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#INGERLbegegnen – Ein Wegweiser zu Quadraten und Wespen

 

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Die Veranstaltungsreihe #INGERLbegegnen, anlässlich des 20. Todestages von Prof. Kurt Ingerl von der gleichnahmigen Projektgruppe initiiert, steht nach den Spaziergängen mit ehemaligen Weggefährten und KünstlerInnen vor dem finalen Höhepunkt. 

#INGERLfeiern

Das „Geburtstagsfest für Kurt Ingerl“ findet am Mittwoch, den 29. Mai 2019, ab 19 Uhr im ehemaligen Zentralkino statt. 

Im Rahmen von Vorträgen, Filmen, Objekten und Texten wird an den verstorbenen Künstler, einem der bedeutendsten von Wiener Neustadt, gedacht werden. 

Pflichttermin!

 

Hier der Link zur Website #INGERLbegegnen:

http://km-wilczek.at/projekt-ingerlbegegnen/

Dort auch die Möglichkeit, den Katalog (2. erweiterte Auflage, herausgegeben von René Triebl) über das Gesamtwerk von Kurt Ingerl zu erwerben. 

 

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Sonntag
26
Mai 2019

Des Kaisers neue Kleider II. Teil 2.

 

Text und Fotos: „Arcimbaldo“

 

Im schnellen Fortgehen, auch um einer Augenneurose zu entgehen, dann ein, selbst für solcher Art „Kunstausstellung“, einsamer Höhepunkt in Form einer Art „Holzplastik“, worin, schon von weitem sichtbar, im oberen Teil der eingearbeitete Schriftzug „KUNST“ die Selbsteinschätzung des stolzen Herstellers unmissverständlich offen gelegt worden war. Ihr Anblick machte mich ebenso ratlos und ich dachte zunächst an einen Irrtum, so als wäre sie beim letzten „Schniederhahn“ einfach übrig geblieben.

 

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Doch dann die Überraschung: Die daneben stehende, in ihrer naiven Einfalt einmalige Selbstbeschreibung erweichte sofort mein bereits erkaltetes Herz. Diese war derart rührend, dass ich Herrn Dieter Tagwerker, den Erbauer, der sich natürlich ebenso als Künstler bezeichnete, dennoch zu meinem Helden ernannte. Als wohl einziger schrieb er einfach auf, wie es ihm eingefallen sein mag, ohne die geringste Absicht, sich in ein ihm nicht gebührendes Licht zu stellen. Stolz, jedoch völlig ohne Eitelkeit! Ein solches Maß an schlichter Redlichkeit und Unbedarftheit verdient nicht mit Hohn bedacht zu werden, und so nehme ich von einem Kommentar zu seinem Werk Abstand. Eine unerwartete menschliche Perle in diesem zumeist völlig entgleisten Jahrmarkt der Eitelkeiten, der Anmaßung und des totalen Kommerzes.

 

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In dieser „Ausstellung“ zeigt sich nicht nur eine lieblose und dilettantische Kuratierung, sondern auch die Absicht der neuen Rechten, den Kunstbegriff nach ihrem Wunsch einzuebnen. Statt mit Ausgrenzung wird hier durch Umarmung ( „Stadt und Land –Mitanand“) und kommerzielle Vereinnahmung Kunst in ihrem eigentlichen Charakter entstellt, ihre Kriterien verwischt und als beliebig diskreditiert. Kunst als harmloses „Hobby“, Kunst als brave Teilzeitbeschäftigung unausgefüllter Hausfrauen, gelangweilter Anwaltsgattinnen und handwerkender Pensionisten: Kunst als bloße Dekoration, auf bunte Effekte reduziert, viel Glitzer und Gold gemischt mit Esoterik und grellem Kitsch, hässlich, schlecht, leer trotz plumper Überladenheit. „Kunst“ ohne Aussage und Anspruch, Kunst als „sinnvolles Freizeitvergnügen“ und Therapie für diejenigen, die ihre innere Leere nicht länger nur durch das übliche Konsumangebot ausfüllen und befriedigen können.

Eine irrwitzige Veralberung von Kunst, die ihrer eigentlichen Magie und existenziellen Dimension Hohn spricht und eine Beleidigung jedes wahrhaftigen Kunstschaffenden!

Vulgarity consists as much in disrespecting what deserves respect as in respecting what does not deserve it.“


Nicolás Gómez Dávila ( 1913 -1994)

Kunsthandwerksbasar“ wäre noch eine noble Bezeichnung für diese Darbietung, die in gleicher Art wie die Schwarz/Blaue Politik insgesamt versucht, mit billigen Mitteln Öffentlichkeit zu schaffen, die uns vom Wesentlichen ablenken, mit Glitzer und vordergründigen Effekten über fehlende Substanz hinwegtäuschen soll.

Es ist dies natürlich nur eine weiterer Inszenierung als Baustein zur Errichtung eines Potjemkinschen Dorfes, dass die Schwarz/Blaue-Stadtregierung uns nun rechtzeitig vor der Wahl in der Innenstadt errichtet, um uns ihr Bemühen für eine lebendige Innenstadt als ihr ehrliches Anliegen zu verkaufen, und das, kaum wird die Wahl vorbei sein, dann auch sofort wieder verschwinden wird.

Kunst in Knechtschaft und Krempel im Dienste einer billigen Wahlfassade.

Wie schon Karl Marx sehr treffend formulierte: „Der Kapitalismus zwingt selbst das sich Widerstebende zum Kuss.“

Kein Aufwand und keine noch so bizarre Verrenkung scheint nun auf einmal der Stadtregierung zu groß, um die bereits klinisch tote Innenstadt mit irgendwelchem buntem Klimbim bis zur Wahl aufzufüllen.

Ein weiterer dreister Versuch der Augenauswischerei auf Kosten der Kunst und im Dienste des Machterhalts:

Es ist an der Zeit die Kultur in Verruf zu bringen,

damit es sich nicht mehr lohnt,

sie im Dienste der Politik oder der Industrie zu erniedrigen.“

Vulgäre Zerstreuung und vulgäre Beschäftigung

sind die einzigen, für die man sich heutzutage nicht zu entschuldigen braucht.“

Nicolás Gómez Dávila (1913-1994)

Aber lassen wir uns nicht täuschen, liebe Leute, und schauen wir einfach nur genau hin: Der Kaiser, er ist immer noch nackt!

 

Sonntag
19
Mai 2019

Des Kaisers neue Kleider II. Teil 1.

Text und Fotos: „Arcimbaldo“

 

In Wahljahren erlebt man ja bekanntlich die seltsamsten Dinge. Und so wurde auch ich unlängst wieder einmal Zeuge einer dieser nun immer häufiger ausgerufenen Events, um den Bürgern das Gefühl zu geben, man würde das Thema „Innenstadtbelebung“ endlich ernst nehmen. An sich ja eine der am dringlichsten anstehenden Aufgaben der Stadtregierung, wird der derzeitige Zustand einer Art „Geisterstadt“ auch bereits von anderen Städten erkannt – und es wird sogar davor gewarnt.

 

Graz nicht wie WN 1

 

Unlängst daher wieder einmal großer Bahnhof in der unteren Neunkirchnerstrasse: Bürgermeister Klaus Schneeberger eröffnete auf großer Bühne eine als „Kunstausstellung“ bezeichnete Ausstellung im Rahmen der NÖ-Landesausstellung: „Kunst in Bewegung“ (Mai 2019 –Jänner 2020). Als feierliche Köder gab es dazu Livemusik, Freigetränke und Brötchen für alle.

Der Obmann der Wiener Neustädter Künstlervereinigung, Manfred Pfeiffer, und die Stadtkünstlerin Lisa Wolf sprachen einführende Worte.

Stets an Kunst interessiert und immer auf der Suche nach Erweiterung meines Horizonts, erwartete auch ich daher mit gewisser Neugier geduldig die Öffnung der Tore der Wiener Neustädter Sparkasse, in deren Räumlichkeiten die Ausstellung ausgerichtet ist.

 

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Ich schicke voraus, dass ich Künstler in ihrem Schaffen nur ungern kritisiere. Zu groß ist mein Respekt vor diesem Ringen um persönlichen Ausdruck und der intimen Suche nach Verdichtung der Welt, als dass ich dazu leichtfertig Stellung nehme. Kunst ist in ihrem Kern göttlich und in ihrer Vielfalt wunderbar.

In vorsichtiger Erwartung trat ich also ein… und sah zunächst dicht gehängte, grellbunte Leinwände, kitschige, dick-pastöse und mit Goldspray gelackte Montagen, ein merkwürdig unfokussiertes Photo vom Eingang des Einkaufzentrums Fischapark…. und überall weiße Schilder mit der Aufschrift: „Kunstwerke BITTE nicht berühren“.

 

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Nach einem ersten Rundgang nahm ich mal ein Achterl rot zur Brust; Verwirrung in mir: Was ist das hier? Ein esoterischer Weihnachtsbasar? Und vor allem: wo sind sie, diese unberührbaren Kunstwerke?….Haben wir es schon wieder mit einer Auflage von „des Kaisers neue Kleider“ zu tun?

Auch nach zwei weiteren roten Achterln konnte ich mir dazu keine wirkliche Antwort geben. In dunklen Ecken versteckt dann doch noch ein paar gute Bilder und Objekte die man als Kunst ansprechen kann, etwa von Lisa Bäck, Kurt Foit, Slava Muhrer und der schöne und sinnliche Schmuck von Susanne Ball u.a.……

 

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Der überwiegende Teil aber trieb mir die Tränen in die Augen. Ein wildes Sammelsurium aus blankem Kitsch, Effekthascherei und erbärmlich schlechten, gefühllosen Bildern, wie es in derart konzentrierter Form sogar im heutigen Kommerzgetriebe eher selten anzutreffen ist.

The modern world will not be punished. It is the punishment

Nicolás Gómez Dávila ( 1913-1994)

 

Obwohl ich in solchem Fällen für gewöhnlich von einer detaillierten Beschreibung Abstand nehme waren manche der zur Schau gestellten Werke dann in ihrer Erscheinung derart bizarr und rätselhaft, dass ich daran ging, deren Hintergrund näher zu beleuchten:

Da wären zunächst die großformatigen Schüttbilder eines Herrn Norbert Nakovich, IT-Spezialist am Landesklinikum, der seine Maltechnik allen Ernstes als eine Fließ- und Schütttechnik namens „panta rhei“ titulierte und der in einem WN-TV-Interview Folgendes zum Besten gab: „Ich kam 2006 zur Malerei und habe mir gedacht: Was die anderen so können, das kann ich auch!“ ( sic! )

Der Anblick seiner erratischen, kalt-.gefühllosen und grotesk überladenden Werke ließ mich bisweilen in Abscheu erschaudern und auch beim besten Willen konnte ich hier keine Verbindung zu Kunst entdecken.

