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Wissenschaftsfeindlichkeit.

 

In den vergangenen zwei Jahren ist der Begriff „Wissenschaftsfeindlichkeit“ in den Massenmedien und bei einigen politischen Akteuren groß in Mode gekommen. Bezüglich Österreich sollen in diesem Land weite Kreise der Bevölkerung angeblich „wissenschaftsfeindlich“ eingestellt sein. So jedenfalls die Behauptung in der massenmedialen Runde. Dies habe dazu geführt, dass auch Wissenschaftler selbst angefeindet wurden/werden. Der ehemalige Bildungsminister Heinz Faßmann, heute Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, machte nun auf sich aufmerksam, in dem er angefeindeten Wissenschaftler eine „Anlaufstelle“ angeboten hat.

„Hilfe für die, die die Welt erklären“, titelte der KURIER anmaßend in der Printausgabe vom 21. Oktober 2022.

Nun ja, Österreich mag nicht zu den fortschrittlichsten Ländern gehören, weder der Staat als Gebilde, die Menschen als Bevölkerung und das System als solches, welches vieles erschweren mag. Es sagt aber nichts über die Lebensqualität aus, über Vor- und Nachteile oder auch über die Relation im Vergleich zu anderen Ländern.

Was hat es mit der angeblichen Wissenschaftsfeindlichkeit auf sich? Massenmedien beriefen sich unter anderen auf nichtssagende Umfragen des sog. „Eurobarometer“ der EU, aus welchen dann irgendetwas abgeleitet oder vielmehr interpretiert wurde.

Wie definiert sich „Wissenschaftsfeindlichkeit“? Der Begriff „Feindschaft“ allein beschreibt einen verhärteten, auch emotionalen Zustand. Wir kennen keinen einzigen Menschen, der von sich behauptet, „wissenschaftsfeindlich“ zu sein; wir kennen auch niemanden, der diesen Eindruck erweckt. Dafür ist Desinteresse weit verbreitet, insofern somit auch „Wissenschaftsdesinteresse“.

Zwischen Feindschaft und Desinteresse besteht ein himmelweiter Unterschied. Desinteresse ist nicht emotionalisierend, das ist gar nichts, und deswegen kommt es auch nicht vor, obwohl gerade Desinteresse ein Problem darstellt. Angeprangert wurde und wird massenmedial aber ausdrücklich die „Feindschaft“ in Verbindung mit der Begrifflichkeit „Wissenschaft“.

Der Begriff „Wissenschaftsskepsis“ würde dagegen zu einer gedanklichen Erweiterung führen, lässt sich aber ebenso wenig pauschalisieren, da auch hier individuelle Blickwinkel wie auch wissenschaftliche Sujets maßgeblich sind. Allein das Thema Atomkraft lässt „Wissenschaften“ und Sichtweisen wie Meinungen aufeinanderprallen. Eine Person, welche einem wissenschaftlichen Aspekt – und mehr ist es nicht – gegenüber skeptisch eingestellt ist, verfügt in der Regel über eine Meinung, die begründet werden kann. Das macht eine skeptische Person immerhin zu einer denkenden Person, unabhängig, ober irgendetwas falsch, richtig oder auch unerforscht sein könnte.

Der Begriff „Skepsis“ wird massenmedial im Zusammenhang mit „Wissenschaften“ nicht oder kaum verwendet. Es findet keine Differenzierung statt, obwohl diese geboten wäre. Skepsis ist aber durchaus angebracht, wenn deutlich wird, dass auch der wissenschaftliche Betrieb grundsätzlich wie auch die staatlichen Forschungseinrichtungen diversen Abhängigkeiten unterliegen. Finanzielle Abhängigkeiten, Freunderlwirtschaft, politische Einstellungen und Interessenslagen, die bestimmte Ergebnisse wüschen (politisch und profitorientiert), bestimmen auch diesen Bereich.

Dieser Umstand ist freilich kein Thema, da Ausgewogenheit in der Berichterstattung wie eine konkrete Untersuchung über Hintergründe nicht das Ziel eines Massenmediums wie den KURIER (und anderen) darstellt. Hier geht es nur um das Platzieren von Botschaften durch ein oberflächliches, selbst kreiertes Szenario in der Wiederholungsschleife unter Benutzung einer entsprechenden Sprache.

