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Kriegspropaganda in Sozialen Medien. Teil 3-2.

 

Im Januar 2016 war es in den westlichen Medien zu einer massiven „Madaya-Kampagne“ gekommen, mit der wir uns rückblickend im Februar 2016 befasst hatten. In dieser Kampagne wurde die syrische Regierung (fast allein) für „Belagerungen“ von Ortschaften und den Nöten der Zivilbevölkerung samt Hungertoten verantwortlich gemacht.

http://www.bollwerk.co.at/2016/02/16/propaganda-um-madaya-teil-1/

http://www.bollwerk.co.at/2016/02/17/propaganda-um-madaya-teil-2/

http://www.bollwerk.co.at/2016/02/23/propaganda-um-madaya-teil-3/

http://www.bollwerk.co.at/2016/03/03/propaganda-um-madaya-teil-4/

http://www.bollwerk.co.at/2016/03/10/propaganda-um-madaya-teil-5/

http://www.bollwerk.co.at/2016/03/18/propaganda-um-madaya-teil-6/

http://www.bollwerk.co.at/2016/04/02/propaganda-um-madaya-teil-7/

http://www.bollwerk.co.at/2016/04/18/propaganda-um-madaya-teil-8/

http://www.bollwerk.co.at/2016/04/21/propaganda-um-madaya-teil-9/

 

Diese Madaya-Kampagne hatte natürlich auch Eingang auf der Facebook-Seite „Amrha und Wärme für Madaya“ gefunden. Eine Durchsicht aller weiteren Einträge ließ tatsächlich keinen Zweifel daran, dass sich die an mitfühlende potentielle Spender gerichteten Einträge extrem parteiisch gestalteten. Wir hatten nicht eine einzige „Meldung“ oder „Information“ finden können, die ein differenziertes Bild zugelassen hätte. Stattdessen wurden auf „Wärme für Madaya“ ausschließlich mediale Propaganda-Kanäle der Kriegstreiber oder entsprechende Facebook-Seiten in Anspruch genommen.

 

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Eine typische Madaya-Suppe. Quelle: Facebook. 

 

Dabei handelt es sich um Organisationen wie „Syria-Direct“ (des US-Departement of State, welche aus dem jordanischen Amman operiert) oder „Adopt a revolution“ (USA) oder „The Syria Campaign“ (GB), welche zumindest zum Teil vom Milliardär Ayman Asfari finanziert wird. Als britischer Staatsbürger hatte er sein Geld mit Öl und Gas gemacht.

Verlinkt wurden auch Berichte von Organisationen, die vorgeben, um humanitäre Hilfe bemüht zu sein, wie „Hand in Hand für Syria“ (GB) oder „Save Syrian Children“ (GB, Muslimbruderschaft). Sie produzieren sich als vermeintlich moralische Organisationen, welche allerdings nur dazu dienen, die Kriegspropaganda der Kriegstreiber aus den NATO-Staaten und Golf-Diktaturen zu verbreiten und eine Eskalation des Krieges voranzutreiben. Die angebliche US-NGO „SAMS“ ist ebenfalls Teil dieser Farce, wie zahlreiche weitere Organisationen. Sie alle sind Kriegspartei.

Neben vereinzelt verlinkten Artikeln aus dem deutschen (die transatlantischen Blätter BILD, ZEIT und SPIEGEL) und dem US-/britischen (CNN, ABC-News, BBC) Sprachraum wurde häufiger auf der syrischen Regierung und ihren Verbündeten feindlich gesinnten und Al-Kaida-freundlichen Portale wie „Orient News“ (finanziert von Katar und der VAE), „Al-Monitor“ (USA), Smartnews-Agency (FR) und der „pro-oppositionellen“ „Umayya Press“ (USA) zurückgegriffen, die allesamt in Staaten beheimatet sind, welche am Krieg gegen Syrien beteiligt sind.

Stimmung wurde zudem gemacht mit Organisationen wie „AVAAZ“ (USA), die unter Vorwänden mit mehreren Propaganda-Kampagnen für eine Eskalation des Krieges eintrat.

„Wärme für Madaya“ hatte auch auf einige Facebook-Seiten verwiesen. So auf die Al-Kaida-Seiten „Kafranbel Syrian Revolution“, „Syrian Break Siege“ oder „AssadWarCrimes“. Einige der aufgeführten Seiten waren bereits gelöscht (z.B. #Vertreibt_russische_Botschafter, #Putin_brennen_Aleppo, #fortsetzung_unserer_revolution).

 

Wie war die Frau Schmid aus der Schweiz mit ihrem Spenden-Projekt „Wärme für Madaya“ mit „Ahmad“ von der angeblichen Hilfsorganisation „Amrha“ in Madaya zusammengekommen?