 

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Gleich daneben eine großformatige Fotostrecke des ebenso effektverliebten wie Schwarz/Blau liebdienenden „Shootingstars“ der neuen vermeintlichen Kunstszene Franz Baldauf, der zunehmend versucht, seine an sich statischen Postkartenphotos durch merkwürdig schrille Effekte irgendwie aufzupäppeln – in dem meist hoffnungslosen Ansinnen, sie damit noch irgendwie zu Kunst zu erheben. Die Tatsache, dass die Dynamik einer Photographie in erster Line aus ihrer besonderen Komposition entsteht und nicht durch die übersteigerte Anwendung von Photoshopeffekten, scheint hier wenig Beachtung zu finden. Seine Photographien wirken aufdringlich und angestrengt künstlich, ihr Anblick irritierend und wahrlich kein Vergnügen.

 

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Die Verwesung der modernen Welt nicht zu spüren, ist ein Indiz der Ansteckung“.


Nicolás Gómez Dávila (1913 -1994)

 

Diese beiden, stark an vordergründigem Effekt interessierten „Künstler“ sind ganz besonders hervorgehoben und dominieren diese Schau, spielen sie doch einer sich selbst stets als „bunt“ bezeichnenden Stadtregierung für ihre Fassaden-Spiele perfekt in die Hände.

 

Donnerstag
16
Mai 2019

FREIES KINO – Österreichischer Filmpreis 2019 – nominierte Filme

 

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Stadtkino im Künstlerhaus, Wien.
14. Mai 2019, 20 Uhr.

FREIES KINO – EINTRITT FREI!

 

Nicht zuletzt durch das Internet hat das Genre Kurzfilm seit Jahren zunehmende Aufmerksamkeit und Anerkennung erfahren. Kurzfilme gemeinsam mit Gleichgesinnten auf einer großen Leinwand zu sehen, ist allerdings nach wie vor ein ganz besonderes Erlebnis. Das vom österreichischen Regisseur Kurt Brazda moderierte Spezialprogramm FREIES KINO (das im April übrigens seinen fünften Geburtstag beging) zeigt daher am 14. Mai im Stadtkino im Künstlerhaus jene drei Kurzfilme, die 2019 für den Österreichischen Filmpreis nominiert waren.
Bernhard Wengers Tragikomödie ENTSCHULDIGUNG, ICH SUCHE DEN TISCHTENNISRAUM UND MEINE FREUNDIN (Österreichischer Filmpreis 2019 für den Besten Kurzfilm 2019) taucht in den skurrilen Kosmos eines Alpenhotels ein, Florian Forschs Drama BESTER MANN setzt sich mit dem Thema Rechtsradikalismus auseinander und VIRGIN WOODS / ZALESIE von Julia Zborowska ist eine Meditation über Liebe und Tod aus der Sicht eines Mädchens. Manche der Filmschaffenden sowie Teile ihres Teams werden vor Ort sein, um ihre Werke vorzustellen und Fragen des Publikums zu beantworten.

„Der Kurzfilm ist ein cineastischer Aphorismus, in dem Weltsichten, Lebensrealitäten, Botschaften und Anliegen dermaßen verdichtet sind, dass es für deren Erfassung nur einiger audiovisueller Codes bedarf. (…) Das neue österreichische Kurzfilmkino wird von Regisseurinnen und Regisseuren geprägt, die diese Verdichtung auf ihre Art unverwechselbar und ungemein spannend praktizieren“, so Kurt Brazda über den spezifischen Reiz des österreichischen Kurzfilmschaffens.

 

Montag
13
Mai 2019

Shanta noir Albedo live

 

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Electronic-dance-ambient-groove-dub-percussion-didgeridoo-liveband Performance.

Und so viel auf einmal am Freitag, den 10. Mai 2019, um 20 Uhr, im „Atelier Wr. Neustadt“, Neunkirchnerstraße 14 (FuZo). 

https://www.facebook.com/events/351685695461903/

 

Donnerstag
09
Mai 2019

Welt in Bewegung…….aber wohin? Teil 2.

 

Gedanken anläßlich der offiziellen Eröffnungsfeier zur Landesausstellung 2019 „Welt in Bewegung“ in Wiener Neustadt am 29. März 2019.

Text und Fotos: „Arcimbaldo“

 

Diese also nun türkisblaue „Gala“ wurde dann auch dementsprechend perfekt und mit großem technischen Aufwand über die Bühne gebracht. Viel Blasmusik, viel Effekte und Glanz, der üblicherweise als „Austronaut“ diesmal jedoch von Moderatorin Barbara Stöckl fälschlicherweise als „Unser Mann am Mond“ bezeichnete Franz Viehböck, bunte Bilder einer perfekten Welt in intakter Natur, fröhlich lächelnde Kinder auf der Bühne, die durch ihr Herumgehopse eine Lebendigkeit suggerieren sollten, die es so im Alltag dieser Stadt längst nicht mehr gibt, und eine positive Zukunft heraufbeschwören, von der alle der im Saal Anwesenden nur allzu gut wussten, dass sie so niemals je eintreten wird.

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Die Lebenswelt der vielleicht nicht so Hochbegabten, der weniger Ausgefuchsten, der Unglücklichen und ins Abseits Gedrängten, also doch eines Großteils unserer Mitmenschen, war allen Rednern und Protagonisten keine einzige Silbe wert. Gezeigt und ausschließlich angesprochen: ein weich gespültes Bild einer Welt ohne Ecken und Kanten, ohne Widersprüche und Probleme. Eine intakte Szenerie, bevölkert nur von Siegern und denjenigen, die es sich haben richten können. Auch die dort anwesenden Sieger, welche wussten, dass sie im neoliberalen Wettbewerb nur Sieger auf Kosten von Verlieren sind, lächelten unbeteiligt, stellten sich brav ins himmelblaue Gruppenbild.

All das erinnerte fatal an ein System der 30er Jahr, an ein System, das mit Mitteln der Massenpsychologie die Leute auch zum Glauben an eine Scheinwelt verführte, sie mit Zeichen und Symbolen in ein „Mindset“ zu manipulieren vermochte, so dass sie sich freiwillig unterwarfen, sie in den Glauben kamen, diese Art von Herrschaft wäre normal oder gottgegeben, und dass es ohne diese gar nicht mehr ginge. Wir alle wissen, wie das ausging, ein Zivilisationszusammenbruch war die Folge, das böse Erwachen kam zu spät.

Nun saßen in diesem Zelt erneut Vertreter einer Partei, die sich „freiheitlich“ nennt, im Kern jedoch völlig totalitär an diese „Zeit“ anschließen möchte, die fast jede Woche mit NS-ähnlicher Diktion am rechten Rand zündelt, wieder in der Absicht, uns an eine Diktion dieser Art zu gewöhnen, uns in ein „Mindset“ zu bringen, dass wir irgendwann rassistische Hetze für normal und die Ausgrenzung und brutale Verfolgung von Minderheiten und Mitbürgern aus beliebigen Gründen für in Ordnung, ja für statthaft erachten. Es soll uns dahin bringen, dass wir uns an meist unbeteiligten Sündenböcken abreagieren, für all die Lügen und falschen Versprechungen, die sich dann im Alltag zeigen, dort wo der Weichspüler von Inszenierungen nicht mehr ganz so reibungslos funktioniert. Sie präsentieren sich ungeniert als die Beschützer der Tüchtigen und Fleißigen, liefern aber gerade diese der Verschränkung von Kapital, Monopol und Macht beständig ans Messer, indem sie Gesetze verabschiedet, die Arbeit immer wertloser macht, Arbeitszeiten erhöht, Kapital vor angemessener Besteuerung schützt und alle Arbeitnehmer beständig in einen aussichtslosen Hochleistungswettberwerb hetzt, bei dem immer weniger Schritt halten können und von dessen Ergebnis immer Weniger profitieren, die noch dazu immer weniger bereit sind diese mit abderen zu teilen. Der Großteil dieser Hochleister bleibt trotz Wohlverhalten in zunehmenden Maß von den meist durch dreiste Steuervermeidung auch immer größer werdenden Profiten ausgeschlossen.

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Die Schwarz/Blaue Koalition unterstützt nun ebenso ungeniert den weltweiten, rücksichtslosen Kampf der Reichen gegen die Armen und Schwächeren in unserer Gesellschaft, einen Kampf, der ihnen von der Industrie und dem international vernetzten Kapital vorgegeben wird, und es entbehrt nicht einer gewissen Nonchalance, dass es ihnen dennoch gelingt, sich als Fürsprecher, ja als Retter der Unterdrückten zu verkaufen, den Entrechten und Besitzlosen irgendwie einzureden, es wäre ihr „Schicksal“. Anstatt ihre Funktion als Politiker entsprechend wahrzunehmen und sie vor der Übermacht der Stärkeren in Schutz zu nehmen und die Verhältnisse im Sinne der Schwächeren auszugleichen, wischen sie diesen bloß mit billigen Tricks die Augen aus, reden ihnen ein, sie müssten dem gehorchen, weil es angeblich ja gar nicht anders ginge, und präsentieren ihnen in ekelhafter Manier Sündenböcke oder angeblich Schuldige, an denen sie dann ihre berechtigte Wut abreagieren sollen. Und dies, während wir alle wissen, dass die Reichen in unfassbarem Ausmaß ständig auf Kosten der Armen noch reicher werden und durch ihr Vermögen auch wieder die Politik in ihrem Sinne beeinflussen, auf Grund ihrer maßlosen Gier dann auch gleich noch die Ressourcen und Ökosysteme des Planeten weiterhin zerstören.

