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FRONTALE frontal.

 

Im Oktober des vergangenen Jahres hatten wir noch ein wenig über das Direktoren-Stadl der FRONTALE gelästert. Die neue Stadtregierung von Wr. Neustadt hatte den Initiatoren und Organisatoren Christoph Gausch und Reinhard Astleithner einen fremden Menschen vor die Nase gesetzt, der mit den Titel „Festival-Direktor“ hausieren gehen durfte. Konsequenterweise mussten sich die eigentlichen Macher ebenfalls Direktoren-Titel verpassen, was aber nichts daran änderte, dass der neue „Festival-Direktor“ als der obere „Direktor“ agieren durfte.

http://www.bollwerk.co.at/2017/10/07/direktoren-inflation/

 

Dieser neue „Direktor“, Christoph Dostal, trat seine neue Stelle als „künstlerischer Leiter“ des Stadttheaters mit nur einer uns bekannten Referenz an: er ist von Beruf Schauspieler.

Das Kalkül hinter dieser Entscheidung war sichtlich getragen von dem Vorhaben, ein kommerzielles „Gesicht“ ins Schaufenster zu stellen, um minderbemittelte oder nicht vorhandene Kulturpolitik nach Möglichkeit besser verkaufen zu können. Die vergangen zwei Jahre haben tatsächlich nachgewiesen, dass nur die Oberflächlichkeit und Leere zugenommen hat, so lärmend diese auch zelebriert werden mag. Zweifellos ein Verkaufserfolg gegenüber der entsprechenden Klientel. 

Nun handelt es sich bei Herrn Dostal nicht um den großen Entscheider mit einer verblüffend geringen Sichtbarkeit, denn als Schauspieler ist er anderen „Direktoren“ untergeordnet, die auch dirigieren möchten. Und obwohl dies nichts mit Kompetenzen zu tun hat, möchten alle Einfluss nehmen, um ihre geschäftlichen Ziele oder ihren anti-kulturellen Auftrag durchzusetzen. In diesem Falle im gravierenden Widerspruch zu den Intentionen und Ansprüchen des Gespanns Gausch/Astleithner.

Hier das Statement von Reinhard Astleithner.

https://www.facebook.com/nofestivalpage/posts/2201683666515229

 

Einige Umstände hatten äußerlich eine Entwicklung der Infrastruktur für die FRONTALE bedeutet. Dazu gehörten der Umzug ins schöne Stadttheater und die dortige Anschaffung eines digitalen Kinoprojektors sowie die weitere Finanzierung. Tatsächlich hatten bei der 7. FRONTALE überaus zahlreiche Zuschauer erreicht werden können, doch intern hatten sich tiefe Gräben gebildet. Nun scheint die Bombe geplatzt, Gausch und Astleithner sowie die ehrenamtliche Jury und Helfer sind zurückgetreten.

Wer angenommen hatte, der „Festival-Direktor“ würde nun sein Gesicht zeigen und ein Stellungnahme zu den Vorgängen veröffentlichen, wurde enttäuscht. Wir fanden keine. Laut der NÖN soll Dostal einen Kommentar verweigert haben. Offensichtlich weiß der Mann nun nicht weiter, er wirkt überfordert und mag plötzlich keine Öffentlichkeit mehr.

https://www.noen.at/wr-neustadt/wr-neustadt-filmfestival-steht-die-frontale-vor-dem-ende-filmfestival-frontale-frontale-christoph-dostal-99301438

 

Es ist nicht neu, dass Verantwortliche in der Stadt eine gut gehende Veranstaltungsreihe zu übernehmen und nach ihrem Gutdünken umzuwandeln trachteten, um sie, bar jeglicher ideeller Einstellung, anschließend gegen die Wand zu fahren.

Zumindest wir hatten der letzten FRONTALE kein einziges Mal beigewohnt. Die Veranstaltung hatte zu aufgebläht gewirkt, war – ganz im städtischen Sinne – kostenpflichtig gewesen, und hatte den interessanten Kurzfilm-Bereich nur noch als einen sekundären, zerfaserten Charakter dargeboten. Diese Zeit haben wir schlichtweg nicht mehr.

Über die städtischen Einnahmen sowie Kosten im Zuge der FRONTALE sind wir nicht informiert. Zweifellos zählt für die Stadt vor allem der wirtschaftliche Aspekt und nicht der Inhalt. Teure Anschaffungen, hohe Kosten und Direktoren-Gehälter sollen ausgeglichen werden, was nur mit einer Erweiterung der Veranstaltung funktionieren kann, die nach Möglichkeit noch mehr zahlende Zuschauer generieren muss.

Das ist ein Kreislauf der Kommerzialisierung – und ihr Tod. Das versteht allerdings nicht jeder. Bei den Verantwortlichen in dieser Stadt offenbar kein einziger.

Die laut Reinhard Astleithner von der Stadt durchgeführte „Patentierung“ des Namens „FRONTALE“ mutet sicherlich schäbig an, entspricht aber dem üblichen und geschäftlichen Ratio.

Die FRONTALE war von Anfang an, das heißt ab der ersten Veranstaltung im Jahre 2011, ein Projekt der Stadt Wr. Neustadt. Erfunden, initiiert und organisiert durch das leider mittlerweile aufgelöste städtische Jugendreferat mit Christoph Gausch und Stefan Kumnig sowie – als Externen – Reinhard Astleithner. Der Großteil der Finanzierung erfolgte logischerweise durch die Stadt, plus Landesförderung und einigen Sponsoren.

Bei der FRONTALE hatte es sich um ein von der Stadt abhängiges Projekt gehandelt. Die Stadt Wr. Neustadt war somit bislang der eigentliche Veranstalter der Filmveranstaltung, wobei es keine Rolle spielt, inwieweit die Organisatoren um Gausch, Astleithner und Kumnig freie Hand bei den Gestaltungsmöglichkeiten besessen haben.

Das mag im Nachhinein weh tun, ändert aber nichts an der obigen Tatsache. Es bleibt abzuwarten, wie die Stadt und ihre „Direktoren“ mit der neuen Situation umgehen werden. Es bleibt ihr noch ein wenig Zeit, um die nun vakanten Stellen neu zu besetzen. Fragt sich nur: mit wem. Aber wir fragen uns nicht, weil es uns nicht interessiert.

Wr. Neustadt ist definitiv wieder um ein Stück Kultur ärmer geworden. Das aus dem Kultur-Ressort stammende Gerede 2016, Wr. Neustadt als „Filmstadt“ etablieren zu wollen, hatte bereits zu diesem Zeitpunkt dummes Zeug beinhaltet. Einen Artikel aus der NÖN hatten wir an dieser Stelle sarkastisch kommentiert:

http://www.bollwerk.co.at/2015/07/06/stellungnahme-zum-artikel-fuer-2016-werden-filmplaene-gewaelzt-in-der-noen/

 

Wir hoffen, dass es Christoph Gausch und Reinhard Astleithner an einem anderen Ort gelingen mag, ein erfolgreiches Filmfestival aufzuziehen. Irgendwo außerhalb dieser Provinz. Wien ist leider derzeit reichlich überfüllt. Wir sind auch schon dorthin abgewandert. Aber wer weiß…

 

Mittwoch
20
Juni 2018
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