategorien sind in einem neoliberalen System von untergeordneter Bedeutung.

 

It is possible to make people content with their servitude.

I think this can be done. I think it has been done in the past.

I think it can be done even more effectively now, because you can

easily provide them with bread and circuses and you can provide them

with endless amount of distractions and propaganda.“

Aldous Huxley ( in a comment to his novel „Brave New World“, 1932 )

 

Das System kümmert sich nicht um unser Lebensglück, um die Gesundheit unserer Seele, unsere Entwicklung zu einem umfassenden Menschsein, unsere Sehnsüchte nach Selbstverwirklichung und Anerkennung.

Wir sollen nur gerade soweit hergerichtet werden, damit wir möglichst reibungslos funktionieren. Nichts sollte sich letztlich ohne einen wirtschaftlichen Profitanspruch entfalten können und dürfen, und dieses Konzept soll uns als die einzig lebbare Normalität erscheinen.

Weiterreichende Ansprüche werden nur noch in kleinen und von der Mehrheit völlig abgeschotteten Eliten gepflegt. Der Hauptteil der Bevölkerung jedoch soll diese eigentlich urmenschlichen Bedürfnisse mit billiger Zerstreuung und Unterhaltung verdrängen, oder mit zum Konsum umgewandelten Ersatzangeboten ausleben. Sollte das manchmal doch nicht genügen, werden sie in Scheintherapien eingehegt oder an Religionen bzw. Sekten verwiesen.

Nicht nur aus diesem Grund ist den jetzt so treuherzig angetragenen Aufrufen zu Zusammenhalt und Gemeinsamkeit mit Vorsicht und Skepsis zu begegnen. Über Nacht sollen wir nun all die jahrelangen Drangsalierungen vergessen, uns milde stimmen lassen, und uns in völliger Hingabe zu absoluter Gemeinsamkeit und Gegenseitigkeit bekennen.

Diese mediale Zurichtung, begleitet von Hysterisierung und einer an Kriegspropaganda erinnernde Diktion, soll uns von reflektierter Nachfrage abhalten und unser, von einer aufgestachelten Hochleistungs- und Neidgesellschaft ohnehin bereits überfordertes kritisches Bewusstsein weiter abschwächen.

Dies deutet auf die Vorbereitung der Umsetzung gewisser Ideen hin und wir wissen natürlich nur allzu gut, dass bei Aktionen in diesem Maßstab rein gar nichts ohne verborgene Absichten geschieht, insbesondere wenn es von Konzernen und den sie unterstützenden Strukturen kommt!

Wir haben nicht vergessen: Selten sind die Gegebenheiten wirklich so, als was sie uns verkauft werden. Es handelt sich meistens um Fassaden, die uns einlullen, die unsere gesunde Neugier, unser berechtigtes Misstrauen und unsere Reflexe zu Widerstand unterlaufen sollen, und deren weiterreichende Hintergedanken sich hinter wohl kalkulierter Manipulation verbergen. 

 

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Montag
27
April 2020
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