Es war daher nicht wirklich eine Feier, zu dreist und vordergründig schimmerte die politische Absicht dann doch am Ende durch, was vielleicht, ja hoffentlich ein Grund für die doch gedämpfte Stimmung war.Trotz dieser so angestrengt zur Schau gestellten Harmonie waren die Widersprüche und Spannungen in diesem Theater dann doch präsent und nicht völlig wegzuräumen. Es war insgesamt alles zu sehr aufgesetzt und fast steril. Es fehlte diese Herzlichkeit und Echtheit, die sich aber nur dann einstellt, wenn die Sache wirklich stimmig ist, wenn man sich bei allen Absichten auch um etwas Wahrhaftigkeit bemüht und mitunter versucht, alle Menschen miteinzubeziehen.

Blau ist eben doch eine ziemlich kalte Farbe, und die Veranstaltung blieb am Ende doch nur das als was sie ja im Grunde ohnehin geplant war: eine perfekt choreographierte Wahlkampf-Show.

 

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Mittwoch
08
Mai 2019

Welt in Bewegung…….aber wohin? Teil 1.

 

 

Gedanken anlässlich der offiziellen Eröffnungsfeier zur Landesausstellung 2019 „Welt in Bewegung“ in Wiener Neustadt am 29. März 2019.

Text und Fotos: „Arcimbaldo“.

 

Durch einen Zufall hatte ich unlängst die Gelegenheit bei dieser an sich ja geschlossenen Eröffnungsfeier dennoch persönlich anwesend zu sein. Ich war auch neugierig gewesen, neugierig auf das, was einem ja handverlesenen Publikum hier nun geboten werden würde. Der Geist dieser Landesausstellung spukte uns ja bereits seit Monaten im Kopf herum, und es wurden doch unerwartet massive und aufwendige Anstrengungen unternommen, um dieser Veranstaltung einen würdigen Rahmen zu verleihen und uns auch als Bewohner dieser Stadt irgendwie mit Stolz zu erfüllen.

 

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Bereits in der Nähe des Wasserturms konnte man lange schon vor Beginn der Veranstaltung die Musik mehrerer ländlicher Blasmusik-Kapellen vernehmen, die sich im Stadtpark und um das Festzelt in der Lederergasse postiert hatten, um die eintreffenden Gäste entsprechend einzustimmen. Das in letzter Zeit als offizielle Kulturlinie forcierte Motto, welches „Stadt & Land – Mitanand“ propagierte, ließ stets die Frage stellen, was das eigentlich bedeuten soll, waren sie ja doch auch früher nicht wirklich „gegeneinander“. Oder doch? Mir kam das merkwürdig vor, wo doch gerade die schwarze/türkise/blaue/braune Politik der letzten Jahre alles daran setzte, die Bevölkerung noch weiter zu spalten, deren Gruppen gegeneinander aufzuwiegeln und auszuspielen und den Wettbewerb nach unten mit perfiden Mitteln immer drastischer anzuheizen.

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Die gleichzeitige Beschwörung der Rechten eines „Miteinander“ und der permanente Aufruf zu mehr Gemeinsamkeit als politischer Slogan muss einem unter diesen Umständen wie blanker Hohn erscheinen. Wie überhaupt man sich natürlich ganz im Allgemeinen die Frage stellen muss, inwieweit es unter den derzeit herrschenden Verhältnissen einer völlig entsolidarisierten Gesellschaft – mit der höchsten Ungleichverteilung ganz Europas (!) – überhaupt noch vertretbar erscheint, ungeniert und öffentlich derart aufwendige und exklusive Feste auszurufen, die ja die eigentliche „Bevölkerung“, ohnehin ja bereits abgehängt, erneut wieder ausschließt.

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Einladung.

Dieses „Volk“, um dessen Wohl es ja angeblich immer so sehr geht, durfte sich dann wie zum Trost erneut bei einer Art „Feuerwehrfest“ in den nächsten beiden Tagen auf eigene Kosten vergnügen. Bei diesem gesponserten Luxusevent aber blieb die selbsternannte Elite, deren Zuträger und Günstlinge dann aber doch lieber unter sich, ganz getreu dem Weltbild der politischen Rechten, nachdem die Menschen ja nicht prinzipiell gleich, sondern nach feudalem Muster weiter in Herren und Diener einzuteilen sind, in Ausbeuter und Ausgebeutete, in Sieger und Verlierer.

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Wie es in heutiger Zeit dazu kommen kann, dass an den Rand gedrängte und minder-privilegierte Schichten überhaupt je auf die Idee kommen, solchen Parteien ihre Stimme zu geben, bleibt eine der großen Mysterien unserer Tage. Wo doch eine gerade in der ländlichen Bevölkerung besonders verbreitete Volksweisheit sagt: „Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber“ lässt sich das Ausmaß dieser kollektiven Fehlleistung nicht nur mit den offenbar eklatanten Bildungsdefiziten und deren nicht nur im Verständnis von Geschichte erklären. Die Frustration über die Auswirkungen des Turbokapitalismus hat offenbar langsam weite Teile nicht nur der bildungsfernen Schichten erreicht und eine Verunsicherung und Verzweiflung ausgelöst, in der sie sogar bereit sind irrationale Lösungsansätze zu akzeptieren, sich an angebotenen Sündenböcken jeder Art abzureagieren und sich, ähnlich wie in Sekten oder esoterischen Gruppen, zu gravierenden und lebensentscheidenden Irrtümern hinreißen zu lassen. Ein trauriges Bild in einer der reichsten und zivilisiertesten Ländern der Welt!

Dort anwesend dann auch nur lauter schmucke und sehr gesittete Leute des gehobenen Bürgertums, lauter „Sieger“, alle sehr etabliert und nach den Normen dieser politischen Rechten orientiert: Fast alle in Tracht, viel blau, manche Herren in blau gelben Lackschuhen, Damen in Joppen, eine Welt völlig ohne die Farbe rot, diese nicht mal an Accessoires zu sehen. Zusammen ein guter Querschnitt der durch die letzten Wahlergebnisse entstandenen Machtelite in unserem Land, ein Abbild der Verschränkung von Kapital und Politik, unter den Ehrengästen etwa Landeshauptfrau Mikl Leitner, der Präsident des Nationalrates Wolfgang Sobotka, der FPÖ Landesrat und Asyl-Beauftragter des Landes NÖ Gottfried Waldhäusl u.a. Trotz Kaiserwetter, feinen Getränken und vorzüglichen Häppchen, eine dennoch irgendwie gedämpfte Stimmung, kein spontanes Lachen, keine wirkliche Freude, eine Versammlung wie zur Pflicht.

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Dies offensichtlich auch zu recht, handelte es sich tatsächlich ja um den nur mäßig als Fest getarnten Wahlkampfauftakt für die Gemeinderatswahl im Jänner 2020, und da war natürlich nichts zu aufwändig, um sich insbesondere medial in Siegerpose zu inszenieren, und auch nichts zu teuer, um seine Stammklientel entsprechend zu bedienen und bei Laune zu halten.

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Besonders auffällig die farbliche Staffierung der ganzen Landesausstellung in der Farbe helltürkis, die, welch ein Zufall, auf den Ton genau die der Kurz-Wahlkampagne 2017 gleicht, einschließlich dem gleichen Motto „in Bewegung“ (!).

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Es gilt aber, natürlich wie immer in solchen Fällen, die Vermutung des Zufalls und der politischen Unschuld, hatte man sicherlich dabei doch rein nur das Gelingen des Projekts und das Wohl der Öffentlichkeit im Auge. Ein Lump, der darin eventuell politische Absichten oder gar geschickt verpackte Parteien-Werbung in dieser, immerhin mit einem Budget von 37 Millionen Euro ausgestatteten Ausstellung erkennen möchte. ( Im Vergleich dazu: Die gesamte internationale Dokumenta 14, April bis September 2017 in Athen, kostete „nur“ 34 Millionen ).

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Montag
06
Mai 2019

Die Musik-Video-Ecke 63.

 

Die polnische Indie-Band MADE IN POLAND mit „Ball in the wood“ aus dem Jahre 2009:

 

 

Sonntag
05
Mai 2019

Kasematten und St. Peter an der Sperr – Buchpräsentation

 

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Die Buchpräsentation erfolgt im Bildungszentrum St. Bernhard (Domplatz 1) in Wiener Neustadt am Dienstag, den 30. April 2019, um 17.30 Uhr.

https://www.bibliothekderprovinz.at/veranstaltungen/761/

Diese äußerst lesenswerte wissenschaftliche Publikation erscheint im Verlag Bibliothek der Provinz:

https://www.bibliothekderprovinz.at/buch/7458/

 

 

Sonntag
28
April 2019

Die Burg von Wiener Neustadt – Buchpräsentation

 

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Mittwoch
24
April 2019

Des Kaisers neue Kleider

 

Zur aktuellen Flaggenparade „Denkbewegung“ im Rahmen der NÖ Landesausstellung 2019 in Wiener Neustadt. 

Text & Fotos: „Arcimbaldo“.

 

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Kunst im öffentlichen Raum zu präsentieren ist an sich stets eine wichtige und wertvolle Bereicherung jedes Stadtbildes. Wiener Neustadts Künstler, ohnehin im öffentlichen Diskurs nicht gerade prominent vertreten, hätten es sich auch wahrlich verdient, nun auch im Rahmen dieser Landesausstellung besondere Beachtung zu erfahren, wäre dies natürlich auch für sie ein entsprechender Anlass und Gelegenheit sich einer breiteren Öffentlichkeit darzustellen.

Die Landesausstellung „Welt in Bewegung“ ist ohne Zweifel eine sehr aufwendig und professionell gestaltete Schau mit großem historischem Überblick. Indes wäre es ebenso angebracht gewesen, auch die modernen und aktuellen Ansätze in dieser mit zeitgenössischer Kultur nicht eben verwöhnten Stadt entsprechend zur Ausstellung zu bringen.

Nun wird uns eine kleine Auswahl lokaler, meist graphischer Kunst, kuratiert von Prof. Gotthard Fellerer, mit einer Art „Flaggenparade“ auf Peitschenlampen, entlang der linken Seite stadtauswärts des Ferdinand Porsche-Rings montiert, präsentiert.

 

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Obwohl sicher mit Hingabe und in bester Absicht angetragen kann man sich bei deren Anblick nicht einer gewissen Verwunderung und Enttäuschung erwehren.

Schon bei einem Bummel zu Fuß sind die zarten und oft subtilen Motive, meist monochrom auf weißem, leicht transparentem Tuch einseitig aufgedruckt, als solche kaum zu erkennen, die Schrift zu klein und oft unlesbar.Von einem fahrenden Auto aus betrachtet wird an dieser Ausfallsstraße die ganze Darbietung dann jedoch endgültig zur Farce.Viele der Fahnen, meist noch von Bäumen und belaubten Ästen verstellt, erscheinen bloß weiß oder bleiben dann in der Fülle anderer Signale und Zeichen meist gänzlich unbeachtet.