Frau Schmid hatte sich am 5. Januar 2016 dazu geäußert:

„Ich engagiere mich schon seit über 4 Jahren für Syrien und habe immer mehr Kontakte zu Syrern geknüpft, zu solchen in Europa sowie in Syrien. Ahmad hat mir eine Freundschaftsanfrage geschickt und wir führten lange Gespräche über die Lage in Madaya. Es liess mir keine Ruhe mehr und ich wollte etwas tun. So ist das Wärme für Madaya Projekt entstanden…“

Es handelte sich bei „Ahmad“ demnach nur um eine Facebook-Bekanntschaft.

 

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Rechts im Bild: „Ahmad“. Quelle: Facebook. 

 

Auf eine am 31. Januar 2016 an Frau Schmid gerichtete Frage, ob sie die (angebliche Selbsthilfe-Organisation) „Amrha“ persönlich kennen würde, antwortete diese:

„Nur übers Internet. Aber mit Ahmad habe ich sehr engen Kontakt, wir sprechen täglich und es hat sich eine wunderbare Freundschaft entwickelt. Wir haben einen gemeinsamen Freund, der ihn persönlich kennt…“

Sonderlich Vertrauen erweckend war auch dies nicht. Immerhin wurde „Ahmad“ an anderer Stelle mit etwas umfangreicheren Namen genannt: „Abd Alwahab Ahmad D“. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um ein Pseudonym, welches sich an den islamischen Gelehrten „Muhammad ibn ?Abd al-Wahh?b“ anlehnen könnte, auf dessen Name der Begriff Wahhabismus zurückgeht – der Staatsreligion Saudi-Arabiens. Somit konnte ein weiterer Faktor gefunden werden, welcher ein Vertrauen gegenüber „Ahmad“ drastisch sinken lassen sollte.

 

Die angebliche Selbsthilfeorganisation „Amrha“ verfügte über eine eigene Facebook-Seite:

https://www.facebook.com/amrha.madaya/?hc_ref=PAGES_TIMELINE&fref=nf   

sowie über einen YOU-TUBE-Kanal. 

 

https://www.youtube.com/channel/UCAbSNMlhY7ZoXnsEhsdD8SA

 

Dieser Kanal war allerdings nicht gerade üppig gefüllt. Die beiden von „Wärme für Madaya“ verlinkten Videos mit Datum 16. und 17. November 2015, welche die Hilfsbereitschaft von „Amrha“ bezeugen sollten, waren dann allerdings auch schon die letzten gewesen. Obwohl „Amrha“ angeblich mit den Geldspenden die Hilfeleistung in Madaya finanzieren sollte, war die „Selbsthilfe-Organisation“ bemerkenswert früh ins mediale Nirwana geschickt worden. Zumindest von „Wärme für Madaya“. 

 

Folglich hatte „Wärme für Madaya“ auch nichts mehr zu „Amrha“ zu verlinken gehabt und stattdessen auf andere Facebook-Seiten und deren Beiträge zurückgegriffen, die miteinander verknüpft waren/sind. Deren Inhalte und vor allem die Ausrichtung war ohnehin die gleiche. Das fiel nicht großartig auf, da auch die Protagonisten die selben waren.

https://www.facebook.com/photosmadaya/?hc_ref=PAGES_TIMELINE&fref=nf

https://www.facebook.com/hashtag/save_madaya?source=feed_text&story_id=1188959164509991

 

„Ahmad“, der nebenbei für US-Onlineportale auftreten durfte, hatte auch eine ganz persönliche Facebook-Seite:

https://www.facebook.com/ahmad.abdalwahab.372?hc_ref=PAGES_TIMELINE&fref=nf

 

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Die zwischen den Propagandabeiträgen zur Schau gestellte Hilfsbereitschaft bekam freilich einen weiteren Dämpfer, weil die selbsternannte Selbsthilfeorganisation offenbart ein Teil eines „Local Revolutionary Council of Madaya“ war und somit darüber hinaus gehende Interessen vorhanden waren.

https://www.facebook.com/lrcmadaya/?hc_ref=PAGES_TIMELINE

 

Der allgemeine und identische Tenor, die Verquickung von Hilfe, Kinder, Nöte und Tod mit Al-Kaida-freundlicher Kriegspropaganda war allgegenwärtig. Offensichtlich hatte sich unter den angeführten 40.000 Menschen in Madaya kein einziger gefunden, der eine andere Sicht der Dinge vertrat.

Ein Wunder!

Abd Alwahab Ahmad aka Abdul Wahab Ahmed stellte sich insgesamt eher als „Medienaktivist“ dar und weniger als eine Person, welche sich um das Feuerholz oder die Nahrung anderer Personen kümmert. Das dürfte seiner Rolle auch gerecht werden, denn seine Zuneigung zu islamistischen Portalen wie „shaam.org“ und Flaggen-Motive der „FSA“ verbarg er auf seinem eigenen Account nicht. 

 

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Sonntag
01
Januar 2017
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