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Stimmen

 

Die Anschrift in einem schiefen Schriftbild gefasst, geschrieben mit einem schwarzen Stift, die Schrift schulschreiberisch etwas kindlich wirkend. Die beiden Briefmarken aus Deutschland stammend, abgestempelt in einem nicht näher lokalisierbaren Briefzentrum.

Im Umschlag kein Brief, nur ein Foto. Ein Klassenzimmer der Berufs- und Handelsschule City Nord, Hamburg. Zehn Klassenkameraden und ich. Das war 1985.

Das alte Foto wurde einem Fotoalbum entnommen, worauf die abgerissene Klebestelle auf der Rückseite hindeutet. Auf der Rückseite mit dem selben Stift und in gleicher Schrift „forgiveness“. Absolution ohne Kommunikation.

Das Foto ist 35 Jahre alt.

Zumindest eine Stimmung, ein Gefühl des damaligen verbildlichten Ich’s ist erkennbar. Eine Zeit der Naivität, Unreife, Ahnungslosigkeit, Unsicherheit, Unfähigkeit, Hilflosigkeit, Handlungslähmung, eine Zeit der Konfrontation mit Realitäten, eine Zeit der Verzweifelung, das Jahr einer nie wieder erlebten Demütigung.

Es ist keine schöne Erinnerung. Aber vielleicht ein sehr persönlicher „Stoff“ für das kommende Poeten-Video-Kino 2021. May be. May be not.

 

 

Freitag
16
Oktober 2020
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