 

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Das wäre ja an sich weiter nicht so schlimm, würde es sich nicht um den im Wesentlichen einzigen, von der Stadt finanzierten Beitrag zu diesem Thema handeln, womit man sich fragen muss, inwieweit die Förderung lokaler Kunst überhaupt noch ein Anliegen für die Stadtregierung ist und ob nicht solche missglückten und völlig unangemessenen Darbietungen die Bedeutung von Kunst in dieser Stadt nicht noch weiter marginalisieren und als überflüssig, beliebig und unverständlich diskreditieren.

Das Medium bestimmt auch die Botschaft, und Flaggen sind nun mal besetzt und definiert als Signalträger z.B. in der Schifffahrt, als Symbole von Nationen, der politischen Propaganda, inzwischen auch völlig usurpiert als Werbeträger in einem immer schrilleren, kommerziellen Wettbewerb. Niemals würde aber etwa die Kirche ihre Ikonen als Strassen-Dekoration darbieten. Das Medium ist die Botschaft und hier wird Kunst auf billige Art zur Propaganda missbraucht, wird die Singularität einzelner Aussagen vereinheitlicht und auf inhaltslose Effekte reduziert. Diese Ausstellung zeigt in seltener Deutlichkeit die tatsächliche Wertschätzung der Stadt und wird dadurch zum Sinnbild ihrer im Grunde ignoranten Kulturpolitik, wo immer wieder versucht wird, nach dem Vorbild der Werbeindustrie, durch bloße Inszenierung, durch mehr oder minder schönen Schein, Substanz und Aussage zu ersetzen.

 

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Those sins that scandalize the public are less grave than those it tolerates.“
Nicolás Gómez Dávila

Was soll man sich als interessierter Laie tatsächlich darunter vorstellen können, wie denn jemals ernsthaft an Kunst Interesse finden, wenn einem die Innerlichkeit und die zarten Töne von Weltentwürfen nun als blasse Fähnchen einer Strassenbehübschung entgegen flattern? Wieder einmal wird damit der Kunst ein „Bärendienst“ erwiesen, bedient diese Ausstellung doch erneut das Klischee von Kunst als „künstlich“ und dekadent, abgehoben, als Geldverschwendung und luxuriöses „Hobby“ einer kleinen, vom Alltag völlig entgrenzten Gruppe, die angestrengt und ungeniert in aller Öffentlichkeit ihrer Eitelkeit frönt.

Es ist aber tatsächlich eine Anbiederung an den Mainstream die leider in dieser „Parade“ deutlich wird, die Kunst hier insgesamt abwertet und in Verruf bringt.

Kunstwerke sind wichtige „Denkmäler“, gehen uns alle an, machen unser Mensch-Sein kenntlich, leben jedoch vom Zauber ihrer Authentizität, ihrem Ringen um Sinnsuche und Eigenständigkeit. Sie brauchen jedoch, um im heutigen Lärm und Kommerz der Welt bestehen zu können, immer auch eine ernsthafte, großzügige Zuwendung und geeignete Mittel und Raum für Darbietung, damit sie ihre Botschaft entfalten können. Wieder einmal zeigt sich jedoch das eigentliche Desinteresse an Kultur in dieser Stadt und deren Handhabung als ein notwendiges aber im Grunde verzichtbares Übel. Moderne Kunst ist ja seit jeher ein Minderheitenprogramm und wirklich gefördert wird nur das, was die Massen anspricht, was direkt politischen Nutzen verspricht und Machtansprüche festigt.

Es ist an der Zeit die Kultur in Verruf zu bringen,

damit es sich nicht mehr lohnt,

sie im Dienste der Politik oder der Industrie zu erniedrigen.“

Vulgäre Zersteuung und vulgäre Beschäftigung

sind die einzigen, für die man sich heutzutage nicht zu entschuldigen braucht.“

Nicolás Gómez Dávila

Es ist schade um eine weitere vergebene Chance, endlich auch lokale Kultur in ihrer ganzen Vielfalt öffentlich darzustellen, wirkliche Zugänge anzubieten um ihre Qualitäten zu entdecken. Vergessen wir nicht: Kultur bedeutet auch Lebensqualität, gibt Identität und unser aller Leben Reichtum und Sinn. Wiener Neustadts Künstler hätten es sich wirklich verdient, in würdigerem Rahmen in Erscheinung zu treten, als nun als unkenntlich-blasses Gehänge von Straßenlaternen.

 

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Kunst hat auch das Potential zur Befreiung und Horizonterweiterung, kennt keine Grenzen und Vorurteile.

Die Aufgabe der Kunst ist,

zur Evolution beizutragen,

den Geist zu ermutigen,

einen distanzierten Blick

auf soziale Veränderungen zu garantieren,

positive Energien herbeizubeschwören,

die Sinne zu schärfen,

Vernunft und Instinkt zu versöhnen,

Möglichkeiten zu erforschen und

Klischees und Vorurteile zu zerstören.“

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Vielleicht ist das daher im Grunde ja auch so gewollt, werden wir auch darum damit „kurz“-gehalten, sollen wir besser mit bäuerlich-ländlichen Traditionen vorlieb nehmen und uns bierselig mit „Hump ta ta“ über die immer größer werdende Ungleichverteilung und Knechtschaft durch eine völlig entfesselte Konsumgüterindustrie hinwegtrösten. Vergessen wir aber trotzdem über Allem nicht: Der Kaiser ist nackt!

 

 

Sonntag
21
April 2019

World-Press-Photo des Jahres 2019 mit Al Kaida.

 

Die Wahl in der Veranstaltungsreihe „World-Press-Photo“ für das vermeintlich beste Pressefoto des Jahres findet am heutigen 11. April 2019 statt. In die Auswahl der letzten sechs Bilder wurde auch ein Motiv von einem gewissen Mohammed Badra nominiert.

Giftgas, Grenzkontrolle: sechs Kandidaten für World Press Photo. STANDARD, 20. Februar 2019.

https://derstandard.at/2000098321022/Giftgas-Grenzkontrolle-KriegJury-nominiert-sechs-Fotografen-fuer-W

 

Seit dem Ausbruch des Krieges in Syrien im Jahre 2011, welcher von Anfang an von ausländischen Mächten betrieben wurde und wird, sind Fotomotive von diesem Schauplatz bei internationalen Foto-Wettbewerben sehr beliebt.

Der genannte Mohammed Badra ist kein Unbekannter. Er belieferte jahrelang die internationalen Bildagenturen massenhaft mit Fotos aus dem syrischen Ost-Ghouta.

Seinen eigenen Angaben nach soll er daselbst, in der Stadt Douma, geboren sein und gelebt haben. Angeblich habe er in Damaskus Architektur studiert, zumindest drei Jahre lang, dann aber wegen dem Krieg unterbrochen bzw. abgebrochen.

Badras weiteren Angaben nach habe er sich bei der Hilfsorganisation „Syrischer Halbmond“ engagiert. Er soll erste Hilfe geleistet und sich um die psychologische Betreuung von Opfern gekümmert haben.

https://www.worldpressphoto.org/person/37505/Mohammed%20%20Badra

 

Eine diesbezügliche Ausbildung wird nirgends erwähnt, aber zweifellos klingt es gut für einen Mann wie Badra, sich sozial zu engagieren und zu „helfen“. Wenn auch nur für eine kurze Zeit, schließlich wurde der Mann anschließend lieber Fotoreporter und zog mit Leuten durch die Gegend, die niemand von uns als Nachbarn begrüßen möchte.

Badras machte dennoch als Fotoamateur überraschend schnell eine berufliche Karriere und versorgte die US-Nachrichten-Agentur REUTERS ab 2013 mit Fotografien, die zufällig gerade benötigt wurden und fortan antisyrische Kampagnen bebilderten. Ab dem Jahr 2015 belieferte er auch die französische Nachrichtenagentur AFP, als Frankreich auch in Syrien zu bomben gedachte, und arbeitete für den Agentur-Zusammenschluss EPA.

Neben einer Dokumentation von den Zerstörungen in Ost-Ghouta hat sich Badra unter anderem auf Fotos mit Kindern spezialisiert.

 

Mohammed Badra 2

Screenshot, Google.

 

Eines dieser Kinder-Motive hatte auch die Kinder-Hilfsorganisation UNICEF so gut gefallen, dass es bei einem ausgeschriebenen Fotowettbewerb den 3. Platz erreichte.

https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/foto-des-jahres/wettbewerb-2016/-/mohammed-badra/130718

 

Nur sind leider Kinder als unfreiwillige Protagonisten gleichzeitig einem besonders widerwärtigen Missbrauch durch Kriegspropaganda ausgesetzt, wie in den vergangenen Jahren vor allem in Syrien zu beobachten gewesen war.

Badra selbst befand sich als Einwohner von Douma mitten im Krieg. Die Website von „World-Press-Photo“ nennt ihn als jemanden, der dort unter Belagerung gelebt habe. Offenbar wurde beim durchschnittlichen Fotofreund vorausgesetzt, dass er dank dem massenmedialen Trommelfeuer genau wusste, wer dort wen belagert haben mochte. Die Bösen in Gestalt von „Assads Schergen“ belagern, die Guten in Gestalt von „Rebellen“ verteidigen sich innerhalb dieser Belagerung heldenhaft.

Nur hatte im Großraum Ost-Ghouta zuvor eine große vom Ausland gestützte Armee von islamistischen Söldnern und Terroristen eine Offensive gegen Damaskus zwecks Zerschlagung des syrischen Staates geführt, welche allerdings gescheitert war. In Folge waren diese Kampftruppen von der syrischen Armee umzingelt worden.

Zu den Eingeschlossenen Verbänden gehörte in erster Linie die saudisch gestützte sog. „Islam-Armee“, dazu Truppen der „Jabhat al-Nusra“ und auch „Ahrar al-Sham“, die allesamt Al-Kaida und Terroristen zuzuordnen sind.

Dies war in Douma auch die Umgebung eines Mohammed Badra. Allein durch seine eigenen veröffentlichten Fotos lässt sich eine – seine – gewisse Nähe zu Terroristen nachweisen. Diese Leute durfte er durchaus ablichten und deren Abbildungen international verbreiten.

