Blog

Brüssel, März 2016 – Ein Kommentar. Teil 15.

 

Die behördlichen und medialen „Informationen“ waren nun auf den Kopf gestellt. Der Nachweis zur Identifizierung der Identität „Kayal“ und der Person Najim Laachraoui kann nicht stattgefunden haben, weil weder eine leibhaftige Person oder eine positiv geladene Datenbank für einen Abgleich zur Verfügung gestanden hatten. Das bedeutete natürlich, dass den Informationen der Sicherheitsbehörden nicht zu vertrauen war und diese selbst offensichtlich eine zwielichtige Rolle spielten.

Bezüglich der Person Najim Laachraoui hatte sich wiederum der Eindruck aufgedrängt, als wenn dieser Mann erst ab dem 21. März eine Platzierung innerhalb des Attentats-Plots erfahren hatte.

Die belgischen Sicherheitsbehörden hatten am 23. März 2016 ihren eigenen Angaben eine weitere Lüge hinzugesetzt. Sie hatten behauptet, dass es sich bei einer Leiche (von einem der Attentäter am Flughafen) um jene von Najim Laachraoui handeln würde, weil dieser anhand seiner DNA identifiziert worden wäre.

http://deredactie.be/cm/vrtnieuws.deutsch/nachrichten/1.2610655

http://www.spiegel.de/politik/ausland/bruessel-anschlaege-was-wir-bisher-wissen-und-was-nicht-a-1083733.html

 

Es war das gleiche Spielchen. Davon abgesehen, dass der Befund einer DNA-Analyse bereits am 23. März niemals vorlegen haben kann, wird keine Leiche – welche auch immer – aufgrund einer DNA-Analyse zu identifizieren sein, wenn die entsprechende DNA für den Abgleich nicht zur Verfügung steht.

Wer immer tot und zerfetzt auf dem Flughafen Zaventem verstreut herumgelegen haben mag, es fehlt der Nachweis, dass es sich bei diesen sterblichen Resten um Najim Laachraoui gehandelt hatte. Das schließt nicht aus, dass es dennoch seine Leiche gewesen sein könnte – mehr allerdings auch nicht.

http://scitec-media.ch/2016/04/01/wie-eine-dna-spur-zum-tater-fuhrt/

 

Wir wollen hier einen Blick auf die Sprengstoffwesten/Sprengstoffgürtel werfen, auf welchen DNA-Spuren festgestellt worden sein sollen.

Die Feststellung von Fingerabdrücken oder gar DNA auf detonierten Bomben ist grundsätzlich als problematisch zu betrachten. Dennoch will die Polizei DNA-Spuren gefunden haben, die per staatsanwaltschaftlicher Erklärung am 21. März 2016 eine als „Kayal“ bzw. Laachraoui bezeichnete Person hinterlassen haben soll.

Eine Durchsicht verschiedener Medienartikel offenbarte eine gewisse Unsicherheit in den Angaben. Manchmal war nur von einer Sprengstoffweste gesprochen worden, dann sollen es in einem anderen Medium sämtliche gewesen sein. Die meisten Artikel, die sich sämtlich auf offizielle Angaben bezogen hatten, hatten ganz konkret eine Sprengstoffweste vom Tatort Stade de France genannt sowie eine vom Tatort Konzerthalle Bataclan.

http://www.huffingtonpost.fr/2016/03/23/najim-laachraoui-terroriste-aeroport-bruxelles-soufiane-kayal_n_9528948.html

http://www.nytimes.com/2016/03/26/world/europe/najim-laachraoui-24-bomb-maker-for-paris-and-brussels-attacks.html?_r=0

https://www.tagesschau.de/ausland/paris-terror-101.html

http://www.ledauphine.com/france-monde/2016/03/23/qui-est-najim-laachraoui-le-suspect-au-coeur-des-attentats

 

Diese beiden Sprengkörper waren allerdings vollständig explodiert, weswegen wir die Behauptung, an diesen verkohlten und geschmolzenen Resten Fingerabdrücke und DNA lokalisieren zu können, für unglaubwürdig halten.

Im Februar 2016 war die Darstellung eine andere gewesen. Nach dieser waren nämlich – unbekannte – Spuren an der intakten sowie angeblich an der nur halb detonierten Sprengstoffweste gefunden worden.

http://deredactie.be/cm/vrtnieuws.deutsch/videothek/1.2570940

http://www.nzz.ch/international/unbekannte-dna-an-sprengstoffguerteln-gefunden-1.18694521

 

(Bei der nur teilweise explodierten Sprengstoffweste handelt es sich um jene, die angeblich ein gewisser Ibrahim Abdeslam am 13. November 2015 in dem Lokal „Comptoir Voltaire“ gezündet haben soll.