Die Behauptung einer „Wissenschaftsfeindlichkeit“ deklariert auf diese Weise gebrandmarkte Personenkreise letztlich als „Feinde“, als radikalisierte, unvernüftige und nur von dumpfen Emotionen getriebene Personen, die angeblich nicht ihren Kopf benutzen würden. Tatsächlich wird diese Feindschaft durch das Massenmedium selbst erklärt, welche – für jeden Medienkonsumenten allein in den vergangenen Jahren sichtbar – Teile der für sie mißliebigen, widerspenstigen Gesellschaft mit weiteren, diffamierenden Attributen ausschmückte.

Der von Massenmedien und einigen politischen Akteuren eingesetzte Begriff „Wissenschaftsfeindlichkeit“ hatte mit dem Beginn des Corona-Szenarios Konjunktur gehabt. Abgestempelt wurden hier jene Bevölkerungskreise, welche mit den Maßnahmen der Regierung nicht einverstanden gewesen waren, aber auch nicht mit den Angaben der Pharmakonzerne, nicht mit ihren Lobbyisten, nicht mit der offensichtlichen Korruption, nicht mit den zahlreichen Manipulationen oder nicht mit den üblen, hetzerischen massenmedialen Kampagnen.

Für einen geäußerten Unmut waren und sind die Gründe durchaus vielfältig, deren Beleuchtung nicht gewünscht wurde und wird. Dem wurde und wird nur der Begriff einer angeblichen „Wissenschaftsfeindlichkeit“ gegenübergestellt, pauschal, undifferenziert, schlicht. Ein Schlagwort aus der Propagandamühle für die überwiegend dumpfe Masse. Die vermeintliche „Wissenschaftsfeindlichkeit“ bezog sich somit vor allem auf den medizinisch-pharmazeutischen Bereich und hier ausschließlich auf das Corona-Sujet. Dem ließe sich durchaus mit „Wissenschaftsfreundlichkeit“ begegnen, speziell mit der Kriminalwissenschaft und darüber hinaus auch mit Medienwissenschaft, natürlich unabhängig.

Die beim KURIER erwähnten Anfeindungen von Forschern und Wissenschaftlern beziehen sich auf jene, die öffentlich mit ihren Meinungen in Erscheinung getreten sind und denen häufig – eher von einer anonymen Menge über sog. „Soziale Medien“ – vorgeworfen wird, sich für Herrschafts- und Kapitalinteressen verkauft zu haben. In Anbetracht der bisherigen Erkenntnisse, der Verwerfungen und den Schäden gehört dies zweifellos untersucht.

Soweit ist Heinz Faßmann als Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften noch nicht. „Wir erwarten von den Wissenschaftern und Wissenschafterinnen, dass sie neben Forschung und Lehre Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung leisten. Dabei erleben sie aber oft vehementen Widerstand“, wird Faßmann zitiert. Forschung und Aufklärung sind allerdings zwei Paar Schuhe, zumal die „Aufklärung“ in der Regel gewissen Interessen unterliegt.

Wer in den vergangenen zweieinhalb Jahren eine gegensätzliche „Aufklärung“ anbot, hatte allerdings nichts zu lachen gehabt. Verleumdungen, Hetze, Verweise von der Uni, Strafandrohungen, Hausdurchsuchungen oder gar Berufsverbot hatten an Zeiten erinnert, als es in Berlin ein ganzes Ministerium für zentral gesteuerte Aufklärung gegeben hatte. Faßmann möchte mit einer Plattform „Science Care“ angefeindeten Wissenschaftlern helfen. Welchen von ihnen? Das sagte er nicht. 

 

https://kurier.at/politik/inland/anlaufstelle-fuer-wissenschafter-hilfe-fuer-die-die-uns-die-welt-erklaeren/402200595

https://kurier.at/politik/inland/fassmann-will-angefeindeten-forschern-mehr-rueckendeckung-geben/402144000

 

Donnerstag
10
November 2022
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