Natürlich, Badra ist ein einfacher Fotograf, der nur Bilder schießt – und verkauft. Er liefert, aber andere würden diese verarbeiten und auch propagandistisch ausschlachten, um den Zusammenbruch Syriens und das Massenmorden zu befeuern. Und er dürfte auch kaum Einfluss darauf haben, in welchen Artikeln sein Name als Fotoautor eingebettet sein dürfte. In Texten, wo von einer syrischen „Revolution“ phantasiert, die syrische Regierung zu einem „Regime diffamiert oder der Al-Kaida-Terrorist zu einem „moderaten Rebellen“ umgewandelt wird. Ist ja nicht Badra seine Sache, möchte man meinen.

In einem inhaltlich äußerst dümmlichen Artikel von „bjp-online“ verhehlte Badra allerdings nicht, wen er als seine Gegner ansah. Es waren nicht die Al-Kaida-Söldner um ihn herum.

https://www.bjp-online.com/2019/04/world-press-nominee-mohammed-badra/

 

Auch lieferte Badra seine Fotos direkt an eine Islamisten-Homepage, die sich „ghouta.com“ oder „Ghouta-Campaign“ nennt. Diese ist auch ohne Impressum professionell gestaltet und mit Artikeln gefüllt, welche die Hersteller bei den Kriegstreibern im Westen vermuten lassen.

https://ghouta.com/

 

Das Foto von Mohammed Badra, um das es hier geht, wurde angeblich am 25. Februar 2018 in Ost-Ghouta aufgenommen. Es soll die Behandlung einiger Personen „in einem Krankenhaus in Syrien“ dokumentieren, wie beispielsweise der STANDARD dazu angibt. In den meisten Medien wird aber deutlich genannt, dass es sich bei den abgebildeten Personen um angebliche Opfer eines angeblichen Gasangriffes durch die syrische Armee handeln soll.

 

Mohammed Badra

Quelle: Twitter, Screenshot.

https://twitter.com/badramamet?lang=de

Die Facebook-Seite, gekleidet in Pathos und Theatralik:

https://www.facebook.com/Mohbadra90

 

Das Foto zeigt drei Männer und ein Kind in einer eher improvisiert wirkenden Räumlichkeit. Es vermittelt den Eindruck, als wurden die Personen ein wenig zusammengepfercht, um für das Bild erfasst zu werden. Der Mann auf der Bahre, grotesk verkehrt herum liegend, und das Kind tragen mutmaßliche Sauerstoffmasken vor dem Gesicht.

Es ist ein Bild, dass zweifellos Emotionen schüren soll, und auch ein bei Badra äußerst beliebtes Sujet, welches bereits tausendfach durch die massenmediale Landschaft gereicht worden war und daher alles andere als eine Besonderheit darstellt. Geplagt wirkende bärtige Männer, Kinder – und keine Frauen.

Und ja, es handelt sich um ein Motiv, welches üblicherweise von Al-Kaida nahe stehenden Quellen seit Jahren verbreitet wurde und wird, um vermeintliche Gräueltaten der syrischen Regierung anzuprangern. Das unternehmen hier im Westen freilich die politischen/wirtschaftlichen/militärischen Hintermänner und deren verkommenen Lohnschreiberlinge in den Massenmedien.

Das Foto selbst genügt unserer Ansicht nach formal und gestalterisch keinen höheren Ansprüchen, so dass der Verdacht im Raume steht, es handelte sich bei der Nominierung für das „World-Press-Photo“ um eine politische Entscheidung.

Von den Sujets mit Kindern musste es folglich nur ein kleiner Schritt zu Motiven mit den sog. „Weißhelmen“ sein, einer von NATO-Staaten und der EU unterstützten und finanzierten Al-Kaida-Propaganda-Truppe. Die benötigen entsprechende Bilder für die Öffentlichkeitsarbeit, und Badra gehört zu jenen Fotografen, die Helden-Fotos liefern.

 

Quelle: YouTube. 

 

Informationen über das Gerede und Geschreibe von Badra, Informationen über sein Umfeld, seine Kooperation, seine Finanziers sowie seine eigenen Handlungen und Dienste gegenüber und für bestimmten Interessengruppen zeichnen diesen Mann als einen Al Kaida zumindest nahe stehenden Propagandafotografen, welcher die Nachrichtenagenturen der USA, Frankreich und auch EU, allesamt aus in den Krieg involvierte und mit den Söldner-Terroristen verbandelte Staaten, mit Motiven für den medialen Krieg an der Heimatfront versorgte.

Das für das World-Press-Photo nominierte Motiv entlarvt Badra auch als Mittäter der schlecht inszenierten und falschen Giftgas-Kampagne Ost-Ghouta im Februar 2018.

https://www.rubikon.news/artikel/die-kriegslugen-2

https://publikumskonferenz.de/blog/2019/02/24/die-tagesschau-hat-immer-recht/

 

Quelle: YouTube.

 

„Kinder seien „die größten Verlierer in diesem Krieg“, sagt er, und viele sind im Kreuzfeuer gefangen“, so zitierte ihn „bjp-online“ in einem Artikel. Badra hat seinen Anteil daran, indem er hinter seiner Heuchelei diese Kinder für den Missbrauch durch Kriegspropaganda und desweiteren für noch mehr Krieg und Tod zur Verfügung stellt.

So überrascht nicht, dass es Mohammed Badra nach der Kapitulation der islamistischen Söldner in Ost-Ghouta vorgezogen hatte, das Angebot der syrischen Regierung anzunehmen, sich in die Provinz Idlib evakuieren zu lassen. Wie wir alle wissen, herrscht dort noch immer Al-Kaida.

 

Donnerstag
11
April 2019

Die Musik-Video-Ecke 62.

Passend zu den vorherigen Clips eine Nummer, die 2006 erschienen ist. Die Inspiration ist eindeutig, doch handelt es sich bei PLASTIQUE NOIR um eine Band aus Brasilien. Hier das Stück „Empty Streets“:

 

 

Freitag
05
April 2019

„Best of“ 5 Jahre FREIES KINO & Party

 

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   © Filmstill  Mariola Brillowska „Schwarze Welle“ deutscher Kurzfilmpreis 2017

 

HAPPY BIRTHDAY – FREIES KINO

„Best of“ 5 Jahre FREIES KINO & Party
Stadtkino im Künstlerhaus  9. April 2019, 20 Uhr

Seit nunmehr 5 Jahren präsentiert die Gesellschaft Bildender Künstlerinnen und Künstler, Künstlerhaus in ihrem Kino, in dem auch das Stadtkino beheimatet ist erfolgreich ungewöhnliche Laufbilder, die man sonst kaum zu sehen bekommt. Der Titel dieser Filmreihe FREIES KINO ist im doppeltem Sinn zu verstehen:

Einerseits als Kino, das losgelöst, also frei von allen Konventionen, aufregende, bizarre, schräge und provokante cineastische Arbeiten von sinnlich bis spröd, einem neugierigem Publikum vorsetzt, andererseits bei freiem Eintritt die Schwelle dazu niedrig hält, um möglichst vielen Menschen diese spannende Entdeckungsfahrt in ungewöhnliche Bilderwelten schmackhaft zu machen.

Kuratoren des FREIEN KINOS sind Hubert Sielecki und Kurt Brazda, die beide trotz ihrer langjährigen filmischen Karriere sich den freien Blick auf Ungewöhnliches und auch Irritierendes bewahrt haben.

Dabei geht es um das Ausloten und bewusstes Erweitern von Wahrnehmungspotentialen. In diesem Sinne sind Grenzüberschreitungen zur bildenden und performativen Kunst sowie in die Gefilde aller nur denkbaren künstlerischen Disziplinen aber auch innovative gesellschaftspolitische Statements wesentliche Markenzeichen des FREIEN KINOS.

Der 5. Geburtstag wird am 9. April um 20 Uhr wie immer im Stadtkino im Künstlerhaus mit einem „Best of“ Programm und einer anschließenden Party im Kinofoyer gefeiert.

Filmprogramm von Künstlerhaus-Mitgliedern
Evelyn Kreinecker, Flucht, 00:02:38
Evelin Stermitz, Hitchcock Dishing, 00:01:17
Sybille Gieselmann, Zwischen den Stühlen, 00:01:20
Robert Zahornicky, Communication Breakdown, 00:03:00
Ina Loitzl, Wiener Zeitung, 00:00:40
Sigrun Höllrigl, sonnenfieber, 00:03:00
Yuko Ichikawa, Oh Gott, 00:02:00
Kurt Brazda, Nocturnes, 00:05:18
Martin Bruch, Fenster, 00:03:00
Horst Stein, Sisyphos-4 Sequenzen, 00:02:30
Rüdiger Rohde, Held-Soldat, 00:02:00
Hubert Sielecki, Naturbeschreibung, 00:01:10

„BEST OF …“ Jubiläumsprogramm 45 Min. aus „5 Jahre FREIES KINO“
Anna Vasof, Down to Earth, 00:04:00
Nikki Schuster, Mexico Recyclers, 00:07:00
Benjamin Swiczinsky, Telefonbuch Polka, 00:05:20
Mariola Brillowska, Die schwarze Welle, 00:12:12
Hubert Sielecki, Der längste Kuss, 00:04:30
Jochen Kuhn, Der Gerichtszeichner, 00:11:30  (Österreich-Premiere)

 

Donnerstag
04
April 2019

Neue Bücher zu Wr. Neustadt

 

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Am vergangenen Mittwoch, den 6. März 2019, durfte Franz Pinczolits im Wr. Neustädter BORG vor einem bemerkenswert großem Publikum seinen soeben im KRAL-Verlag erschienen Stadtführer präsentieren. 

https://www.kral-buch.at/veranstaltungen?id=4070&idU=1

„Ein Spaziergang durch 800 Jahre Geschichte“ fand reißenden Absatz vor Ort, wo der KRAL-Verlag einen eigenen Bücherstand errichtet hatte. 

https://www.kral-buch.at/list?back=3143f0a16d2279eebfbfaaffaf021b68&xid=30084627

 

Am kommenden Donnerstag, den 14. März, wird daselbst Gerhard Geissel sein neues Buch „Wr. Neustadt – Geschichte einer bewegenden Stadt“ präsentieren. Dieses erscheint ebenfalls im KRAL-Verlag. 

https://www.kral-buch.at/veranstaltungen?id=4069&idU=2

 

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https://www.kral-buch.at/list/9783990247839

 

Zeit: Donnerstag, 14. März 2019, 19 Uhr,

Ort: Wr. Neustadt, Herzog-Leopold-Straße 32, BORG

Eintritt frei. 