Die erst rund 4 Monate nach den Attentate veröffentlichten Sequenzen hier vom FOCUS, 27. April 2016, in einem gewohnt schlechtem Beitrag. 

 

 

Bei Ibrahim Abdeslam soll es sich um den Bruder von Salah Abdeslam handeln. Zu erkennen ist dies nicht, denn der vermeintliche Attentäter verbarg sein Gesicht. 

 

 

Das verstümmelte Video trägt grundsätzlich wenig zur Aufklärung bei. Es wirkt befremdlich, wenn einerseits der Körper des Ibrahim Abdeslam nach der Detonation verschwunden ist, aber die Personen schräg hinter ihm nach wie vor fast gerade an ihrem Tisch sitzen. Die Person ganz links war – auf den letzten Frames ersichtlich – zudem aufgestanden, entgegen jeglicher Intuition, zuerst in Deckung zu gehen. Zum Schluss wurde ein am Boden liegender Körper gezeigt, der vorher nicht sichtbar gewesen war.

 

 

Spurensicherung im „Comptoir Voltaire“. Die leere Sprengstoffweste scheint noch in einem relativ guten Zustand zu sein.  Rötliche Farbstrukturen, welche auf Blutanhaftungen hinweisen sollten, teilweise ersichtlich. Nicht ersichtlich ist dagegen die Leiche und die Kleidung, unter welcher sich die Sprengstoffweste befunden haben sollte. Zahlreiche Spuren-Markierungen auf der Straße. 

 

Besonders interessant ist jene intakte Sprengstoffweste, welche die französische Polizei nach den Pariser Anschlägen zehn Tage später, am 23. November 2015, in einer Mülltonne im Stadtteil Montrouge gefunden haben will. Diese Bombe soll angeblich Salah Abdeslam getragen, aber dann kurzentschlossen auf seiner Flucht entsorgt haben. Darin waren sich Polizei und Medien einig gewesen, später angeblich auch Herr Abdeslam höchstselbst.

In zahllosen Artikeln wurde daher ein Zusammenhang zwischen Salah Abdeslam und der „gefundenen“ Sprengstoffweste“ hineininterpretiert bzw. vielmehr hinein phantasiert. Zeitweise zeigte sich die Artikulierung durchaus kreativ, wie hier bei SPIEGEL-online. Hier wurden anonyme Ermittler zitiert, welche „davon ausgehen“, also nur vermuten würden, dies aber „zweifelsfrei“. 

http://www.spiegel.de/politik/ausland/salah-abdeslam-warf-sprengstoffguertel-in-muelleimer-a-1083263.html

 

Der angebliche Fund dieser Sprengstoffweste hatte schon von Anfang an zu jenen dubiosen und wie platziert wirkenden Ereignissen gehört, welche Polizei und Staatsanwaltschaften nach Terroranschlägen in der Vergangenheit immer wieder gerne anzubieten hatten. Sich eines extrem entzündlichen Sprengstoffs nach einer ganzen Stadtreise erst in Montrouge zu entledigen gehört ebenso dazu wie der Umstand, dass der Fundort „Mülltonne“ zehn Tage nicht ausgeleert worden sein, ja, niemand in dieser Zeit einen Blick hineingeworfen haben soll. Dieser auffällige Gegenstand muss anscheinend ganz oben im Müll gelegen sein, um durch einen städtischen Arbeiter „gefunden“ zu werden. Nicht auszudenken, wenn die Mülltonne ausgeleert worden wäre, ohne hineinzuschauen. Sie wäre beim Einkippen in den Müllwagen explodiert und hätte nebenbei als „Beweis“ nicht mehr viel hergegeben.

 

 

So unglaubwürdig die Erzählung gewesen war, so dämlich hatte sich diese fortgesetzt. Denn Anfang Februar 2016 war die Information, dass Abdeslam als angeblich wankelmütiger Selbstmord-Attentäter die Sprengstoffweste in jene Mülltonne gelegt haben soll, nicht viel mehr als eine wertlose Meinung gewesen, so oft diese auch wiederholt worden war.

Diverse französische Medien hatten nämlich mit Berufung auf die Pariser Staatsanwaltschaft berichtet, dass auf der „gefundenen“ Sprengstoffweste keine Spur einer DNA von Abdeslam gefunden worden wäre, sondern stattdessen eine unbekannte.