 

 

Sonntag
10
März 2019

Nicht gesund.

 

Das neue Hotel zwischen Bahngasse und Stadtpark in Wr. Neustadt wurde mittlerweile eröffnet. Das dort gespendete Gratisfressen wurde von den Bezirksblättern wenig verwöhnt als „Event der Woche“ bezeichnet. Bürgermeister Schneeberger meinte in seiner dort gehaltenen Rede, dass der hässliche und vollkommen deplatzierte Bau mit Geld aus Russland entstanden sei sowie Knowhow aus Niederösterreich, was in Anbetracht der Erscheinung kaum als Empfehlung taugen mag.

Immerhin sollen einige Arbeitslose in dem „Hilton“ untergebracht worden sein – wir können uns schon denken wo. Der russische Investor mit dem interessanten Namen Evgeny Bidilo bedankte sich bei seinen Gästen artig bei allen, die „mitgeholfen“ haben. Von denen waren allerdings die wenigstens zum großen Fressen eingeladen worden. Menschen mit „hohen Wangenknochen“ sollen bei der Dankesrede geklatscht haben, so die Bezirksblätter. Es blieb ihr Geheimnis, was hiermit hatte ausgedrückt werden sollen. Hatten sich alle anderen nicht gefreut? Besitzt der typische Russe hohe Wangenknochen? Bidilo, der Investor und Russe, besitzt sie jedenfalls nicht. Er besaß auch kein Lächeln, obwohl der schreckliche Bau vom Bürgermeister als touristische Zukunft gepriesen wurde.

Das Projekt für ein Hotel am Stadtpark war allerdings bereits von der SPÖ-Regierung vorangetrieben worden. Diese und andere Baulichkeiten haben die Stadt nicht nur weiter verhässlicht, sondern auch massiv verdichtet. Die Ecke Eyersperg-Ring/Grazer-Straße ist ein besonders übles Beispiel dafür. FH und Parkdeck hatten hier nicht gereicht, das alte Haus an der Ecke wird derzeit von zwei Seiten zugebaut, neben dem Wirtshaus gegenüber werden derzeit auch Eigentums-Wohnungen aufgezogen – direkt an der völlig verlärmten und verdreckten Straße. Wer, bitte, möchte dort noch wohnen?

Nachdem fast alles verbaut wurde, präsentierte die Stadt unlängst einen Baustopp, für das ganze Stadtgebiet, wie es heißt, und gab vor, an einem ansprechenden Stadtbild interessiert zu sein. Zumindest für zwei Jahre soll dieser Baustopp gelten und dies auch nur für Bauten mit mehr als 10 Wohneinheiten, was recht relativ ist. Allerdings kann es auch zu Ausnahmen kommen, sollte ein „Fachbeirat“ zu einem anderen Entschluss gelangen. Wir wissen, wie das läuft. Bürgermeister Schneeberger behauptete jedenfalls, dass man somit „Verbauungstendenzen“ entgegenwirken wolle. Jetzt schon. Baustadtrat Dinhobl versicherte, dass keine Schritte unternommen würden, welche eine „professionelle Stadtentwicklung“ verhindern würde. Doch wie lässt sich etwas verhindern, was es ersichtlich nicht gab?

Das fortschreitende Sterben der Innenstadt sah Bürgermeister Schneeberger als eine langfristig entwickelte Krankheit an. Langfristig ja, Krankheit nein. Doch diente der Begriff Krankheit nur als hilfloses Vehikel, damit er von der nicht Nichtexistenz eines „Allheilmittels“ reden konnte. Es wurde allerdings kein einziges Mittel vorgelegt, nicht einmal ein Plan oder Konzept. Und das nach drei Jahren des „Knopfdruckes“. Zu schnell für Schneeberger. „Bin noch nicht fertig“, wie die NÖN richtig titelte.

Krankheit, keine Mittel, dann tot. Wir empfehlen Alkohol, das ist legal, als „Medizin“ gar international anerkannt, tröstet über fehlende Allheilmittel auf Knopfdruck hinweg, kann auch hervorragend als Ausrede dienlich gemacht werden und dämpft nebenbei die Schmerzen.

 

Mittwoch
27
Februar 2019

Die Musikvideo-Ecke 61.

 

SISTERS OF MERCY mit „Walk away“, 1985:

 

 

Aus der Peel-Session:

 

 

Und live in leider schlechter Qualität:

 

 

Samstag
23
Februar 2019

Ein trüber Blick.

 

Im österreichischen Boulevardblatt KURIER hatte Brandstätter in der Sonntagsausgabe vom 3. Feber 2019 mal wieder einen Blick getätigt, das heißt, eine Meinung geäußert. Die persönliche Meinungsäußerung ist durch die Bezeichnung „Brandstätters Blick“ ausreichend gekennzeichnet. Dies kann durchaus positiv hervorgehoben werden, auch wenn sie nicht darüber Auskunft gibt, ob er es sich um seine echte persönliche Meinung oder doch nur um die Meinung anderer handelt.

Denn das unter dem zitierten Buchtitel „Faschismus – mehr als eine Warnung“ platzierte ein Sujet ließ erhebliche Zweifel an einer Eigenständigkeit aufkommen. Hier wurde ein Foto von einer venezuelanischen Hauswand präsentiert, welcher das aufgemalte Konterfei des 2013 verstorbenen Präsidenten Chávez zeigte.

Einen Zusammenhang gibt es hier nicht, denn Chávez war das Gegenteil eines Faschisten gewesen. Hier ging es nur um eine primitive wie negative Stimmungsmache. Und weil der KURIER offenbar um den Zustand der intellektuellen Fähigkeiten ihrer eigenen Leserschaft Kenntnis besitzt, wurde dem Foto noch eine Unterzeile beigefügt:

„Hugo Chávez (1954–2013): Offizier, Putschist, Verführer, Präsident, Diktator“

Von der Warte eines neoliberalen Kapitalisten her mochte es sich um Chávez tatsächlich um einen Verführer gehandelt haben, nicht allerdings aus dem Blickwinkel der von diesen Leuten ausgebeuteten, verarmten Mehrheit. Dass es sich bei dem gewählten Präsidenten Chávez um einen Diktator gehandelt haben soll, ist indessen nirgends belegt. Es ist eine Erfindung, die in den westlichen Massenmedien gerne dann erfunden wurde, wenn bestimmte Staatsführer von den USA sprichwörtlich zum Abschuss freigegeben worden waren.

Nach dieser versuchten Manipulation und Verunglimpfung war endlich der Blick frei auf das, was Brandstätter seinen Lesern verkaufen wollte. Er warb für das Buch „Faschismus – mehr als eine Warnung“ von Madeleine Albright.

https://kurier.at/politik/inland/brandstaetters-blick-faschismus-mehr-als-eine-warnung/400396205

 

Das ist grotesk, geradezu lächerlich, weil es sich bei Albright um ein Bestandteil von dem handelt, vor dem sie zu warnen vorgibt. Als ehemalige US-Außenministerin ist sie mitverantwortlich für den Krieg gegen Serbien und dem harten Sanktionsregime gegenüber den Irak, welcher hunderttausende Menschen das Leben gekostet hatte. Noch heute ist diese Verbrecherin und Massenmörderin als Vorsitzende des „National Demokratic Institue for International Affairs“ (NDI) eine Akteurin bei der Einmischung der USA in fremde Länder zuständig.

 

Quelle: YouTube.

 

Brandstätters Blick lässt folglich auf Brandstätter selbst blicken. Das Buch einer Faschistin, die vor Faschismus warnt, schien ihn anzusprechen, zumal: „… es geht auch um Hugo Chávez“, wie er raunte. Albright fühle sich bei Chávez an Mussolini erinnert, während Albright uns an eine Mischung aus Hillary Clinton und Irma Grese erinnert. Das sagt aber nicht aus.

Brandstätter jedenfalls ist sich für nichts zu Schade, wenn es nur der offensichtlichen Agenda des KURIERS dient. Dazu gehört auch das tägliche Trump-Bashing, welches wie auf Anweisung nur heruntergefahren wird, wenn er mit Krieg und Putschen die „demokratischen“ Eliten der US-Oligarchie zu begeistern weiß. Denn auf diesen aktuellen US-Präsidenten, einen politischen Gegner für Albright, bezieht sich ihr Zitat:

Ein Faschist ist jemand, der für das gesamte Volk sprechen will, sich nicht um die Rechte anderer kümmert und bereit ist, Gewalt oder andere Mittel zu nutzen, um seine Ziele zu erreichen.“

Selbstreflektion scheint nicht die Stärke von Albright zu sein, auch wenn sie die Begrifflichkeit des Faschismus, der verbrecherischen Symbiose zwischen exzessivem Kapitalismus, Finanzwirtschaft und Militarismus, nur verkümmert darstellt. Am Ende steht nur noch das zwanghafte Räubertum, um dieses System zu erhalten. Eliminierung aller Widerstände inklusive.

 

Dienstag
05
Februar 2019

Bürgermeister-Aussendung.

 

Oh, ein Brief vom Bürgermeister! Das Schreiben vom 10. Jänner 2019 wirkt persönlich und wurde als Massenaussendung an die Haushalte von Wr. Neustadt versendet. Wie bei Massenaussendungen üblich, wandte sich der Bürgermeister Schneeberger mit einem pauschalisierten Text an die Bürger, die eine Werbebotschaft für die Landesausstellung 2019 beinhaltete. Diese Veranstaltung ist zwar nicht unbedingt sein Verdienst, doch hat er natürlich Interesse, dass er die Landesausstellung als erfolgreich verbuchen kann. Erfolg misst sich in seinen Kreisen in Zahlen: Zahlen für Besucheraufkommen, für Umsatz und für Einnahmen.

„Mein größter Wunsch als Bürgermeister ist es, dass nicht nur zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus nah und fern nach Wiener Neustadt kommen, sondern vor allem, dass die Wiener Neustädterinnen und Wiener Neustädter ein Teil davon sind“, lässt Schneeberger in dem Schreiben verlautbaren.