Keine DNA-Spuren von Abdeslam auf Pariser Sprengstoffgütel. http://brf.be/national/964700/

 

Das hatte aber verschiedene Medien und vermeintliche Informationsportale nicht weiter daran gehindert, die im März verbreitete Version weiterhin zu publizieren. Die „Zuordnung“ des herrenlosen Sprengstoffgürtels zu Abdeslam war schließlich durch die französischen Sicherheitsbehörden erfolgt.

http://www.tagesspiegel.de/politik/paris-attentaeter-in-bruessel-festgenommen-salah-abdeslam-aus-dem-krankenhaus-entlassen/13342086.html

 

Die Polizei hatte ihren eigenen Angaben nach Abdeslam bislang nur als den Mieter eines Fahrzeuges ermitteln können, welcher bei den Anschlägen in Paris verwendet worden war. (Ein angeblich geortetes Telefonat in einem in der Nähe befindlichen Stadtteil beweist nichts). 

http://www.spiegel.de/politik/ausland/anschlaege-in-paris-muellabfuhr-entdeckt-mutmasslichen-sprengstoffguertel-a-1064218.html

 

Die Information vom Februar, dass keine Spuren von Abdeslam sichergestellt werden konnten, beinhaltete das unangenehme Faktum, dass es keinen Beweis gab, dass Abdeslam die abgelegte und anschließend „gefundene“ Sprengstoffweste jemals getragen hatte. Dass ausgerechnet von jener Person, welche diese getragen, angefasst, entsorgt haben soll, absolut nichts zu finden gewesen war, dafür aber von einer anderen, ließe auch diesen Abschnitt der bisherigen Erzählung in sich zusammenbrechen.

Sie hatte einzig und allein auf eine Unterstellung der Polizei gefusst, die erst nach Abdeslams angeblicher Festnahme im März durch dessen – unnötige – Selbstbezichtigung gestützt worden. Abdeslam soll lustigerweise angeblich die Behauptungen der Polizei bestätigt haben, nicht etwa umgekehrt.

Auch dieser Vorgang unterstreicht einmal mehr die undurchsichtige und dubiose Rolle Abdeslams in dem Fall, aber auch erneut jene der französisch-belgischen Sicherheitsbehörden.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-03/saleh-abdeslahm-auslieferung-frankreich

 

Die nicht beantwortete Frage, warum Abdeslam seine Selbstsprengung geplant, es sich aber dann anders überlegt haben soll, könnte hier eine mögliche Antwort erfahren. Nämlich die, dass er nie geplant hatte, sich umzubringen, und auch nie eine Sprengstoffweste trug. Sollte er überhaupt vor Ort, das heißt in der Nähe des Stade de France gewesen sein, könnte er der Mann gewesen sein, welcher die Sprengsätze per Fernzündung betätigt hatte. Das ist zwar spekulativ, dennoch gibt es einige Merkmale und Umstände, dass die drei angeblichen Selbstmordattentäter bei ihrem ebenso angeblich kläglichen Scheitern nur Schrecken auslösen und einen geringen Schaden hatten anrichten sollen.

http://www.bollwerk.co.at/2015/12/18/paris-november-2015-noch-ein-kommentar-1/

 

Doch zurück zur unbekannten DNA, die sich angeblich auf der „gefundenen“ Sprengstoffweste befunden haben soll. Diese war dann der Identität „Soufiane Kayal“ zugeordnet worden, ohne es freilich beweisen zu können. Die Unterstellung hatte sich, wie in Teil 14 beschrieben, demnach auf eine andere und unbekannte Person verlagert. Da am 21. März 2016 die Identität „Kayal“ durch die belgische Staatsanwaltschaft als die Person Najim Laachraoui identifiziert worden sein soll, wäre dieser junge Mann eher als Träger der Sprengstoffweste in Betracht gekommen. Dies wurde aber weder von den Behörden noch nirgendwo in der Informationsindustrie auch nur angedacht, denn diese Mutmaßung hätte die Rolle von Abdeslam entscheidend in Frage gestellt.

Irgendjemanden scheint dieser entlarvende Umstand auch aufgefallen zu sein. Nach unserer Hochrechnung hätten laut den offiziellen Angaben sich auf insgesamt vier Sprengstoffwesten Spuren befunden. Genannt wurden aber immer nur maximal zwei Exemplare. Zuerst im Februar die beiden Sprengkörper a) Mülleimer in Montrouge sowie b) halbdetoniert im „Comptoir Voltaire“, dann im März stattdessen die detonierten Sprengsätze bei den Tatorten a) Stade de France und b) Bataclan als weniger kompromittierende, wenn auch unglaubwürdige Erzählung.

 

 

 

Dienstag
28
Juni 2016
This entry was posted in Blog, Neuigkeiten. Bookmark the permalink.

Comments are closed.