Ein Teil davon wird die Neustädter Bevölkerung allerdings nie sein, denn sie ist nicht involviert. Teilhaben soll sie allerdings schon – als zahlende Besucher. Dafür wird etwas angeboten, was ansonsten nicht unbedingt beworben wird: Grundbildung. Denn die Landesausstellungen wenden sich grundsätzlich an ein Massenpublikum, weswegen der Anspruch eher etwas niedrig gestaltet wird.

„Es gibt kaum eine bessere Gelegenheit, um sich intensiv mit der eindrucksvollen Geschichte unserer Stadt auseinanderzusetzen“, glaubt Schneeberger nicht desto trotz, „und zu erkennen, welche Stärke und welchen Stolz diese Stadt immer hatte.“

Für Schneeberger steht offenbar das Ergebnis der Auseinandersetzung bereits vorher fest. Das lässt uns an eine von ihm getätigte „intensive“ Auseinandersetzung erheblich zweifeln. Das Provinzstädtchen Neustadt hatte bestenfalls im späten Mittelalter eine Rolle gespielt, vor allem als Residenzstadt Friedrich III., und im 20. Jahrhundert als Industriestadt für Flugzeuge, Fahrzeuge und vor allem für Kriegsgerät und Munition.

Der Bürgermeister konnte aber nur Entwicklungen im Bereich der Wissenschaft und Forschung nennen, was sich zweifellos besser verkaufen lässt als Krieg und Vernichtung. Einen kulturellen, gar geistreichen Anspruch sucht man ohnehin vergebens. Das reicht für Schneeberger bereits, um daraus eine angebliche „Erfolgsgeschichte“ zu konstruieren. Der an mehreren anderen Enden fortgesetzte und auch sichtbare Niedergang von Wiener Neustadt wurde nicht thematisiert.

Ein Freund merkte einmal an, dass das einzige, was ist in dieser Stadt von Kontinuität sei, deren systematische Zerstörung durch die jeweiligen Stadtregierungen. Dazu habe es die Kriegsereignisse 1943-1945 gar nicht bedurft, auch wenn sie gleichwohl zu späteren Zeiten als Vorwand gedient hätten.

Er hat nicht unrecht, denn mittlerweile ist sogar der triste Ostblock-Charme verschwunden.

Die zukünftige Landesausstellung, für deren Inhalt die Stadt nicht verantwortlich ist, soll logischerweise in den Fokus gerückt werden, um ja nicht auf andere Anliegen aufmerksam zu werden. Die Veranstaltung soll laut dem Bürgermeister erstaunlicherweise als Basis dienen, was mit Blick auf Pöggstall Schlimmes erahnen lässt. Immerhin soll sie Schwung geben, so seine Hoffnung. Wofür auch immer. Seine uninspirierten PR-Berater scheinen selbst am Ende ihrer Phrasen gewesen zu sein.

„Damit das gelingt, braucht es viele Wiener Neustädterinnen und Wiener Neustädter, die sich engagieren“, meinte der Bürgermeister. Ehrenamtlich natürlich, ganz im Gegensatz zu ihm und seinem überbezahlten Klüngel. „Daher bitte ich Sie, nicht nur in Wiener Neustadt zu wohnen, sondern hier auch zu leben…“, umschrieb er sein Ansuchen, unser sauer verdientes Geld vor Ort zu verprassen, ohne benennen zu können, was es im Gegenzug zu erwerben gibt. Wir fahren mittlerweile lieber nach Baden oder importieren aus Deutschland.

„…sich mit der Stadt zu identifizieren, sich einzubringen und mitzuhelfen, unsere Stadt weiterzuentwickeln“, so der Bürgermeister weiter.

Ehrlich, wir haben uns über das Geschwätz amüsiert, steht doch die Regierung Schneeberger für Rückschritt und Reaktionäres.

„In unserer Stadt ist in diesem Jahr vieles in Bewegung, deshalb haben wir das Jahr 2019 auch zum „Jahr der Bewegung“ ausgerufen. Seien Sie ein Teil davon! Ich freue mich auf Sie!“

Auf uns freute er sich bisher allerdings nicht.

Der beigelegte Werbe-Folder „2019 – Jahr der Bewegung“ warb unter anderem mit dem super-hässlichen Hotelbau am Stadtpark, einem Phantasiebild von dem zukünftigen und vollkommen verunstalteten wie verdichteten Areal bei der Karmeliter-Kirche sowie der Revitalisierung der Kasematten, welche fälschlicherweise als „europaweit einzigartige Befestigungsanlage“ gepriesen wird, die trotz der Errichtung im 16. Jahrhundert gar ins 12. Jahrhundert zurückreichen würde.

Auf der Rückseite des Folders wird schließlich noch darum gebettelt, doch bitte in der zunehmend verödeten Innenstadt einkaufen zu gehen. Von „grenzenloser Vielfalt“ ist hier die Rede.

Wir entdecken vor allem Einfalt.

 

Donnerstag
24
Januar 2019

Die Musik-Video-Ecke 60.

Auch eine halbe Ewigkeit her: „Short term effect“ von THE CURE aus dem Jahre 1982.

 

 

Live 1982:

 

 

Und live 2002:

 

 

 

 

Montag
21
Januar 2019

Straßburg 2018. Teil 5.

 

Der Tod des als Verdächtigen deklarierten Mannes kam auch medial dem Abschluss eines Falles gleich, nachdem seine Täterschaft bereits zuvor in der öffentlichen Wahrnehmung festgestanden hatte. Das hatte durchaus etwas Praktisches an sich, da hier der Tod eine gerichtliche Beweisführung entbehrlich machte.

Der Rest war Geplänkel. Eine Reihe von Verhaftungen wurden noch getätigt, darunter die Familie des Chérif Chekatt, und als Polizeiarbeit medial dargestellt. Danach wurden die Verhafteten wieder entlassen, weil es keine Hinweise für eine Komplizenschaft zu entdecken gab.

Eine Wikipediaseite wurde wie in früheren Fällen zügig hergestellt, welche mit Fehlinformationen und Auslassungen eine Aufklärung des Falles suggerieren sollte, zu der es aber nicht gekommen war. Das gemeine Volk sollte sich wie gewohnt schnell und falsch „informieren“ können – zumeist anhand von Medienmeldungen, was allein nicht von Seriösität zeugt.

An der Fragwürdigkeit dieses Falles ändert sich freilich nichts. Weder waren Hintergründe ermittelt noch der Beweis erbracht, dass es sich bei den drei Personen – in der Altstadt, im Taxi (nur unter der Voraussetzung, der Taxifahrer existiert als echter Taxifahrer real) sowie als Leiche in Neudorf um ein und dieselbe Identität handelte. Wo sich der erschossene Chekatt in den vorherigen 48 Stunden aufgehalten hatte, wurde bislang nicht ermittelt. Ungeklärt auch die Frage, warum sich dieser Mann in „seinem“ Viertel“ bewegt und sich dort auch noch auf die Straße begeben haben soll, wo dort Massen an Polizei nach ihm suchten. Von der Befundung einer Spurensicherung lag ebenfalls nichts vor.

Auf diese Fragen gab es keine Antwort, was nicht wirklich überraschte. Überraschend war dagegen etwas, was wir als eine andere Antwort empfanden. Es wurde nämlich am 22. Dezember ein angebliches „Beweisstück“ nachgereicht, welches an Lächerlichkeit kaum zu überbieten war, dafür aber etwas über die Not der frz. Polizei/des Geheimdienstes vermittelte. Dieser „Fund“ wurde über „Justizkreise“ ganz inoffiziell gestreut, aber begierig von dem Medien aufgegriffen. Daraus wurde dann eine Realität geformt.

Da ein Handy/PC/Notebook bei den Ermittlungen keine Rolle gespielt hatte, was auf einen Nichtbefund hindeutete, wollen die frz. Sicherheitsbehörden nun einen USB-Stick gefunden haben. Für diesen Fund hatten sie zweifellos Zeit genug gehabt, um ihn „jetzt schon“, nach 9 Tagen, zu „finden“. Angeblich in der leeren Wohnung von Chekatt.

Auf diesem Ding, dessen Eigentümer oder Hersteller jedermann sein konnte, wollen die Beamten eine Botschaft von Chekatt gefunden haben, in welcher sich dieser in einem Video als Anhänger des „IS“ samt „Treueschwur“ geoutet haben soll.

Neu sind diese „Funde“ von Selbstbezichtigungen nicht, jedenfalls nicht in Frankreich. Aber selbst wenn dem so wäre, beweist es nichts über Handlungen der Person und auch nichts über ein Geschehen. Juristisch gesehen kann dies als Beweis für eine Tat nicht herangezogen werden. (Allenfalls als ein Indiz im Kontext weiterer Indizien-/Beweislage). Dafür ließ sich öffentlich eine Meinung untermauern, was ganz offensichtlich auch das Ziel war. Sollte Chekatt Kenntnis von dem Video (wann, von wem, wo und womit hergestellt?) besessen haben, scheint es ihm peinlich gewesen zu sein, denn er hatte damit offenkundig nichts anfangen können.

Letztendlich ist aber auch dies nicht wichtig, weil die wesentliche Lüge eine andere war: der „IS“ als eine Terroristenfraktion, welche gegen den vermeintlichen „Wertewesten“ kämpft. Was zwar real nicht wirklich zu bemerken ist, denn am Boden schlagen sich diese mit Arabern und Kurden herum, sich aber in „Terroranschlägen“ im Westen äußern soll.

Das ist falsch. Bei dem „IS“ handelt es sich um eine durch die USA, Türkei und Saudi-Arabien gestützte Al-Kaida-Fraktion, deren Söldner die Ziele der Hegemonialmächte gegen jene gewaltsam durchsetzen sollen, die sich eben diesen Mächten zu widersetzen versuchen. Zu diesen Mächten gehört nicht zufällig Frankreich, welche mehr oder weniger offen Al-Kaida-Fraktionen wie die ehemalige Nusra-Front in West-Syrien unterstützten oder jene Al-Kaida-Fraktion im Osten, „IS“, aus der Luft bewachen oder bestenfalls mit Bomben drumherum medialen Lärm verursachen.

Ein Bekenntnis dem „IS“ gegenüber als frz. Staatsbürger bedeutet nichts anderes als eine Selbstdeklaration als Mitarbeiter des französischen Auslands- oder Militärgeheimdienstes.

Somit haben wir es hier mit einem echten Geständnis zu tun, allerdings seitens der frz. Dienste, bei denen es sich angeblich um Sicherheitsdienste handeln soll.

 

Donnerstag
03
Januar 2019

Straßburg 2018. Teil 4.

 

Am 13. Dezember 2018 wurde in Frankreich eifrig mit einem Großaufgebot an Polizei nach einer Person mit dem Namen Chérif Shekatt gefahndet. In Straßburg konzentrierte sich diese aus bereits genannten Gründen auf das Viertel Neudorf südlich der Altstadt.

In Deutschland versuchte derweil der notorische Berufslügner Christoph Sydow vom SPIEGEL die Legende vom „Islamischen Staat“ aufrechtzuerhalten, als würde es sich bei ihm um deren Medienvertreter handeln. Die BILD-Zeitung redete etwas davon, dass während der gescheiterten Festnahme am 11. Dezember Chekatt mit seinen Komplizen doch in seiner Wohnung gewesen sei, im Gegensatz zu seinen Komplizen aber habe entkommen können. Eine Bestätigung erfolgte aus einer zweiten Quelle nicht, was allerdings auch nichts zu bedeuten hatte.

Schließlich eine Neuigkeit. Chérif Chekatt sei unmittelbar vor dem Anschlag von Deutschland aus angerufen worden, habe das Gespräch aber nicht angenommen, so BILD und RBB mit Hinweis auf „Sicherheitskreise“. Die Presse stellte laut die falschen Fragen: wer könnte das gewesen sein und warum? Diese Fragen wären gegenüber den Sicherheitsbehörden zu stellen gewesen, denn diese müssen es wissen.

Die Überwachung des Telefones von Chekatt scheint als einer der wenigen Bestandteile einer Geschichte glaubwürdig zu sein. Vorausgesetzt, Chekatt war dumm genug, immer den gleichen Anschluß zu verwenden.

Schließlich stand der Mann auf der Liste der „Gefährder“ und wurde zumindest zeitweise auch offiziell überwacht. Die richtigen Fragen wurden nicht gestellt: erfolgten Versuche einer Telefonortung, wie dicht war die Überwachung seiner Person durch Polizei und Geheimdienst, wer war dafür verantwortlich und letztlich, inwieweit existierte eine Verquickung der Dienste mit Chekatt? Eine Quelle aus dem Innenministerium (Staatssekretär) habe jedenfalls gesagt, dass Chekatt aktiv überwacht worden sei. Das allein gab kein gutes Bild ab.

Das Drama wurde nicht lange hinausgezögert und bekam noch am Abend des 13. Dezembers ein kleines standesgemäßes Finale ohne irgendeine Überraschung. Der von den Behörden als wenig mutmaßlich genannte Verdächtige wurde von Polizeikugeln als total „neutralisiert“ gemeldet. Total tot.

In der Rue du Lazaret“ im Stadtteil Neudorf soll dies zwischen 21.00 und 21.30 Uhr geschehen sein. Drei Beamte der Sondereinheit BST, die zuerst mit einem Fahrzeug an dem wie ziellos herumschlenderten Verdächtigen vorbeigefahren sein sollen, hätten Chekatt für eine Kontrolle angesprochen, woraufin dieser versucht haben soll, in das Gebäude mit der Hausnummer 74 zu flüchten. Als ihm dies nicht gelungen sei, habe er auf die Polizisten geschossen, welche daraufhin zurückgeschossen hätten.

Nach einer anderen späteren Version sei Chekatt den Beamten aufgefallen, weil dieser versucht hätte, hektisch in ein (offensichtlich versperrtes) Haus zu gelangen, woraufhin sie den Mann angesprochen hätten. Der Mann habe sich umgedreht und sofort geschossen.

Wir wissen nicht, wie sich die Geschichte in der Rue du Lazaret tatsächlich zugetragen hat. Wir wissen auch nicht, was Chérif Shekatt dort (noch) zu tun gehabt haben und wo er sich vorher befunden haben soll. Erstaunlicherweise ist diese Feststellung bislang nicht gemeldet worden, obwohl sie von zentraler Bedeutung ist.

Die Beamten der Sondereinheit hatten jedenfalls ganze Arbeit geleistet. Laut ihrer Darstellung in legetimer Notwehr hätten sie laut französischen und schweizerischen Medienberichten ganze 14 Mal auf Chekatt geschossen. Das wirkt ein wenig panisch, aber verständlich bei Todesangst, doch kann es auch anders interpretiert werden.

 

Chekatt tot im Hauseingang 1

Das Bildmaterial von dem Ergebnis des Schießens lässt eine Notwehrsituation seitens der Polizei nicht wirklich erkennen. Die Füße von Chekatt befinden sich ganz dicht an der Tür im Hauseingang und markieren seinen letzten sprichwörtlichen Standort. Die Lage der Leiche, im obigen Screenshot hübsch angeleuchtet, erweckt eher den Eindruck, als hätten die Polizisten dem Mann in den Rücken geschossen, woraufhin dieser nach hinten umgefallen war.

Allerdings ist in diesem Fall die Lage des linken Armes mit der Hand auf der Brust kaum vorstellbar, so dass es wahrscheinlich ist, dass der Körper zuvor wenigstens zur Hälfte gewendet worden war, und zwar über die linke Körperachse. Spuren von einem Versuch, hier noch erste Hilfe zu leisten, fehlen.

 

Chekatt - Haustür 1

Die Beschuss-Schäden am Hauseingang lassen einige Rückschlüsse zu. Es fällt auf, dass die Seitenwände keinerlei Spuren einer Schusswirkung aufweisen, weder links noch rechts.

 Chekatt - Hauseingang 2

Chekatt - Hauseingang 3

Das bedeutet, dass die BST-Beamten, welche geschossen hatten, sich direkt vor dem Hauseingang befunden haben müssen. (Hinter einem Fahrzeug oder nicht, das sei dahingestellt).

An der Haustür haben wir elf Defekte durch Geschosse feststellen können, einen weiteren Defekt sehen wir als unklar an.

Hierbei fällt auf, dass diese durch Schusswirkung verursachten Beschädigungen einen Bereich zwischen ungefährer Schulterhöhe und den Füßen umfassen. Drei dieser befinden sich in Höhe der Füße. (Wo sich auch der unklare Defekt befindet).

 

Chekatt - Haustür 4

Drei Schussdefekte finden sich im Bereich der Beine/Oberschenkel und weitere drei in Höhe von Hüfte/Bauch.

 

Chekatt - Haustür 5

Zwei Geschosse hatten die Tür in etwa Brüsthöhe getroffen, wovon eines den Metallrahmen glatt durchschlagen hatte.

 

Chekatt - Haustür 6

Chekatt - Haustür 7

In Kopfhöhe ist keine Beschädigung an der Tür zu bemerken. Dafür ist mit bloßem Auge festzustellen, dass die Schützen zwei unterschiedliche Waffen verwendet hatten.

 

Chekatt - Haustür 8

Chekatt - Haustür 9

Auf dem Screenshot links das Einschussloch eines kleineren Projektils, welches auf die Verwendung des NATO-Kalibers hinweist und möglicherweise aus einer MP stammt, rechts das größere Einschussloch, welches sich auf 9mm-Pistolenmunition deuten ließe. (Was hier mangels Möglichkeit der genauen Messung nur auf den optischen Eindruck geschlossen werden kann).

#Chekatt - Haustür 1

Zusammenfassend kann vorläufig bemerkt werden, dass sich die als Chérif Chekatt bezeichnete Person ganz dicht an der Tür und beim Türknauf befunden haben muss, als er von den Polizeikugeln getroffen worden war. Mindestens zwei Schützen hatten mit unterschiedlichen Waffen auf den Mann gefeuert, wovon einer unter Umständen nur die Beine anvisiert hatte. Der Pistolenschütze dagegen hatte auf den Rumpf des Mannes gezielt.

Ein schnell in den Umlauf gebrachtes Foto von der Leiche zeigte diese mit verpixeltem Gesicht. Die Spurensicherung hatte offensichtlich ihre Arbeit noch nicht aufgenommen. Oberhalb des Kopfes liegt ein alter Revolver auf dem Pflaster, welcher bereits als ein Ordonanzrevolver aus dem 19. Jahrhundert identifiziert wurde. Diese Waffe ist übrigens nicht für ein schnelles Abfeuern geeignet und besitzt eine lange Ladezeit, wenn der Besitzer ungeübt ist und über keine Ladetrommel verfügt.

 

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Blutspuren sind auf dem Bild minderer Qualität nicht zu sehen, was aber nichts bedeutet, da die Winterkleidung vorerst über das Volumen verfügt, die Flüssigkeit aufzunehmen. Die Kapuze der Winterjacke ist immer noch über den Kopf gezogen. Diese ist im vorderen Bereich stark mit Fell ausgefüttert, was eine Ahnung von der Schwierigkeit geben sollte, aus einer gewissen Distanz eine Identifizierung vornehmen zu können.

Das selbe Foto mit einem unverpixelten Gesicht zeigt nach den vorherigen Eindrücken eine Situation, die verstört.

 

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Obwohl an der Haustür nichts darauf hinweist, dass diesem Mann in den Kopf geschossen worden war (d.h. auf Spuren eines „Fehlschusses“, Durchschusses), weist die Leiche eindeutig Kopfverletzungen auf. Einmal auf der linken Schläfe, die aufgrund der Größe eine Austrittswunde vermuten lässt, und einmal auf der rechten oberen Stirn, wo das Blut entgegen der auf dem Bild ersichtlichen Lage und auch der mutmaßlichen vorherigen Lage von oben nach unten in Richtung Nasenbein abgeflossen war.

Unserer Wahrnehmung nach wurde diesem Mann von der Seite in den Kopf geschossen, ob dies quasi vorsätzlich und aus nächster Nähe geschehen sein könnte, kann nur durch die Ballistiker geklärt werden. Das die auf dem Bild abgebildete Person an der Tür nicht sofort umgefallen, sondern noch während der auf ihn gerichteten Schüsse zusammengesackt war, kann nicht ausgeschlossen werden. Eindeutig ist, dass für zumindest einem der Polizeischützen der Gedanke, den Verdächtigen lebend zu „neutralisieren“, nicht im Vordergrund gestanden haben kann.

Letztlich kann nur eine neutrale Befundung der Spurensicherung vor Ort genauere Aufschlüsse erlauben.

Donnerstag
27
Dezember 2018